Klangvergleich: KEF R900 vs. B&W 802n

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kuck-ei
Stammgast
#1 erstellt: 01. Okt 2014, 17:00
Vergleich der Generationen: KEF R900 vs. B&W 802n

Hier ein kleiner möglichst rationaler Vergleich dieser beiden Lautsprecher, der sich an den Fakten orientiert, ohne groß zu interpretieren oder sich mit Hifi-typischen Unwörtern schmücken will.

Warum die beiden LS? Ganz einfach: Weil Sie mittlerweile fast in der gleichen Preisklasse spielen. In meinem Fall (B&W sehr günstig bekommen ) sogar exakt in der Gleichen von ca. 3000 €

Bass:
Beim Volumen ist die KEF, obwohl sie sicher weniger Liter bereitstellt erstaunlicher Weise absolut ebenbürtig. Toll was die KEF hier gemessen an der Größe offenbart. Beim Tiefgang herrscht ebenfalls Einstand, die für Musik notwendigen 40hz bringen beide LS mit vollem Pegel (die Raummoden mal ignoriert, sonst geht es noch tiefer). Unterschiede? Gewiss. Die KEF spielt einen sehr knackigen und schnellen Bass, besitzt die etwas härter aufgehangenen, weniger langhubig orientierten Chassis und leichtere Membrane. Die B&W hat einen weichen, subwooferartigen Bass. Sie klingt wie der perfekt ins System integrierte Sub den man sich immer wünscht, aber nie bekommt. Sie stellt Bassverläufe nicht so klar differenziert dar wie die KEF, klingt aber dafür noch imposanter und autoritärer wenns in den Keller geht – insofern sehr gegensätzlich das Ganze. Subjektiv liegen beide auf Augenhöhe und haben ihren ganz eigenen Reiz. Objektiv spielt die KEF etwas präziser und gewinnt hier daher knapp. Im Übrigen brauchen beide im Bassbereich etwas Schub um ihr ganzes Potential auszuspielen, sprich in meinem Fall +2,7 db im Bass, aber was soll‘s dafür gibt es Klangregler.

Hochton:
Die B&W detailliert stark, spielt ‚analytischer‘ und die KEF klingt abfallend eher zurückhaltend und sogar verwaschen ? Ganz sicher nicht! Die KEF klingt oben rum total neutral (siehe Diagramm), nicht nervig, aber auch nicht dunkel, die Abstimmung ist den KEF Ingenieuren einfach gelungen: „You shouldn’t put an emphasis on treble clarity to get good detail“ – sehr zutreffend. Der Hochtöner detailliert perfekt ohne unter der 6khz Detailsugerrierungsbeule leiden zu müssen und das spricht für die Qualität. Das tut die B&W leider nicht. Wie dem Diagramm deutlich zu entnehmen hebt die Kurve in diesem empfindlichen Bereich – wie bei so vielen Lautsprechern- leider ab und das geht zu Kosten der Natürlichkeit, da sich die in diesem Frequenzbereich ansässigen Elemente in der Musik zu stark hervortun . Also Sieg für die KEF? Sicher entscheidet Sie das Kapitel Abstimmung klar für sich. Aber ist der Hochtöner besser, oder „nur“ besser abgestimmt? Glücklicherweise leben wir in dem Zeitalter von DSP. Der B&W einen Filter verpasst (7.150 Hz Gain -5,0 dB Q 1,21) und schon liegen die Kurven übereinander. Und wie klingts? Gleichwertig! Die B&W spielt nun ebenfalls völlig neutral und das Klangbild wirkt genauso rund wie bei der KEF und das bei Beibehaltung aller Details. Diese springen einen halt nur nicht mehr an und tun in den Ohren weh. Wirklich beachtlich wie stark die B&Ws von diesem kleinen Eingriff profitieren. Bei der objektiven Betrachtung zeigt sich also, dass der Hochton der B&W stellenweise im Grunde einfach zu laut ist. Man sieht bei gleicher Einpegelung, dass hier jeweils sehr hochwertiges aber schlussendlich auch gleichwertiges Material verbaut wurde. Achja, es sollte in dieser Preisklasse eigentlich selbstverständlich sein, aber da dem bei weitem nicht so ist, erwähne ich es sicherheitshalber: Natürlich sind beide frei von jeglichen Zischellauten.

