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HiFi Music World 2011 - DIY-Messe

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LineArray
Hat sich gelöscht
#451 erstellt: 14. Dez 2011, 13:31

S-Laute höre ich dann immer vom rechten und linken Hochtöner, wobei die Stimme an sich aber aus der Mitte kommt - irritierend.


Es gibt natürlich mehrere Gründe, warum ein LS
besonders bei Signalen mit starkem Hochtonanteil
nicht immer hinter den (mittig platzierten)
Phantomschallquellen zurücktreten kann und dann selbst
als Schallquelle hörbar (auffällig) wird.

Ein "rauher" Verlauf des Amplitudenfrequenzgangs im
Hochton und Diskontinuitäten in der räumlichen
Abstrahlung tragen u.a. dazu bei.

Der bittere(re) und gewichtigere Teil der Wahrheit aber
ist, daß stereophone Wiedergabe bei höheren Frequenzen
- eigentlich - keine "korrekte" Abbildung mittiger
Phantomschallquellen erlaubt.

(Auch wenn manche HiFi Schreiber alles Mögliche auf
+/- 10cm vor/hinter oder links und rechts z.B. eines
"Flügels" als Bezugspunkt auf einer Gesangsaufnahme
verorten können.)

Solange Signale breitbandig sind und eine Orientierung
an tiefen und mittleren Frequenzen möglich ist, fällt
das nicht weiter auf.

Dieses Paper von Bennett u.a. liefert eine rel.
anschauliche Beschreibung des Sachverhalts in Fig. 5.

http://decoy.iki.fi/...t%20et%20al_1985.pdf

Die "phasenstarre" Übertragung der Signale hilft einem
Lautsprecher bei diesem durch Interferenzeffekte der
stereophonen Wiedergabe bedingten Phänomen überhaupt
nicht. Die absolut phasenkohärente Abstrahlung zweier
gedachter (wenn auch kaum real existierender)
Punktschallquellen ist sogar mit am anfälligsten für
diese Form von Abbildungsfehlern.

Natürlich redet man nicht so gerne über prinzipielle
Schwächen eines Übertragungsformats, denn damit
müssen alle LS in stärkerer oder geringer Ausprägung
zurechtkommen.

Wirklich helfen würde hier nur ein modifizierter
Ansatz zur Wiedergabe von stereophonem Programmaterial ...

Das Gehör wechselt außerdem beim Lokalisieren von
Schallquellen in der Horizontalebene die Strategie
in Abhängigkeit von der Frequenz:

Der reine Phasenunterschied beider Ohrsignale ist beim
Richtungshören in der Horizontalebene aufgrund des
Abstandes beider Ohren von rund 20cm im Khz Bereich
nicht mehr eindeutig als Richtungsinformation auswertbar,
das wäre auch bei zwei Mikrofonen im gleichen Abstand
der Fall.

Das weiß auch die mit der Richtungsbestimmung betraute
neuronale Signalverarbeitung, denn sie ist gewöhnlich
sogar auf die individuelle Kopfform angepasst.

Das Gehör schwenkt daher auf die Auswertung der
kopfbezogenen Übertragungsfunktion HRTF
(Intensitätsunterschiede beider Ohrsignale mit
personenspezifischer Frequenzabhängigkeit)
http://gilmore2.chem.northwestern.edu/images/hrtf.gif
sowie interauraler Laufzeitunterschiede um.

Lediglich merkliche
http://forum2.magnetofon.de/bildupload/goosphase.pdf
Verzerrungen der Gruppenlaufzeit zw. beiden Lautsprechern
sind daher auf Zeitebene auch im Khz Bereich für die
Lokalisation relevant.

U.a. durch die im Bennett Paper genannten Verhältnisse
entsprechen aber auch die als HRTF und Laufzeitunterschiede
auswertbaren Informationen bei stereophoner Wiedergabe
nicht den Verhältnissen in einem natürlichen Schallfeld
(einer echten mittigen Schallquelle), sondern weichen
mit steigender Frequenz (und auch Platzierung des Hörers
außerhalb der Stereomitte, Kopfbewegungen usw.) immer
stärker davon ab und werden "widersprüchlich".

