AKG K712 vs. Audioquest NightHawk vs. Beyer DT1990PRO vs. Hifiman HE560

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stelen
Schaut ab und zu mal vorbei
#1 erstellt: 08. Jan 2018, 12:54
Prolog

Nachdem ich hier schon sehr viele wichtige Informationen aus Reviews / Vergleichen anderer User erhalten habe, versuche ich mich auch mal an einem -natürlich subjektiven- Kopfhörer-Vergleich. Mir fehlt allerdings die Erfahrung mit High-Endigen Hörern, um genau zu sein war es mein erster „richtiger“ Hifi-KH-Kauf, daher werden meine Beschreibungen bei weitem nicht so präzise, wie bei den Profis hier sein. Ich möchte es eher als Ermunterung sehen sich auch als „Anfänger“ im eher niedrigen Preissegment in einen Hifi-Laden zu gehen und dort zu vergleichen.

Zur besseren Einschätzung erst ein paar Worte zu meiner Kopfhörer-Erfahrung. (Wem das zu viel zu lesen ist springe einfach in den nächsten Post, da beginnt der eigentliche Vergleich)

Bereits lange vor iPhone und Beats by DrDre liefen schon viele Jugendliche -zum Entsetzen der Eltern- mit Kopfhörern draussen herum. Das „Statussymbol“ meiner Jugend hieß Anfang der 80er nicht Smartphone, sondern Walkman und geschafft hatte man es, wenn man sich einen echten, also Sony-Walkman, am Besten noch mit Mega-Bass-Schaltung, zusammengespart hatte. Auf meinen war ich seinerzeit so stolz, das ich ihn heute noch zusammen mit diversen Kassetten besitze, auch wenn er schon ewig nicht mehr genutzt wurde. In-Ears gab es da noch nicht, sondern ziemlich primitive Over-Ears mit Blechbügeln und Mini-Ohrmuscheln.

Mit dem ersten Auto ging die Kopfhörer-Nutzung dann stark zurück, denn nun hatte ich ja meinen eigenen Raum, wo ich so laut hören konnte wie ich wollte, ohne die Eltern zu stören. Der Mega-Bass wurde nun darüber definiert, wer es schaffte den Heiermann (für die jüngeren unter uns: ein 5 Mark-Stück) mit den Membranen des / der Subs am höchsten springen zu lassen. Die Verstärker-Leistungen wurden nun nicht mehr in Watt sondern KW gemessen und Kopfhörer waren völlig out.

Naja man(n) wird älter und ruhiger und in den eigenen vier Wänden zogen immer größere und bessere Stereoanlagen ein. Allerdings bescheinigte mir unser Betriebsarzt schon mit Anfang 30 (das ist nun gut 20 Jahre her) einen recht heftigen Höhenabfall, der immerhin den Erwerb teurer Lautsprecher überflüssig mache. Tja irgendwie blöd, ein paar Wochen vorher hatte ich mir meine Kappa 90 gegönnt. Naja Anfang des Jahrtausends leistete ich mir trotzdem meinen ersten richtigen HiFi-Kopfhörer (müßte ein Sennheiser HD595 gewesen sein). Der verstaubte dann auf seinem Glaskopf und ich schenkte ihn meiner Schwiegermutter, die ihn noch heute im Schlafzimmer am Fernseher nutzt.

Bei mir nahm dann lange das Musikhören immer mehr ab, besagter Fernseher lief eigentlich fast immer, inzwischen war die Musikanlage längst zum 5.1 System mit heftig Rums erweitert worden. Ein Großteil der CD’s war digitalisiert worden, wurden aber höchstens mit den Mini-Aktiv-Boxen am Rechner gehört.

Mittlerweile waren die guten alten Handys durch Smartphones ersetzt worden und ich hörte bei der Gartenarbeit Hin- und Wieder Musik mit den mitgelieferten Hörstöpseln. Das müßte auch das erste Mal gewesen sein, das ich dieses Forum hier fand, denn da kam recht schnell der Wunsch nach etwas besserem Sound auf. Es kamen ein paar etwas bessere In-Ears und ein BT-On-Ear (alles allerdings im 2-stelligen Preisbereich) ins Haus und so hörte ich in den letzten Jahren wieder etwas ernsthafter Musik, wenn ich unterwegs war.

Der Musikgeschmack meiner Frau und mein eigener stehen diametral gegenüber sodaß ich mir fürs heimische Wohnzimmer einen Sennheiser RS165 zulegte. Funk-Kopfhörer versprach das lästige Kabel loszuwerden und er hat so einen Zusatz-Bass-Knopf. Allerdings „ertappte“ ich mich in letzter Zeit immer öfter, das mir der wummerige Zusatzbass schlicht zu viel war und ich viel mehr versuchte Feinheiten herauszuhören. Der Sennheiser klingt zwar für nur 160,- ganz brauchbar, allerdings hat er ein recht heftiges Grundrauschen und egal ob ans Handy oder die Stereoanlage angeschlossen hatte ich immer das Gefühl er würde mir noch einiges verschweigen.