Mittelton:
Die KEF spielt auch hier groß auf. Die Mitten verschlucken nichts, nerven nicht und sind sehr gut an den Hochtonbereich angebunden. Aber dennoch klingt Sie nur so lange perfekt, bis man den ehemaligen Vertreter der 10 000€ Klasse anwirft. Denn hier gib es einen entscheidenden Unterschied: Man hört man den Eigenklang des Aluminiums nicht heraus. Was der Kevlar Mitteltöner der B&W produziert ist einfach über alle Zweifel erhaben. Sehr neutral (Diagramm) bringt dieser Instrumente derart authentisch und ohne jegliche härte rüber, dass man diese gar nicht mehr über die KEF hören möchte. Man muss sagen, dass die B&W die KEF hier in Sachen Natürlichkeit sehr klar in die Schranken weisen. Das Ganze klingt schlicht und ergreifend so als würde der Gitarrist direkt vor einem sitzen- und so sollte es doch nun auch wirklich sein. Schlichtweg beeindruckend.
B&W 802n gegen KEF R900

Also welchen LS behalten? Ich muss sagen ohne DSP, oder Eingriffe an Hochton klar die KEF, weil die B&W hier einfach zu wenig neutral sind. Anders stellt es sich nach der DSP Anpassung dar ->Einstand. Der Bass ist (zumindest für mich) auf einem Level und ja das Kapitel Mitten geht sehr klar an die B&W.

Und ja, wie im High End LS Bereich nicht unüblich, spielt auch die Optik für mich eine Rolle. Die Kef sind sehr gut verarbeitet und sehr schick, keine Frage. Die B&W sind aber ein imposanter Hingucker mit „wow“ Effekt, der einfach herrlich aus der Masse heraussticht.

Tja, die B&W durften bleiben und ich erfreue mich jeden Tag erneut über diesen genialen Lautsprecher. Aber das soll die KEF nicht schmälern. Die KEF ist ein hervorragender Lautsprecher, der nach der B&W klar meine zweite Wahl ist - und ja ich habe schon etliche andere LS gehört in den letzten 15 Jahren. Wie gut sich die KEF allerdings (auch rein Qualitativ/Abstimmungsunabängig) gegen die ursprünglich weitaus teureren B&W behauptet ist einfach beachtlich und spricht für das geniale Preis/Leistungsverhältnis dieser LS.

Achja: Die LS laufen übrigens an einem Vincent SV-236. Warum ich das nur am Rande erwähne?

http://www.hifi-foru...m_id=100&thread=2246

Hifidele Grüße


[Beitrag von kuck-ei am 03. Okt 2014, 11:35 bearbeitet]
ALUFOLIE
Hat sich gelöscht
#2 erstellt: 02. Okt 2014, 18:05
Moin,
Also das fand ich wirklich mal nen interessanten Erfahrungsbericht
Er zeigt auch gut, wie elementar die Abstimmung eines LS ist.
Soulbasta
Hat sich gelöscht
#3 erstellt: 02. Okt 2014, 18:12
schöner bericht, danke.
ich habe nur die KEF LS50 (mit einem sub) und gerade die mitten haben meine ohren überzeugt.
als ein freund (musiker) bei mir war, meinte er bei akustischer musik — man möchte es anfassen.
kuck-ei
Stammgast
#4 erstellt: 03. Okt 2014, 11:52
@ Soulbasta
Ich denke ich habe mich unklar ausgedrückt. Die Mitten der KEF sind klasse! Und die der LS50, von dem was man so liest, sicher auch. Mit Ausnahme der CM Serie von B&W die besten die ich in dieser Preisklasse gehört habe(!) Es ging hier lediglich um den Vergleich zur 802n und diese übertrumpft die ebenfalls gute KEF hier halt nochmal recht deutlich. War für mich das entscheide Argument die 802er zu behalten, weil das der einzige Punkt war, wo dieser 3 mal so teure LS einen wirklichen ernst zu nehmenden Mehrwert bietet.


@Alu
Danke dir! Ja definitiv! Das war auch auf jeden Fall die Kern Aussage des Ganzen
Leider können die wenigsten hier zwischen Qualität und Quantität differenzieren in Ihren Berichten , speziell im Hochton. Immer wenn ich "super Detailreichtum" lese und genau weiß wie dieser LS wirklich abgestimmt ist...
Aber ohne Messelektronik auch zugegebenermaßen nicht immer so leicht.

Grüße


[Beitrag von kuck-ei am 03. Okt 2014, 11:55 bearbeitet]
bmw_330ci
Inventar
#5 erstellt: 03. Okt 2014, 20:40

Die Mitten der KEF sind klasse! Und die der LS50, von dem was man so liest, sicher auch. Mit Ausnahme der CM Serie von B&W die besten die ich in dieser Preisklasse gehört habe(!)


@kuck-ei:

Wie siehst Du denn die KEF R900 im Vergleich zu einer CM10 (oder CM9)?
Hab ja hier schon gelsen, dass die CM9 einen "verwaschenen" Bass hätte und die CM8 sogar besser wäre, bzw. sogar die 6er Serie besser
wäre als die CM.
Überlege mir gerade in dieser Preisklasse (bis 3000,-) einen LS zu holen.
Hast Du zufällig schon mal mit einer Canton Ref. 5 oder einer Dali Rubicon 6 vergleichen können?

