Spezifikation Shure V15 Type IV mit Jico VN45HE

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stereoplay
Inventar

#1 erstellt: 29. Mai 2021, 17:01

Hallo,

neulich habe ich einen Plattenspieler erworben und einen Shure V15 Type IV als Beifang ergattert. Leider war der Nadelträger nebst Nadel nicht mehr vorhanden. Daher habe ich mich entschlossen eine neue zu kaufen. Von Jico gibt es einen Nachbau, den VN45HE.

Da es über die Nadel so gut wie keine vernünftigen technischen Informationen im Netz zu finden gibt, habe ich mich dazu entschlossen diese mir selbst zu „ermessen“. Vielleicht hilft das ja dem ein oder anderen bei der Entscheidungsfindung, falls eine neue Nadel benötigt wird.

Als erstes hat mich die Stabilisatorbürste interessiert. Den Tonabnehmer habe ich mit einer Auflagekraft von 12,5mN bzw. 17,5mN (incl. Bürste) gefahren. Ich war überrascht, dass diese sowohl vertikal als auch lateral eine starke Resonanzdämpfung bewirkt:

Lateral:

Vertikal:

Anmerkung: Marker bei 16, 50, 160Hz, gemessen mit DIN 45543 Messschallplatte. Gelb mit Bürste, grau ohne.

Aus diesen Ergebnissen konnte ich auch die Nadelnachgiebigkeit bestimmen. Die bewegte Masse meiner Tonarmkombination beträgt incl. Tonabnehmer ca. 18,6g daraus resultiert beim Jico eine Compliance von 28 µm/mN sowohl lateral als auch vertikal. Shure selbst gab für seinen Tonabnehmer 25 µm/mN an.

Insofern würde ich Jico bei der Resonanzdämpfung als auch bei der Nadelnachgiebigkeit ein glückliches Händchen zusprechen.

Im folgenden Eintrag will ich den Einfluss der Bürste auf das Rumpelspektrum ermitteln, die 7Hz-Resonanz wird ja ordentlich bedämpft, das sollte sich im Spektrum doch schön abbilden lassen.

Grüße
Frank

[Beitrag von stereoplay am 29. Mai 2021, 17:02 bearbeitet]

stereoplay
Inventar

#2 erstellt: 29. Mai 2021, 17:27

Das Rumpelspektrum zeigt sehr schön die vermutete Verbesserung im Bereich unter 20Hz. Bei der Fremdspannungsabstandsmessung nach der zurückgezogenen DIN 45539 macht das fast 3dB aus. Nach IEC98 fällt der Unterschied geringer aus, da das Bewertungsfilter hier erst ab 20Hz einsetzt.

Ohne Bürste:

Mit Bürste:

Anmerkung: Verwendete Messschallplatte Ultimate Analogue Test LP (die Laufruhigste in meinem Fundus), vertikal Türkis, Lateral gelb.

In einem folgenden Eintrag will ich die Nadelnachgiebigkeit noch bei 100Hz und 300Hz ermitteln. Später noch Messungen zu FIM, Spurwinkel…

Grüße
Frank

[Beitrag von stereoplay am 29. Mai 2021, 17:29 bearbeitet]

stereoplay
Inventar

#3 erstellt: 29. Mai 2021, 21:34

Mit der guten alten CBS-STR100 kann sehr schön die Compliance bei 100Hz bestimmt werden. Shure und Jico kommen hier lateral und vertikal auf 10µm/mN.

Bei 300Hz ergeben sich lateral schließlich 7µm/mN.

Mit 12,5mN Auflagekraft ohne Bürste (mit Bürste 15mN) werden schon sagenhafte 100µm ohne Verzerrungen abgetastet. Diese Auflagekraft wird bei den folgenden Messungen gefahren.

Da ich als nächstes die FIM-Verzerrungen messen wollte, habe ich zuerst den Spurwinkel ermittelt.

Dazu gibt es verschiedene Möglichkeiten, am einfachsten ist der Griff zur DIN 45542 Messschallplatte. Der Spurwinkel beträgt 16°, was den Tonabnehmer eher nicht für Schallplatten ab den 1980er Jahren prädestiniert.

Ich habe zwei Messschallplatten von denen ich weiß, dass sie mit 15° und mit 25° geschnitten sind. Logischerweise sollten die Verzerrungen daher mit der 15°-Platte besser sein. Tatsächlich ergeben sich folgende Werte (jeweils die schlechtesten Werte aus Links und Rechts sind angegeben, gemessen wurde nach DIN 45507, 3150Hz)

Frequenzintermodulation bei -6dB & 0dB (Schallplatte LB202) 15° Spurwinkel: 0,23/0,24%

Frequenzintermodulation bei -6dB & 0dB (Schallplatte DIN45542) 25° Spurwinkel: 0,52/0,52%

Diese Werte sind ebenfalls sehr gut, auch bei aktuellen Platten halten sich die Verzerrungen in Grenzen.

[Beitrag von stereoplay am 30. Mai 2021, 07:18 bearbeitet]

stereoplay
Inventar

#4 erstellt: 31. Mai 2021, 10:46

Den korrekten Azimuth habe ich mit der

Klick mich hart ermittelt.
Andere Verfahren mit Spiegel/Lupe/Schablone sind nur unzureichend. Sowas gehört in meinen Augen gemessen. Wer weiß schon, wie genau der Diamant auf den Nadelträger geklebt wurde und wie dieses Konstrukt relativ zum Gehäuse ausgerichtet ist?

Der Tonabnehmer muss um 1° gekippt werden um hier symmetrische Verhältnisse zwischen linkem und rechtem Kanal zu erhalten.

Danach habe ich mich den Hochtonverzerrungen gewidmet:
Die Shure TTR-103 hat sich hier zum Quasistandard entwickelt. Bei einer Spitzenschnelle von 15 und 30cm/s ergeben sich moderate 0,26/0,61%.

30cm/s:

Rechtecksignale im inneren Bereich der Schallplatte CBS STR-112, zeigen ein leichtes Überschwingen, geschuldet unter anderem einer Fehlanpassung (ich musste aus technischen Gründen mit einer Gesamtkapazität von 400pF fahren).

Rechts+Links:

Rechts-Links:

Bei der Gelegenheit habe ich noch den Übertragungsfaktor gemessen. Er liegt bei 1,23 bzw. 1,24mVs/cm (links/rechts). Kanalungleichheit sehr gute 0,1dB.

Später will ich noch den Frequenzgang ermitteln und abschließend die optimale Abschlußkapazität.