Akustische verbesserung meines Hörraums (inkl. Messungen)

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Thor_der_Donnergott
Stammgast
#1 erstellt: 17. Feb 2010, 19:45
Hallo,
habe jetzt zum ersten Mal Messungen in meinem Hörraum durchgeführt, mit folgendem Equipment:
Mikrophon: Behringer ECM8000
Soundkarte: Alesis iO|2
Programm: Carma v3.0

Lautsprecher (alles KEF):
Fronts: iQ9
Center: iQ6c
Surrounds: iQ3
kein Subwoofer

Elektronik:
Vorstufe/Stereoverstärker: Arcus Finest Class Amplifier 200
Endstufe: Arcus Finest Class Poweramplifier 200
CD/DVD-Player: Arcus Finest Class CD/DVD 200

Aktuellste Fotos vom Raum gibts hier:
http://www.hifi-foru...8&postID=20889#20889

Und hier die Bilder der Frequenzgänge:
Front links
Center
Front rechts
Surround rechts
Surround links

Und ein Wasserfalldiagramm:
Wasserfall

Vom Wasserfalldiagramm hab ich jetzt mal nur das von Front links, da die anderen ähnlich schlecht aussehen.

Wie auf den Bildern zu erkennen ist, habe ich in der vorderen linken Ecke einen Kantenabsorber mit 50 cm Kantenlänge (hatte ich damals in meinem jugendlichen Leichtsinn einfach gekauft und hingestellt, steht seitdem ohne zu wissen ob er nützt). Hinter dem Tv ist ein Kasten mit 20 cm Schaumstoffabsorber von Aixfoam (Kantenabsorber ist auch von Aixfoam). Zwischen dem Sessel und dem Fernseher liegt ein Flokati und Decke und Boden bestehen aus Echtholz.

Ich habe vor in diesem Jahr einen neuen AVR (liebäugle mit Pioneer SC-LX72) und einen Sub (wohl ein SVS) anzuschaffen. Wann das sein wird weiß ich noch nicht, da ich aufgrund meines Schülerdaseins nicht so schnell an flüssige Mittel komme.

Und jetzt stehe ich Ahnungslos da. Ich würde mal sagen von Akustik habe ich ein gesundes Halbwissen. Ich habe viel darüber im Forum und im Internet gelesen. Aber nie ein Fachbuch oder ähnliches.

Ich würde das Zimmer gerne akustisch aufmöbeln. Aber immer so, dass es noch wohnlich ist. Ich werde auf keinen Fall jeden freien qcm mit Absorbern tapezieren. Auch will ich keine Wände rausreisen um dahinter irgendetwas anzubringen bzw. ist der Raum zu klein und der Bauliche aufwand mir zu groß um die Wände neu zu verkleiden/irgendetwas Flächendeckend davor zu spannen etc. Ihr wisst schon. Ich will zwischendurch keine Rohbaustelle haben müssen.

Ich weiß halt jetzt nicht welche Maßnahmen nötig sind damit sich etwas verbessert und welche überhaupt die Geeigneten sind. Handwerklich bin ich geschickt genug um mir einiges selbst Bauen zu können.

Potenzial sehe ich an dem Kasten hinter dem TV. Den könnte ich durch einen Plattenschwinger ersetzen. Außerdem ist die Decke durch 6 Balken quasi "unterteilt". In den Zwischenräumen könnte man auch gut Absorber anbringen.

Über Hilfe währe ich sehr dankbar.

Gruß
Jochen


[Beitrag von Thor_der_Donnergott am 17. Feb 2010, 19:47 bearbeitet]
Klaus-R.
Inventar
#2 erstellt: 18. Feb 2010, 11:35
Hallo Jochen,


Thor_der_Donnergott schrieb:
Und jetzt stehe ich Ahnungslos da. Ich würde mal sagen von Akustik habe ich ein gesundes Halbwissen. Ich habe viel darüber im Forum und im Internet gelesen. Aber nie ein Fachbuch oder ähnliches.