Gruß
thewas
Hat sich gelöscht
#6 erstellt: 03. Okt 2014, 20:57
Schöner Bericht, danke, kannst du was zu der Aufstellung (Abstände zu Wänden) und Messung (Glättung) sagen? Stimme dir auch zu dass das meiste was man hört Abstimmung / Frequenzgang / Abstrahlverhalten ist, auch die Unterschiede im Mitteltöner, eher als Membran "Materialklang".
kuck-ei
Stammgast
#7 erstellt: 04. Okt 2014, 06:46
@thewas
Danke dir für die zustimmenden Worte
Der Abstand beträgt ca einen halben Meter, relativ weit in die Ecke gedrückt. Lässt sich momentan leider nicht anders realisieren, in so fern sicher noch Verbesserung Potential bei dem Raummoden in Form eines neuen Haus Smoothing lag bei 1/6.

@bmw
Die Dali habe ich nicht gehört und bei Canton nur einige nicht ref. Ventos und Karat besessen, die ich allesamt gruselig fand, in sofern nicht so aussagekräftig. Direkt Verglichen habe ich die KEF R mit der CM10 und hier bleibt zu sagen, dass die CM im Mittel-und Hochtonbereich sehr ähnlich veranlagt ist wie die 802, allerdings im Bassbereich nicht den Hauch einer Chance gegen die KEF hatte. Sie war in allen Belangen deutlichst Unterlegen. Das mit dem verwaschen würde in Form eines etwas unpräzisen, schlappen Bass ohne großen Tiefgang und Autorität umschreiben. Kam mir fast so vor, als wäre Sie schon durch Ihr Volumen zu sehr limitiert. Da war das Umschalten auf die KEF ein echter aha Effekt. Nunja so bin ich auf die 802 gekommen und nun habe ich meine CM10 mit einem Bass, der meinem Anspruch gerecht wird . Also ich würde da entweder etwas mehr investieren oder definitiv mal die R900 hören. Könnte mir auch vorstellen, dass die alte 803er was für dich sein könnte.

Beste grüße


[Beitrag von kuck-ei am 04. Okt 2014, 09:45 bearbeitet]
bmw_330ci
Inventar
#8 erstellt: 04. Okt 2014, 09:17
@kuck-ei:

Danke für Deine Einschätzung.
Dann macht man bei der KEF R900 wohl nicht soviel falsch (v.a. da man sie mittlerweile für unter 3K€ bekommt).
Was darf denn eine 803 denn noch kosten (wo ist denn der Unterschied zwischen "S" und "N"-Version)

Wäre sowas noch eine Überlegung wert oder sollte es dann doch schon die 803 sein bzw. die KEF R900?
804

Was ist denn eigentlich von dieser Serie zu halten (Du kennst Dich ja mit B&W etwas aus)?
CDM

Oder die 7er Serie?
7er Serie

Gruß


[Beitrag von bmw_330ci am 04. Okt 2014, 09:17 bearbeitet]
kuck-ei
Stammgast
#9 erstellt: 09. Okt 2014, 15:43
Moin Bmw,

sorry, dass ich erst jetzt schreibe. Gab viel zu tun

Also ich muss sagen, dass ich kein reiner B&W Profi bin. Wirklich urteilen kann ich genau genommen nur über die CM Reihe und die 802n.

Ich habe allerdings bevor ich auf die 802n gestoßen bin auch viel über die 803n gelesen und diese sollte sich soweit ich mich richtig erinnere zumindest technisch im Hoch- Mittelton identisch sein. Über die Abstimmung kann ich nichts sagen, da ich sie leider nicht hören konnte. Im Bass würde es mich schwer wundern, wenn sie so wenig bringt wie die CM Serie (Mehr Volumen, andere Chassis)

Mit den günstigeren Serien habe ich mich leider auch nicht beschäftigt, wollte mich ja zur R900 steigern Würde dir raten die Frage einfach mal im B&W Stammtisch Thread zu stellen

Grüße

Marcel
bmw_330ci
Inventar
#10 erstellt: 09. Okt 2014, 19:29
Alles klar, ich danke Dir!
Dann wird´s wohl auf eine KEF R900, Dali Rubicon 6 oder Revel F206 hinauslaufen.
bmw_330ci
Inventar
#11 erstellt: 10. Okt 2014, 09:10
Achso, welches ist denn die jüngere Serie, die Nautilus 803/804 oder die 803S804S?
iiT06
Stammgast
#12 erstellt: 10. Okt 2014, 11:52
Die jüngere Serie ist die S.

N dann S, dann D, aktuell Diamond bei der 800er-Serie von B&W
bmw_330ci
Inventar
#13 erstellt: 10. Okt 2014, 13:58
Alles klar, danke!
Maikj
Inventar
#14 erstellt: 27. Aug 2015, 19:19
Hi,

Jetzt erst gelesen. Toller Vergleich.


Ich habe damals die R900 gegen die Q700 gehört.
Mir gefiel die Q Serie besser. Geschmackssache halt!

Viel Pass mit den B&W.

Lg.

Maik


[Beitrag von Maikj am 27. Aug 2015, 19:22 bearbeitet]
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