Tonbandgerät Grundig TS320 Bass schwächelt

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Carbon386
Ist häufiger hier
#1 erstellt: 19. Jul 2021, 23:54
Hallo liebes Forum!

Folgende Ausgangssituation: Mein Vater (gelangweilter Rentner) hat Lust auf ein bestimmtes Tonbandgerät aus seinen jungen Jahren, nämlich dem TK/TS320, welches er damals selbst besaß. Er nutzt seit Jahren ein Philips N4420 und seit kurzem auch ein Grundig TK248. Da er gesundheitlich schwächelt, helfe ich ihm mit Beschaffung und Reparatur des Gerätes. Ich verfüge über grundlegendes Wissen und Verständnis über E-Technik, da ich selbst viel schraube und mich auch an fast alles heranwage. Auch Löten und Messen sind kein Problem, jedoch sind mir einige komplexe, elektrische Zusammenhänge als "Laie" nicht ganz klar.

Das eigentliche derzeitige Problem:
Ich nutze das Gerät testweise im reinen Verstärkermodus. Dabei fällt auf, dass Bässe auf beiden Kanälen deutlich verzerren und man selbst alte Lieder (ohne den modernen Dampf) nur auf Bass -5 hören kann. Selbst da hört man aber das da etwas nicht stimmt. Das Phänomen betriffte beide Kanäle gleichermaßen. Das Eingangsignal ist eher gering und das magische Band zeigt keine übertriebene Aussteuerung (die Bänder berühren sich nicht).
Ich habe die Schaltpläne und verstehe die "Basics", aber manches ist mir unklar, vor allem im Bereich der Röhrentechnik.

1. Läuft das zu verstärkende Signal (welches an den DIN-Buchsen reingeführt wird) tatsächlich durch die Röhren-Vorstufe? Falls ja klingt es für mich eher nach einem Fehler im Bereich der Röhrenversorgung? Oder liege ich da falsch und der Fehler deutet tatsächlich eher auf einen Defekt in der Transistor-Endstufe hin?

2. Gibt es Kondensatoren (Stichwort Papierwickelkondensatoren), die man generell wechseln sollte? Die meisten Bauteile sind ja sehr günstig, aber ohne Anhaltspunkt alles erneuen wäre wohl etwas übertrieben.

3. Ich werde im Laufe der Woche mal die im Schaltplan angegebenen Prüfspannungen messen. Einige solle im Playback-, die anderen im Aufnahmemodus gemessen werden. Kann man dazu den Motor ablöten, ohne damit die Messergebnisse zu verfälschen? Ich habe das Gerät gestern mal kurz stehend in Betrieb genommen, aber ich hatte dabei Schleif- und andere Geräusche, da hab es doch erstmal gelassen.


Ich wäre euch super dankbar! Das Gerät macht soviel her, es wäre echt schade drum
Ingor
Inventar
#2 erstellt: 20. Jul 2021, 10:25
Du solltest dir den Schaltplan besorgen. Gibt es ja im Netz. Dann siehst du schnell, wie das Signal geführt wird. Ich habe mir das kurz angesehen. Demnach geht das Signal durch die Röhrenvorstufe. Den Motor kannst du abklemmen, der ist primärseitig angeschlossen. Wenn das Gerät noch nie überholt wurde wird es eine Menge Arbeit, die sich für diesen Schrotthaufen natürlich nicht lohnt.
Zunächst die Koppelkondensatoren in der Röhrenstufe erneuern. Dann die Elkos an den Kathoden der ECC 83 Röhren tauschen und wahrscheinlich auch die Kondensatoren im Entzerrungsnetzwerk. Also den ganzen Dingern vor dem Eingang des Transistorverstärkers. Den Transistorverstärker kannst du leich prüfen, indem du an dessen Eingang einen CD-Player anschließst. In der Endstufe solltest du den Kondensator vor dem Lautsprecher prüfen oder versuchweise ersetzen. Den Wert nicht verändern, das ist kein Ausgangskondensator, sondern eine Art Frequenzweiche.

Vorab alle Spannungen messen.
Carbon386
Ist häufiger hier
#3 erstellt: 20. Jul 2021, 11:27
Vielen Dank für deine Antwort!

Schaltplan habe ich bereits und freunde mich solangsam damit an
Mir ist auch bewusst, dass es nicht gerade ein wertvolles oder hochklassiges Gerät ist, aber da geht vor allem um Nostalgie, da mein Vater das baugleiche Geräte damals neu erworben hatte, es aber leider doch nach 10-15 Jahren verkauft hatte. Für eine professionelle Revision lohnt es sich tatsächlich nicht und man lernt auch immer etwas dazu.

