Pro-ject Debut - neues System statt OMB 5E - was passt?

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Totenlicht
Stammgast
#1 erstellt: 17. Okt 2014, 09:01
Servus an alle,



ich bin nicht unbedingt neu im Bereich Vinyl, aber die Technik selbst ist mir immer noch eher ein Rätel.

Wie der Titel sagt möchte ich bei meinem treuen Pro-ject Debut das verbaute Standardsystem OMB 5E gegen etwas Besseres tauschen, am liebsten gegen ein 2M Blue oder Bronze (jeweils Probe gehört mit einem etwas höherwertigen Plattenspieler, subjektiv etwas besserer Tiefgang und weniger Verzerrungen, Unterschied zwischen den beiden besseren Systemen für mich allerdings marginal)

Meine Fragen:

1. Macht das Sinn? Oder doch lieber besserer Player UND besseres System?
2. Falls es Sinn macht - geht das überhaupt mechanisch und ohne größeren Aufwand?
3. Ist eine Justage des Systems plus Tonarm nötig?
4. Hat jemand Zugriff auf Material das einen solchen Umbau für einen Anfänger anschaulich erklärt?


Vielen Dank!
Vinuel
Hat sich gelöscht
#2 erstellt: 17. Okt 2014, 09:17
1. Es macht Sinn, aber besser wäre ein höherwertiges OM Tonabnehmer. Der Tonarm ist eher auf der leichten Seite, mit mehr Compliance erzielt man bessere Ergebnisse.

1.1. Am besten auch Plattenspieler updaten, aber das ist eine Geldfrage.

2. Es geht mechanisch, mit dem dafür üblichen Aufwand. Halbzollbefestigung ist da, also geht im Prinzip alles.

3. Auf jeden Fall, das ist immer nötig.

4. Anschlüsse im Headshell sollten farblich kodiert sein oder eine Bezeichnung haben, einfach alles korrekt verbinden (L zu L, R zu R usw.). Suchfunktion nach "Schablone nach Audio" bemühen. Diese druckt man sich 1:1 aus (mit Lineal nachprüfen, sonst ist die Schablone wertlos), klebt das erstmal auf Karton. Dann vorsichtig mit der Schere ausschneiden, dass kein Karton auf den Seiten hervorsteht.

Anleitung ist auf der Schablone schon drauf, aber hier nochmal ausführlicher: Abstand zwischen Tonarmachse und Tellerzentrum messen. Dadurch sieht man, welche Justagepunkte man verwenden muss (die Schablone hat mehrere, sie sind nach vorher gemessenem Abstand sortiert). Tonabnehmer am Headshell anbringen (Schrauben nicht fest ziehen). Tonabnehmer auf entsprechenden Justagepunkt aufsetzen und nachsehen, ob er korrekt steht. Ggf. verdrehen (links - rechts). Mit zweitem Justagepunkt kontrollieren. Ggf. verschieben (vor - zurück). Wiederholen bis beide Justagepunkte perfekt stimmen. Schrauben festziehen. Auflagekraft auf das vom Hersteller angegebene Maximum (besser knapp darunter) einstellen und Antiskating entsprechend einstellen.

Damit man die Schiefstellung des TA besser erkennt, vorne eine Bleistiftmine ankleben, so dass sie im parallel zur Vorderseite des TA hängt.

Edit: hier nochmal die Schablone


[Beitrag von Vinuel am 17. Okt 2014, 09:20 bearbeitet]
Totenlicht
Stammgast
#3 erstellt: 17. Okt 2014, 09:46
Vielen Dank für die ausführliche Antwort!

In einem Punkt bin ich mir unsicher was du meinst:


Vinuel (Beitrag #2) schrieb:
1. Es macht Sinn, aber besser wäre ein höherwertiges OM Tonabnehmer. Der Tonarm ist eher auf der leichten Seite, mit mehr Compliance erzielt man bessere Ergebnisse.


Meinst du, noch höherwertiger als Blue und Bronze?

Und: was heißt "mit mehr Compliance"?


Danke und Grüße!


René
evilknievel
Inventar
#4 erstellt: 17. Okt 2014, 09:54
Hallo,

du kannst den Tonabnehmer mit Nadeln aus der OM Familie upgraden. Das ist die einfachste Lösung.
OM 10, 20, 30, 40. Dabei entspricht pi mal Daumen die 20er Nadel dem 2M blue und die 30er Nadel dem 2M bronze.

