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was läuft zunehmend schief im Geschäftsfeld HIFI?

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Zaianagl
Inventar
#201 erstellt: 11. Aug 2025, 07:07
Das ist wie mir allem: Man kann nostalgisch bis verklärt an Altem festhalten, man kann sich aber auch die Vorteile aktueller Technik zu Nutze machen...


DJ_Bummbumm (Beitrag #189) schrieb:
Wie ist das folgende Szenario zu beurteilen?

Die physischen Datenträger verlieren Tag für Tag an Bedeutung, trotz aller Lippenbekenntnisse und Nischentrends.
Die eigene Speicherung von Audio-Daten ist der Bevölkerung zu aufwendig und kompliziert. Auch haben viele gar keine Zeit dafür.
Also fällt alles dem Streaming zu.
Dann erlangt ein Streaming-Anbieter ein Monopol und dreht fortan an der Preisschraube, dass die Menschen nur so quieken.
Aber es gibt keine Alternative mehr.

BB



Bisher ist nichts davon zu sehen...
Der Preis für Streaming pro Monat beträgt aktuell roundabout den eines physischen Tonträgers. Bei einer nicht gekauften Platte pro Monat hat sich das also schon "gelohnt".
Und wenn man dann nach Jahren des Streamens dann daran denkt dass man über Jahre oder gar Jahrzehnte zeitweise mehrere TT wöchentlich gekauft hat, wirds einem ganz anders.
Und nun steht der ganze Mist nahezu ungenutzt rum: 1000 Platten und 6000 CDs...
Bis auf ein paar Perlen und wirklich emotional verbundenem Zeugs könnte das auf ein Zentel reduziert werden.
Verkaufen? Kein wirklicher Markt da hauptsächlich Independent Zeugs.
Wegschmeißen? Puh, schon hart dann...

Es gibt diverse Gründe warums im Geschäftsfeld HiFi schief läuft:
Deutlich weniger Bedarf an Hardware um auf ein ansprechendes Ergebnis zu kommen, Aufklärung und Generierung von Wissen durch neue Medien gräbt den Schwurbelbuden den Sand ab, Personal in den Schwurbelläden ignorant gegenüber psychischen Einflüssen oder physikalischen Gesetzen und zudem häufig inkompetent und sehr schnell hilflos...
Primär sinds wohl zwei Dinge die den Markt zerpflügen:
Streaming und entsprechende Hardware, technisch ausgereift, zT sehr kostengünstig mit wenig Aufwand und Platzbedarf,
und ein Zeitalter der Information im Bereich HiFi was auch aufdeckt wie das Geschätsfeld HiFi die letzten Jahrzehnte primär funktionierte...

PS:

Ich war erst vor wenigen Wochen einen Receiver für meine Tochter kaufen: Das ignorant überhebliche Gebahren des Verkäufers verbunden mit nicht vorhandener technischer Kompetenz oder Flexibilität beim Preis war sehr ernüchternd. Ich habe in dem Laden über die Jahre eine deutlich 5stellige Summe liegen lassen, die sehen mich nun nie wieder...


[Beitrag von Zaianagl am 11. Aug 2025, 07:11 bearbeitet]
8erberg
Inventar
#202 erstellt: 11. Aug 2025, 07:11

Yamahaphilist (Beitrag #187) schrieb:
Schöne neue Welt. Smart -Home-Technologie wird dann wohl zukünftig auch die Hi-Fi-Audiosysteme mit Sprachassistenten und drahtlosen Streaming-Plattformen verbinden. Alles unter der Regie eines R2D2. Es lebe das Smart-Home-Ökosystem. :.


Hast Du "Brave new world" gelesen? Hört sich nicht so an... Und von "Öko" redete bisher keiner.

Peter
sohndesmars
Inventar
#203 erstellt: 11. Aug 2025, 08:51

Zaianagl (Beitrag #201) schrieb:
Das ist wie mir allem: Man kann nostalgisch bis verklärt an Altem festhalten, man kann sich aber auch die Vorteile aktueller Technik zu Nutze machen...

[
PS:

Ich war erst vor wenigen Wochen einen Receiver für meine Tochter kaufen: Das ignorant überhebliche Gebahren des Verkäufers verbunden mit nicht vorhandener technischer Kompetenz oder Flexibilität beim Preis war sehr ernüchternd. Ich habe in dem Laden über die Jahre eine deutlich 5stellige Summe liegen lassen, die sehen mich nun nie wieder...


Ich hatte es schon weiter oben angedeutet: wenn man nicht deutlich signalisiert, dass man Kaufabsicht in mindestens vierstelligem Bereich hat, muss man mit Desinteresse und Blödstellen rechnen. Dass HIFI-Ladenpersonal per se inkompetent ist, möchte ich mal besser nicht generalisiert verbreiten. Als Selbstschutz gegen "Beratungsbetrug" (so ein ehemaliger Geschäftsführer eines untergegangenen Geschäftes) sind viele HIFI-Händler vorsichtig mit konkreter Beratung. Und wenn, dann bezüglich Produkten, die so im Internet nicht verfügbar sind. Auch mit ein Grund, warum typische HighEnd-Ladengeräte eher nicht vergleichbar sind und für die Masse unbekannte Namen trägt.
In reinen HIFI-Läden nimmt sich der Berater/Verkäufer gern viel Zeit, um mit wenigen Kunden dank großer Gewinnspanne und hohen Preisen die Kosten für Raum, Ware, Personal und Zwangsabgaben rein zu bekommen.