Ich fing also an, mich wieder etwas intensiver mit dem Thema zu befassen, las viel hier im Forum, diverse Tests im Internet (wirklich prima, wenn man nicht mehr nur von Audio und Stereoplays Bestenlisten „abhängig“ ist) und kam dann recht fix auf den Trichter, das im ausgehenden Jahr 2017 gar keine fetten Anlagen mehr nötig waren um gute Musik zu geniessen. Winzige Zuspieler mit ebenso kleinen Kopfhörer-Verstärkern machten Hifi gerechten Hörgenuß auch mobil bzw. raumunabhängig möglich. Wir haben hier noch einen kleinen aber gemütlichen Raum, den wir eh fast nie nutzen, da würde ich wunderbar Musik per KH hören können und könnte da auch die Krönung der KH-Baukunst, also einen offenen Hörer nutzen können.

Wer das bisher alles gelesen hat: Glückwunsch, Du weißt jetzt, das mein Hörvermögen als 50+ nicht mehr das allerbeste ist und ich nicht wirklich High-Fidel gebildet bin, nichtsdestotrotz wollte ich mir nun einen gescheiten Kopfhörer kaufen.

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[Beitrag von Pilotcutter am 08. Jan 2018, 13:49 bearbeitet]
stelen
Schaut ab und zu mal vorbei
#2 erstellt: 08. Jan 2018, 12:55
Auswahl der Vergleichskandidaten

Einfach blind den Testsieger in meiner Wunschpreisklasse zu kaufen kam diesmal nicht in Frage. Auf diese Art war ich zum eher ungeliebten Sennheiser HD595 gekommen. Ich wollte also, wenn möglich per Vergleich beim HiFi-Händler den richtigen KH für mich finden. Um das Ganze aber nicht zu einer Mission Impossible zu machen begann ich im Vorfeld zu recherchieren und vorzuselektieren. Recht schnell schien mir klar, das die Preisgruppe um die 500,- für mich das Optimum darstellen würde. Ab da würde es wohl massivst teurer und ich bezweifelte das ich die Verbesserungen überhaupt noch würde hören können. Zudem hatte ich inzwischen auch gelernt, daß es wohl eher suboptimal wäre einen modernen KH dauerhaft an einen meiner alten AVR bzw. dem noch vorhandenen Stereo-Vollverstärker zu hängen. Ein KH-Verstärker wollte also als nächste Investition zu berücksichtigen sein.

Recht schnell war klar, daß es auf einen offenen oder halboffenen Hörer hinauslaufen würde, da ich die immer wieder bei denen beschriebene weite Bühne geniessen wollte. Zudem müßte es ein Over-Ear sein, da ich bisher noch mit jedem On-Ear den ich aufprobierte nach ein paar Minuten Druckschmerzen bekam, ich den Over-Ear Sennheiser RS165 aber problemlos stundenlang tragen konnte.

Die Markenvielfalt erschlug mich im ersten Moment. Ich wußte nur, das ich keinen Beyer oder Sennheiser wollte, das war ja so langweilige „Standard-Massenware“. Zudem hätten die Beyers ja den Beyer-Peak der sie unhörbar mache. Nach der Lektüre diverser Tests- und Forenbeiträge hatte ich zwei Favoriten für mich festgelegt: Den Audioquest Nighthawk und den Hifiman HE400i, beides eher kontrovers besprochene Hörer, die mich einfach reizten.
Zusätzlich war ich gespannt, was mir der Händler bei der Vorgabe: Offen oder Halboffen, 500-600€, leicht badewannig ohne übertriebene Bässe, Klang vor Lautstärke, eher fürs Leisehören geeignet, wohl empfehlen würde.

Tja und was macht der gute Mann? Geht sofort zum KH-Ständer und drückt mir als erstes einen Beyer DT1190PRO in die Hand. Dazu noch einen AKG K712, von dem hatte ich zumindest bewußt noch gar nichts gehört, im Forum kamen eigentlich fast nur 701 / 702 vor. Naja was solls mein Nighthawk hing da auch, nur der HE400i war nicht da. Ich entschied mich dann einfach dafür den Versuch in der 1K Preisklasse zu machen und hörte auch mit einem HE560. Mit diesem Quartett ging es dann ins KH-Probehörstudio.

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[Beitrag von Pilotcutter am 08. Jan 2018, 13:50 bearbeitet]
stelen
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#3 erstellt: 08. Jan 2018, 12:56
Optik / Haptik

Zugegeben war ich nicht ausreichend vorbereitet, ich hatte zwar meinen kleinen Shanling M1 dabei, aber dessen USB-C Kabel vergessen, auch war ich nicht auf die Idee gekommen im Vorfeld eine CD zu brennen. Alles zum Glück kein Problem, der Verkäufer machte sich kurzerhand auf den Weg ein iPAD mit Tidal Zugang zu besorgen und ich schaute mir die vier Kopfhörer schonmal an. Der AKG sprach mich hierbei am wenigsten an. Er wirkte auf mich im Vergleich recht billig und bis hin zum konsequent orangenem Kabel klar zu bunt. Hinzu kam das gefühlt viel niedrigere Gewicht, das auch eine geringere Wertigkeit vermittelte. Das der Verkäufer mit diesem Hörer weit unter meiner Preis-Range von 500-600,- geblieben war wußte ich zu der Zeit noch nicht. Allerdings versprach der Aufbau ein wirklich offenes Hörerlebnis.

Genau gegenteilig erging es mir mit dem Beyer. Bis auf eine nicht perfekt geschliffene Kante am Ohrmuschelbügel machte der auf mich einen erheblich wertigeren Eindruck. Er wirkte mehr wie ein „richtiger“ Kopfhörer, fühlte sich aber auch dtl. schwerer an. Zudem war er eindeutig nicht so offen konstruiert wie der AKG. Der Beyer war auch der Einzige wo ich nicht auf den ersten Blick die Markierung für die richtige Tragerichtung fand (steht nur links im Kopfbügel).

