Abtastfähigkeit neue Shure-Tonabnehmer (M97xE u.a.)

+A -A
Autor
Beitrag
volumeknob
Ist häufiger hier
#1 erstellt: 14. Mai 2019, 21:38
Hallo,

in der letzten Zeit habe ich eine ganze Reihe (fast das gesamte "Abschiedsprogramm" von 2017 und 2018) an Shure-Systemen und einige einzelne Nadeln dafür gekauft (alles neu, bzw. eine N97xE-Nadel "NOS"). Alle scheinen aus den letzten Produktionsjahren zu stammen, außer der "NOS"-Nadel.
Ich habe die Nadeln mit einer Lupe überprüft, und bis auf ein System und eine Extra-Nadel waren sie optisch so weit (wie man mit einer Lupe eben kommt) in Ordnung.

Bis jetzt bin ich erst dazu gekommen, das M97xE, zwei Extra-Nadeln N97xE, das M35X und das Whitelabel zu testen. Alle mit oder nahe dem empfohlenen "optimalen" Auflagegewicht (M97xE/N97xE 1,75g mit Bürsteneinsatz, M35X und Whitelabel bei 2-2,5g). Alles auf einem gut funktionierenden (bis auf Antiskating, s.u.) Technics SL-Q3, und justiert wurden die Systeme mit der Technics-Überhanglehre.

Aus Zeitmangel konnte ich den Nadeln keine große Einspielzeit ("break-in") gönnen; alle waren also brandneu. Alle mussten zunächst 4 Titel von 2 LPs abspielen (je 1x erster, 1x letzter Titel der Seite; alles im Prinzip in Ordnung) und wurden dann auf Abtastfähigkeit mit einer alten DHFI-Testplatte getestet.

Die Ergebnisse für die horizontale (laterale) Abtastfähigkeit waren äußerst bescheiden:
40μm sauber,
50μm leichte/sporadische bis mittlere Verzerrungen (nur) rechts,
60μm fürchterliche Verzerrungen (links und rechts).

Die Ergebnisse ware für alle (!) Systeme bzw. Nadeln praktisch gleich. Keine Nadel konnte 60μm ohne grauenhafte Verzerrungen abspielen.

Die Platte hat auch einen vertikalen Abtasttest, den ich aber nur für einen Teil durchgeführt habe (der Anfang dieses Tests liegt gefährlich nahe am 100μm-horizontal-Maximaltest). Da war bis 50μm (= Maximum) eigentlich alles in Ordnung.

Bei dieser Gelegenheit habe ich entdeckt, dass der Spieler wohl ein Antiskating-Problem hat, woher wahrscheinlich die einseitig-rechtsseitigen Verzerrungen herrührten. Leider konnte ich das nur in sehr geringem Ausmaß durch Erhöhung des Antiskating kompensieren.

Nachdem ich ein Problem mit dem Tonarm vermutete, habe ich einen Gegentest mit einem mäßig benutzten, aber drei Jahre nicht gelaufenen AT95E gemacht. Das konnte bis 80μm horizontal darstellen.

Diese Ergebnisse sind enttäuschend und verwunderlich zugleich, vor allem, weil sie für alle Abtaster/Nadeln unabhängig von Compliance und Schliff praktisch identisch waren. M.E. müssten aber eigentlich durchweg 80μm sauber abgespielt werden können.

Fragen:
1.) Ist eine solch (sau)mäßige Abtastfähigkeit typisch für Nadeln ohne Einspielzeit ("break-in"), zumindest bei Shure?
2.) Kann ich bessere Ergebnisse (wieviel besser?) nach mehr Einspielzeit (wie lange?) erwarten?
3.) Oder ist hier komplett der Wurm drin? Taugen die letzten Shures einfach nichts?

Wenn ich mehr Zeit hätte, würde ich noch mehr testen (z.B. auch M97xE/N97xE ohne Bürste) und die Kandidaten noch mehr einspielen lassen, aber mich würden die Erfahrungen anderer trotzdem schon mal interessieren. Ich habe noch mindestens mehrere Systeme und eine Extra-Nadel zu testen, und meine Zeit ist leider derzeit knapp.

