Elektrostatische Abhörmonitore?

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stefle
Stammgast
#1 erstellt: 03. Aug 2005, 18:30
Ich frage mich seit einiger Zeit, warum es keine professionellen Abhörmonitore gibt, die nach dem elektrostatischen Prinzip funktionieren. Eigentlich wäre dieses Prinzip doch gerade für das Nahfeld geeignet, da hier geringere Anforderungen an den Baß gestellt werden. Wenn ich es richtig sehe, gibt es hier auch keine Hybrid-Elektrostaten.

Weiß jemand, warum das so ist?
<Christoph>
Hat sich gelöscht
#2 erstellt: 03. Aug 2005, 22:12
Adam setzt Bändchen Hoch- und Mitteltöner ein.
Ansonsten wird das schlicht daran liegen, dass dieses Prinzip keine Vorteile gegenüber "konservativen" Konstruktionen aufweist, bzw. dass mögliche Vorteile lange nicht die großen Nachteile aufwiegen.
martin
Hat sich gelöscht
#3 erstellt: 04. Aug 2005, 09:06
Quad ESL wurde wohl früher in Tonstudios häufiger eingesetzt.
Ich kann mir vorstellen, dass allein schon aus praktischen Gründen solche LS kaum mehr eingesetzt werden und deshalb auch nicht als Nahfelder in Betracht kommen. Was Aufstellung und nötige Bedämfung des Studios betrifft, sind dynamische Systeme einfach flexibler zu handhaben. Auch die Reparatur dyn. Systeme dürfte sich einfacher darstellen.
AH.
Inventar
#4 erstellt: 04. Aug 2005, 15:15
Hallo,

der Quad ESL 63 wurde bisweilen als Abhöre verwendet. Er ist ein Beispiel für einen durchkonstruierten, nicht aber unbedingt perfekten Schallwandler.
Man kann das leider nur von wenigen Flächenstrahlern behaupten, oft sind sie so wenig sinnvoll konstuiert, daß sich ein Einsatz als Abhöre von selbst verbietet. Siehe dazu auch G. Nubert:


Wenn man "Neutralität" sucht, ist ein guter Lautsprecher mit dynamischen Chassis sicher überlegen; - auch in der Impuls-Präzision, obwohl viele Leute gerade da meinen, Vorteile bei Elektrostaten zu erkennen.

Entgegen der "landläufigen" Meinung hat das Membrangewicht zunächst nichts mit der Impulspräzision zu tun, - sondern mit dem Wirkungsgrad. Viele Leute meinen, eine leichte Membran könne den unterschiedlichen elektrischen Signalen "leichter folgen". Natürlich ist bei geringerem Membrangewicht die "Anstiegsgeschwindigkeit" (z.B. bei einem Step-Signal) höher; - man muss aber berücksichtigen, dass dann auch die Amplitude des Gesamt-Signals höher wird! - Somit bringt das Ganze (bei gleicher Antriebskraft) also "nur" Wirkungsgrad-Vorteile, aber kein "besseres" Ein- oder Ausschwingen! - Tendenziell sind die Masse / Präzisions-Verhältnisse sogar umgekehrt! Leichtere Membranen haben meist größere Probleme mit Partial-Schwingungen und sind deshalb bei der Impuls-Präzision eher im Nachteil.
Ein gut gemachter Lautsprecher mit dynamischen Systemen ist in der Impulsverarbeitung nahezu perfekt, wenn seine Signal-Durchlaufverzögerung (group delay) mit den FIR-Filtern eines Digitalen Signal-Prozesor (DSP) linearisiert wird. Das kann ein Flächenstrahler nicht so gut, weil die Schwingungsverhältnisse auf der großflächigen Membran nicht so exakt definiert sind und die "speziellen" Abstrahl-Eigenschaften für jeden "mikroskopisch kleinen" Punkt im Raum unterschiedliche Verhältnisse erzeugen.

Es liegt nicht nur an der höheren Dynamik, dass praktisch alle Studio-Monitore mit dynamischen Chassis ausgerüstet sind. Bei Studio-Monitoren sucht man Präzision und Neutralität; - nicht so sehr "ein Klangerlebnis" oder "Faszination".

Aber in diesen beiden Punkten sind die besten Flächenstrahler schon beeindruckend.