Mit dem Audioquest Nighthawk hatte ich mich ja im Vorfeld schon etwas befaßt. Das Design läßt ihn sehr „spacig“ wirken. Allerdings wirkte er gefühlt etwas „plastikhafter“ als der Beyer, obschon vmtl. der Kunststoffanteil bei beiden gleichgroß ist. Zudem fühlten sich die Kunstleder-Pads etwas unangenehmer an, als die Velour-Polster bei den vorherigen beiden. Vom Gewicht hätte ich ihn gefühlt zwischen AKG und Beyer eingestuft, was auch so grob der Realität entspricht. Der erste Eindruck war recht durchwachsen, so wollte z. B. auch das sehr dünne Kabel (es dürfte wohl das Mobilkabel gewesen sein, da es auch nur sehr kurz war) im Vergleich zu den viel dickeren der beiden anderen nicht so recht zum Anspruch passen.

Der Hifiman war der Einzige der Vier, der in seiner Transportbox steckte. Macht natürlich schon was her so eine Echtholzkiste aber sofort fiel mir ein recht grober Bearbeitungsfehler bei der aufgesetzten Blechtafel auf. Ja hat nichts mit dem Hörer zu tun, aber sowas kann leicht zu einem negativen Ersteindruck führen. Das setzte sich auch bei der weiteren Betrachtung erstmal fort, denn die Holz-Intarsien waren nicht sonderlich sauber eingesetzt, die Spaltmaße paßten einfach nicht. Ich hatte mich zwar etwas intensiver mit dem HE400 beschäftigt, aber wenn ichs noch richtig im Kopf hatte lag die UVP des 560 jenseits der 1K €, da erwarte ich dann doch schon Verarbeitungsperfektion. Allerdings muß man dabei natürlich auch beachten, das es sich um einen Vorführhörer handelte, bei dem man nicht weiß, wie die vorherigen Hörer mit ihm umgegangen sind. Nun aber -fast- genug gemeckert, der restliche Eindruck vom Hörer war dann in Ordnung, alles fühlte sich durchdacht und stabil an. Beim Gewicht lag er gefühlt exakt auf dem Niveau des Beyer (hinterer gegoogelt: Sie liegen 5gr auseinander) womöglich kam daher auch meine Meinung gleicher Wertigkeit. Die Pads waren zwar auch wieder aus so einem Kunstleder-Zeugs fühlten sich aber etwas angenehmer an, als die des Nighthawk. Das sollte aber nichts Entscheidendes sein, ich hatte ja bereits gelesen, das man die auch recht beliebig austauschen kann.

Was mich bei allen Vieren wunderte war, daß sie nativ nur 3,5mm Stecker hatten. Eigentlich war das aber ganz praktisch, so würde ich auch einen Versuch machen können, wie die sich wohl am kleinen Shanling so schlügen.

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[Beitrag von Pilotcutter am 08. Jan 2018, 13:47 bearbeitet]
stelen
Schaut ab und zu mal vorbei
#4 erstellt: 08. Jan 2018, 12:57
Tragekomfort / Abschirmung

Am Kopfband vom AKG fand ich keine Möglichkeit zur fixen Einstellung, wie ich hinterher feststellte sollte das immer automatisch erfolgen. Für mich saß er ein kleines Stückchen zu tief, was aber nicht weiter schlimm war, denn einmal auf dem Kopf vergaß man ihn im Grunde auch sofort wieder. Das Gefühl hatte ich früher höchstens mal bei den ganz billigen Bügel-Hörern, die Walkman und Co beilagen, bei einem „richtigen“ Kopfhörer noch nie. Das extrem leichte und luftige Gefühl führte aber auch dazu, das er von außen der offenste war. Kam jemand die Treppe hoch oder wurden im benachbarten Hörraum bei offener Tür Gespräche geführt war das alles klar hörbar. Für mich wäre das wahrscheinlich manchmal problematisch, wenn meine Frau im benachbarten Arbeitszimmer auf ihrer geliebten Uralt IBM-Tastatur größere Traktate verfaßte würde ich dies wohl bei leisen Musikpassagen dtl. hören können.

Der Nighthawk schirmte besonders die höheren Frequenzen etwas besser ab, aber auch bei ihm kam nicht dieses abgeschlossene Gefühl eines geschlossenen Kopfhörers auf. Zudem fühlte er sich klar leichter und luftiger als der Hifiman und besonders der Beyer an, obschon er nur wenige Gramm leichter als die anderen beiden ist. Das Kopfband ließ sich recht präzise einstellen, was wohl auch zu dem leichten Eindruck beitrug. Mit den Kunststoffpads wurde ich allerdings beim Trageeindruck nicht so richtig warm, oder eher das genaue Gegenteil, denn obschon ich die Hörer ständig wechselte wurde es mir an den Auflagestellen doch recht warm.

