Allahu akhbar! Mit der RCF ART 722A unterwegs auf orientalischen Hochzeiten

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mix4munich
Stammgast
#1 erstellt: 27. Okt 2009, 02:09
Allahu akhbar! Mit der RCF ART 722A unterwegs auf orientalischen Hochzeiten

Seit Anfang 2009 betreue ich einen tunesischen Sänger, der im Moment oft für orientalische Hochzeiten gebucht wird. Dabei wird er begleitet von ein bis zwei Keyboardern und einem bis drei Trommlern. Einige von diesen Jungs sind Profis und leben von der Musik. Nachdem ich neulich schon von einem Event berichtet habe, bei dem die mitgebrachte Anlage fast zu klein war – siehe http://www.musikerta...my-life--t14983.html –, habe ich bei den folgenden Veranstaltungen deutlich schwereres Geschütz aufgefahren – immer noch so kompakt, dass ich es in meinen kleinen Kombi bekomme, aber mit höllisch Dampf dahinter!

Zur Anlage: Das Mischpult ist ein Yamaha EMX 5016CF, also ein Powermischer mit 8 vollwertigen Monokanälen, incl. Yamahas Ein-Knopf-Kompressor und parametrischen Mitten, vier weitere Kanäle können entweder stereo oder mono genutzt werden, die Mitten sind hier auf festen Frequenzen, und es fehlen Inserts und die PAD-Schalter. Trotzdem: Bei mehreren Keyboards sind so ein paar Stereokanäle sehr nützlich. Weiter sind zwei Effekte eingebaut und eine kräftige Endstufe mit 2*500W RMS an 4 Ohm, die man trickreich routen kann. Ausserdem mit an Bord: Limiter pro Endstufe, die ihre Funktion mit einer roten LED anzeigen. Gut zu wissen, dass man ordentlich Gas geben kann, ohne dass die Endstufe zerrt. Ich nutze die Endstufen für den Monitor und für den „Nearfill“, einen rumgedrehten Monitor, mit dem die Tanzfläche beschallt wird. Mehr zu dem Mischer z.B. hier: http://www.musikerta...-5016-cf-t11216.html

Weiter nutze ich ein Sennheiser Funkmikro ew1935 für den Sänger, Shure Beta 58A für den oder die Backgroundsänger (meist zwei) und an Instrumentalmikros meine Sennheiser e905, e906 und in einem Fall e606 für die ganzen Percussioninstrumente.

Die Monitore kommen von Electro Voice (die iEliminator ME) und die Front-PA von RCF, das Modell RCF ART 722A, eine leichtgewichtige Box mit 12er im Bass und Zweizollhorn für die Höhen und Hochmitten. Obwohl die Box keine 20 kg wiegt, macht sie mit ihren 950W RMS (!) ganz schön Terz – 700W für den Bass, 250W für den Zweizöller. Das ganze kombiniert mit einer gut abgestimmten Prozessorelektronik, welche (wahrscheinlich) für noch mehr Wohlklang sorgt und die Treiber schützt. In jedem Weg sind Limiter vorhanden, die aber so gut wie nicht zum Ansprechen gebracht werden können, weil es dann einfach infernalisch laut wird! In der Hauptsache geht es heute um diese Box. Sie eignet sich dank ihrer Bauform als Monitor, ist aber eigentlich als Topteil oder für den standalone-Betrieb gedacht. Laut Datenblatt bringt sie maximal 130 dB SPL in 1 Meter Entfernung – diese Angabe kann man glauben, sie macht einen Höllenterz! Das Schöne daran ist aber, dass die Box von den o.a. Limitern geschützt wird, die darüber wachen, dass es nicht zuviel wird – soll heissen, selbst wenn man die Box prügelt wie nix Gutes, das kleine Biest kann ganz gut auf sich selbst aufpassen. Soweit so gut, das sind alles Sachen, die man noch aus den Datenblättern ablesen kann. Auch dass sie nicht zuviel wiegt und daher gut zu handhaben ist, dass es einen Hochständerflansch gibt, und dass überall gute und bequeme Griffe vorhanden sind, kann man alles noch sehen.

