Erfahrungsbericht: Eigenbau Dateiserver

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Bumsfallera
Stammgast
#1 erstellt: 19. Jan 2012, 17:15
Da in diesem Forum (aus meiner Sicht) der NAS/Server Selbstbau etwas stiefmütterlich behandelt wird, möchte ich Euch einen kurzen Erfahrungsbericht geben, der durchaus mal eine Alternative zu Synology und Qnap sein kann:

Eigenbau eines NAS/Linux-Fileservers, ohne tiefgreifende Linux Kenntnisse

Warum das ganze: Wie viele von Euch war ich auf der Suche nach einem geeignetem Netzwerkspeicher. Fertiglösungen waren für mich aber entweder technisch unpassend oder zu teuer (und damit auch wieder unpassend). Ausserdem hingen bei mir mittlerweile schon etliche Gerätschaften an der Steckdose, weshalb ich mir dachte: Das muss einfacher gehen! Der hier beschriebene Server ersetzt bei mir mittlerweile ein NAS, sowie den Internet-Router.

Wesentliche Funktionen:
- Dateifreigabe (klar!)
- Backup (intern, wichtige Daten liegen auf zwei Platten)
- Antivirus
- Internet-Router (DHCP, DNS, HTTP Cache Proxy, Firewall)

Hardware:
Mein System läuft noch auf Basis Intel ATOM. Aktuell wäre ein ITX-Mainboard mit einem AMD E350 die erste Wahl. Der Selbstbau geschieht relativ einfach: Mainboard, Arbeitsspeicher, Festplatten, (optional) ein DVD-Laufwerk und (optional bei Routerfunktion) eine zweite Netzwerkkarte in ein Midi-Tower Gehäuse einbauen und fertig. Bei mir laufen zwei Festplatten im System: Eine 1TB-Platte für Daten, sowie eine 250GB-Platte für System und Backup. Die erste Netzwerkkarte ist an einen GBit-Switch angeschlossen und bildet somit die LAN-Schnittstelle, die zweite Netzwerkkarte ist mit dem DSL-Modem verbunden und kümmert sich um den gemeinsamen gesicherten Internetzugang. Aufgrund des geringen Stromverbrauchs läuft mein Server 24x7 durch.

Software:
Zentyal (einfach zu ergoogeln). Zentyal ist eine fertige Betriebssystem-CD basierend auf Ubuntu-Linux, die relativ einfach zu installieren ist und sich anschließend sehr bequem per Webbrowser konfigurieren und administrieren lässt. Zentyal ist OpenSource und mit allen Funktionen (inkl. aktuellem Virenscanner) kostenlos. Meine Meinung: Wer ein Fertig-NAS konfigurieren kann, der schafft auch die Installation und Verwaltung dieses Servers.

Der Ablauf kurz erklärt: ISO-Datei von der Zentyal Homepage laden und auf CD brennen. Von dieser CD booten und den Anweisungen der Installationsroutine folgen. Installation und die spätere Administration sind in Deutsch möglich, die Sprachauswahl ist der erste Schritt bei der Installation. Man kann Zentyal weitgehend automatisch installlieren lassen (Vorsicht: Bei dieser Variante werden die Platten gelöscht), oder im Expertenmodus selbst in die Installation eingreifen. Nach der Installation erfolgt noch eine Grundkonfiguration lokal am Server, ab dann sind Tastatur und Bildschirm nicht mehr notwendig. Bei Bedarf kann (im Expertenmodus) bei der Installation auch ein RAID-System angelegt werden.

Die weitere Verwaltung per Webbrowser gestaltet sich dann auch recht einfach. "Recht einfach" ist wie immer relativ, ein gewisses Maß an Mitdenken und Nachlesen kann natürlich nie schaden. Die Grundfunktionen, wie Dateifreigaben oder Backup einrichten sind aber intuitiv machbar. Zusätzlich gibt es natürlich noch weitere Funktionen (Systemüberwachung, Log-Dateien, Konfiguration der einzelnen Module, etc.), die i.W. auch selbsterklärend sind.

Fazit:
Für vergleichsweise wenig Geld (in meinem Fall ca. €200,-) erhält man so ein Maximum an Funktionalität, die fast endlos erweiterbar ist. Hardwaremässig muss man weder auf aktuelle Technik (SATA3, USB3, eSATA, "richtige" Gbit-LAN Geschwindigkeit, DVD-LW,...) verzichten und softwareseitig stehen einem dank Ubuntu-Linux auch fast alle Türen offen (Downloadmanager, Mediaserver,...). In die Zentyal-Oberfläche sind neben den beschriebenen Funktionen auch noch viele weitere Features eingebunden, die nur durch Haken setzen aktiviert werden können, z.B. Userverwaltung, Quota, Bandbreitenbegrenzung, Contentfilterung, Mailserver, VPN, etc..