Gruß Evil
Vinuel
Hat sich gelöscht
#5 erstellt: 17. Okt 2014, 09:58
Compliance heisst Nadelnachgiebigkeit. Es beschreibt, wie "weich" der Nadelträger aufgehangen ist. Je leichter der Tonarm - umso weicher sollte die Aufhängung sein (mehr Compliance haben).

Wenn Tonabnehmer mit etwas härterer Aufhängung auf zu leichte Arme montiert werden, resultiert das in schlechterer Tieftonwiedergabe, evtl. springt die Nadel auch eher aus der Rille.

In deinem Fall sollte es kaum gravierende Probleme mit dem 2M Blue geben. U.u. klingt es aber nicht so toll, wie am anderen Plattenspieler gehört! Besser würden Tonabnehmer der OM Serie passen, die ansonsten praktisch gleich wie 2M sind. Sehen halt nicht so schön aus und sind weicher aufgehängt. Ich würde mir einfach einen besseren OM Tonabnehmer kaufen, wie OM10 und dazu eine OM30 Nadel.

Ein besserer Plattenspieler wäre m.M.n. angebracht. Ist aber halt eine heikle Frage. Bei Neugeräten gibt es eigentlich nur die DJ-Dreher, welche wie ein SL-1200 aussehen und auch die haben große Schwankungen, wie man so liest. Alles andere ist extrem teuer, oder nicht soo berauschend von der Qualität her (meine Meinung ). Wenn du also mit dem Debut zufrieden bist und er läuft, lass ihn.
Passat
Inventar
#6 erstellt: 17. Okt 2014, 09:59
Das würde ich auch erst einmal machen:
Nadel 5E herausziehen und gegen eine Nadel 20 (die Nadel 10 ist nur marginal besser als die 5E), 30 oder gar 40 tauschen.

Die 2M unterscheiden sich kaum von den OM. Hauptunterschied ist das andere Gehäuse.

Grüße
Roman
akem
Inventar
#7 erstellt: 17. Okt 2014, 10:37
Und wenn man einfach nur die Nadel gegen eine höherwertige austauscht, hat sich das Problem mit der notwendigen Neu-Justage auch erledigt Das ist dann einfach Plug-and-play...

Gruß
Andreas
Totenlicht
Stammgast
#8 erstellt: 17. Okt 2014, 11:29
Hallo an alle,



interessante Informationen die ihr da schreibt, vielen Dank dafür.

Da ergibt sich gleich die nächste Frage: wie tauscht man die Nadel? Einfach ziehen? Pinzette? Spezialwerkzeug? Danke schon mal.

Ich merke schon, da ist viel nachzuholen an Analogkompetenz.

Was einen möglichen Nachfolger des Debut angeht hatte ich an den Folgenden gedacht:

http://www.justhifi.de/Pro-Ject_Debut-Carbon-DC-Esprit-SB_a7761.html

Debut Carbon SB DC für knappe 500, dazu ein 2M Blue, bekomme ich vormontiert für 630 Euro (nicht bei JustHiFi, aber beim Händler vor Ort).

Ist natürlich eine Menge Kohle, die aber bereit wäre zu investieren falls sich das Ganze lohnt. Aber: an sich bin ich mit dem jetzigen System nicht unzufrieden, das einzige Problem sind minimale Verzerrungen und eben der Tieftonbereich.

Danke für eure Auskünfte!

P.S.: Ach ja, was mir eigentlich auch auf die Nerven geht am aktuellen Player ist das Umlegen des Riemens für 33/45 u/min. DAS möchte ich gern elektronisch umschalten können. Auch das ein Grund für einen neuen Dreher.


[Beitrag von Totenlicht am 17. Okt 2014, 11:32 bearbeitet]
Vinuel
Hat sich gelöscht
#9 erstellt: 17. Okt 2014, 11:39
Für 500€ würde ich an deiner Stelle lieber einen generalüberholten gebrauchten kaufen. Z.B. ein Topmodel von Technics. Oder Dual, Thorens, Pioneer, usw. usf., da gab es sehr viele gute Firmen. Da kriegst du viel mehr für dein Geld.

Wenn du neu etwas vergleichbares willst, musst du (so mein Bauchgefühl) ab 1500€ anfangen zu suchen. Eher sogar über 2K€. Clearaudio macht interessante Plattenspieler, dps von bauer audio ist z.B. ein weiteres schönes Gerät. Aber willst du wirklich den Gegenwert eines Gebrauchtwagens in einen Plattenspieler stecken, nur weil du statt eines Gebrauchtgerätes ein neues woltlest? Besser als die Topmodelle von damals sind die modernen Plattenspieler nicht, die Platte ist halt immer dieselbe und besser wird sie nicht!