Was man nicht sehen kann – was man gehört haben muss, um es glauben zu können – ist der unglaublich kräftige Kickbass, der aus diesem Böxchen rauskommt. Ich besitze ja seit einigen Jahren eine PA von Electro Voice, die iEliminator-Serie, aus der auch die Monitore sind – 15/2er Top plus 18er Bassbox, und schon die klingen nicht schlecht. Und die kleine RCF schiebt kalt lächelnd den ganzen EV-Stack weg! Und das, obwohl sie vielleicht gerade mal ein Fünftel davon wiegt (Endstufe und deren Rack für das EV-System mit eingerechnet). Echten Tiefbass bringt sie natürlich nicht, irgendwo hat die Physik ihre Grenzen, aber sie erzeugt einen körperlich fühlbaren Druck, der sich gewaschen hat. Und das alles bei bestem Sound, klar, laut, deutlich. Einen ähnlichen Effekt erlebt, wer zum ersten Mal eine RCF ART 310A hört – man will nicht glauben, wieviel Bass aus dem Zehnzöller rauskommt. Dasselbe, nur auf einem nochmals höheren Level, erlebt man auch mit der RCF ART 722A. Die Übertragung eines kompletten Drumsets jedenfalls ist mit der 722A kein Problem – es wird ordentlich klingen, massiv Kick bringen und nicht kaputt gehen. Bei Passivboxen ist das immer so ein Spiel mit Risikotaste – macht der Sub das jetzt noch mit oder nicht? Moderne Aktivboxen haben einfach eine Schutzschaltung, der die Treiber vor Überlast und Verzerrung schützt. Das Arbeiten dieser Schaltung wird bei der RCF durch eine zweifarbige LED angezeigt – gelb heisst, dass alles noch okay ist, die Schaltung ist zwar bereit, aber nicht aktiv. Rot heisst, dass limitiert wird. Es ist uns nicht gelungen, diese Schaltung ansprechen zu lassen, und das bei einem Raum von 10 mal 30 Metern – also richtig groß für zwei so kleine Boxen! Dabei hat der Zweizöller den Sound auch richtig schön weit getragen, selbst weiter hinten war immer noch ganz gut Pegel. Erst, als der Saal sich mit Gästen gefüllt hat, wurde es hinten leiser. Was ja auch eigentlich ganz gut ist, denn vorne wollen die Leute tanzen, und hinten können sie sich unterhalten.

Zum Sound der Box: Im positiven Sinne unauffällig. Es ist alles da, es wird gut aufgelöst, sie provoziert kein Feedback. Ich habe den EQ des Mischers lediglich ein wenig auf die Raumakustik angepasst, für das Mikro selbst im Kanal-EQ eine minimale Bassabsenkung, und das war es dann. Es klang klar und deutlich, satt und brilliant mit mühelos durchsetzungsfähigen Mitten. Keyboards und diverse Percussionsinstrumente wurden ebenfalls laut und deutlich übertragen. Die Musiker jedenfalls waren echt happy, und der Sänger, der ohnehin die meiste Zeit vor den Boxen rumturnte, war vom Sound einfach nur begeistert.

Bei den verwendeten Keyboards habe ich dezent die Mitten abgesenkt, um im Spektrum mehr Platz für Sänger und Percussionsinstrumente zu schaffen. Letztere knallten dank des Sennheiser e606 ganz gut in den oberen Mitten (in den unteren Mitten habe ich auch sie dezent zurückgenommen). Und der Gesang stand so richtig schön vornedran statt nur mittendrin. Es entspricht dem orientalischen Soundideal, alles knietief in Hall und Echos zu tunken. Da ich es in meinen Mixes eigentlich eher aufgeräumt mag, musste ich mich da erstmal dran gewöhnen. Inzwischen bin ich soweit, dass der Satz „Mach' den Sound klarer, gib' da mehr Hall drauf!“ kein Grinsen mehr entlockt – es ist einfach eine andere Kultur mit anderen Klangvorstellungen.

Viele Grüße
Jo
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