Iraklis, eine seltene Manufaktur- Endstufe

Über einen Bekannten habe ich vor ein paar Tagen eine recht seltene Endstufe auf den Küchentisch bekommen, eine Kostas Metaxas Iraklis Endstufe. Dem Besitzer war durch ein Ungeschick der rechte Kanal verstorben und er suchte nun Hilfe.

http://www.metaxas.com/pages/___IRAKLIS_MANUAL_FINAL.pdf

Wenn man im Netz etwas herumsucht findet man einen Prospekt in dem auch der Schaltplan einer Endstufe abgebildet ist. Der Schaltplan deckt sich natürlich nicht mit den Bildern die man im Netz finden kann - also habe ich mir das Gerät mal angeschaut. Ein Kanal sollte ja noch in Ordnung sein. Da sollte man doch den Fehler finden können. Zuerst der Blick ins innere der sehr überschaubaren Schaltung:





Ganz offensichtlich hat es da schon mal eine Reparatur gegeben bei der der Techniker ein wenig mit dem Lötkolben und der Wärmeleitpaste gekämpft hat. Die Leiterplatte ist zwar GFK und zweilagig ausgeführt aber die Durchkontaktierungen sind von zurückhaltender Qualität. Leider ist es bei der Vorreparatur auch zu Beschädigungen an der Leiterplatte gekommen die auch diesen Endstufenschaden begünstigt haben können



Die Gleichrichterdioden sind nicht gesnubbert sondern es sind jeweils 4 Dioden parallel geschaltet. Dier Idee dahinter ist das statt klappern ein Diodenrauschen entsteht was sich quasi selbst bedämpft. Ich habe diese Schaltung auch schon bei anderen Exoten- Endstufen gesehen. Über die Qualität kann ich nichts sagen - außer das auch diese Schaltung funktioniert. Ich habe es so gelassen.



Unter den Netzteilkondensatoren sind kleine Styroflex Kondensatoren als Shunt eingesetzt



Die Enschaltverzögerung wurde offensichtlich nachträglich eingesetzt







Hier habe ich die rechte Seite so weit ausgelötet wie ich Beschädigungen gefunden habe. Ein Endstufenpärchen war verstorben. die Treiber vor den Endstufentransistoren sind heil geblieben. Die Emitterwiderstände haben stark gelitten, sie differieren stark untereinander. Emitterwiderstände mit 0,51Ohm sind aber nicht so häufig anzutreffen. Ich habe daher alle Emitterwiderstände erneuert - mit 0,47 Ohm Typen. Induktionsarm natürlich



Die kleinen 10uF Kondensatoren waren alle verschlissen. Ich habe sie durch einen 10uF/50V Wima MKS Typen mit einem kleinen 0,33uF Wima PP als Shunt ersetzt.

Die Endtreiber: Im Original sind dort 2SC2987 und 2SA1227 eingesetzt. Die gibt es nicht mehr. Es passt ein TO-3P Transistor hinein. Ich habe mich für die Kombination 2SA1186 mit 2SC2837 entschieden. Von der Stromtragfähigkeit wäre der 2SC3263 mit 2SA1294 passender - aber der ist mir für diese Endstufe zu langsam. Der Entwickler gibt eine Bandbreite von 0 bis 5,0 MHZ an und eine Slew Rate von >1.000v/uS. Das ist wirklich extrem schnell. Das könnte mit zu langsamen Endtreibern schnell problematisch werden. die einzige Sicherung die die Endstufe hat ist eine T3,15 A in jeder Rail. Damit braucht der Endtreiber aber auch nicht mehr als 15A Peak können.

Der Eigentümer wollte auch die Netzteilkondensatoren erneuert haben - im Original 4 X 15.000uF/40V



Da gibt es genau passen einen KEMET Kondensator mit 22.000uF und 11.000 h Standzeit. Der ist es geworden







Jetzt noch Einstellen und Messen. Ich habe den Ruhestrom auf 25mV über beide Emitterwiderstände eingestellt. Im Original ist er wohl etwas höher wie ich bei dem intakten Kanal messen konnte aber ich habe mich für einen geringeren Ruhestrom entschieden. Nach meiner bisherigen Erfahrung ist das ausreichend. Class A wie in manchen Berichten behauptet wird kann die Endstufe mit diesem kleinen Kühlkörper eh nicht leisten.



Die Lösung Netzanschluss, Eingang und Ausgang auf so engem Raum zusammn zu führen halte ich für kritisch. Aber es funktioniert



Alle Messungen Tadellos, Leerlauf- Stromverbrauch etwa 30 Watt









Ich hoffe ihr habt mal etwas Neues gesehen und habt ein wenig Spaß gehabt.
Richard