Zunächst überprüfe ich mal alle angegebenen Messspannungen. Danach sehe ich weiter. Im Prinzip habe ich durch Recherche schon fast eingeplant, dass alle Kondensatoren erneuert werden sollten bzw. müssen. Sind ja eh günstige Bauteile.
hf500
Moderator
#4 erstellt: 20. Jul 2021, 16:48
Moin,
ihr immer mit euren Kondensatoren ;-)

Die TS/TK3xx waren die seinerzeit teuersten Geraete, die Grundig anbot. Ordentlich gemachte 3-Kopf Amateurgeraete. Die Laufwerke basieren auf denen der TK4x, auch die Aufnahme-Wiedergabeverstaerker.
Die TS/TK3xx sind die Letzten ihrer Art, nach 1985 gebaut und sollten daher im A/W-Verstaerker eigentlich keine Papierkondensatoren mehr haben. Nachsehen schadet nicht, aber ich rechne nicht damit.
Der Transistorverstaerker ersetzt die Endverstaerker der TK46/47 mit ECC83 und ELL80. Mehr Leistung (2x12W), keine Roehren ;-)
Man sollte erstmal einen externen Verstaerker anschliessen, um zu sehen, ob der Fehler aus dem A/W-Verstaerker oder dem Transistorverstaerker kommt, der fuer die Innen-/Aussenlautsprecher da ist.
Falls sich der Transistorverstaerker fuer extern eingespeiste Signale verwenden laesst, auch das pruefen. Bei Problemen mit der Basswiedergabe auf beiden Kanaelen faengt die Fehlersuche im Netzteil an. Moeglicherweise ausgetrocknete Ellkos, wenn man das nicht pruefen kann (ESR), bleibt nur Austausch.
Die Geraete sind uebrigens nicht fuer den Senkrechtbetrieb gebaut, daher die Schleifgeraeusche, weil die Capstanwelle mit dem Schwungrad gegen die Kopftraegerplatte laeuft.

73
Peter
Ingor
Inventar
#5 erstellt: 20. Jul 2021, 20:29
1985 noch Röhren und magische Bänder? Nein, das kann nicht sein.
hf500
Moderator
#6 erstellt: 21. Jul 2021, 18:56
Moin,
hast recht, falsche Taste erwischt: 1965.
;-)

73
Peter
Ingor
Inventar
#7 erstellt: 21. Jul 2021, 20:13
Weiß ich doch. Aber das musste halt sein. Genauso wie der Kondensator-Spruch von dir.
hf500
Moderator
#8 erstellt: 21. Jul 2021, 22:03
Moin,
ich habe mir mal die Geraetebeschreibung in der Grundig TI angesehen.

Das Geraet laesst sich als Verstaerker betreiben, Taste "V". Der Hauptnetzschalter muss dabei auf "0" stehen.
Die Verstaerkertaste wird ausgeloest, indem man mit dem Hauptnetzschalter/Geschwindigkeitswaehler einschaltet.

Die eingebauten Lautsprecher werden ueber einen 15 Ohm Widerstand parallel zu 100µF an den Verstaerker angeschlossen, da sie die volle Leistung nicht vertragen. Eine vollstaendige Beurteilung des Verstaerkers ist daher nur mit externen Lautsprechern moeglich. An 4 Ohm leistet der Verstaerker 2x 8/12W (Sinus/Musik).

Der Verstaerker ist mit 4x AD150 dafuer ganz gut ausgestattet, im Netzteil stecken 2x 10000µF. Betriebsspannung ist +-14V. Der Gleichrichter ist ein B30C1200. Scheint ein Selentyp zu sein und kommt mir etwas mager vor. Moeglicherweise ist er "morsch". Ersatz waere z.B. ein B80C2200Si oder einfach alles, was mehr als 40V und 2A aushaelt.

Der A/W-Verstaerker hat im Netzteil einen B250C100. Am Ladekondensator stehen bei Wiedergabe 260V.

73
Peter


[Beitrag von hf500 am 21. Jul 2021, 23:30 bearbeitet]
Carbon386
Ist häufiger hier
#9 erstellt: 17. Sep 2021, 10:26
Vielen Dank für die Antworten! Leier konnte ich mich aus Zeitmangel länger nicht mit der Fehlersuche beschäftigen.

Bisher habe ich einen Großtel der Prüfspannungen gemessen und nur wenige Werte stimmen. An einer Röhre liegt im Aufnahmemodus statt den 245V sogar nichts an...

Wahrscheinlich läuft es erstmal auf die Koppelkondensatoren und die Z-Diode Z1 hinaus. Evtl. auch die Dioden Z2-5.

Übrigens habe ich auch im dampfradioforum .de dieselbe Frage stellt, dort habe ich auch gute Hinweise bekommen:
https://www.dampfradioforum.de/viewtopic.php?f=31&t=31679&p=285612#p285612
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