Die Zeiten des für alle aufmerksam reagierenden Verkäufers, der auch für kleines Geld Ware rüberreicht und dabei nett lächelt, sind lange passé. Das waren die Radio- und Fernsehfachgeschäfte in den Innenstädten. Deren Inhabe liegen schon lange unter der Erde.


[Beitrag von sohndesmars am 11. Aug 2025, 08:53 bearbeitet]
skorpi1211
Stammgast
#204 erstellt: 11. Aug 2025, 09:05

DJ_Bummbumm (Beitrag #197) schrieb:

also > 100000 CDs

BB


Manchmal ist weniger mehr...

Dazu unzählige LD Konzerte, DVD Konzerte und Musik, Pure Audio, Schallplatten....

Also, ich bin bedient und trotzdem kommt ab und wann noch was dazu.
Zaianagl
Inventar
#205 erstellt: 11. Aug 2025, 11:00

sohndesmars (Beitrag #203) schrieb:

Zaianagl (Beitrag #201) schrieb:
Das ist wie mir allem: Man kann nostalgisch bis verklärt an Altem festhalten, man kann sich aber auch die Vorteile aktueller Technik zu Nutze machen...

[
PS:

Ich war erst vor wenigen Wochen einen Receiver für meine Tochter kaufen: Das ignorant überhebliche Gebahren des Verkäufers verbunden mit nicht vorhandener technischer Kompetenz oder Flexibilität beim Preis war sehr ernüchternd. Ich habe in dem Laden über die Jahre eine deutlich 5stellige Summe liegen lassen, die sehen mich nun nie wieder...


Ich hatte es schon weiter oben angedeutet: wenn man nicht deutlich signalisiert, dass man Kaufabsicht in mindestens vierstelligem Bereich hat, muss man mit Desinteresse und Blödstellen rechnen. Dass HIFI-Ladenpersonal per se inkompetent ist, möchte ich mal besser nicht generalisiert verbreiten. Als Selbstschutz gegen "Beratungsbetrug" (so ein ehemaliger Geschäftsführer eines untergegangenen Geschäftes) sind viele HIFI-Händler vorsichtig mit konkreter Beratung.

Es wurde klar signalisiert dass ich Kaufabsicht habe und es lediglich um die Auswahl zwischen zwei sich im Laden befindlichen Geräten geht.
Ich habe den Kollegen gefordert und ihm recht spezifische Frage gestellt um zu sehen was er antwortet. Nur so viel: Kompetenz geht anders.

Und wenn, dann bezüglich Produkten, die so im Internet nicht verfügbar sind. Auch mit ein Grund, warum typische HighEnd-Ladengeräte eher nicht vergleichbar sind und für die Masse unbekannte Namen trägt.
In reinen HIFI-Läden nimmt sich der Berater/Verkäufer gern viel Zeit, um mit wenigen Kunden dank großer Gewinnspanne und hohen Preisen die Kosten für Raum, Ware, Personal und Zwangsabgaben rein zu bekommen.

Das war ein reiner HiFi Laden, die Ausflüchte und Argumente waren völlig lächerlich, Ihm konnte man seine Verbitterung bezüglich "Boxenschieber ohne jegliche Beratung" in jeder Sekunde anmerken. Nun, Beratung hatte ich auch keine, also warum dann nicht beim billigeren Boxenschieber kaufen...?



Die Zeiten des für alle aufmerksam reagierenden Verkäufers, der auch für kleines Geld Ware rüberreicht und dabei nett lächelt, sind lange passé. Das waren die Radio- und Fernsehfachgeschäfte in den Innenstädten. Deren Inhabe liegen schon lange unter der Erde.


Wie gesagt, die Gründe für die Schieflage im Geschäftsfeld HiFi sind recht klar...
8erberg
Inventar
#206 erstellt: 11. Aug 2025, 12:50
Hallo,

mir hatte ein inzwischen aus Altergründen nicht mehr tätiger früher selbständiger Radio-und Fernsehtechnikermeister mit eigenem Laden erzählt das einfach kein Personal zu bekommen ist, geschweige denn dann bereit sind sich in das Thema reinzuknieen um die Kunden auch beraten zu können. Er war immer ein fairer und angenehmer Zeitgenosse, hat selber repariert und verkauft und auch nicht so schnell die Flinte ins Korn geworfen.
Wir hatten das Problem das häufig das Bild am TV zusammenbrach - aber (Vorführeffekt) natürlich nie wenn er gerade mal Zeit hatte.
Da ist er aufs Dach gegangen und hat sich die Schüssel genau angeschaut: eine kleine Delle am Spiegel...
Er sagte mir auch "wenn noch jemand wenigstens halbtags im Laden mitgeholfen hätte hätte ich gerne noch 2-3 Jahre gemacht". Das die Kinder (einer ist wenigstens "jobähnlich" bei einem Hersteller für Kommunikationselektronik gelandet) den Laden nicht übernehmen wollten war ihm klar.

Aber was viele vergessen: Hier im Ort sind die Menschen konservativ und kaufen eher vor Ort bei Leuten die sie kennen - Aufbau und Montage mit drin.
TV wunschgemäß eingestellt - alles was die Doofen und Geilen und erst recht nicht die Kistenschieber aus den Onlineshops anbieten können oder wollen oder beides.

Obwohl viele das verneinen: doch die Kundschaft findet das überwiegend gut. Zumindest hier im westlichen Westfalen wo nur wenig weiter westlich alles Niederlande ist...

