Nordmende Spectra Futura Spannungen

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shabbel
Inventar
#1 erstellt: 03. Dez 2021, 15:58
Ich komme bei der Fehlersuche nicht mehr weiter. Es handelt sich um einen alten Germanium Receiver, bei dem die Spannungen nicht stimmen. Das führt zu einer Asymmetrie der Leistungstransistoren. Die Stromversorgung der Endstufe ist etwas unkonventionell geschaltet. Ich habe mal Spannungsmessungen in Schaltbild und Schaltzeichnungen eingetragen. Der Gleichrichter ist ein Selengleichrichter in Klemm-Bauform. Trafoseitig liegt die vorgegebene Spannung an. Alle Elkos im Gerät sind erneuert worden. Ruhesstrom stimmt. Tonwiedergabe ist sauber.

In der Schaltzeichnung vom Netzteil sind drei Spannungen vorgegeben: -34 V, -24V und -15V. Die letzte, -15V kann nicht stimmen, weil der Messpunkt 73 an Masse liegt.
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Hier das Schaltbild. Spannungsversorgung der Endstufe über Punkte 65 und 66. Ich habe an beiden Kanälen 65 und 66 abgeklemmt. Das führt zu keiner Änderung der Werte der Netzplatine. Die beiden Transistoren (Tr12, Tr13) scheinen in Ordnung zu sein. Oder doch nicht? Die Zenerdioden haben Sollwert (D611=24Volt, D612=15V). Widerstände der Netzplatine sind alle einwandfrei. So weit ich verstehe, sollen -24V an Punkt 74 anliegen. Ich messe aber -9,4V.
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[Beitrag von shabbel am 03. Dez 2021, 16:24 bearbeitet]
Ingor
Inventar
#2 erstellt: 03. Dez 2021, 17:18
Wie kommst du darauf, dass 73 an Masse liegt? Im Schaltplan ist es ganz klar eine Teilspannung. Die Bezugsmasse ist hier der positive Zweig 72. Die haben die Plusleitung als "Masse" genommen. Das war durchaus üblich. Daher miss mal gegen Plus, ob dann die Werte stimmen.
shabbel
Inventar
#3 erstellt: 03. Dez 2021, 21:38
Interessant mit dem Pluspol als Bezugspunkt. Wenn man das nicht weiss, kommt man auch nicht darauf. Ich messe alles nochmal durch.

73 liegt an Gehäusemasse, weil erstens das Mulitmeter das sagt: 0 Ohm. Und zweitens führt die Leitung an 73 irgendwann im Tunerbereich an Gehäusemasse. Oben links an Punkt 25 zu sehen.

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Ingor
Inventar
#4 erstellt: 04. Dez 2021, 12:50
Das heißt doch nichts. Grundig hat zwei Spannungsebenen. Misst du gegen Plus bekommst du die - 15 V. Diese -15 werden aber einfach als Nullpotenzial verwendet, so dass die Versorgungsspannung in dem Teil des Gerätes 15 V beträgt.
shabbel
Inventar
#5 erstellt: 07. Dez 2021, 12:26
Die Spannungsversorgung scheint mir in Ordnung zu sein. Die Gesamtspannungen sind 5-10 % unter Soll. Das wird wohl am alternden Selengleichrichter liegen.

Was mit nicht gefällt, ist ein Stromfluss durch die Lautsprecher: Beide Kanäle verhalten sich dabei ähnlich. Ich habe soweit alles durchgeprüft. Die Elkos sind neu. Die Germaniumtransistoren laufen rauschfrei. B-E Spannungen im Bereich von 0,2 mV. Die Diode ist ein Siliziumgleichrichter. Die Widerstände waren bis auf R550 in Ordnung. R550 soll laut Schaltbild 330 Ohm haben, es waren aber auf beiden Kanälen 550 Ohm verbaut. Und die waren schon hochohmiger geworden.

Das Schaltbild sagt mir, dass der Stromfluss in den Lautsprechern durch R550 geht. Das soll wohl so sein und deshalb auch der Vorwiderstand R557 (1 Ohm). Die Spannung, die ich an den Lautsprecherpolen messe, liegt bei 60 mV. Nach I = U/R wären dass für 4 Ohm Lautsprecher 15 mA.

Nun habe ich R550 variiert. Je höher der Wert, desto kleiner der Stromfluss durch die Lautsprecher. Aber es ändert sich auch die Mittenspannung. Im Bild habe ich die Spannungen für R550 = 500 Ohm eingetragen. Die Mittenspannung liegt dann bei 12,4 Volt. Die Versorgungsspannung der Endstufe ist 22,8 Volt. Je höher ich jetzt R550 wähle, desto niedriger wird die Mittenspannung.

Es werden im Schaltbild angegeben 24 Volt Versorgungsspannung und 12 Volt Mittenspannung. Um bei meiner vorhandenen Versorgungsspannung auf 12 Volt zu kommen, müsste ich R550 auf etwa 800-1000 Ohm wählen. Wäre das so sinnvoll, oder habe ich etwas übersehen?

