Beyerdynamic DT250 / 250 Ohm, ein ordentlicher geschlossener Bügelkopfhörer (Vergleich mit HD650)

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zuglufttier
Inventar
#1 erstellt: 08. Jul 2015, 21:38
Ahoi,

ich selber suche schon seit einiger Zeit nach einem guten geschlossenen Kopfhörer und bin bisher immer noch enttäuscht worden. Folgende habe ich mal im Laufe der Jahre besessen: Beyerdynamic T5p, Audio Technica W5000, Sony MDR-Z1000, Beyerdynamic DT770, Audio Technica ATH-MSR7, Sennheiser Amperior, Shure SRH840, JVC HA-DX 1000, Ultrasone PRO 750, AKG K-271, Sony MDR-V7, Sony CD900ST und auch mal den grottigen Beyerdynamic DT48 E 25 Ohm.

Bis auf den K271 und den Amperior hatten alle davon eine gewisse Dosigkeit im Klang, der mir auf die Nerven ging, früher oder später. Der K271 klingt insgesamt ein bisschen zu mager und der Amperior klingt zwar super, ist aber nichts für längere Sessions. Nun bin ich ja Fan des HD600 bzw. HD650. Letzteren habe ich nun auch mal wieder als offenen Hörer. Bei mir muss alles halbwegs natürlich und aus einem Guss klingen. Nervige Peaks kann ich nur schlecht verdrängen, ebenso geht zu wenig Bass auch nicht. Ergo passen die beiden Sennheiser bei mir gut. Sie sind nicht das Ende der Fahnenstange was die reine Wiedergabetreue betrifft, lösen aber trotzdem gut auf und klingen einfach gut.

Der DT250 hat ordentlich Tiefbass, den man bei HD600 und 650 manchmal vermisst, spielt in den Mitten ähnlich auf und gibt bei ca. 10kHz nochmal ein bisschen mehr Gas, ist dafür vorher bei Mittel- und Hochton eher zahm. Diese Abstimmung klingt sehr gefällig aber auch nicht zu warm, was ja einige bei den Sennheisern bemängeln. Diesen Spagat schaffte bisher keiner der geschlossenen Hörer, die ich bisher gehört habe. Einige von den genannten haben rein technisch mehr drauf, z. B. der T5p oder der MSR7, aber sie haben eben eine etwas merkwürdige Abstimmung, wenn man halbwegs taugliche Lautsprecher oder eben gute offene Kopfhörer zum direkten Vergleich hat.

Das letzte Wort in Sachen Auflösung ist hier nicht gesprochen, gleiches gilt für die Bühne aber nun, man kann nicht alles haben! Dafür isoliert er ja auch ein bisschen und ist halbwegs bequem, mich stört es nicht, dass die Ohren die Polster berühren. Das Gewicht ist noch angenehm und besonders leise ist er mit seinen 250 Ohm auch nicht.

Leider taucht der DT250 nur sehr selten gebraucht auf!

PS: Übrigens ist es wesentlich einfacher einen Inear zu finden, der keinen dosigen Klang bietet! Dort klingen die meisten Konstrukte recht anständig aber Inears haben ja auch ihre Nachteile...

PPS: Hier noch eine Messung: http://www.innerfidelity.com/images/BeyerdynamicDT250250.pdf Kanalungleichheiten scheinen ein Problem zu sein.... Bei meinem höre ich so nichts raus.


[Beitrag von zuglufttier am 08. Jul 2015, 22:40 bearbeitet]
Hirnwindungslauscher
Hat sich gelöscht
#2 erstellt: 10. Jul 2015, 18:14
Danke für das kleine Review.
Schade, dass das Ding so ein Nischendasein führt. Für mich der interessanteste geschlossene Beyer überhaupt. Hören konnte ich ihn noch nicht, aber Interesse hätte ich mal dran.
ZeeeM
Inventar
#3 erstellt: 10. Jul 2015, 18:34
Wie sieht es mit der Verarbeitung aus?
vogelscheuche
Ist häufiger hier
#4 erstellt: 10. Jul 2015, 18:39
Klasse!
zuglufttier
Inventar
#5 erstellt: 10. Jul 2015, 21:04

ZeeeM (Beitrag #3) schrieb:
Wie sieht es mit der Verarbeitung aus?