Übrigens waren die Musikbeispiele zwar im Prinzip okay, aber der Klang immer etwas heller, als ich von Shure erwartet hätte. Aber das kann auch an dem chinesischen Billig-Kopfhörer liegen, den ich dazu benutzen musste, und den ich aus der Vergangenheit auch als etwas hell in Erinnerung habe.

Grüße
Alex

P.S.: Das habe ich schon in einem englischsprachigen Forum gepostet, aber die Antworten waren mir zu unkonkret. Deshalb noch ein Versuch hier.
highfreek
Inventar
#2 erstellt: 15. Mai 2019, 05:43
Moin, ich habe mir auch vor ca 6 Monaten ein neues M97xe gegönnt und habe es dann fast ungebraucht vor ein paar Wochen wieder verkauft, weil ich klanglich enttäuscht war. Der Klang hat leider nix mit den alten Systemen zu tuen.

Zu den "Messergebnissen". Dieser Test wird m. Erachtens völlig überbewertet, denn wann kommen solche werte in der Praxis zustande ? Praktisch nie, sodas man mit der hälfte des Max. Wertes locker leben kann. 40 µ reichen völlig aus. Auch teure Systeme schaffen keine 80 µ , wie wir schon ermittelt haben. Mein Benz System kackt über 40µ auch ab. Völlig Rille, es klingt trotzdem Klasse. Den höchsten Wert haben wir mit dem ollen M20E von Ortofon geschafft. (Nicht Dual M20E, das ist ein Unterschied ) Selbst das 2M Black lag darunter. Zumindest an unserem Tonarm
Also vergiss das und höre lieber hin. Das ist genauso Sinnfrei wie ein Sportwagen der über 300 km/h schafft. Oder ein thorens Netzteil zu kaufen, das über ein Amp. Strom liefern kann, obwohl der Dreher nur 150 mA zieht. Praktisch (fast) nie zu erreichen, es sei den der Dreher ist defekt.


Klar kann der Gummi durch einspielen weicher werden, zumindest in der Theorie. Praktisch : keine Ahnung


[Beitrag von highfreek am 15. Mai 2019, 06:34 bearbeitet]
Albus
Inventar
#3 erstellt: 15. Mai 2019, 12:14
Tag,
und Tag Volumeknob,

als eine Art Vorwort ein Link zu einem Beitrag betreffend Ersatznadeln für Shure-Systeme, der Beitrag 2 ist gemeint.
Link: http://www.hifi-forum.de/viewthread-26-26245.html

In Ergänzung kann ich zu einem vor kanpp drei Wochen gekauften M35X (Beipack 2016) etwas sagen; die Sendung kam aus Marseille, Preis € 99, keine Versandkosten.
Ein interessanter Fall, wie sich ergab, denn verglichen mit einem Exemplar M35X (Beipack 2000) sticht das 2016er vorteilhaft heraus - gar auch aus den oben gelisteten Kombinationen mit M44ern. Also, ein M35X (2016) angesehen und in prüfende Verwendung genommen.