Das einzige Fachbuch, das meines Erachtens lesenswert ist, ist "Sound reproduction" von Floyd Toole. Ersatzweise empfehle ich meine Literaturliste:

http://www.hifi-foru...um_id=72&thread=2045

Was beim Thema Akustik sehr wesentlich ist, in der Regel aber nicht beachtet wird, ist die Psychoakustik. Solange Messungen nicht mit Wahrnehmung korreliert werden, und das werden sie im allgemeinen nicht, sind Messungen nutzlos. Was stört mich die "schlecht" aussehende Messkurve, wenn ich die darin sichtbaren Abweichungen nicht wahrnehme? Das menschliche Gehör hat einige Mechanismen eingebaut, die einem Messmikrofon unbekannt sind, wie z.B. Kurven gleicher Lautstärke, Klangverfärbungsunterdrückung.

Solange Dir also in Deinem Raum bei Musikwiedergabe, nicht bei Testsignalen, nichts negatives auffällt, besteht meiner Ansicht nach kein Handlungsbedarf.

Klaus
Thor_der_Donnergott
Stammgast
#3 erstellt: 18. Feb 2010, 15:35
Hallo Klaus,
ich danke die für den Tipp und für deine umfangreiche Liste. Was gleich ins Auge sticht, ist, dass das von dir empfohlene Buch und auch die meisten Artikel in englischer Sprache sind. Ich spreche zwar recht gut englisch, aber das Fachvokabular fehlt mir da, und wenn ich in jeder Zeile vier Fachbegriffe nachschlagen muss, verliere ich nach etwa einer Stunde die Lust am lesen. Ich denke da geht es nicht nur mir so.


Klaus-R. schrieb:
Solange Dir also in Deinem Raum bei Musikwiedergabe, nicht bei Testsignalen, nichts negatives auffällt, besteht meiner Ansicht nach kein Handlungsbedarf.

Ich glaube dass in den seltensten Fällen jemandem etwas "negatives" auffällt. Bei den wenigsten werden die Ohren schmerzen nach dem Musikhören oder Filmschauen. Ich kann nur wissen, dass sich etwas schlecht anhört, wenn ich es vorher besser gehört habe. Nun, meinen Raum habe ich noch nicht mit allem Möglichen vollgestopft um zu hören ob es vielleicht besser ginge. Aber im Hörstudio des Händlers, bei dem ich die LS gekauft habe, habe ich es besser gehört. Also weiß ich, dass sich meine Anlage besser anhören könnte, also warum sollte nicht mein Ziel sein, den Raum so gut zu modifizieren bis ich das Beste aus meinen LS raushole?

Gruß
Jochen
buddysk
Stammgast
#4 erstellt: 18. Feb 2010, 16:08
Was ich erstmal testen würde, was einfach und ohne Kosten geht:

1. Sitzposition 0,5m nach vorne ziehen - das sollte im Normalfall schon eine hörbare Verbesserung bringen.

2. Die Surrounds (iQ3) haben durch die Eckaufstellung die starke Überhöhung im Bassbereich. Das Verschließen der BR-Ports würde hier etwas Abhilfe schaffen...ob es eine hörbare Verbesserung bringt kann ich natürlich nicht sagen, aber einen Versuch ist es immerhin wert.


Man könnte ein oder zwei Helmholtzresonator bauen und in die beiden hinteren Ecken stellen um gegen die 40Hz- und 85Hz-Moden (aus Diagramm grob geschätzt) anzugehen.

Problematisch sind vmtl. auch die Reflektionen der nahen Seitenwände und genau dort sind (soweit ich das anhand der Bilder beurteilen kann) die Tür und der Heizkörper, also wohl eher schwierig da etwas anzubringen.
Klaus-R.
Inventar
#5 erstellt: 18. Feb 2010, 16:44

Thor_der_Donnergott schrieb:
Was gleich ins Auge sticht, ist, dass das von dir empfohlene Buch und auch die meisten Artikel in englischer Sprache sind. Ich spreche zwar recht gut englisch, aber das Fachvokabular fehlt mir da, und wenn ich in jeder Zeile vier Fachbegriffe nachschlagen muss, verliere ich nach etwa einer Stunde die Lust am lesen.