Peter


[Beitrag von 8erberg am 11. Aug 2025, 12:52 bearbeitet]
Yamahaphilist
Stammgast
#207 erstellt: 11. Aug 2025, 13:37
Betrachtet man die aktuellen Neuerscheinungen an Streaming Geräten dürften zukünftig Streaming-Alternativen mit verbesserter Klangqualität (Hi-Fi-Streaming in hoher Auflösung FLAC, etc) und die Nutzung von Blockchain-Technologien(Lizenzgebühren nutzbar machen) als potenzielle nächste Entwicklungsschritte kommen sowie die Integration von Musikstreaming in neue Technologien wie virtuelle Realität (VR) und erweiterte Realität (AR): Stichworte : immersive Erlebniswelten und Kollaboratives Musikschaffen:
Es wird erwartet, dass Streaming-Dienste zukünftig verstärkt Plattformen für gemeinsames Musikschaffen und -entdecken bieten, bei denen Nutzer aktiv zusammenarbeiten können.
skorpi1211
Stammgast
#208 erstellt: 11. Aug 2025, 14:22

Obwohl viele das verneinen: doch die Kundschaft findet das überwiegend gut. Zumindest hier im westlichen Westfalen wo nur wenig weiter westlich alles Niederlande ist...

Peter


Das finde ich auch gut.
Leider ist die Mehrheit anders, zumindest gab es eine Zeit, wo "wo finde ich das noch billiger" so ausgeprägt war, dass eben viele sagen.
Dann eben nicht.


Das war ein reiner HiFi Laden, die Ausflüchte und Argumente waren völlig lächerlich, Ihm konnte man seine Verbitterung bezüglich "Boxenschieber ohne jegliche Beratung" in jeder Sekunde anmerken. Nun, Beratung hatte ich auch keine, also warum dann nicht beim billigeren Boxenschieber kaufen...?


Auch schon sehr oft erlebt, nicht nur bei Hifi.
Ich ärgere mich jedes mal, so viel Zeit vergeutet zu haben.
Wenn jemand wie ich, der seit den 80gern sich mit dem Thema Hifi Anlagen und Musik bis hin zu Dolby Atmos hören beschäftig hat, ja klar, da habe ich das gefährliche Halbwissen..
Aber da kommt bei Händlern teilweise humbug und ja sogar wird man nach Strich und Faden angelogen.
Wenn ich früher über Messen gegangen bin, und habe mir Sachen angehört und die Kommentare von den Ausstellern
Und die Besucher nickten brav und kauften... Machen Die sich keine Gedanken?


Betrachtet man die aktuellen Neuerscheinungen an Streaming Geräten dürften zukünftig Streaming-Alternativen mit verbesserter Klangqualität (Hi-Fi-Streaming in hoher Auflösung FLAC, etc)


Also, ich Streame Extern nicht!
Alles was ich daheim höre an Musik liegt bei mir!
Darum die Frage, Braucht es eine verbesserte Klangqualität bei Streaming? Bzw. was ist damit gemeint?
86% beim Streaming ist doch eh nur Gülle, warum in bessere Klangqualität auffrischen?
Sind wir doch einmal ehrlich, 24/96 ist völlig ausreichend bei Stereo. Und das meine ich nicht als Schulnote 4 sondern als: der Rest ist gaga.


immersive Erlebniswelten

Was ich auch festgestellt habe. dieses immersive, das NEUE Schlagwort immer und überall geworden ist.
Ich habe immersiv diesen Film gesehen
Ich bin immersiv in diese Musik eingetaucht
Ich habe immersiv dieses Spaghettieis gegessen....
8erberg
Inventar
#209 erstellt: 11. Aug 2025, 16:39
Hallo,

ja, nur hat er Hifi rausgeworfen, bringts nicht.

Soundbars und/oder Blauzahnkoffer laufen. selbst Pärchen wie z.B. von Edifier oder Wavemaster gehen kaum.

Peter
fritzos
Ist häufiger hier
#210 erstellt: 11. Aug 2025, 21:39
@yamahaphilist: vielleicht kann ich helfen. Früher war eine Platte (für viele) eine "Investition". Daher hat man sich die Zeit genommen zuzuhören.

Macht keiner mehr, sich die Zeit zu nehmen und eine komplette "Platte" zu hören. Wenn man sich keine Zeit für das Ergebnis nimmt, warum sollte man es bei der Hardware tun. Mache ich nicht, muss aber jeder selber wissen.

Außerdem gibt es noch einen weiteren Aspekt: Viele Geräte sind - wenn man ehrlich ist - seit langem ausgereift. Gehe soweit zu behaupten, dass die meisten Leute, abgesehen von den Lautsprechern Unterschiede gar nicht hören. Dann ist es eigentlich egal was man wo kauft.

Zu guter Letzt: gute Beratung kostet halt Geld. Wenn die Leute nicht bereit sind für gute Beratung zu bezahlen, gibt es diese halt nicht (mehr).
8erberg
Inventar
#211 erstellt: Gestern, 01:02
Hallo

bei Blindtests hören auch Goldohren plötzlich keine Unterschiede bei Geräten...
Aber das ist ja der Stress.

Peter
RoA
Inventar
#212 erstellt: Gestern, 05:45

fritzos (Beitrag #210) schrieb:
Früher war eine Platte (für viele) eine "Investition". Daher hat man sich die Zeit genommen zuzuhören.