M35X (2016), Rundschliff 18µ, effektive Nadelmasse 1,0 mg, an SL1210M5G mit Original-HS und +4g Zusatzgewicht, Kopfgewicht 19,5 g, das Gegengewicht (100 g) mit kleinem Subweight 10g über AX-596 Phono, gesamte Lastkapazität 329 pF (L, R, 75 pF SL1210M5G, 254 pF AX-596). Abschlussempfehlung 200-300 pF. Überhang 15,1 mm, Tonarmhöhe <0.
-- Tiefenresonanz Horizontal/Vertikal 10/12 Hz, Vibrieren minimal, höherer Dämpfungsfaktor des Nadellagers - gut, Nadelnachgiebigkeit H/V 13 µm/mN, 9 µm/mN.
-- DC-Innenwiderstand, Spuleninduktivität, je L/R: 982/982 Ohm, 428/438 mH - nach Spezifikationen 975 Ohm/425 mH
-- Auflagekraft 2,7 g, Skating-Kompensation 3,0 (Test Level 1, Shure TTR 117) - die Spezifikation lautet "Tracking force range (grams) 1,5-3 Typical Tracking Force (grams) 3"
-- Abtastfähigkeit horizontal 95 µm (DHFI 2), vertikal 50 µm (Maximum der DHFI 2, Ortofon No. 0002)
-- Kanaltrennung L/R, R/L je knapp 20 dB (1 kHz der AAPT 1, Ortofon No. 0002 1 kHz Mittenfrequenz bei Bandbreite 316 Hz, je akustisch und per Digitales Multimeter)
-- Kanaldifferenz 1 kHz 1,4 dB R > L (AAPT 1) - Spezifikation "innerhalb 2 dB"
-- Auffällig geringes, geradezu verschwundenes, insoweit vermisstes Laufgeräusch in der Leerrille (Ortofon No. 0002, AAPT 1)
-- Ausgangsspannung bei 1 kHz Spitzenschnelle 5 cm/s, je Kanal (hier R) hohe 6,8 mV. Bestimmt per NAB 0 dB 1 kHz 10 cm/s Spitzenschnelle, mit Gegenkontrolle -14 dB NAB sowie AAPT 1 Spitzenschnelle 7 cm/s je Kanal.
Die Spezifikation lautet "Stereo Output (1 kHz at 5 cm/sec peak recorded velocity) M35X 6,0 mV"
Anmerkung zur Ausgangsspannung:
Mit STEREO erfasst SHURE die Seitenschrift L + R sowie den Beitrag der Tiefenschrift. Die Ausgangsspannung ist aber gemäß NAB 1964 pro Kanal (!) bei einer Spitzenschnelle von 5 cm/sec zu ermitteln (messen).
Indem SHURE auf STEREO abstellt, ist der Wert der Ausgangsspannung die Summe von Seitenschrift plus Tiefenschrift. Für bloße Seitenschrift, MONO, reduziert sich der WERT der SHURE-Spezifikation für die Ausgangsspannung auf 71%. So noch korrekt eine Fußnote im Beipack zum M70BX.
In Anwendung auf das hier aktuelle Einzelexemplar M35X, nominell 6,0 mV bei STEREO nach SHURE-Beipack, sind je Kanal 4,26 mV zu erwarten. ABER - das hier beschriebene M35X liefert tatsächlich 6,8 mV je Kanal bei 5 cm/s peak.

Mit dem M35X höre ich derzeit gern zu bei Savage Rose, bei Mozart mit Josef Krips wie bei Beethoven mit Claudio Arrau oder Schumann mit Horowitz.

Freundlich
Albus


[Beitrag von Albus am 15. Mai 2019, 19:49 bearbeitet]
volumeknob
Ist häufiger hier
#4 erstellt: 15. Mai 2019, 23:07
Danke, Albus, für die Informationen, ist fast schon zuviel zum Verarbeiten.

Nachfrage: Waren die 95um nach einer Einspielzeit, und wie lange war die?
Wuhduh
Gesperrt
#5 erstellt: 15. Mai 2019, 23:48
Das ist eigentlich schon ein Ausreißerwert und zeugt von einer gut polierten Nadel und einer guten Justage.

@ highfreek:

Ich will ja nicht schon wieder nörgeln, aber ein System mit solcher schlechten Abtastung würde ich niemals betreiben. Ich bin dahingehend etwas konservativ.

Das Benz MC 20 E2 ist bekannt für eine relativ schlechte Tiefenabtastung.

MfG,
Erik
highfreek
Inventar
#6 erstellt: 16. Mai 2019, 05:30
Wir zwei müssen weder Freunde noch einer Meinung sein.
Mein Standpunkt kennst Du ja : Wenns funktioniert ist alles ok, was man dabei messen kann ist völlig irrelevant. Gute Messwerte schaden nicht sind aber nicht das Allheilmittel und schon gar nicht die Absolution für unnützen Zubehörkram.

gruß
Albus
Inventar
#7 erstellt: 16. Mai 2019, 10:27
Tag,
und Tag volumeknob,

ja, Burn-In wird bei Tonabnehmern, die ich 'unter Beobachtung stelle', absolviert, so beim M35X. Und zwar nehme ich dann die CARDAS Frequency Sweep and Burn-In Record, Seite 2. In ca.25-30 Minuten durchläuft der neu eingebaute Abtaster reichlich Rosa Rauschen mit Pegel NAB 0 dB, in drei Blocks, außen zweikanal lateral in Phase mono, im mittleren Abspielbereich zweikanal vertikal Gegenphase, im inneren Radiusbereich dann noch einmal zweikanal lateral in Phase mono.