Das mit den Fachbegriffen ist so schlimm gar nicht, das Buch ist für Laien geschrieben, die Fachartikel sind etwas schwerer verdaulich, die paar Begriffe, die man wirklich nicht kennt, sind schnell nachgeschlagen.


Aber im Hörstudio des Händlers, bei dem ich die LS gekauft habe, habe ich es besser gehört. Also weiß ich, dass sich meine Anlage besser anhören könnte...


Das klangliche Resultat (diskrete Reflexionen, Bass) hängt ganz wesentlich von der Aufstellung sowohl der LS als auch des Hörstuhls ab. Daher kann man zwei Konfigurationen nur dann vergleichen, wenn die Räume in etwa gleich sind und LS und Hörplatz in etwa an der gleichen Stelle plaziert:

Olive et al. (1994), “The effects of loudspeaker placement on listener preference ratings”, J. of Audio Eng. Soc., S.651
Olive et al. (1995), “The Variability of Loudspeaker Sound Quality Among Four Domestic-Sized Rooms, Audio Eng. Soc. preprint 4092

Bech (1994), “Perception of timbre of reproduced sound in small rooms: influence of room and loudspeaker position”, J. of Audio Eng. Soc., S.999

Toole (2006), “Loudspeakers and rooms for sound reproduction – a scientific review”, J. of the Audio Engineering Society, S.451

Aufstellung von LS und Hörstuhl ist gratis, also einfach mal ausprobieren.

Klaus
Thor_der_Donnergott
Stammgast
#6 erstellt: 19. Feb 2010, 04:12

buddysk schrieb:
Was ich erstmal testen würde, was einfach und ohne Kosten geht:

1. Sitzposition 0,5m nach vorne ziehen - das sollte im Normalfall schon eine hörbare Verbesserung bringen.


Hm, das könnte schwer werden. All zu groß ist mein Raum nicht. Aber ich werde es mal versuchen. Wenigstens ein paar dm sollten drin sein, falls es sich besser anhört.


buddysk schrieb:
2. Die Surrounds (iQ3) haben durch die Eckaufstellung die starke Überhöhung im Bassbereich. Das Verschließen der BR-Ports würde hier etwas Abhilfe schaffen...ob es eine hörbare Verbesserung bringt kann ich natürlich nicht sagen, aber einen Versuch ist es immerhin wert.

Richtig, Schaumstoffpropfen wurden mitgeliefert, werde ich morgen gleich mal austesten wie es sich mit anhört.

buddysk schrieb:

Problematisch sind vmtl. auch die Reflektionen der nahen Seitenwände und genau dort sind (soweit ich das anhand der Bilder beurteilen kann) die Tür und der Heizkörper, also wohl eher schwierig da etwas anzubringen.


Ja, richtig. Auf der einen Seite würde ich die Tür zustellen müssen, auf der anderen Seite den Heizkörper isolieren. Die beste Lösung wären wohl poröse Absorber an Vorhangschienen wie ich es mal bei Poison-Nuke gesehen habe. Noch ist mir das aber zu krass, dann ständig die Vorhänge hin- und herzuschieben. Außerdem wäre dann der linke Vorhang entweder vor dem Heizkörper (Raum wird schlechter beheizt) oder vor dem Fenster.

Ich hoffe, dass ich morgen ausreichend Zeit finde um mit der Aufstellung der LS und meines Sessels experimentieren kann.

Danke schonmal für die Antworten.

Gruß
Jochen
Klaus-R.
Inventar
#7 erstellt: 19. Feb 2010, 11:30

Thor_der_Donnergott schrieb:
Die beste Lösung wären wohl poröse Absorber an Vorhangschienen wie ich es mal bei Poison-Nuke gesehen habe.