Oder du behältst den Project, wenn er tatsächlich rund läuft und keine Probleme macht. Würde ich so machen.
Totenlicht
Stammgast
#10 erstellt: 17. Okt 2014, 12:14
Ahoi,


das klingt als würde ich eventuell viel Geld sparen

Was genau macht denn die "alten", generalüberholten besser als die aktuellen 500 Euro Modelle der Pro-ject Fraktion? 1500 bzw. 2000 Euro wollte ich dann tatsächlich nicht ausgeben.

Danke!


René
Vinuel
Hat sich gelöscht
#11 erstellt: 17. Okt 2014, 12:38
Alles. Die Verarbeitungsqualität ist besser. Mitunter gibt es Automatikgeräte! Halb- und Vollautomaten. Das kriegt man heutzutage einfach nie. Gebrauchte haben mitunter DirectDrive Motoren, welche praktisch wartungsfrei laufen, sofern alle Einzelteile im guten Zustand sind. Ein Riementreiber sollte eigentlich je nach Jahreszeit nachjustiert werden, weil die Laufgeschwindigkeit sich ein wenig durch Zimmertemperatur ändert, ein DirectDrive läuft genauer und ohne Riemen der sich dehnen und zusammenziehen kann... Alte Geräte sind oft massiver gebaut und besser von Vibrationen entkoppelt. Die kann man einfach so auf ein normales Möbelstück stellen, moderne Geräte brauchen evtl. ein Wandboard oder einen besonderen Untergrund, sonst werden Vibrationen aus den Möbeln in die Lautsprecher verstärkt, oder Trittschall.

Ich habe einen Technics Sl-1200MK2 und wohne in einem Altbauhaus. Wenn man die Tür aus dem Wohnzimmer in die Küche mit etwas mehr Schwung öffnet, kommt man evtl. an das LP Regal dran. Dieses steht auf dem Boden neben dem Tisch, wo der Plattenspieler läuft, d.h. es stößt den Tisch an, wenn es von der Seite angestoßen wird. Gestern hat meine Freundin genau das gemacht. Regal angestoßen, dieses stieß am Tisch wo der Dreher lief. Es ist überhaupt nichts passiert. Keinerlei Geräusch, kein Springen der Nadel. Ich will mal sehen, wie ein Rega oder was ähnliches in meiner Wohnung mit Holzboden läuft. Wenn ich durch das Zimmer gehe, kann ich hören wie die Glastüren meiner CD-Regale vibrieren Der Plattenspieler läuft sogar dann, wenn man versucht zur Musik zu tanzen
8erberg
Inventar
#12 erstellt: 17. Okt 2014, 12:44
Hallo,

Feinmechanik kriegt man nur durch große Mengen günstig hin.

Und Plattenspieler in hochwertiger Ausführung sind Feinmechanik, nur heute sind die Geräte als Neuware selten - daher besser auf Geräte zurückgreifen, die zu den Hochzeiten der Plattenspielertechnik Ende der 70er/Anf. der 80er gebaut wurden.

Ob Direktgetriebene Söhne Nippons oder aus dem Schwarzwald ist dann eher eine Frage des eigenen Geschmacks.
Peter
Wuhduh
Gesperrt
#13 erstellt: 17. Okt 2014, 12:58
@ totenlicht !

Mit Verwendung der originalen Pro-Ject-Schablone lassen sich einige nette TA justieren, die akustisch Spaß machen. Auch Nagaoka MP-300 als Beispiel.

MfG,
Erik
Totenlicht
Stammgast
#14 erstellt: 18. Okt 2014, 10:33
Danke noch einmal für die vielen Anregungen und Antworten.

Hat jemand noch eine Idee zu einem weißen Veteranen? Ein gutaussehender Vollautomat also der in weißem Klavierlack oder ähnlich verfügbar war? Dann wäre neben den technischen Anforderungen auf noch der WAF bei 100%
hoehne
Inventar
#15 erstellt: 18. Okt 2014, 12:42
Dann vielleicht einen aktuellen 1210 Klon aka Super OEM? Ist zwar manuell, aber dann hast Du Garantie und sehr gute Technik für nicht allzumal Geld. Und Du kannst schnell mal zwischendurch ein anderes System nutzen.
http://www.elevator....228335_Reloop_PP.jpg
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