Fotoreparaturstory - Netzschalter reparieren

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armin777
Gesperrt
#1 erstellt: 28. Sep 2007, 19:16
Heute auf meinem Reparaturtisch:

Ein schöner (und seltener) Receiver aus den späten Siebzigern der Marke SETTON Modell RS-220. Das Gerät gehört Peter (aileena) und befindet sich bereits auf dem Rückweg zu ihm (müßte am Montag bei Dir ankommen, Peter!)

Der Receiver sieht so aus:



die Beleuchtung:



und von hinten:



Das Gerät war von Peter bereits in gewohnter Qualität gereinigt und aufbereitet worden und sieht insgesamt recht gut aus. Einziger Fehler des Gerätes: nach dem Einschalten, flackert die Beleuchtung stark und (nachdem das Relais zugeschaltet hat) kracht es in den Boxen, exakt in dem Rhytmus, wie das Licht flackert. Hängt man die Boxen ab, kann man auch aus dem Gerät spratzende Geräusche hören.

Fachleute werden an dieser Beschreibung schon erkannt haben, da ist der Netzschalter defekt, bzw. die Kontakte verbrannt.
Nach dem Öffnen des Setton sah ich den Übeltäter und erkannte einen alten Bekannten - diese Sorte Netzschalter sitzt auch in KENWOOD-Receivern Modelle KR-3090, 4070, 5030 und 6030. Leider ist dieser Schalter schon seit etlichen Jahren nicht mehr erhältlich und nicht ohne weiteres durch einen anderen Schalter zu ersetzen.

Ich habe in meiner Werkstatt noch einen Original-Schalter (zusammen mit dem Lautsprecherwahlschalter) von KENWOOD, der noch auf seinen Einsatz wartet (wenn gar nichts anderes mehr geht!). So sieht der von vorne aus:



Von hinten, das ist der Netzschalter um den es geht:



Die Achse auf der der Knopf sitzt, befindet sich unten links an der Front und schaltet das Gerät ein und aus, gleichzeitig werden in den übrigen Raststellungen die Speaker A, B A und B oder Kopfhörer (LS aus) geschaltet.
Der Netzschalter wird innen mit einer Nocke in einer Schaltstellung geöffnet (power off), ansonsten ist er immer geschlossen. Er schaltet zweipolig und ist leider nicht sehr langlebig.

Der Ausbau gestaltete sich beim Setton nicht sehr einfach,
die gesamte Front mußte runter (aufpassen, da ist die Skalenseilführung mit dran!), dann kann die Platine mit dem Schalter und den Potis für bass, treble usw. nach unten herausgeklppt werden und der Lautsprecherwahlschalter kann ausgelötet werden.

Dann kann man den Netzschalter (der graue hinten dran) mit den beiden M3-Schrauben abnehmen und die Kabel ablöten. Hat man ihn nun auf dem Tisch, kann man ihn ohne weiteres öffnen, die Hälften sind nicht miteinander verbunden. Ist er offen, fällt einem zunächst die scharze Schalt-Nocke entgegen, die Kontakte verbleiben in den Gehäusehälften. Sieht dann so aus:



Die Kontaktarme sind nur leicht eigesteckt und können leicht heraus genommen werden:



Der Defekt, den man an den Netzschaltern findet, sieht beinah immer gleich aus: ein Kontakt völlig verbrannt, der andere ist noch fast völlig in Ordnung. Genau das kann man sich zu Nutze machen! Der verbrannte Kontakt ist der, auf dem bisher die Phase des Netzsteckers lag. Dort fließt beim Einschalten kurzzeitig ein Riesenstrom, ein Funke springt über und zerstört bei jedem Schaltvorgang ein wenig die Kontakte, bis eines Tages nichts mehr geht.

Abhilfe: man nimmt das verbrannte Kontaktpaar heraus und verbindet die beiden dazu gehörenden Kabel (isoliert) direkt miteinander. Die beiden Übrigen löten wir wieder an und benutzen fortan den verbliebenen Kontaktsatz. Der soll nun aber länger halten und deswegen bekommt der Kontakt einen Kondensator von 0,1µF (Achtung hohe Spannnungsfestigkeit!) paralleel zum Schalter als Funkenlöscher, auf Neudeutsch auch Sparkkiller genannt. Wichtig ist, daß der Kondensator ganz dicht am Schalter sitzt. Bei den oben erwähnten KENWOOD-Receivern hat man die Kondensatoren hinten auf die Netzteilplatine gesetzt, mit rund 30cm Netzkabel zwischen Netzschalter und Kondensator - und schon gibt es keine Wirkung mehr, sondern irgendwann einen verbrannten Netzschalter.

Wieder einbaut sah es dann so aus:



Nun lief der Receiver wieder ohne jegliche Störgeräusche und Spratzer. Und das wird er wohl noch etliche Jahre tun, dank des kleinen Kondesators!



Beste Grüße
Armin777


Bitte recht viele Kommentare abgeben und vielleicht Anregungen, zu welchen Themen Ihr hier weitere Fotostories finden möchtet!
aileena
Gesperrt
#2 erstellt: 29. Sep 2007, 01:05
Moin Armin,
wieder mal sehr interessant und äußerst informativ. Nicht nur, weil es sich zufällig um mein Gerät handelt. Fotos sehr schön und der Informationsgehalt für uns "Bastler" gewohnt hoch.

Toll!!!
detegg
Inventar
#3 erstellt: 29. Sep 2007, 04:11
Moin Armin,

Deine Fotoreparaturstory´s sind mit das Beste, was ich in den letzten Jahren in diesem Forum lesen durfte!

Danke!

Detlef

PS: ... SO macht man sich einen Namen!
3rd_Ear
Inventar
#4 erstellt: 29. Sep 2007, 12:56
Ja genau, das ist so informativ, da fallen mir ja fast überhaupt gar keine Fragen zu ein.

Gute Idee, einfach den defekten Netzschalter einpolig zu benutzen.

Nur aus Neugier: Das blaue Teil im letzten Foto ist ja wohl der neue Kondensator mit der hohen Spannungsfestigkeit?


[Beitrag von 3rd_Ear am 29. Sep 2007, 12:58 bearbeitet]
armin777
Gesperrt
#5 erstellt: 29. Sep 2007, 15:32

3rd_Ear schrieb:
Nur aus Neugier: Das blaue Teil im letzten Foto ist ja wohl der neue Kondensator mit der hohen Spannungsfestigkeit?


Ja genau, das ist er! Und genau wie beschrieben dicht am Schalter montiert!



Beste Grüße
Armin777
aileena
Gesperrt
#6 erstellt: 29. Sep 2007, 15:32
Armin, das TC-K65 ist auch angekommen. Vielen Dank.
armin777
Gesperrt
#7 erstellt: 29. Sep 2007, 15:49
Habe schon PM vom Jan bekommen - der ist ja geradezu begeistert von dem Deck! Und einen Haufen Fragen hat er noch!
Kann aber erst Montag antworten.

Beste Grüße
Armin777
aileena
Gesperrt
#8 erstellt: 29. Sep 2007, 15:58
Fragen zum Deck???
armin777
Gesperrt
#9 erstellt: 29. Sep 2007, 19:05
Ja, genau. Was denn die Tasten EQ zu bedeuten haben, usw.

Beste Grüße
Armin777
aileena
Gesperrt
#10 erstellt: 29. Sep 2007, 20:30
Da habe ich ihm gerade was zu geschrieben...
armin777
Gesperrt
#11 erstellt: 30. Sep 2007, 16:24
Na dann muß ich ja nicht mehr!

Beste Grüße
Armin777
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