Der Pegel NAB 0 dB (10 cm/s) ist gehörig kräftig, insoweit tauglicher für eine Elastizitätsangleichung der Nadelaufhängung als bei schwachem Pegel, etwa -20 dB der HIFI-News Analogue Test LP oder der AAPT 1 The Ultimate Analogue test LP (Analogue Productions). Die den Nutzer dann auch auffordern, im Falle der gezielten Verwendung die 4-Minuten-Tracks, je lateral, vertical, mehrfach zu absolvieren, fünf bis 10-fach.

Und ja, Effekte konnte ich wiederholt beobachten (Abtastfähigkeit, Kanaldifferenz, Ausgangsspannung).

Freundlich
Albus
Albus
Inventar
#8 erstellt: 16. Mai 2019, 19:48
Tag,

einen Unterschied zugunsten des neueren M35X (2016) gilt es noch zu vermerken: der Vertikale Spurwinkel (VTA) beträgt mindestens 20°, möglicherweise sogar 22°. Das ältere Exemplar aus 2000 weist dagegen noch den flachen VTA von 15° auf.
Auffällig, Shure nennt in keiner der reichlich vorhandenen BDAs, darunter auch zu einem Ultra 500, den VTA in Grad. Allerdings wird in einem Technical Paper aus der Entwicklung des V15IV ausgesagt, dass man seitdem, dem V15IV, keinen Tonabnehmer mit VTA unter 20° und über 22° fertigt. Es gälte, die Frequenzintermodulation (FIM) zu minimieren, so schwierig die Messung mit einer der gängigen technischen Messplatten auch sei.

Freundlich
Albus
Suche:
Das könnte Dich auch interessieren:
Beurteilung des Shure M97xE
Deep_Groove am 08.07.2018  –  Letzte Antwort am 09.07.2018  –  23 Beiträge
Shure M97xE brummt
herrdadajew am 12.08.2018  –  Letzte Antwort am 15.10.2018  –  28 Beiträge
Shure M97xe pimpen
Georgi65 am 03.12.2012  –  Letzte Antwort am 04.12.2012  –  8 Beiträge
DTJ 301 + Shure M97xE?
24Track am 26.02.2016  –  Letzte Antwort am 26.02.2016  –  3 Beiträge
Technics SL-D3 mit Shure M97xe
hannyhanny am 06.01.2014  –  Letzte Antwort am 06.01.2014  –  4 Beiträge
Shure V15 IV / M97xE Nadeln
HerEVoice am 26.06.2008  –  Letzte Antwort am 27.06.2008  –  4 Beiträge
Shure M97xe für Thorens TP13a ?
thorenser am 09.12.2013  –  Letzte Antwort am 10.12.2013  –  8 Beiträge
Erfahrungen mit dem Shure m97xe
0300_Infanterie am 11.05.2014  –  Letzte Antwort am 11.08.2014  –  30 Beiträge
Abtastfähigkeit verbessern
T9 am 03.12.2014  –  Letzte Antwort am 08.12.2014  –  26 Beiträge
Abtastfähigkeit "Rainier"
Analog_72 am 24.02.2023  –  Letzte Antwort am 04.03.2023  –  6 Beiträge
Foren Archiv
2019

Anzeige

Produkte in diesem Thread Widget schließen

Aktuelle Aktion

Partner Widget schließen

  • beyerdynamic Logo
  • DALI Logo
  • SAMSUNG Logo
  • TCL Logo

Forumsstatistik Widget schließen

  • Registrierte Mitglieder925.721 ( Heute: 1 )
  • Neuestes MitgliedBluebyte75.
  • Gesamtzahl an Themen1.551.069
  • Gesamtzahl an Beiträgen21.537.340

Hersteller in diesem Thread Widget schließen