Ähnlich erging es mir mit dem HE560, allerdings fühlte der sich auch so schwer an, wie er wirklich ist. Da kann natürlich auch der optische Eindruck eine kleine Rolle gespielt haben, da ich mit dem Holz-Furnier eher Masse verbinde als mit dem Carbon / Kunststoff beim Nighthawk. Trotzdem gab es beim Tragekomfort nichts zu meckern, das Kopfband läßt sich recht feinfühlig einstellen und kaschiert das Gewicht recht gut. Beim Hifiman kam bisher am ehesten so ein „Kopfhörer-Feeling“ auf, da er nicht nur recht massiv auf dem Kopf wirkte, sondern auch erheblich stärker die Aussengeräusche abschirmte als der Audioquest und besonders der AKG.

Dies konnte der DT1990PRO nochmals klar toppen, als ich den aufsetzte dachte ich zuerst, das mir der Verkäufer einen geschlossenen Hörer mitgegeben hätte. Die mit Gittern versehenen Ausläße an beiden Ohrmuscheln zeigten mir aber das es sich hier doch um ein offenes Modell handelte. Als einziger der Testkandidaten hat er kein Kopfband sondern die Abstützung erfolgt direkt auf dem angenehm gepolsterten Kopfbügel. Die Einstellung erfolgt über ausreichend feine Rasterungen, ich fand zumindest auch bei ihm recht schnell einen guten Sitz.

Beim ständigen Hin- und Herwechseln waren der Beyer und der AKG etwas praktischer, da die Position des Kabels schon Links und Rechts zeigte und das einfache Kabel beim Auf- und Absetzen weniger störte. Das würde aber zu Hause ziemlich egal sein, da ich dort ja nicht ständig den Hörer wechseln würde.

Alle Probanden umschlossen meine Ohren perfekt, allerdings sind meine Lauscher wohl auch relativ klein, da ich diesbezüglich selbst mit den winzigen Ohrmuscheln beim Bose QC25 keine Probleme habe. Alles in Allem war ich (ja ich weiß die KH-Sammler werden nun laut auflachen) doch überrascht wie sehr sich die Hörer in diesem Kapitel trotz recht ähnlicher Grundkonfiguration doch darstellten. Einen entscheidenden Vor- oder Nachteil fand ich in diesem Kapitel aber bei keinem der Kandidaten.

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[Beitrag von Pilotcutter am 08. Jan 2018, 13:51 bearbeitet]
stelen
Schaut ab und zu mal vorbei
#5 erstellt: 08. Jan 2018, 12:58
Klang

Kommen wir nun zum wichtigsten Kapitel, nur kurz für diejenigen, die sich den ersten Absatz gekniffen haben: Ich höre zwar seit knapp 40 Jahren öfter mal Musik über KH, einer dieser vier sollte aber nun -hoffentlich- mein erster „richtig guter und bewußt ausgesuchter“ KH werden. Man möge mir also bitte nachsehen, wenn meine Klangeindrücke nicht so professionell wie hier im Forum sonst üblich erscheinen mögen.

Der Verkäufer war nun mit einem iPad zurückgekehrt und nach einer kurzen Einweisung in die Musiksuche bei Tidal sowie den Naim-Streamer und Beyer A20 KHV konnte ich mit dem Musikhören beginnen. Ich wählte überwiegend Titel, die ich in- und auswendig kannte, Mainstream Pop / Rock aus den 80ern und 90ern, höre ich halt immer noch am meisten. Dire Straits (Money for Nothing, Brothers in Arms), Journey (Faithfully, Open Arms), Grönemeyer (Flugzeuge im Bauch) Fleetwood Mac (BigLove, Caroline), Metallica (Nothing else Matters), das Klassikkapitel würde meine Lieblingssymphonie (Dvoraks 9. Aus der neuen Welt) übernehmen.

Ich begann mit dem AKG K712 und starte auch hier mit diesem, da mir da die Beschreibung am einfachsten fällt. Simpel formuliert fand ich ihn schlicht langweilig, mir fehlte einfach etwas, ohne sofort sagen können was genau. Die Musik war da, aber bei den von mir bevorzugten geringen Lautstärken fehlte es mir sowohl am Bass, als auch in den Höhen. Dafür wirkten die Mitten ungewohnt überbetont. Grönemeyers recht prägnante Stimme klang anders als sonst. Stimmiger wurde das Bild bei -für meine Verhältnisse- stark angehobenen Pegeln, da wurden Bass und Höhen etwas präsenter ohne zu wummern oder zu zischeln. Das war aber eigentlich nicht das, was ich suchte. Eine heftig verzerrte Gitarre soll doch bitte auch wie eine solche klingen, doch auch hier übte der AKG eine vornehme Zurückhaltung.

Womöglich haben meine Ohren bei den diversen Monsters of Rock Besuchen in einem längst vergangenen Jahrtausend doch zu sehr gelitten, sodaß ich mir das Invest in einen gut klingenden KH auch gleich schenken kann. Noch war es aber zu früh die Flinte ins Korn zu werfen, vor mir lagen noch drei weitere KH, die es womöglich eher schafften mich zu begeistern.