Man kann das auch anders formulieren: Was nichts kostet, ist nichts wert. Jederzeitiger Zugriff an jedem Ort auf 100 Mio. Songs? Macht 10 Euro im Monat. Dafür gab's früher nicht mal 'ne CD.
Zaianagl
Inventar
#213 erstellt: Gestern, 06:57
Das mag nicht ganz abwegig sein: Wobei das bezahlen selbst wohl gar nicht die große Rolle spielt, ich hab ein paar Platten/CDs die sind nichts "wert". Also Fehlkäufe die ich getrost entsorgen könnte. Auch ein Vorteil von Streaming, keinen Fehlkäufe mehr.

Es geht imho eher darum dass man das Medium Platte/CD optisch und haptisch erfahren kann und dadurch eine emotionale Verbundenheit zum Inhalt herstellt. Mag bei Büchern ähnlich sein. Es funktioniert ja auch wenn man was entsprechendes geschenkt bekommt. Es muss nichtmal selbst gekauft werden.
Und ein "Wert" wird primär immer mit einem Objekt verbunden. Siehe auch Schmuck. Selbst ein Sparbuch hat für den Beschenkten mehr "Wert" als wenn er nur einen Kontoauszug mit gleichem Betrag gezeigt bekommt und gesagt wird das wäre nun seins.
Zaianagl
Inventar
#214 erstellt: Gestern, 07:05

Yamahaphilist (Beitrag #207) schrieb:

Es wird erwartet, dass Streaming-Dienste zukünftig verstärkt Plattformen für gemeinsames Musikschaffen und -entdecken bieten, bei denen Nutzer aktiv zusammenarbeiten können.


Aus zuverlässiger Quelle kann ich dir sagen dass daran bereits gearbeitet wird und der GoLive zum Jahreswechsel geplant ist.
Jedoch nicht durch einen Streaming Anbieter selbst, sondern eine weitere Plattform die mit den Streaming Anbietern verknüpft wird.
RoA
Inventar
#215 erstellt: Gestern, 08:48

Zaianagl (Beitrag #213) schrieb:
Wobei das bezahlen selbst wohl gar nicht die große Rolle spielt


Früher, also damals, als ich noch zur Schule ging, kostete eine LP meist 15-20 DM. Das war eine Stange Geld und jeder Kauf war wohl überlegt, und bereits eine kleine Plattensammlung konnte vier-stellig gekostet haben. Heute habe ich zig Alben auf der NAS, und trotzdem höre ich überwiegend die Musik von früher.

Die jüngere Generation, die mit Streaming aufgewachsen ist, hat nie das Opfer gebracht, sich für einen Tonträger von seinem Taschengeld zu trennen. Ergo lassen sie sich von Spotify & Co. mit hoher Skipping-Bereitschaft eher berieseln oder hören Playlisten. Ein paar Tage später haben sie dann oft vergessen, was sie zuletzt gehört haben. Es macht schon einen Unterschied, ob man eine selbst zusammengestellte Kassette hört oder irgendeine Playlist. Ich kenne heute noch die Reihenfolge der Kassetten von früher, obwohl ich meine Tapedecks vor über 20 Jahren ausgemistet habe.
sohndesmars
Inventar
#216 erstellt: Gestern, 10:11
Genau das ist es, was sehr viele Boomer bewegt. Sie halten an ihrer alten liebgewonnenen Art Musik zu zelebrieren fest. Und warum auch nicht. Und die Musik die man in der Jugend gehört hat prägt einen fürs Leben. Auch ich höre heute noch erstaunlich oft die frühen Stones, Kings, Doors. Aber auch Genesis, Pink Floyd, Al DiMeola, Santana, Laurie Anderson.......
Nur das Wenigste was nach 2000 entstand, berührt mich. Zwar kann ein Ed Sheeran mich das eine oder andere Mal überraschen. Oder Hans Zimmer mal an die alten Filmsoundgiganten ran kommen. Aber wenn ich per iTunes (ja, bin wahrscheinlich einer der wenigen AppleMusic-Nutzer) auf mein NAS zugreife, per MacBook Pro am 4k-TV, wähle ich doch oft Musik von vor 2000.

D.h. aber dann auch, dass bei mir und wahrscheinlich bei sehr vielen anderen Boomern, die, wie der Name sagt, einen beträchtlichen Teil der Bevölkerung ausmacht, kaum mehr Handlungsbedarf bezüglich Anschaffung von Content und Hardware besteht. Sprich, die typischen HIFI-Ladenkunden sind ausreichend bedient, der Markt ist gesättigt.
Und da hilft es auch nicht, wenn immer wieder die Behauptung aufgestellt wird, man könnte doch so viel besser hören. Man könnte quasi auf dem Schoß von John Lennon sitzen.
Hat einer der alten Herren wie ich mal in letzter Zeit ein Gehörtest gemacht? Ich gerade letzte Woche, ERSCHRECKEND! Ich kann meine Musik trotzdem genießen, ich höre, was ich eigentlich nicht mehr hören kann, weil es im Gedächtnis verankert ist. So wie auch Beethoven, zuletzt fast völlig taub, weiterhin komponieren konnte, weil er die Noten ohne Gehör hören konnte.
Wozu braucht es da Burmester, McIntosh, Accuphase und Co?

