alter Dual-Tonabnehmer leicht Verzerrtes Signal bei neuem Verstärker

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tommy76
Neuling
#1 erstellt: 27. Nov 2007, 12:54
hi,
die problemstellung ist folgende:
es soll ein Dual-Plattenspieler mit Tonabnehmer CDS 650 (sehr wahrscheinlich Kristall, Nadel ist neu) an einen modernen Pioneer-Verstärker betrieben werden. Am Phono-eingang kommt es zu leichten Verzerrungen bei lauten Passagen, klingt aber nicht wie eine "doppelte Entzerrung" o.ä. vermutlich benötigt dieser Kristall-Tonabnehmer die gleiche Entzerrung wie MM-Tonabnehmer, nur ist das Signal relativ stark und deshalb kommt es bei dem neuen Verstärker an bestimmten Stellen zu Übersteuerung. (meine Theorie) An normalen Hochpegeleingängen klingt es jedenfalls sehr leise und verzerrt, d.h. so einfach kann das problem nicht gelöst werden.
Der Tonabneher ist nicht kaputt, denn mit einem alten Verstärker-Baustein (aus einem alten Plattenspieler mit integriertem Verstärker entliehen) klingt er so gut wie er auch am Pioneer-Verstärker bald klingen soll.

Als Lösungsansatz habe ich folgendes gefunden: "Fuer den Anschluss von Kristallabnehmern sind einige Hersteller einen eigenartigen Weg gegangen. Man hat das Kristallsystem so stark belastet, dass es in seinen Ausgangsdaten dem magnetischen System aehnlich
wurde und dann auf den Entzerrer-Vorverstaerker geschaltet (z.B. Grundig SV50)".

Kann jemand sagen wie man eine solche Dämpfung/"Belastung" erreichen kann (einfacher Schaltplan o.ä.)?
op111
Moderator
#2 erstellt: 27. Nov 2007, 13:51
Hallo Tommy76,

Grundsätzliches zu KristallTAs hat richi44 hier in 2 Threads geschrieben:
#9
#14
#4

Bei der gesuchten Schaltung handelt es sich um einen Spannungsteiler, der vor den MM-Eingang geschaltet wird.
Auf der Website www.badenhausen.com findest du 2 verbreitete Schaltungen:


Den Text dazu findest du auf der website http://www.badenhausen.com
dert dann auf den Link "Technologien: Tonabnehmer" gehen.

EDIT Korrektur
In einer Elektronikzeitschrift (?) habe ich einmal eine Schaltung gesehen, bei der der Tonabnehmer direkt an den MM Eingang angeschlossen wurde, dem die Serienschaltung aus einem 2k7-Widerstand und einem 0µ47 Kondensator parallelgeschaltet wurde.
Durch die hohe Impedanz des Tonabnehmers ergibt sich ein Spannungsteiler, der in etwa die Ausgangspannung eines MM-TAs liefern sollte, ohne den Vorverstärker zu übersteuern.

Gruß


[Beitrag von op111 am 27. Nov 2007, 14:39 bearbeitet]
tommy76
Neuling
#3 erstellt: 27. Nov 2007, 14:16
how - das war schnell, ich werde es bei nächster gelegeheit genau so machen - und gebe dann noch ein feedback - danke! ciao
tommy76
Neuling
#4 erstellt: 27. Nov 2007, 15:09
noch eine frage, weil wenn ich die teile organisiere dann teste ich gleich alle drei möglichkeiten:
2k7-Widerstand = 2,7 kOhm ?
0µ47 Kondensator = 47 µF ?
diese R und C werden dann zu einer reihe verbunden und parallel zum TA betrieben - alles richtig verstanden?

der kondensator bringt doch dann aber noch eine frequenzgangänderung ? oder ist das auch nur eine reine Dämpfung des Signals ?
op111
Moderator
#5 erstellt: 27. Nov 2007, 15:33
Hallo tommy,

2k7-Widerstand = 2,7 kOhm OK = am besten Metallfilm 1% Toleranz, Belastbarkeit egal 0,25 W oder weniger

0µ47 Kondensator = 470 nano-Farad (nF) = 0,470µF !!
Folienkondensator, kein Keramik-K.!
z.B. Siemens MKH (MKT), Spannungsfestigkeit egal, 100V oder weniger


tommy76 schrieb:
diese R und C werden dann zu einer reihe verbunden und [parallel zum TA betrieben - richtig verstanden?
Ja!


tommy76 schrieb:
der kondensator bringt doch dann aber noch eine frequenzgangänderung ?