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Ingor
Inventar
#6 erstellt: 07. Dez 2021, 12:45
R 550 ist wahrscheinlich eine Gegenkopplung. Den Wert zu verändern bringt nichts für den Ruhestrom, da durch den Widerstand kein Gleichstrom fließt. Der Stromfluss in die Lautsprecher geht immer über den Kondensator 1000µF. Die positive Halbwelle lädt ihn auf, bei der negativen Hlabwelle wird die Ladung über den Transistor 18 gegen Masse gelegt und er entlädt sich. Wichtig ist für den Ruhestrom nur, dass eben nicht beide Transistoren gleichzeitig zu stark öffnen. Dann fließt der Strom nämlich durch beide hindurch und nicht mehr durch den Laustprecher. MIt R 548 stellst du den Ruhestrom ein. Was ist denn der Fehler? Du schreibst doch alles wäre ok?
shabbel
Inventar
#7 erstellt: 07. Dez 2021, 12:51
Die Ladeelkos sind neu. Da geht kein Gleichstrom durch. Es geht um Stromfluss durch die Lautsprecher, nicht um Ruhestrom der Endstufe. Bei ändern von R550 muss natürlich auch der Ruhestrom über den Poti R548 angeglichen werden.
Ingor
Inventar
#8 erstellt: 07. Dez 2021, 13:13
Du hast mich nicht verstanden. Lies nochmal, was ich geschriebe habe.
gst
Inventar
#9 erstellt: 07. Dez 2021, 13:21
Sicher geht ein Gleichstrom durch den Lautsprecher. Mit dem R550 wird die Mittenspannung
der Endstufe über die Gegenkopplung kontrolliert. Eine weitere Gegenkopplung wird
über R561 und R562 erreicht. Die Mittenspannung von rund 12 Volt erscheint dann völlig ok.
Der R557 im Ausgang ist mir nicht ganz erklärlich, verringert er doch die abgegebene Leistung.
Für 'ne Kurzschlußsicherung erscheint er doch dann etwas zu klein.
Ein sparsames Konzept, aber offenbar funktionabel. Germanium-Endstufen im Zaum zu halten,
war nicht immer ein leichtes Unterfangen.
gst
shabbel
Inventar
#10 erstellt: 07. Dez 2021, 18:30
Alles schön und gut. Bei dieser Schaltung gibt es eine kleine Gleichspannung an den Lautsprecherausgängen. Nur will ich das beste aus der Endstufe herausholen. R557 ist meines Erachtens für den Betrieb der dazugehörigen Lautsprecher mit 4 Ohm Impendanz gedacht. Das gab es auch bei Philips Germaniumgeräten. Da ich nur 8 Ohm Lautsprecher betreibe, habe ich R557 einfach überbrückt.

Es gibt zwei Variablen, die ich optimieren will.

Erstens minimale Gleichspannung an den Lautsprecherausgängen. Weil die Tieftöner bei zuviel Spannung aus der Ruheposition gehoben werden. Und natürlich wegen der Aufheizung der Lautsprecherspulen.

Zweitens maximale Symmetrie der Endstufen. Dann sollte die Mittenspannung exakt die Hälfte der Versorgungsspannung sein. Also 12 Volt bei 24 Volt Versorgungsspannung.

Beides erreiche ich, wenn R550 näherungsweise auf 800 Ohm erhöht wird. Spricht etwas dagegen, das zu tun?
Ingor
Inventar
#11 erstellt: 07. Dez 2021, 19:26
Den Strom, der über den Widerstand R 550 fließt kannst du vernachlässigen. Da hebt es die Spule sicher nicht aus der Nullposition. Aber der Strom ist auch wichtig, ohne den hat TR 16 ja keine Versorgung. Den Widerstand von 1 Ohm würde ich nicht entfernen. Der dient sicherlich zur Dämpfung. Denn die Spule des Lautsprechers bildet mit dem Kondensator einen Reihenschwingkreis. Ich kann dir nur empfehlen alles so zu lassen, wie die Nordmende-Ingenieure sich gedacht hatten. Die wussten ganz genau was sie taten. Germanium-Transistoren in der Endstufe sind ein Fall für sich. Meistens müssen sie gepaart sein und dann noch durch Temperaturfühler stabilisiert werden. Wenn du da etwas zerschießt wird das nie wieder schön.


[Beitrag von Ingor am 07. Dez 2021, 19:26 bearbeitet]
hf500
Moderator
#12 erstellt: 07. Dez 2021, 21:29

shabbel (Beitrag #10) schrieb:
Nur will ich das beste aus der Endstufe herausholen.


Moin,
das hat Nordmende schon fuer dich getan. Naemlich den besten Kompromiss (es ist immer einer) aus Leistung (dazu gehoert auch Klirr etc.) und Betriebssicherheit zu erreichen.
Lass die Stufe so, wie sie ist, das ist ein Schaltungskonzept aus Anfang der 70er und schon ausgereizt, wenn man den Verstaerker nicht vollkommen umbauen will.
Ueber R550 fliesst der Speisestrom der Treiberstufe, wenn man die "aushungert", kann sie den erforderlichen Basisstrom fuer die Endtransistoren nicht mehr aufbringen. Wenigstens der Anstieg der Verzerrungen duerfte die Folge sein. Und der winzige Gleichstrom von 15mA ist fuer den Lautsprecher unbedeutend.