Und sollte uns dann irgendwann die Demenz ereilen, ist HIFI unser kleinstes Bedürfnis.
Zaianagl
Inventar
#217 erstellt: Gestern, 10:30
Ich höre auch primär altes Zeug, wobei ich immer sehr interessiert war Neues zu entdecken.
Das hat vor ein paar Jahren recht schlagartig aufgehört, und ja, es war zu dem Zeitpunkt als ich auf Streaming umgestellt hab.
Ich hab mich schon häufig gefragt wo die Ursache zu suchen ist.
Ich für meinen Teil sehe es als Ergebnis einer Summe aus mehreren Faktoren.
Ich nehme mir auch einfach weniger Zeit dafür, das Auseinandersetzen mit Neuer Mukke ist anderen Prioritäten gewichen.
Dass die grundsätzliche emotionale Verbundenheit mit manchen Platten bzw Mukke selbst dadurch nicht mehr vorhanden ist kann ich verneinen.
Auch treiben mir gewisse Songs auch heute noch das Pipi in die Augen oder bringen mich zum aufmerksamen Zuhören oder auch Mitgröhlen.
Völlig unabhängig davon von welchem Medium oder ob ich das Album selbst gekauft habe.


Was mir auch immer wieder auffällt: Ich würde mir mal wieder eine ganz spezielle Platte anhören, komm aber weder auf Interpret noch Titel..
Das frühere ständige durchpflügen der Tonträgersammlung bedingte das alles immer komplett im Bewusstsein war, das entgleitet mir zum Teil.


RoA (Beitrag #215) schrieb:

Zaianagl (Beitrag #213) schrieb:
Wobei das bezahlen selbst wohl gar nicht die große Rolle spielt


Früher, also damals, als ich noch zur Schule ging, kostete eine LP meist 15-20 DM. Das war eine Stange Geld und jeder Kauf war wohl überlegt, und bereits eine kleine Plattensammlung konnte vier-stellig gekostet haben. Heute habe ich zig Alben auf der NAS, und trotzdem höre ich überwiegend die Musik von früher.

Die jüngere Generation, die mit Streaming aufgewachsen ist, hat nie das Opfer gebracht, sich für einen Tonträger von seinem Taschengeld zu trennen. Ergo lassen sie sich von Spotify & Co. mit hoher Skipping-Bereitschaft eher berieseln oder hören Playlisten. Ein paar Tage später haben sie dann oft vergessen, was sie zuletzt gehört haben. Es macht schon einen Unterschied, ob man eine selbst zusammengestellte Kassette hört oder irgendeine Playlist. Ich kenne heute noch die Reihenfolge der Kassetten von früher, obwohl ich meine Tapedecks vor über 20 Jahren ausgemistet habe.



Dann waren alle Platten die du gekauft hast dadurch automatisch und grundsätzlich "wertvoll" oder "gut" und wurden deswegen immer durchgehört?

Ich weiß schon was du meinst, ich sehe allerdings den Vorgangs des selbst Bezahlens nicht für wirklich ausschlaggebend dafür ob man für etwas eine emotionale Verbundenheit herstellen kann. Dann würde der Vorgang des Schenkens mal so gar nicht funktionieren.
Oder Anders: Würde Streaming nur eine Spiegelung deiner Tonträgersammlung anbieten, und an Neuerung auch nur die Platten anbieten die dir auch kaufen würdest, dann wäre der Umgang mit der Mukke selbst nahezu gleich.
Dass Streaming ein mehr oder weniger erzwungenes Auseinandersetzen mit Musik durch Kauf (laut der Argumentation) abstellt ist eine Folge der gefühlt unendlichen Verfügbarkeit. Wenn man nur eine Platte besitzt kann man ja auch nur die hören... oder per Stream angeboten bekommt.


[Beitrag von Zaianagl am 12. Aug 2025, 10:47 bearbeitet]
golf2
Inventar
#218 erstellt: Gestern, 11:07

Zaianagl (Beitrag #217) schrieb:

Was mir auch immer wieder auffällt: Ich würde mir mal wieder eine ganz spezielle Platte anhören, komm aber weder auf Interpret noch Titel..
Das frühere ständige durchpflügen der Tonträgersammlung bedingte das alles immer komplett im Bewusstsein war, das entgleitet mir zum Teil.

Stimmt, das ist so und geht mir genauso.

Zaianagl (Beitrag #217) schrieb:

Heute habe ich zig Alben auf der NAS, und trotzdem höre ich überwiegend die Musik von früher.

Ich habe nie angefangen, meine CD's aufs NAS zu prügeln, jetzt bin ich froh drum, das nicht gemacht zu haben. NAS reicht für mich als Datenquelle des PC's.

Zaianagl (Beitrag #217) schrieb:

Es macht schon einen Unterschied, ob man eine selbst zusammengestellte Kassette hört oder irgendeine Playlist. Ich kenne heute noch die Reihenfolge der Kassetten von früher, obwohl ich meine Tapedecks vor über 20 Jahren ausgemistet habe.

Auch das kann ich nachempfinden. Wenn ich heute irgendwo (alte) Titel höre weiß ich ganz genau welcher Titel danach kam. Die Cassette würde ich jedoch in dem Cassettenchaos nicht mehr wiederfinden.
Was ich am Meisten am Streaming schätze ich jedoch die Möglichkeit, ähnlichte Musik oder Künstler anzuhören und dabei wiederum auf Neues zu stossen.
Da hätte ich noch mehr CD's und LP's damals kaufen müssen um diese Hör - Erweiterung zu erfahren.


[Beitrag von golf2 am 12. Aug 2025, 11:08 bearbeitet]
Zaianagl
Inventar
#219 erstellt: Gestern, 11:19
Das 2te und 3te Zitat ist nicht von mir sondern von @RoA, bitte editieren.

Aber auch zum 3ten lässt sagen: Playlists hab ich bestimmt 15 verschiedene, selbst spezifisch zusammengestellt.
Brauchts keine MC für...