Als nächstes nahm ich mir die zweite Empfehlung des Verkäufers, drehte den Pegel am KHV zurück und stöpselte den Beyer DT1990PRO an. Oha, vielleicht sind meine Ohren doch noch nicht so kaputt und Oha war das ein Unterschied. Schon bei den von mir bevorzugten geringen Pegeln waren die Bässe erheblich präsenter, ohne sich aber in den Vordergrund zu spielen. Gleiches gilt für die Höhen, wodurch dann auch die Mitten für mich sehr natürlich klangen. Es kam mir auch so vor, als käme der Beyer beim Tiefbass noch ein Stückchen weiter runter als der AKG. Ich steckte bei mehreren Liedern beide immer wieder um und versuchte soweit es ging gleiche Pegel einzustellen. Der Beyer lag für mich fast immer vorn. Einzig, wenn ich auf -für meine Ohren- zu große Lautstärken ging fingen die Höhen beim Beyer an etwas unangenehm zu werden. Steve Perry’s Stimme ist eh nicht jedermanns Sache und nun begann es selbst mir etwas zu sehr zu zischeln. Also schnell wieder auf meine normalen Pegel zurück und ich erlebte etwas, wovon ich hier im Forum schon öfter gelesen hatte, was ich aber eigentlich für Voodoo hielt: Ich hörte in den mir seit z. T. Jahrzehnten bekannten Songs Einzel- und Feinheiten, die ich noch nie wahrgenommen hatte.

Nach diesem AHA-Ergebnis war ich brennend auf den Nighthawk (der nach meinen iNet-Recherchen eigentlich mein klarer Favorit war) gespannt. Teilweise wurde ich auch nicht enttäuscht. Ein schöner -verglichen zum Beyer noch etwas druckvollerer- Bass, dabei aber immer sauber, ohne in die ebenfalls präzisen Mitten zu dröhnen. Eine feine Stimmwiedergabe kam dazu. Leider hörte es dann aber auch auf, die Höhen waren für meinen Geschmack viel zu sehr zurückgenommen, was dem ganzen Höreindruck einen sehr dumpfen, schwarzen Anstrich verlieh. Ähnlich wie beim AKG verschob sich das in Richtung hoher Pegel eher ins Positive. Wenn der Beyer bereits bei schmerzverursachenden Höhen angekommen war ließ sich das mit dem Audioquest noch gut hören und „unten rum“ kam da so richtig Vergnügen auf. Hm, so langsam verstand ich warum hier so viele gleich mehrere Kopfhörer ihr Eigen nennen. War der Beyer eher was fürs konzentrierte Leisehören, so war der Nighthawk richtig klasse für Hardrock auf die 12. Was ihn aber bei mir als zweiten nach dem AKG aus der Wahl warf war die Darbietung von Klassik. Ja es gibt viele Leute, für die sind große Symphonien sowas wie der Hardrock des 18 Jhrd, den man entsprechend laut hören muß. Da gehöre ich allerdings nicht dazu und besonders bei den Streichern schluckte mir der Nighthawk bei moderaten Lautstärken einfach zu viele Details, die ich beim Beyer noch klar hören konnte.

Nun war ich schon sehr auf den Hifiman gespannt. Zum Einen hatte ich noch nie einen Magnetostaten gehört und zum Anderen scheint man die Hifimänner entweder zu lieben, oder zu hassen, dazwischen habe ich nur wenige Meinungen gefunden. Also erstmal für ein paar Minuten wieder mit dem derzeitigen Favoriten Beyer DT1990PRO gehört und dann auf den HE560 umgesteckt. Eigentlich lag der zwar klar über meinem Budget, aber gefühlt hatte mir der Verkäufer auch mit dem Beyer einen Hörer in der 1K€-Liga mitgegeben, wenn ichs noch richtig im Kopf hatte sollte da auch ungefähr der HE-560 liegen. Mental war ich also eh schon dabei mich auf eine drastische Budgeterhöhung einzulassen.
Also stöpselte ich um, setzte den Hifiman auf und hörte erstmal…
… nicht so arg viel. Ui, das war wohl der große Verstärkerbedarf des Magnetostaten, ich mußte den so weit hochdrehen, das mir beim Beyer schon die Ohren wegfliegen würden, um auf meine normale Hörlautstärke zu kommen. Bisher hatte ich meine Kopfhörer immer einfach in das Abspielgerät oder meinen Voll-Verstärker gestöpselt und damit gehört. Scheinbar ist an der Geschichte mit dem erforderlichen Kopfhörer-Verstärker doch mehr dran, als ich bisher gedacht hatte. Aktuell hatte ich aber ja einen zur Verfügung, ich mußte nur dran denken, das ich nach dem Umstecken jeweils den Lautstärkeregler würde anpassen müssen.

Anfänglich wurde ich aus dem HE-560 nicht so richtig schlau, es bedurfte viel länger als bei den anderen sich auf ihn einzuhören. Prinzipiell klang er dem Nighthawk nicht unähnlich. Eher etwas dunkler abgestimmt, aber besonders wenn es etwas lauter wurde noch etwas präziser als Beyer und Audioquest. Man könnte es auch als härter / technischer beschreiben. Für mich zeigte er aber klar die meisten Details von allen Kandidaten, manchmal war es fast schon etwas viel des Guten, wie er die Musik quasi zerlegte. Ab jetzt hatte sich die Auswahl nur noch auf zwei reduziert: Der Beyer oder der Hifiman würde es werden, aber welcher nur? Bei einem Lied lag der Eine vorn, z. B. setzte der Hifiman das „HaHa“ Duett in Big Love mit einer irren Direktheit. Beim nächsten wieder der Andere, so klang das einzeln angespielte Horn im 1. Satz von Aus der neuen Welt mit dem Beyer ein Stück intensiver. Zeigte der Beyer bei geringen Pegeln im Hochton ein paar Details mehr, konnte dies der Hifiman in den unteren Tonlagen, zudem wurde er obenrum erst viel später unangenehm zu hören. Theoretisch sprach vieles für den Chinesen, aber irgendwie hatte der Deutsche auch etwas, das mich einfach nicht mehr losließ.