Das kann bei mittigen Phantomschallquellen mit ungünstiger
spektraler Energieverteilung (z.B. hochtonlastig, kein
breitbandiger Rauschanteil ...) zu einer räumlichen
Aufweitung in mehrere "Aliase" bis hin zu einer
Lokalisation (Clustering, "räumlicher Haufenbildung") in
der Nähe beider Lautsprecher führen.

Die Betonung der phasenkohärenten Abstrahlung im
Hochtonbereich ist daher nicht in der Lage, das Problem
zu lösen. Die phasenkohärente Abstrahlung zweier
entfernt stehender Lautsprecher ist vielmehr die Ursache
des Problems mangelnder räumlicher Abbildungstreue der
Stereophonie im Hochtonbereich, weil die durch Interferenz
beider Schallquellen entstehenden Artefakte das für die
Lokalisation von Schallquellen in "natürlichen"
Schallfeldern entwickelte Richtungshören bei hohen
Frequenzen in die Irre führen kann.

Für tiefe bis mittlere Frequenzen funktioniert die
stereophone Summenlokalisation
(beruhend auf "Time-Intensity Trading")
hingegen recht gut, und daran orientiert sich das Gehör bei
"gewöhnlichem" Musikprogramm auch primär


Evt. als Einstieg geeignet:

http://de.wikipedia.org/wiki/Duplex-Theorie


Ansonsten sei das Standardwerk "Räumliches Hören"
von Jens Blauert empfohlen:

http://de.wikipedia.org/wiki/Jens_Blauert


Grüße


Oliver M.


[Beitrag von LineArray am 14. Dez 2011, 17:10 bearbeitet]
HiFi-Selbstbau
Inventar
#452 erstellt: 16. Dez 2011, 12:01
Hi LineArray,

vielen Dank für die Info zum hochfrequenten Richtungshören. Zwar "ernüchternd" aber erschöpfend.

Bräuchten wir dann auch einen Center um das Problem zu umgehen?

Gruß Pico
tiefton
Hat sich gelöscht
#453 erstellt: 16. Dez 2011, 13:27
Wahrscheinlich einen eigene thread dazu...
ingo74
Inventar
#454 erstellt: 16. Dez 2011, 18:30

tiefton schrieb:
Wahrscheinlich einen eigene thread dazu... ;)

gerne
kboe
Inventar
#455 erstellt: 10. Jan 2012, 22:17

LineArray
...Das kann bei mittigen Phantomschallquellen mit ungünstiger
spektraler Energieverteilung (z.B. hochtonlastig, kein
breitbandiger Rauschanteil ...) zu einer räumlichen
Aufweitung in mehrere "Aliase" bis hin zu einer
Lokalisation (Clustering, "räumlicher Haufenbildung") in
der Nähe beider Lautsprecher führen.


WOW ich bin be- und gleichzeitig entgeistert!
das würde/könnte bedeuten, daß der von mir in 2 hörtests so geschmähte Audio-volver offenbar ZU GUT funktioniert hat. der hat möglicherweise auch noch minimalste differenzen zw. den beiden LS so weit ausgebügelt, daß ich das als clustering wahrgenommen habe. bin echt paff....

gruß
kboe
music2u
Ist häufiger hier
#456 erstellt: 11. Jan 2012, 00:03
...bin auch beeindruckt und denke seit ich's gelesen habe darüber nach:

Bedeutet das vlt, dass im kHz Bereich zB ein "Rundumstrahler" zwar nicht den Versuch unternimmt, die richtige Räumlichkeit darzustellen, aber zumindest auch nicht in die Irre führt und sich das Ohr damit an dem Mittelhochton orientieren kann?
2eyes
Inventar
#457 erstellt: 11. Jan 2012, 00:45

music2u schrieb:
...bin auch beeindruckt und denke seit ich's gelesen habe darüber nach:

Nicht doch lieber einen eigenen Thread dazu?
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