Einzig beim Erstellen eines Mixtapes oder Playlist gibts eklatante Unterschiede: Bei Mixtape hörst du Titel die du drauf packst und entscheidest dadurch den folgenden Titel bzw weiteren Ablauf, der ja "passen" soll.
Bei ner Playlist machst du das nicht unbedingt, sondern zT auch mal ausm Gedächtnis raus. Da kommts schon mal vor dass man die Liste editiert und Titel anders anordnet oder auch austauscht.
Ein gute Mixtape war immer schon speziell, vergleichbar mit einem guten DJ Set. Sowas kann man auch nicht vorher vollumfänglich planen, dafür brauchts den Moment und die Energie und Dynamik die dann stattfindet.


[Beitrag von Zaianagl am 12. Aug 2025, 12:59 bearbeitet]
RoA
Inventar
#220 erstellt: Gestern, 12:33

Zaianagl (Beitrag #217) schrieb:
Dann waren alle Platten die du gekauft hast dadurch automatisch und grundsätzlich "wertvoll" oder "gut" und wurden deswegen immer durchgehört?


Japp, man hatte ja nichts anderes. Und Kassetten. Natürlich haben wir Platten ausgeliehen und auf Kassette gespielt und vom Radio aufgenommen. Und Mixtapes erstellt.
Zaianagl
Inventar
#221 erstellt: Gestern, 13:00
Also bei mir war das nicht so...weder waren alle zwingend wertvoll noch wurden alle konsequent durchgehört.


[Beitrag von Zaianagl am 12. Aug 2025, 13:21 bearbeitet]
adventure-team
Stammgast
#222 erstellt: Gestern, 13:06

Zaianagl (Beitrag #219) schrieb:

Ein gute Mixtape war immer schon speziell, vergleichbar mit einem guten DJ Set. Sowas kann man auch nicht vorher vollumfänglich planen, dafür brauchts den Moment und die Energie und Dynamik die dann stattfindet.


Jupp
jandus
Stammgast
#223 erstellt: Gestern, 13:17

RoA (Beitrag #220) schrieb:
Japp, man hatte ja nichts anderes. Und Kassetten. Natürlich haben wir Platten ausgeliehen und auf Kassette gespielt und vom Radio aufgenommen. Und Mixtapes erstellt.

In diesem Zusammenhang wurde eine Kampagne von der Britischen Phonoindustrie gestartet.
https://de.wikipedia.org/wiki/Home_Taping_Is_Killing_Music
8erberg
Inventar
#224 erstellt: Gestern, 15:30
Hallo,

ja, ein Mixtape für die Freundin zu machen war schon eine anspruchsvolle Aufgabe...
Da konnte für ne C60 schon ein ganzer Nachmittag draufgehen...

Peter
Yamahaphilist
Stammgast
#225 erstellt: Gestern, 19:23
Wenn man sich den Wandel der Speichermedien anschaut, ist das schon beeindruckend.
Der Neandertaler hat seine >Playlist< noch an eine Höhlenwand gemalt, die Ägypter hatten den Papyrus, dann die Tontafeln, Keramik-, Wachstafeln, Pergament, Papier, Bücher, Zeitungen, Lochstreifen im 18. JH zur Steuerung von Webstühlen, Lochkarte 1890, um 1897 Schellack, dann Vinyl in den 1930er, die LP kam 1948, 1949 die Single mit 45 U/min, in den 1950ern Magnetband, 1956 die erste Festplatte von IBM, 1963 die Audiocassette, 1969 8 Zoll Floppy Disk, 1976 VHS, dann 1982 die CD und die 3,5 Zoll Diskette sowie SCSI HDD, 1987 DAT und RAID Festplattenverbund, 1991 die Minidisk, 1996 USB Stick, 2001 SD Karte und SATA HD, 2006 der erste Cloud Speicher von Amazon, 2010 die SSD, 2013 NVMe.
Zukünftig dann Quanten-, DNA Speicher, usw.
Und danach in einer wie auch immer gearteten Matrix.
DJ_Bummbumm
Inventar
#226 erstellt: Gestern, 22:36

sohndesmars (Beitrag #216) schrieb:
Wozu braucht es da Burmester, McIntosh, Accuphase und Co?

Gerade die wirken auch jenseits der Akustik, durch Nimbus und Präsenz.

BB
8erberg
Inventar
#227 erstellt: Heute, 09:15

Yamahaphilist (Beitrag #225) schrieb:
Lochstreifen im 18. JH zur Steuerung von Webstühlen, Lochkarte 1890, um 1897 Schellack, dann Vinyl in den 1930er, die LP kam 1948, 1949 die Single mit 45 U/min, in den 1950ern Magnetband, 1956 die erste Festplatte von IBM, 1963 die Audiocassette, 1969 8 Zoll Floppy Disk, 1976 VHS, dann 1982 die CD und die 3,5 Zoll Diskette sowie SCSI HDD, 1987 DAT und RAID Festplattenverbund, 1991 die Minidisk, 1996 USB Stick, 2001 SD Karte und SATA HD, 2006 der erste Cloud Speicher von Amazon, 2010 die SSD, 2013 NVMe.
Zukünftig dann Quanten-, DNA Speicher, usw.
Und danach in einer wie auch immer gearteten Matrix.


Hallo,

als alter Textilkaufmann kann ich Dir sagen das ein Lochstreifen in der harten Realität einer Weberei von 12 bis Mittag halten würde...