OK, machen wir mal einen etwas seltsamen Test: Die beiden ausgewachsenen Kopfhörer am winzigen Shanling M1 betreiben. Zuerst mal den Beyer, wie fast zu befürchten, kam da auch fast voll aufgedreht nicht viel raus. Aber Moment in den Einstellungen des Players gab es doch auch noch eine Gain-Einstellung, bei der Astro-Fotografie ist das der Verstärkungsfaktor, wird bei dem Kleinen wohl auch so sein. Siehe da mit Gain auf High spielte der Beyer an dem Winzling ungefähr bei 50 / 100 so laut wie meine In-Ears oder der Bose QC25. Gar nicht mal schlecht, der Bass war nicht mehr ganz so satt und der Klang war allgemein etwas dünner, aber für den Notfall würde es so ausreichen. Beim Hifiman mußte ich das Lautstärke-Rädchen schon erheblich weiterdrehen und gefühlt verlor der auch mehr seines Charakters, bei dem ginge also ohne dezidierten KHV nicht so viel.
Hm was tun, am liebsten nähme ich sie beide?

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[Beitrag von Pilotcutter am 08. Jan 2018, 13:51 bearbeitet]
stelen
Schaut ab und zu mal vorbei
#6 erstellt: 08. Jan 2018, 13:06
Bühnenabbildung / Instrumentenseparation

Rein von der Theorie würde ja womöglich dieses Kapitel die Entscheidung bringen können. Leider bei mir nicht, ich weiß nicht ob es an meiner mangelnden Hörpraxis mit guten KH liegt, oder ob mein Gehör / Gehirn schlicht nicht dazu in der Lage ist, jedenfalls findet bei mir Musik über KH ausschließlich zwischen den Ohrmuscheln statt. Eine breitere oder gar vor mir liegende Bühne kann ich nicht hören / sehen. Die Musizierenden werden bei mir von den Ohrmuscheln am Kopf-Band/-Bügel entlang verteilt, wobei der Leadsänger oder Gitarrist quasi ganz oben im Kopf steht und der Rest in einem Bogen drumherum, sodaß manche Töne quasi auf Höhe der Füsse des Sängers ankommen.

(Einschub: Nach einigen Tagen intensiven Kopfhörerhörens klappt zumindest die Höheneinstufung schon etwas besser, einen sitzenden Akustikgitarristen höre ich jetzt auch tiefer als den stehenden Sänger. Scheint also zumindest in Grenzen trainierbar / konditionierbar zu sein).

Auch beim Thema: Feinseparierung der Instrumente muß ich derzeit jedenfalls noch passen. In einem der von mir gelesenen KH-Reviews stand sinngemäß: „Man kann sehr gut hören, das der Dirigent einzelne Sänger im Chor während der Aufnahme unterschiedliche Positionen einnehmen ließ, um die Bewegung auf einer Opernbühne zu simulieren“. Schön wenn ich irgendwann mal in der Lage sein sollte sowas auch herauszuhören. Derzeit bin ich froh, das ich bei einem klassischen Rock-Setup (Sänger, Gitarrist, Bassist, Keyboarder, Drummer) so ungefähr höre wo die einzelnen Protagonisten stehen bzw. sitzen. Dies gelang mir aber auch bei allen vier verglichenen Kopfhörern gleichgut, wirkliche Unterschiede konnte ich nicht feststellen.
Ein finales Entscheidungskriterium hatte ich also auch hier nicht.

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[Beitrag von Pilotcutter am 08. Jan 2018, 13:52 bearbeitet]
stelen
Schaut ab und zu mal vorbei
#7 erstellt: 08. Jan 2018, 13:06
Das (vorläufige) Ende vom Lied

Beyer DT1990PRO vs. Hifiman HE-560, ich hätte immer noch am liebsten beide mitgenommen, aber es sollte erstmal bei einem bleiben, also würde der schnöde Mammon letztendlich den Testsieger küren. Zwischenzeitlich hatte ich nach beiden gegoogelt. Die Preise des Beyer lagen online bei um die 550,- mit einer UVP von 599,- der Hifiman hatte eine recht extreme Schwankungsbreite von 600,- bis knapp 1100,- auf dem Holzkasten standen 1069,-. Der Verkäufer hatte mir im Vorfeld signalisiert das auch im stationären Handel heutzutage die UVP nicht mehr heilig wäre und er den HE-560 als Vorführer besonders günstig abgegeben werden könne. Der HE-560 wäre mir ein paar € mehr schon wert gewesen, aber nicht das Doppelte. Ich legte also für mich fest, das er mir 100,- mehr wert wäre, begann die recht kurze Verhandlung mit dem Verkäufer und ging mit einem nagelneuen Beyer DT1990PRO nach Hause.

Folgende Erkenntnisse nahm ich kostenlos noch zusätzlich mit:
Wenn man sich einen neuen KH kaufen möchte sollte man unbedingt in einen Laden gehen, der eine möglichst breite Auswahl hat und vergleichend Probehören. Damit meine ich explizit nicht Mediamarkt oder Saturn, wo ich ansonsten oft und gern hingehe, aber dort kann man höchstens die Wirksamkeit von ANR-KH prüfen.