Geht... Plastik, nicht besonders schön. Eine ganze Ecke schlechter als die großen DTs. Aber: Ich habe keine Angst den so in den Rucksack zu schmeißen! Er scheint sehr robust zu sein. So ein Superlux steht aber nicht schlechter dar von der Verarbeitungsqualität.

Ist mir aber relativ egal, da Ohrpolster, Kabel und so dann doch wieder sehr gut sind. Aber, man hört es vielleicht schon raus, so ein MSR7 macht zehn mal mehr her
ZeeeM
Inventar
#6 erstellt: 10. Jul 2015, 22:20
Wenn man mal ein bischen recherchiert, dann kommt der DT-250 fast immer ziemlich gut weg.
Vermutlich liegt der nicht so im Focus wegen der Modellnummer.
zuglufttier
Inventar
#7 erstellt: 10. Jul 2015, 22:58
Ach, der ist einfach steinalt... Schaut man sich die Messungen an, hat er auch sehr wenig Klirr im relevanten Bereich, nur mal eine kleine Spitze bei ca. 10 kHz. Er klingt fast schon ein bisschen langweilig, das wird das Problem sein
zuglufttier
Inventar
#8 erstellt: 12. Jul 2015, 14:40
Ich habe mich gerade mal hingesetzt und meinen HD650 mit dem DT250 direkt verglichen. Ausgepegelt wurde nix, angeschlossen ist alles an Billigzeugs. Der DT250 direkt an die Onboardsoundkarte, der HD650 ist an einem Topping NX1, der von der selben Soundkarte analog gespeist wird. Ich will also nicht ausschließen, dass der DT250 am NX1 ein bisschen besser klingt. Das habe ich nicht direkt verglichen.

Ich habe mal ein bisschen verschiedenes gehört und angefangen bin ich mit R.E.M., da ich die Band und deren Aufnahmen schon sehr lange kenne. Die Aufnahmen sind bis auf die allerneusten Alben sehr gut gemacht und klingen praktisch überall top. Bei "Man On The Moon" von Automatic for the Poeple kann ich erstmal festhalten, dass der HD650 einfach mehr Raum bietet. Man setzt ihn auf und es herrscht Ruhe, alles klingt natürlich, kein Gefühl der Beengtheit. Gut, er ist eben offen... Aber auch die Abstimmung sorgt dafür, dass alles ganz natürlich rüberkommt, man vermisst nichts. Alles klingt gut.
Dann den DT250 aufgeschnallt, die Stimme von Michael Stipe gewinnt ein paar Oktaven, der Raum rückt zusammen. Was vorher alles aus einem Guss war ist nun ein Zusammenspiel aus einzelnen Instrumenten. Alles gewinnt an Hochton ohne nervig zu werden. Dazu kommt ein Schlagzeug, was nun deutlich mehr kickt.
Danach habe ich mal Boards Of Canada angeschmissen, kenne ich ebenfalls sehr gut. "Roygbiv" von Music Has The Right To Children ist auch keine schwere Kost und klingt überall gut. Ein bisschen Bass, ein bisschen Geklimper, da kann nichts passieren. Das können natürlich beide Hörer hervorragend wiedergeben. Der HD650 deutlich entspannter, der DT250 mit schönem Kickbass und einer treibenden Darstellung der Musik. Hihats und Co. treten einfach stärker hervor. Entspannt bleibt die Aufnahme trotzdem.
Dann habe ich nochmal zwei schwierige Kandidaten ausgewählt: "Heroes" von David Bowie und "It Was there That I Saw You" von ...And You Will Know Us By The Trail Of Dead! Erstere Aufnahme ist von 1977 und ziemlich mies insgesamt. Mit ordentlich Pegel in einer Disco macht "Heroes" auch richtig Spaß oder eben zu Hause mit Lautsprechern, die eine gute Tiefbasswiedergabe haben. Aber mit Kopfhörern betreten wir hier schwieriges Terrain. Da haben schon viele versagt. Ich höre mir immer gerne von The Doors oder David Bowie an, wenn ich neue Kopfhörer bekommen, zum einen mag ich deren Musik gerne und zum anderen sind die Aufnahmen etwas schwachbrüstig. Der DT250 macht hier seine Aufgabe auch nicht so gut. Das Schlagzeug klatscht einem ins Gesicht und die Stimme wirkt auch ein bisschen unterepräsentiert. OK, man kann sich das noch sehr gut anhören aber es geht eben besser und hier schlägt die Stunde des HD650! Durch seinen eher dicken Grundton macht die Aufnahme wieder Spaß und die Stimme wird besser vom Rest des Geschehens separiert. Das ist natürlich unter anderem dem offenen System geschuldet.
Bei "It Was there That I Saw You" gibt es praktisch nur sehr laute Gitarren und eine Stimme, die darin untergeht, irdendwo ist auch ein Schlagzeug, vermutlich gibt es auch einen Bassisten. Die Jungs haben zwar scheinbar alle Musik studiert, dennoch sind die Aufnahmen sehr grenzwertig. Ich habe immer das Gefühl, dass die im Studio sitzen und einfach jeder seine Regler soweit aufdreht bis irgendwann jemand sagt: "Stopp, das reicht jetzt, wir haben alles auf rot!" Dennoch: Ich mag die Band. Und tatsächlich schaffen beide Kopfhörer hier den Spagat. Der HD650 dickt das Geschrammel etwas auf, so dass es anhhörbar wird und der DT250 macht Spaß, weil die Gitarren mehr Betonung erfahren.