Quelle:

http://www.nubert-fo...E4chenstrahler#72433

Noch eine Nachbemerkung von mir: Bezüglich der Richtcharakteristik sind Elektrostaten für Heimtonanlagen durchaus attraktiv, da der Hörraum zumeist völlig unzureichend bedämpft ist. Stark bündelnden Flächenstrahler können den Raum ganz gut "ausblenden", jedoch leider meist um den Preis einer nicht frequenzneutralen Richtwirkung, die zu Klangverfärbungen führt.

Gruß

Andreas


[Beitrag von AH. am 04. Aug 2005, 15:28 bearbeitet]
geniesser_1
Hat sich gelöscht
#5 erstellt: 08. Aug 2005, 12:58
@ stefle

Elektrostaten werden, als Abhoermonitore eingesetzt.....

in Form von "Earspeakern" ( = Kopfhoerer)

Hier fallen die Nachteile (AH schilderte sie diese ja bereits) voellig weg und es gibt durchaus excellente Kopfhoerer, bspw. von Stax.

Wenn man diese (im vergleich zu anderen KH) bereits relativ, aber nicht absolut linearen Frequenzgaenge mittels Equalizer linealisiert und bspw. einen AKG Prozessor Hearo 999 anschliesst; so kann man nach einigen Minuten der Einstellung mittels dieser Kombination eine nahezu perfekte Stereo-Lautsprecher-Simulation OHNE IM-KOPF-LOKALISATION erhalten.

Man hat dann die Illusion einer Lautsprecher-Hoersitzung ohne die zumeist unguenstigen raeumlichen Einfluesse - so wie mit dem alten, nicht mehr erhaeltlichen BAP-1000.

Der Hearo 999 ist der digitale Nachfolger des BAP-1000, allerdings ohne individuelle Kalibriermoeglichkeit der HRTF.

Als zusaetzliche - fuer Home-Cineasten interessante - Option kann das geraet auch noch Dolby-Surround-Signale Umrechnen und man hoert genauso (vermutlich eher besser! ) 5-Kanal-Surround wie mit aufwendigen 5-Kanal-Anlagen.

Guckst Du hier:

http://www.akg.com/p...48,_language,DE.html

weitere Erlaeuterungen zur HRTF und raeumlichem Hoeren in diversen, ausfuehrlichen Schilderungen von AH in anderen Threads.

Gruss
geniesser_1


[Beitrag von geniesser_1 am 08. Aug 2005, 13:01 bearbeitet]
martin
Hat sich gelöscht
#6 erstellt: 08. Aug 2005, 13:27
Gibt es historische Gründe für den Einsatz von Elektrostaten im Studiobereich?

Der gute Mitteltonbereich bzw. der Stimmbereich wurde von den Freunden der Quad ESL gern positiv erwähnt.
Nun gab es früher ja häufiger Studioabhören, die mittels Hörnern diesen Bereich wiedergaben. Ich kann mir vorstellen, dass ggü. den Hörnern mit ihren typ. Verfärbungen Stimmen über die Fläche natürlicher klangen.
Nur so'ne Idee...
AH.
Inventar
#7 erstellt: 08. Aug 2005, 14:56
Hallo,

soweit ich mich erinnere, hat der Quad ESL 63 sehr geringe nichtlinere Verzerrungen (zumindest bei mäßigen Pegeln), was für einen "reinen, sauberen" Klangeindruck sorgt.
Zudem dürften Elektrostaten kaum Probleme mit thermischer Dynamikkompression aufweisen.
Was die nichtlinearen Verzerrungen angeht, so waren die meisten dynamischen Systeme dem 1982 erschienen Quad unterlegen. Sein Bündelungsmaß ist übrigens auch okay, mit recht stetigen 8dB mit nur leicht steigender Tendenz sogar SSF-01 konform.

Ich glaube aber, daß rationale Erwägungen wie "Bündelungsmaß", "nichtlineare Verzerrungen" oder "Powercompression" nur teilweise hinter dem Einsatz dieses Gerätes standen. Ein anderer Teil dürfte auf Denkfehler der Art "schnelle, leichte Membran" zurückzuführen sein, wobei die Verknüpfung zwischen Ursache und Klangeindruck falsch erfolgte.
Soweit ich weiß, hat Volker Straus den Quad verwendet, sie stehen wohl auch noch immer in der Tonregie in Detmold, so daß viele Tonmeisterstudenten damit "aufwachsen". Gewohnheit spielt bei der Verwendung dieses Geräts somit wohl auch eine Rolle.

Gruß

Andreas
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