Auch wenn die Bauweise / Preisklasse der von mir gehörten KH sehr nah beieinander waren, so klangen sie doch sehr unterschiedlich. Dies würde man z. B. so nicht heraushören, wenn man sich nur einen einzelnen übers iNet bestellen würde (Mal ganz davon abgesehen, das ich den Mißbrauch des Fernabsatzgesetzes zu Testzwecken eh -Selbszensur- finde).

Es macht einen Heidenspaß sich auf so einen Vergleich einzulassen und für sich selbst die Unterschiede herauszuarbeiten. Da können auch noch so detaillierte Tests / Reviews von anderen höchstens für eine Vorselektion helfen.

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[Beitrag von Pilotcutter am 08. Jan 2018, 13:52 bearbeitet]
Pd-XIII
Inventar
#8 erstellt: 08. Jan 2018, 13:57
Sehr schön beschrieben. Das "Problem" mit den mehreren Kopfhörern dürfte hier einigen bekannt vorkommen. Bei mir wurden es auch regelmäßig jedes Jahr einer mehr(IE nicht alle mitgezählt).
Mithilfe eines parametrischen EQs könntest du es womöglich noch hinbekommen mit dem 1990er auch die Vorteile des HE genießen zu können(Stichwort Kopfhörer entzerren). Das hat mir vor ca. einem Jahr die Augen geöffnet. Mit etwas Zeit und Geduld lässt sich da noch mal gehörig was rausholen. Wenn dein Zuspieler der PC ist, geht das mit EQ APO komplett kostenlos(und doch etwas angenehmer als per miniDSP). Einfach mal den Link und die wiederum darin enthaltenen Links lesen/überfliegen.
imLaserBann
Inventar
#9 erstellt: 08. Jan 2018, 19:30
Vielen Dank für das tolle Review!

He 560 und dt 1990 sind in der 500-600€ Klasse imho schonmal eine Ansage.

Noch ein Hinweis: Beim dt1990 sind zwei unterschiedliche Paare an Ohrpolstern dabei, die in der Tat nochmal einen gewissen Klangunterschied aufweisen.
stelen
Schaut ab und zu mal vorbei
#10 erstellt: 09. Jan 2018, 14:23
Bis zum Tunen per EQ ists noch eine Weile hin, derzeit bin ich mit dem Serienklang vollauf zufrieden. Wenn dem mal nicht mehr so sein sollte bin ich da aber schmerzfrei. So ziemlich das erste "Auto-Hifi" Gerät, das ich seinerzeit anschaffte war ein 12-Band-Equalizer, der unter das Armaturenbrett des Golf I kam, da oben ja schon das "tolle" 2x20W Radio steckte

Den Ikea-Schrein-Hack werde ich mir aber in Kürze nochmals genauer zu Gemüte führen, das gefällt mir.

Die anderen Ohrpolster hatte ich bisher noch gar nicht drauf, ist aber geplant. Allerdings schlugen nun schon die ersten Folgekosten durch und den Pad-Vergleich werde ich wohl dann machen, wenn das Päckchen aus dem Hause ifi-Audio da ist
HiFioldi
Ist häufiger hier
#11 erstellt: 18. Jan 2018, 12:51
Für echte HiFi Freaks sollte ein guter EQ selbstverständlich sein. Spätestens ab 40 mal mit Audacity eine Test-CD mit Sinustönen Links/Rechts in 1/3 oder 1/2 Oktaven erstellen und dann Ohren testen, da würden sich manche Goldohren wundern. Ein eingespielter Nighthawk mit Microsuedepolstern hat reichlich sauberen Bass, den man mit EQ bis ca 800 Hz um 3-6 dB absenken kann und dann geht die Sonne auf. Meinen AKG K812 muß ich im Bass eher bis 3 dB anheben, das schlaucht den Treiber, der wird dann laut eher unsauber, wo der Nighthawk erst richtig rockt.
Krimain
Ist häufiger hier
#12 erstellt: 02. Feb 2018, 20:57
Toller Erfahrungsbericht, vielen Dank dafür!
Bei mir steht fast exakt die gleiche Entscheidung an, bei ähnlichem Gedankengang. Ich werde definitiv ausführlich testen, probehören und danach berichten.

@hifioldi: wie würde ein solches Tuning per EQ aussehen bzw ablaufen?
moon1883
Stammgast
#13 erstellt: 03. Feb 2018, 10:12
Schöner Bericht!


stelen (Beitrag #5) schrieb:
Der Verkäufer war nun mit einem iPad zurückgekehrt [...] und Beyer A20 KHV konnte ich mit dem Musikhören beginnen.


Du hast die alle am beyer A20 gehört, der die 100 Ohm Ausgangsimpedanz hat? Das ist... suboptimal.


stelen (Beitrag #5) schrieb:
OK, machen wir mal einen etwas seltsamen Test: Die beiden ausgewachsenen Kopfhörer am winzigen Shanling M1 betreiben. [...] Gar nicht mal schlecht, der Bass war nicht mehr ganz so satt und der Klang war allgemein etwas dünner, aber für den Notfall würde es so ausreichen.