Tatsächlich unterscheiden sich die beiden Hörer nicht so extrem. Beide verfügen über eine sehr ordentliche Abstimmung der Mitten und das ist nun mal das A und O eines guten Kopfhörers. Der DT250 drückt untenrum mehr und gibt mehr Hochton, der aber nicht nervig wird. Der HD650 läuft leider zum Tiefbass recht flott ab und baut dort wenig Druck auf, der Hochton fällt angenehm ab und klingt immer organisch, natürlich, wie aus einem Guss, wie auch immer man es nennen mag. Das offene System tut sein übriges. Mit dem DT250 kann man sich schön hinsetzen und eine Aufnahme anhören und mit dem HD650 hört man die Musik.

Ich kann meine Empfehlung für beide aussprechen und ich habe ja schon den einen oder anderen Kopfhörer gehört. Viele kranken an einer komischen Abstimmung der Mitten und/oder zu wenig Grundton. Fiese Peaks im wichtigen Bereich des Hochtons sind ebenso verbreitet, also unter 10 kHz meinetwegen, das ist immer ein bisschen individuell.
Hirnwindungslauscher
Hat sich gelöscht
#9 erstellt: 15. Jul 2015, 16:10
Wie sieht es hinsichtlich der Polster-Größe aus? Laut den Abmessungen ist ja nicht viel Ohr-Freiheit gewährleistet. Mein HD650 ist in dem Punkt wie für mich gemacht.


Der DT250 direkt an die Onboardsoundkarte, der HD650 ist an einem Topping NX1, der von der selben Soundkarte analog gespeist wird.


Sollte eigentlich auch mehr als ausreichend sein. Der einzige KH, wo ich KHV-Klang (bzw. eher die Nichteignung von X gegenüber Y) für mich auch im Blindtest nachweisen konnte, war ein LCD2 an O2 bzw. Netbook-KH-Ausgang.
zuglufttier
Inventar
#10 erstellt: 15. Jul 2015, 18:25
Na ja, die Polster sind in etwa so wie beim Sony MDR-V6. Sie sind nicht sonderlich groß, eher klein. Bei mir passt es gut aber der hintere Teil der Ohrlappen (das ist sicherlich die offizielle Bezeichnung dafür!) stoßen an die Polster. Stört mich aber nicht weiter, große Ohren sind hier aber sicherlich nicht von Vorteil.

Der HD650 ist da ne Ecke besser, kann man nicht anders sagen
Tom12446
Stammgast
#11 erstellt: 25. Apr 2020, 21:03

zuglufttier (Beitrag #1) schrieb:
Leider taucht der DT250 nur sehr selten gebraucht auf!
Klar: Wer ihn einmal hat, der gibt ihn nicht mehr her
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