Bei einer Jaquard-Maschine ( https://www.fashion-base.de/jacquardwebstuhl/ ) muss schon eine große Karte her, die BTW Herman Holerith https://www.hnf.de/d...erith-1860-1929.html
dann als Lochkarte für Datenauswertungen nutzte.
Vorgänger von Schellack Schallplatten war Gummi (1888), 10 Jahre später nahm man Schellack-Platten. Tempo 33 1/3 gab es für "Tonfilme" schon in den 20er Jahren wobei ein Motor synchron Film und Teller antrieb, also nicht als kommerzielle Lösung für den Privatgebrauch.

Tonaufnahmen auf Draht von Poulsen (ca. 1928/29) waren nur für "einfache Aufgaben" (Diktiergeräte, Original-Tonaufnahmen usw.) geeignet, 1939 der große Sprung durch Vormagnetisierung, Celluloseacetat-Band mit magnetisierbarem Eisenpulver beschichtet. Bemerkenswerte Tonaufnamen in den 40er Jahren (z.T. kann man Bombeneinschläge auf den Bändern hören) in Berlin-Adlerhorst in hochwertiger Qualität, leider sind ein Großteil der Aufnahmen verschollen. In den 50er (eher 60er Jahre) kam der Durchbruch, da kam aber schon die CC auf die Welt die ca. 8 Jahre später Hifi-Qualität erreichte.

Wir lernten in den 70er Jahren noch was von Magnetblasenspeicher ( https://neilrieck.ne...ory-datasheet-p8.pdf ) dem die Zukunft gehört...

Tja, wie sovieles (Elcaset, Minidisk) nur ein kurzer Eintrag in die Geschichtsbücher.

Wie wusste (angeblich) schon Lichtenberg: Alle Vorhersagen sind schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen.

Was es in Zukunft noch geben wird?

Peter
Yamahaphilist
Stammgast
#228 erstellt: Heute, 12:04
Ja, die Aufzählung läßt sich beliebig erweitern, war nur als grober Überblick gedacht. Wir erleben quasi nur einen kurzen zeitlichen Abriss der tatsächlichen, letztlich sehr langen, Geschichte.
flexiJazzfan
Inventar
#229 erstellt: Heute, 13:17
Die Geschwindigkeit der Datenverarbeitung oder die Art der Speicherung digitaler Musikaufzeichnungen sind für die Größenordnungen der akustischen Prozesse oder der physiologischen Wahrnehmungsprozesse längst überdimensional genau und fast beliebig verfeinerbar. (Ich verweise für die geschichtliche Betrachtung und die Zukunftserwartung auf die Bücher von Ray Kurzweil.)

Immer noch ist das bei den mechanisch elektrischen Wandlern lange nicht so perfekt. Sie haben alle mit den Dimensionen = störenden Randbedingungen und den Materialeigenschaften der Werkstoffe = Temperaturabhängigkeit, Eigenresonanzen, Alterung, Ermüdung zu tun. Die gegenseitige Abhängigkeit der messbaren Eigenschaften macht auch theoretisch die perfekte Reproduktion eines Musikereignisses unmöglich. Am nächsten kommt dem Ideal des Home-Hifi das mechanische Klavier, dessen Tasten von einer Maschine über die digital gespeicherten Tastaturbewegungen eines Pianisten bedient werden.

Es ist offensichtlich, dass dem gegenüber auch die Aufnahme mit mehreren Mikrofonen und die Wiedergabe über eine ganze Anzahl bewegter „Pappdeckel“ ein Kompromiss bleiben muss. Ich habe aber durchaus die Hoffnung, dass man in Zukunft praktisch mit Lautsprechern allein das Hifi-Geschäft macht.
Ich könnte mir ein System von modularen (drahtlosen) Aktivlautsprechern vorstellen, mit „intelligenter“ Einmessung und einfacher Ausbaufähigkeit, die wirklich unterschiedliche Musikerlebnisse reproduzieren können. Aufgabe der Hifi Händler wäre es dann den Unterschied zur Multiroombeschallung mit gewöhnlichen (Decken)Lautsprechern oder Tischlautsprechern erfahrbar zu machen. Warum sollte das den Leuten nicht auch ein Batzen Geld wert sein?

Technisch sind wir längst da – wenn nicht die Informatiker und Programmierer wären und die Unbeweglickkeit der Hifi Händler und Hifi Produzenten.

Gruß
Rainer
Radiowaves
Inventar
#230 erstellt: Heute, 13:42

8erberg (Beitrag #227) schrieb:
1939 der große Sprung durch Vormagnetisierung

Angeblich 1940 (Weber), aber auch in den 1920er Jahren US-Amerikaner und 1938 tatsächlich nochmal ein Japaner

http://www.magnetbandmuseum.info/magnetband_story1.html#c1516
http://www.magnetbandmuseum.info/magnetband_story1.html#c2500


8erberg (Beitrag #227) schrieb:
Bemerkenswerte Tonaufnamen in den 40er Jahren (z.T. kann man Bombeneinschläge auf den Bändern hören) in Berlin-Adlerhorst in hochwertiger Qualität, leider sind ein Großteil der Aufnahmen verschollen.


Berlin-Adlershof. Fahre ich dann gleich wieder mit dem Fahrrad dran vorbei. Aber da war das Labor soweit ich mich erinnere nicht. In Adlershof siedelte sich der DDR-Nachfolger der Rundfunk-Forschung an, das zuerst Zentrallaboratorium für Rundfunk und Fernsehen (nachfolgend BRF) und später Rundfunk- und Fernsehtechnisches Zentralamt (RFZ) hieß und zur Deutschen Post der DDR gehörte.

