Wega 3213, Verstärker wird zu heiß

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elrir
Neuling

#1 erstellt: 05. Mai 2012, 23:32

Hallo ich möchte mich hier erst kurz vorstellen,
Ich heiße Johannes, bin Anfang 20 und studiere Maschinenbau und bin schon seit zig Jahren von Dual Plattenspieler sehr angetan. Ich bin hier schon einige Zeit stiller Mitleser und habe dank euch schon den einen oder anderen Plattenspieler wieder hinbekommen, wirklich tolles Forum!

Nun habe ich vor kurzem eine tolle Wega 3213 Anlage mit Dual 1218 ergattert, optisch und auch dem ersten Eindruck nach auch technisch top in Schuss.
Die Anlage funktioniert auch anfangs einwandfrei, also es ist Ton an beiden Kanälen zu hören.
Aber nach ca. 5-10 Min schaltet sich die Anlage automatisch ab. Ich habe sie mal aufgemacht,
weil ich anfangs dachte sie ist verstaubt oder so.

Als ich dann nach möglichen Fehlern gesucht habe, bin ich auf einen Transistor (roter Kreis) der Endstufe gestoßen der sofort nach dem Einschalten sehr heiß wird,
aber nur bei angeschlossenen Boxen, nach einer gewissen Zeit schaltet sich die Anlage dann selbst ab.
Ich denke mal das passiert durch den Thermoschalter in der Mitte (grün)
Äußerlich erkennt man an allen Bauteilen auf der Platine keine Schwarzen Flecken, kein durchgeschmorten Teile etc,
man riecht auch nichts bis auf den typischen "Alte Elektronik Geruch"
Es ist auch nur dieser eine Transistor die anderen drei bleiben kalt bzw werden nur Minimal wärmer.

Ich als Laie vermute daher, es liegt am Transistor, aber ich hoffe das mir hier die Experten unter euch weiterhelfen können, vielleicht hattet ihr ja schonmal ein ähnliches Problem

auf dem Transistor steht oben 2N3055, in der Mitte RCA und unten RVG 3K.
Kann man den Transistor einfach so gegen einen neuen gleichen Typs tauschen?

Noch kurz zu meinen Möglichkeiten:

Mit Elektronik kenne ich mich nicht besonders gut aus, Ich weiß was Strom, Spannung, Widerstand und so weiter ist,
aber mit großen Schaltplänen und komplizierteren Sachen schauts ziemlich mau aus.

Ich habe schon mal ein Multimeter in der Hand gehabt und das ein oder andere verbrutzelte Teil getauscht, Motoren angeschlossen etc.
Löten und entlöten krieg ich auch noch hin, und für den Fall der Fälle kenne ich noch einen Elektrotechniker (leider keinen HiFi Techniker) der mir helfen könnte.

Vielen Dank schon mal, bin gespannt auf eure Antworten.

Viele Grüße
Johannes

PBienlein
Inventar

#2 erstellt: 06. Mai 2012, 07:12

Hallo Johannes und willkommen im Forum,

der 2N3055 könnte tatsächlich defekt sein. Den kannst Du überall bekommen. Beim Elektronikladen um die Ecke oder bei allen Versendern. Eventuell ist aber die Ansteuerung des Leistungstransistors schon defekt, also sein "Treiber" und deshalb wird er zu heiß. Ebenfalls möglich: ein hoch- oder niederohmig gewordener Widerstand um den Bereich herum. Da sollte man zuerst mal ein paar Messungen machen.

Nach dem Tausch von Endstufentransistoren wird ein Neuabgleich des Ruhestroms fällig.

Gruß
PBienlein

Bertl100
Inventar

#3 erstellt: 06. Mai 2012, 10:55

Hallo zusammen,

so ein erster Gedanke von mir: besitzt die Endstufe vielleicht einen Koppelelko am Lautsprecher-Ausgang?
Wenn ja, dann würde das erklären, warum nur EIN Transistor heiß wird, und warum das ganze nur passiert, wenn ein LS angeschlossen ist.
Ist aber nur so eine Idee - womöglich hat das Gerät ja keinen Koppelelko!

Gruß
Bernhard

Bertl100
Inventar

#4 erstellt: 06. Mai 2012, 10:58

PS:
bei Wegavision liegt ein Schaltplan. Es gibt tatsächlich einen Koppelelko. 1000µF/50V.
Müßte quer hinter den Endtransistoren "liegen".
Der heiße 2N3055 müßte T40 sein.

Gruß
Bernhard

elrir
Neuling

#5 erstellt: 06. Mai 2012, 14:18

Hallo Leute,
das ging ja superschnell, vielen Dank!

@Bernhard: das mit dem Kondensator war ein guter Tipp, habe ihn gleich gefunden, ist ein ziemlich dicker Brummer, gleich geprüft und er hat Durchgang, das sollte glaub nicht so sein.

@PBienlein: Das mit den Widerständen messen klingt gut, kann ich die im eingebauten Zustand messen?
Was meinst du mit Treiber, bzw welche Bauteile sind das?

Den Schaltplan bzw das Serviceheft bei Wegavision hab ich auch schon gefunden, Ruhestrom einstellen klingt auf jeden fall schonmal machbar

Habe jetzt auch nach 10 min auf dem Schaltplan suchen T40 entdeckt, ist auf jeden Fall die rechte Endstufe, könnte auch T42 sein.
Ich weiß nicht genau wie man Schaltpläne liest, zeigen die nur wie was verschaltet ist oder kann man daraus auch lesen zb durch über die Platine halten welches Bauteil was ist, also sind sie auch geometrische Pläne?

Bitte verzeiht mir meine etwas dummen Fragen.