73
Peter
shabbel
Inventar
#13 erstellt: 07. Dez 2021, 22:16
Es war aber wohl beabsichtigt, auf die exakte Mittenspannung zu kommen. Kann man nicht an einem anderen Widerstand etwas verändern, um dahin zu kommen? Zum Beispiel R561 ?
gst
Inventar
#14 erstellt: 08. Dez 2021, 14:32
Wenn ich mir die Schaltung so ansehe, wird auch über R550 versucht, die Spannungsverstärkung des A-Treibers
Tr16 zu erhöhen. Außerdem ist das die einzige Quelle für den Kollektorstrom für Tr16, wo sollte der sonst herkommen.
Es muss auch einen Grund haben, dass Nordmende für R561 und R562 nicht einen 8,2k Widerstand eingesetzt,
sondern 8,5k "hergestellt" haben. Wie meine Vorredner auch wäre ich sehr vorsichtig, bei gleichspannungsgekoppelten
Germanium-Endstufen irgendetwas da zu ändern.
gst
shabbel
Inventar
#15 erstellt: 08. Dez 2021, 19:50
Gut, dann werde ich es bei 550 Ohm belassen, die abweichend vom Schaltbild verbaut waren. Danke.
hf500
Moderator
#16 erstellt: 08. Dez 2021, 19:57
Moin,
vielleicht kann man doch mit dem Basisspannungsteiler der Treiberstufe experimentieren. Er bezieht seinen Strom aus dem Mittelpunkt der Endstufe und eigentlich sollte dieser Weg per Gleichstromgegenkopplung die Mittenspannung stabilisieren. Das ist eine Grosserienschaltung, die mit moeglichst wenig Einstellerei auskommen soll und daher Kompromisse mit den Bauteiletoleranzen eingeht.
Es hat aber keinen grossen Sinn, die Mittenspannung auf exakt Ub/2 einzustellen, weil sich dadurch der moegliche Ausgangsspannungshub nicht so sehr vergroessert, als dass das hoerbar wird. Unter Vollaussteuerung ist die Mittenspannung relativ unbedeutend, solange sie nur in der korrekten Groessenordnung bleibt.

Was leistet eigentlich so ein AD161/152 Verstaerker mit 24V Ub? So um die 8W?

73
Peter
shabbel
Inventar
#17 erstellt: 08. Dez 2021, 20:13
Ja. 8 Watt pro Kanal. Und klingt luftig und warm. Sehr angenehm. Wobei der Graetz Melodia 2 x 10 Watt mit anderen Treiberstufen macht. Aber der Nordmende klingt schöner.

Darf ich fragen, welcher der Basisspannungsteiler ist? Bin ja nicht vom Fach.
hf500
Moderator
#18 erstellt: 08. Dez 2021, 20:57
Moin,
der Basisspannungsteiler des Treibers besteht aus R561/562 und R541 (und natuerlich entsprechende Widerstaende im anderen Kanal).

Dass die Mittenspannung sich nicht punktgenau einstellt, wusste man auch bei Nordmende, am Messpunkt steht "ca. 12V".
Die Spannungsangaben in Schaltbildern sind ohnehin mit Toleranzen behaftet, Abweichungen von 10 bis teilweise sogar 20% muessen nicht unbedingt einen Fehler anzeigen.

73
Peter
gst
Inventar
#19 erstellt: 08. Dez 2021, 21:48
ich habe in alten Unterlagen geschaut:
anbei eine Valvo-Schaltung aus Anfang der 70er. Etwas aufwendiger und
mit Anspruch HiFi und kommt unserem Bild von besseren Endstufen etwas näher.

Valvo_1
gst
hf500
Moderator
#20 erstellt: 08. Dez 2021, 22:19
Moin,
das Mende will auch kein HiFi-Geraet sein. Es ist eher ein "Stereo-Tischradio" mit abgesetzten Lautsprechern, das nur ordentlich funktionieren soll. Es wuerde mich nicht wundern, wenn die Nennleistung auf 10% Klirr bezogen ist (DIN 45324(?)).

Die Valvoschaltung ist der des Mende aehnlich, hat aber den besseren Klangsteller und eine kraeftige Treiberstufe. Und man kann sehen, dass die Mittenspannung mit dem Basispannungsteiler hier des Vortreibers eingestellt wird. Der Treiber scheint einigermassen Strom zu bekommen, hier hat man einen Leistungstransistor verwendet.

73
Peter
shabbel
Inventar
#21 erstellt: 09. Dez 2021, 10:01
Oder eben Graetz Melodia.

3
shabbel
Inventar
#22 erstellt: 09. Dez 2021, 19:25
Gut, dass ich jetzt genau hingeschaut habe. Es ist nicht eine Siliziumtransistor als Treiber verbaut, sonder AC 122. Und wahrscheinlich hat deshalb auch R550 einen Wert von 550 Ohm.
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