Aber wo war das RRG-Labor? War es in Johannisthal? Oder doch im Gelände des Rundfunks an der Masurenallee in Charlottenburg? Der, den ich fragen könnte, ist für mich nicht mehr greifbar.

In der Masurenallee, im dortigen großen Saal, entstanden aber die Aufnahmen, teils in Stereo (!). Auch die mit dem Flak-Beschuss im Hintergrund. Es entstanden so nach Aussage des RRG-Toningenieurs Helmut Krüger "200 - 300 exzellente Stereoaufnahmen". Kopien davon sind teilweise ins polnische Kosten gegangen, da gab es ein Lazarett für Kriegsversehrte und auch Rundfunk-Laboratorien (verlagert aus Berlin). Dort hatte H.J. von Braunmühl, der Leiter der Laboratorien der RRG, Konzertabende für die diensthabenden Ärzte gestaltet und dazu die neuesten Tonbandaufnahmen aus Berlin geholt. Zwei solche Stereoaufnahmen kehrten nach 1945 zurück nach Berlin zu Helmut Krüger. Drei weitere Aufnahmen waren zusammen mit ca. 1500 Mono-Aufnahmen von einem sowjetischen Offizier 1947/48 nach Moskau verbracht worden. Die lagerten dort und wurden teils sogar auf Schallplatte veröffentlicht. Der SFB-Redakteur Dr. Klaus Lang konnte die Bänder nach dem Mauerfall 1991 zurück nach Berlin bringen.

Es gibt eine CD davon bei der AES:

https://www.discogs....-Stereo-Tonbandaufna

Liegt gerade vor mir auf dem Tisch. Aus dem Booklet habe ich etwas zusammenfassend zitiert.

Hier ist die Aufnahme mit dem Flak-Beschuss im Hintergrund (2´30"+, 5´40"):

https://www.youtube.com/watch?v=EY7lvuVjjX4

Weitere Aufnahmen:

https://www.youtube.com/watch?v=CIbZs2W0mnQ

https://www.youtube.com/watch?v=_3YjxYzl8bk

https://www.youtube.com/watch?v=hFgn3Nr9WUI

https://www.youtube.com/watch?v=MPSSx4jYEmg

Beim Hören dran denken: aufgenommen 1944 in Berlin, mitten im Krieg. Schon das ist völlig irre. Die erreichte Qualität ist es ebenso.


8erberg (Beitrag #227) schrieb:
Was es in Zukunft noch geben wird?

Ich vermute: Vernichtung, erst innerhalb des Landes, später auch übergreifend. Die Summe aus denen, die sich diese Zukunft wünscht (weil sie anderen, weil sie Minderheiten die Vernichtung wünscht) und denen, die nichts dagegen machen wollen, da es ja "auch noch anderes gibt" und man "nicht so negativ sein" soll und es schon "nicht so schlimm werden wird" und denen, die nicht aktiv mitmachen, für sich aber keinen Schaden vorauszuerkennen glauben, ist groß genug dafür. Oder andersherum: die Zahl derjenigen, die es noch benennen und vielleicht sogar dagegen kämpfen, ist kleiner (auch wenn sie gerne "wir sind viele" rufen), ist inzwischen Minderheit, wird kriminalisiert und auch von offizieller Seite zunehmend systematisch "entmenscht" - das sind die, hinter denen sich in einer wohl kaum noch vermeidbaren Zukunft wieder Türen endgültig schließen werden.

Die oben verlinkten Stereoaufnahmen passen irgendwie aus bestimmtem Grund erschütternd gut dazu. Ich merke das auch jedes mal innerlich, wenn ich mir eine solche Aufnahme anhöre. Wir sind da nah dran. Wieder mal.

Die Geschwindigkeit, mit der aktuell die Grundwerte einer gut überlebensfähigen Gesellschaft vernichtet werden, von Kultur über Wissenschaft und faktenbasiertem Weltbild bis hin zu grundlegenden menschlichen Umgangsformen, ist für mich erschütternd. Listenerfassung von Minderheiten, offiziell eingeführte Überwachung der Bevölkerung, die durch Anwendung von KI immer engmaschiger und "entmenschter" werden wird, immer extremer schillernde Volks-Kollektivpsychose (die benannte 2017 schon Christian Kohlross). Dagegen sind Probleme wie Klirrfaktor, Frequenzgang oder Datenreduktionsartefakte völlig irrelevant.


[Beitrag von Radiowaves am 13. Aug 2025, 13:43 bearbeitet]
8erberg
Inventar
#231 erstellt: Heute, 14:17
Hallo,

leider meinen viele das "Protestwahl" eine gute Idee ist. Populisten sind immer fies, egal wo, egal wer.

Schließen wir lieber das fiese Kapitel.
Ich bin nur froh das ich den allgergrößten Teil meines Lebens gelebt habe.

Mir tuts nur leid für die junge Generation.

Peter
sohndesmars
Inventar
#232 erstellt: Heute, 15:45
Aber hallo, das ist schon mein Lebensmotto: nach mir die Sintflut. Wir sind auf dem besten Weg dahin.

Bis dahin feiern wir noch die Möglichkeiten der gepflegten Musikwiedergabe.
Yamahaphilist
Stammgast
#233 erstellt: Heute, 17:24
>Wenn ich wüsste, dass morgen die Welt unterginge, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen, ähm einen neuen Streamer kaufen<‚ soll Martin Luther einst gesagt haben.
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