Viele Grüße
Johannes

elrir
Neuling

#6 erstellt: 06. Mai 2012, 14:56

Habe jetzt auch mal den problematischen Transistor ausgelötet und mit dem hfe Prüfer meines Multimeters gemessen, es kommt ein hfe Wert von um die 30 raus. Ich habe ein wenig gegoogelt und auf einer Seite geufnden das sich der hfe Wert beim 2N3055 so zwischen 20 und 70 bewegen kannt, ist das korrekt? demnach wär der Transistor selbst ok.

Bertl100
Inventar

#7 erstellt: 06. Mai 2012, 19:44

Hallo Elrir,

generell kannst du immer rechts - links vergleichend messen!
Es ist ja nur ein Kanal defekt.
Wenn du jetzt den EINEN Koppelkondensator als defekt identifiziert hast, würde ich das Gerät erst mal in Ruhe lassen. Auch nicht mehr betreiben. Sondern als erstes diesen Kondensator tauschen.
Auch nirgends drehen (Ruhestrom).
Mit ein bißchen Glück, funktioniert das Gerät nach dem Tausch einfach wieder genauso wie es soll.

Gruß
Bernhard

elrir
Neuling

#8 erstellt: 06. Mai 2012, 22:21

Jo, werd ich machen, werd mir erstmal so einen Kondensator besorgen.
Die Potis hab ich zum Glück noch nicht angelangt gehabt.
Wäre cool wenns wirklich nur der eine Kondensator ist

bukongahelas
Inventar

#9 erstellt: 07. Mai 2012, 06:44

Besser die Elkos bzw allgemein Bauteile in beiden Kanälen identisch erneuern.
Was links schon def ist kann auch rechts bald ableben.
Wenn man schon Elkos tauscht und bestellt dann direkt alle zumindest der Endstufen. Empfohlen auch die die Netzteils. Gut sind Panasonic FC , 105 Grad temperaturfest.
Kosten wenig und braucht etwas Zeit , ist aber sinnvoll wenn man eh bei der Arbeit ist.
Was neu ist kann nicht mehr Fehlerursache sein und klingt garantiert wieder so wie am ersten Tag.
Anstatt zeitraubender Fehlersuche besser (als Laie) eh verschlissene Bauteile erneuern.
bukongahelas

Bepone
Inventar

#10 erstellt: 07. Mai 2012, 12:18

Hallo,

u.U. baut man sich so aber Fehler ein, die vorher nicht da waren (z.B. falsch gepolter Elko).
Ich würde nicht ohne Not einfach so alles rausschmeißen und neu machen.

Gruß
Benjamin

hf500
Moderator

#11 erstellt: 07. Mai 2012, 17:35

Moin,
der Endtransistor, der warm wird, muss tatsaechlich nicht defekt sein. Die Messung des hfe liefert schon mal ein positives Ergebnis, zusaetzlich sollte man mit der Diodentestfunktion den Transistor untersuchen. Beim 2N3055 sollte je eine Diodenstrecke zwischen Kollektor, bzw. Emitter und Basis zu messen sein. Zwischen Emitter und Kollektor muss die Strecke offen sein.
Es ist fuer den Transistor besser, wenn er ok ist, denn quasikomplementaere Endstufen wie diese hier sind gerne zickig und bestehen oft auf ausgemessene Paare fuer Treiber- und Endstufe. Irgendeinen 2N3055 einsetzen kann funktionieren, so ein defekter ersetzt werden muss, aber es muss nicht. Und "die guten" von RCA findet man heute auch nicht mehr... (der 2N3055 war vor 40 bis 30 Jahren _der_ Leistungstransistor fuer zahlreiche Anwendungen. Er ist im Verstaerkerbau relativ schnell wieder verschwunden, weil es bald "schnellere" Transistoren gab. In Anwendungen der Leistungselektronik, die keine allzu grossen Anspruche an die Breitbandigkeit stellen, ist er dagegen lange verwendet worden, z.B. Netzgeraete.)

An sich sind diese Transistoren fuer den 2x 25W Verstaerker hemmungslos ueberdimensioniert. Es ging sogar noch "schlimmer", von Koerting gab es einen Receiver mit nur 2x 16W mit dieser Bestueckung.

Ein Schluss der Auskoppelelkos laesst sich schnell nachweisen, der unbelastete Ausgang muss nach einigen Sekunden nach dem Einschalten gleichspannungsfrei sein.

73
Peter

elrir
Neuling

#12 erstellt: 10. Mai 2012, 17:37

Hallo zusammen,
habe den Transistor jetzt nochmal gemessen (Danke für die Anschauliche Anleitung Peter!) und er scheint ok zu sein.
Gestern kamen meine bestellten Kondensatoren, ich hab jetzt einfach mal die Koppelelkos in beiden Endstufen getauscht.
und jetzt läuft die Anlage wieder, hör jetzt schon seit ner guten Stunde Radio, super Klang auf beiden Kanälen und die Transistoren werden nur handwarm!

Alles auszutauschen wär mit Sicherheit sinnvoll, davor hab ich aber persöhlich bisschen Angst das ich irgendwas falsch mache, und "never touch a running system" und so.

Leute, vielen vielen Dank für die schnelle und kompetente Hilfe, echt ein Super Forum hier!

Viele Grüße
Johannes

hf500
Moderator

#13 erstellt: 10. Mai 2012, 17:44

Moin,
ein Transistor, der warm wird, obwohl er das nicht sollte, ist meist noch am Leben. Defekte Transistoren haben meist Kurzschluss oder offene Strecken, in beiden Faellen sieht es mit warmwerden schlecht aus ;-)

73
Peter

Bertl100
Inventar