Bin zufrieden...
heuchler
Ist häufiger hier
#2 erstellt: 20. Jan 2012, 10:56
Okay... dass sowas geht war mir bewusst und ist nichts neues.
Aber, hast Du ein paar Fakten?
Übertragungsgeschwindigkeit (kleine und große Dateien)? Stromverbrauch?
Wie agierst Du im Fehlerfall?
Was passiert bei einem HDD Ausfall?
Speziell: wenn die Systempartition abraucht und man diese neuinstallieren müsste, wird das "alte" Raid noch erkannt?
Und auch andersrum natürlich.

Wäre interessant

Übrigens: so eine AIO Appliance wurde mal kommerziell angeboten. Hat sich irgendwie nicht durchgesetzt.
Irgendwie auch verständlich.


Vielen Dank und Grüße
Daniel
Bumsfallera
Stammgast
#3 erstellt: 20. Jan 2012, 13:00
Eigentlich bin ich nicht so der "Mess-Freak". Wenn etwas gefühlsmäßig in Ordnung ist, dann ist's für mich OK.

Trotzdem:

Übertragungsgeschwindigkeit: Mit dem Tool iperf habe ich 891Mbit/s gemessen (in beide Richtungen). Mehr geht glaube ich bei Gbit nicht wegen dem Overhead. Das Kopieren einer 4,6GB Datei (DVD-iso) dauert ca. 80 Sek, das wären dann knapp 60MByte/s.

Stromverbrauch: Kann ich wegen Mangel an Messgerät nicht sagen. Ich glaube irgendwo einen Verbrauch von ca. 30W im Betrieb gelesen zu haben. Habe aber keine Ahnung, welche Einschlafmechanisem greifen, wenn der Server nichts zu tun hat (HDD-Spindown, Speedstepping, etc.). Sollte ich tatsächlich mal prüfen...

Fehlerfall: RAID habe ich nicht, und ich(!) bin auch der Meinung, dass das im Privatgebrauch nicht notwendig ist. Wie beschrieben sichere ich die wichtigen Daten täglich von der Daten- auf die Systemplatte. Das reicht mir als Sicherheit. Sollte eine Platte abrauchen (was ich noch nie erlebt habe), dann wird eben eine neue Daten-/Systemplatte eingebaut und ggf. neu installiert (wenn es die Systemplatte trifft). Die Zentyal Konfiguration wird täglich mitgesichert, somit geht das relativ schnell.
heuchler
Ist häufiger hier
#4 erstellt: 20. Jan 2012, 15:49
Hm okay. Das mit der Übertragungsgeschwindigkeit hört sich soweit gut an.
Mir sind in den letzten 12 Monaten zwei Platten "abgeraucht". Vor einer Woche noch der Controller einer externen Platte.

Das war ein Murks die Daten zu retten wenn Dir auf einmal 1,5TB an Daten flöten gehen..
Neue Platte kaufen (bei den jetzigen Preisen natürlich sehr toll), alles kopieren (dauert natürlich auch lange bei defekter Platte) und und und.. also so ein Standard RAID1 (ich bevorzuge da RAID5) macht da schon Sinn wenn man nicht mit einem Schlag viel verlieren möchte.

Wenn ich nur eine Datenplatte habe, dann kaufe ich ein externes Gehäuse mit LAN-Port, kostet 50 Euro. Dafür benötige ich kein NAS/AIO-Appliance.

Ich gehe mal davon aus dass ein gewisser Spiel-und Testdrang ausschlaggebend war
Bumsfallera
Stammgast
#5 erstellt: 20. Jan 2012, 18:21

heuchler schrieb:
Ich gehe mal davon aus dass ein gewisser Spiel-und Testdrang ausschlaggebend war ;)


Spiel-und Testdrang: Vorhanden, ja. Ausschlaggebend, nein.

Ausschlaggebend war der Wunsch nach einem System, das macht was ich will. Und zwar mit technisch und finanziell machbarem Aufwand.

Den Vergleich mit dem 50,- Euro Gehäuse verstehe ich ehrlich gesagt nicht...
DoubleHope
Ist häufiger hier
#6 erstellt: 07. Mrz 2012, 23:27
Hallo,

habe mir auch gerade ein NAS gebaut. Habe dabei ein E350 Board verwendet. System läuft gespiegelt auf zwei alten 160 GB Platten. Zwei 3 TB Platten bilden die Datenvolumes. Wichtige Daten werden von einer auf Datenplatte auf die andere kopiert. Natürlich wäre auch RAID5 gegangen, dafür hätte ich eine weitere 3 GB Platte gebraucht.

Hatte zunächst mit FreeNAS experimentiert, das hatte mich aber nicht überzeugt. Ich bin zwar kein Anfänger, aber Basisfunktionen sollten einfach administrierbar sein. Bin daher auch bei Zentyal gelandet.

Performancedaten

Große Dateien:
79 MB/s schreiben
105 MB/s lesen

Kleine Dateien
62 MB/s schreibend
87 MB/s lesend

Die GB Verbindung wird also gut ausgenutzt. Zur Überwachung der Platten verwende ich die SMART Tools. Gehören zur Ubuntu Distribution. E-Mail Notification bei kritischen Werten ist auch möglich.

Grüße

Michael


[Beitrag von DoubleHope am 07. Mrz 2012, 23:30 bearbeitet]
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