Kein Wunder. Dein "Notfall" ist der Normalfall. Die 100 Ohm Ausgangsimpedanz sorgen für eine leichte Bassanhebung. Ich finde das zwar weder beim T90 noch beim T1.2 besonders dramatisch, aber an Deiner Stelle hätte ich alle in Frage kommenden Hörer doch erstmal an Deinem M1 betrieben. Vielleicht wäre die Sache dann anders ausgegangen. Du hast am beyer A20 gehört und bist mit einem beyer DT1990 rausgegangen. Mission accomplished?

Einerlei, ich wünsche Dir jedenfalls viel Spaß mit Deiner Neuerwerbung!
stelen
Schaut ab und zu mal vorbei
#14 erstellt: 03. Feb 2018, 13:55

moon1883 (Beitrag #13) schrieb:
Mission accomplished?



JEIN

Nach dem Erwerb hörte ich stundenlang mit dem neuen Beyer, am M,1 am Handy, am Rechner und auch am AVR. Meine Frau drohte mir schon Schläge an, da ich sie aus ihrer Sicht komplett ignorierte (wie gesagt schirmt der DT1990 für einen offenen schon recht gut ab).

Allerdings mußte ich am Rechner und am Handy schon ziemlich weit aufdrehen, um eine angenehme Hörlautstärke zu erzielen und der M1 rauscht mit Gain High dann auch schon recht kräftig. Ich beschloß also mich auf die Suche nach einem guten KHV zu machen und schaute auch in die Gebrauchtangebote hier im Forum. Einen KHV fand ich dort nicht, aber es war kurz zu vor etwas anderes zu einem fairen Preis eingestellt worden und da mir dieses Etwas doch nicht aus dem Kopf wollte schlug ich kurzerhand zu.

Hifiman


Damit schränkte sich dann auch die Wahl des KHV etwas ein, ich wollte etwas noch halbwegs mobiles und er würde einiges an Power liefern müssen. Ich kämpfte eine Weile mit mir ob es ein Chord Hugo oder ein ifi Micro iDSD BL werden sollte und entschied mich für den Letzteren.

Mit einer Wertung muß man nach der vergangenen Zeit natürlich vorsichtig sein, die "Ergebnisse" aus dem Laden habe ich nicht mehr wirklich im Kopf. Außerdem hat der ifi nur einen Klinkenausgang, ich muß also immer umstecken. Zudem kann da durchaus auch die Psychologie reinspielen, ich wollte mir einen guten KH kaufen, nun habe ich gleich zwei davon + einen nicht ganz billigen KHV und habe mal eben >1,5k€ ausgegeben, da will man natürlich das die zuletzt gemachten Käufe ihr Geld auch "wert" sind.

Trotzdem bin ich der Meinung, das es sich gelohnt hat. Mit dem ifi auf Turbo läuft der HE-560 zu einer ganz anderen Form auf und klingt für mich nun erheblich präziser als der Beyer. Besonders die Instrumentenseparation hat es mir bei dem Hifiman angetan.

Ganz spannend ist auch, daß sich durch das derzeit viele und konzentrierte Hören die "Raumakustik" verändert. Bei beiden beginne ich langsam im Kopf das Studio / die Konzerthalle viel besser "sehen" zu können. Höre ich Grönemeyer, so steht das Keyboard ungefähr auf seiner Bauchhöhe, so wie es auch sein muß. Bläser stehen klar hinter den Streichern, die Pauken mittig dahinter.

Beim Hifiman "verläßt" der Sound auch immer öfter die Hörmuscheln, die Bühne wird immer noch etwas breiter, dies ist beim Beyer bei Weitem nicht so ausgeprägt. Zudem läßt der Chinese verzerrungsfrei Pegel zu, bei denen der Deutsche meinen derzeitigen leichten Tinnitus wohl endgültig manifestieren würde.

Haut man zusätzlich untenrum noch ein paar DB per X-Bass-Schaltung des ifi hinzu verstärkt sich das noch. Bei niedrigen Pegeln bringt es bei beiden eine schöne Bassanhebung für meinen heiß geliebten Classic Rock. Bei hohen Pegeln beginnt der Beyer schließlich zu dröhnen während der Hifiman gut kontrolliertes Donnergrollen an die Ohren übermittelt.

Bei meiner derzeitigen Konstellation: ifi iDSD und Zuspielung von Handy oder Shanling M1 ist der Hifiman für mich klarer der bessere Kopfhörer, als ich es noch im Laden empfand. Das -nach UVP- doppelte wäre er mir weiterhin nicht wert, da ich für ihn gebraucht sogar noch etwas weniger als für den Beyer bezahlt hatte, ist er auch der P/L Sieger. Man sollte aber dabei im Hinterkopf behalten, das es schon noch Folgekosten (KHV) nach sich zieht, wenn er diese Vorteile auch ausspielen soll. Höre ich z. B. mit beiden am AVR sind die Unterschiede nicht so klar hörbar.

Das klang vermutlich etwas negativ in Richtung das der Beyer ein Fehlkauf war, dem ist allerdings nicht so. Ja, wenn ich "richtig" Musik hören will, mit digitaler Zuspielung am ifi, mit geschlossenen Augen auf dem Sofa sitzend ziehe ich derzeit den Hifiman klar vor.

Sitze ich hingegen am Rechner und will nur etwas Musik nebenbei hören ist der Beyer mein Favorit. Besonders angetan hat er es mir für den Videoschnitt, dafür habe ich bisher einen billigen Thomann Hausmarken Bügel-KH genutzt, da ist der Beyer nicht nur klanglich, sondern auch vom Tragekomfort weit, weit vorn.
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