Poröse Absorber haben maximale Wirksamkeit im Schnellemaximum der Schallwelle, also bei λ/4 Wandabstand. Um den Präzedenz-Effekt nicht zu stören, sollte das Spektrum der Reflexionen dem Spektrum des Direktschalls entsprechen, Absorber für diskrete Reflexionen sollten daher frequenzunabhängig runter bis ca. 200 Hz wirken, λ/4 wäre also 43 cm.

λ/4:
Waterhouse (1955), “Interference patterns in reverberant sound fields”, J. of Acoust. Soc. of America, vol.27, no.2, S.247

Präzedenz-Effekt:
http://symphony.arch...auertbraasch2005.pdf
http://de.wikipedia.org/wiki/Pr%C3%A4zedenz-Effekt

Absorber:
Olive et al. (1989), “The detection of reflections in typical rooms”, J. of Audio Eng. Soc., Sp.539
Toole (2006), “Loudspeakers and rooms for sound reproduction – a scientific review”, J. of the Audio Engineering Society, S.451

Diskrete Reflexionen:
http://www.casakustik.de/forum/index.php/topic,199.0.html


Klaus
Thor_der_Donnergott
Stammgast
#8 erstellt: 20. Feb 2010, 02:07
So, habe heut mal mit Aufstellung herumprobiert. Buddysk, du hattest recht. Einen halben Meter nach vorne hat es etwas verbessert. Der krasse Ausschlag bis 100 bzw. 200 Hz hat sich etwas normalisiert. Ob ich es langfristig so lassen werde weiß ich noch nicht. Erstmal bleibt es jetzt so stehen.
Auch die LS habe ich wieder etwas angewinkelt.

Würde es nicht auch viel bringen die Nachhallzeit allgemein zu verkürzen? Bis 10.000 Hz dauert es mehr als eine halbe Sekunde bis der Ton ausgeklungen ist.
Woher weiß ich welche Art von Absorber die richtige ist, und wo ich sie aufstellen muss?

Gruß
Jochen
Klaus-R.
Inventar
#9 erstellt: 20. Feb 2010, 10:12

Thor_der_Donnergott schrieb:
Würde es nicht auch viel bringen die Nachhallzeit allgemein zu verkürzen?


Der Einfluss der Nachhallzeit in kleinen Wiedergaberäumen ist nicht erforscht. Das Nachhallfeld hat sowieso nur eine sehr geringe Bedeutung, da das Schallfeld stark gerichtet ist:

Meyer (1954), „Definition and diffusion in rooms“, J. of the Acoustical Society of America, vol. 26, no. 5, S.630

Gover et al. (2004), “Measurements of directional properties of reverberant sound fields in rooms using a spherical microphone array”, J. of Acoust. Soc. of America, vol. 116, no. 4, pt.1, S.2138
http://scitation.aip...vips&gifs=Yes&ref=no


Solange der Raum subjektiv nicht zu hallig ist (z.B. Sprachverständlichkeit), würde ich nichts machen. Wie auch sonst in der Psychoakustik, gibt es auch hier Wahrnehmungsschwellen, nämlich für Änderungen der Nachhallzeit:

Niaounakis et al. (2002), “Perception of reverberation time in small listening rooms”, J. of Audio Eng. Soc., p.343
http://www.aes.org/e-lib/browse.cfm?elib=11080


Bis 10.000 Hz dauert es mehr als eine halbe Sekunde bis der Ton ausgeklungen ist.


Nachhallzeit RT60 ist die Zeit, in der Schallpegel um 60 dB abnimmt. RT60 ist eine Raumgrösse und kann nicht mit normalen, bündelnden Lautsprechern gemessen werden. Es wird zwar überall von "optimaler" RT60 gesprochen, Untersuchungen, auf denen diese Werte basieren, gibt es jedoch nicht. Falls Du meinst, RT60 müsse gesenkt werden, alles was absorbiert, ist geeignet, wo die Absorber stehen, ist egal.

Klaus
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