Genau, und zwar eine Anhebung das Baßbereichs, sonst fällt der durch die Fehlanpassung ab.

Gruß


[Beitrag von op111 am 27. Nov 2007, 15:34 bearbeitet]
hf500
Moderator
#6 erstellt: 30. Nov 2007, 00:43
Moin,
das Zitat von dem SV50 scheint wohl von mir zu stammen ;-)

Ich habe mal die Schaltung herausgesucht.
Der Phonoengang hat zwei umschaltbare Belastungen fuer den Tonabnehmer.
Magnetsysteme werden mit einer Reihenschaltung von 39k und 15nF belastet.
Das soll die "Anhebung, die jedes Magnetsystem bei hohen Frequenzen hat, linearisieren".

Kristallsysteme werden mit einer RC-Kombination belastet. Das ist einmal ein Widerstand 4k7,
dem die Reihenschaltung von 820R und 47nF parallelgeschaltet ist.
Der nachfolgende Entzerrerverstaerker hat die IEC-Entzerrung (3180, 318, 75 µs).

Die Schaltung soll den Vorteil haben, dass Klirrfaktor und Intermodulation der Kristallsysteme herabgesetzt werden.

Dass der Tonabnehmer an dem Pioneer nicht arbeiten will, liegt wahrscheinlich daran, dass dessen hochpegeleingaenge nicht hochohmig genug sind.
Kristalltonabnehmer an Hochpegeleingaengen wollen einen Lastwiderstand von mindestens 500k Ohm, besser 1M Ohm.
Der Innenwiderstand der Kristallsysteme ist kapazitiv, so dass bei zu hoher Belastung (das koennen schon 250k Ohm sein), die
Baesse verschwinden und die Spannung zusammenbricht.

Auf laengere Sicht sollte das Kristallsystem gegen einen magnetischen TA getauscht werden. Der liefert doch den besseren Ton,
ausserdem kommt er mit ca 2 Gramm Auflage aus, das Kristallsystem braucht deren 4.
Zudem hat die Diamantnadel der Magnetsysteme die laengere Lebensdauer.

Voraussetzung ist natuerlich, dass ein anderes System montierbar ist.
Wie heisst denn der Plattenspieler?

73
Peter


[Beitrag von hf500 am 30. Nov 2007, 00:51 bearbeitet]
tommy76
Neuling
#7 erstellt: 30. Nov 2007, 11:08
ok der plattenspieler ist ein dual 1211 (oder sehr ähnlich) mit 33 / 45 / 78, Tonabnehmer CDS 650

ergebnisse der anpassung:

da auch schon vorher verzerrungen nur bei lauten passagen auftraten (übersteuerung), haben wir die zwei linearen dämpfungen gebaut -27db und -36db (siehe oben).

durchgesetzt haben sich die -27db, es treten keine hörbaren übersteuerungen mehr auf.
interessant ist, das das keramik-system cds650 scheinbar bereits von dual für den einsatz an mm-eingängen vorgesehen war und eine frequenzgang anpassung an die spätere entzerrung (RIAA-Kennlinie) wohl schon intern stattfindet, denn eigentlich müsste ein kristall-system beim anschluss an mm-eingang doch so klingen wie wenn ein magnetsystem zweimal die RIAA-entzerrung passiert?
na jedenfalls hat der plattenspieler jetzt einen unverzerrten klang, mit weichen bässen und das nur mit linearer dämpfung und modernem mm-verstärker-eingang. weitere höhen-dämpfung oder bassanhebung usw. ist nicht notwendig - genial!

@ Peter:
der grundig SV50 ist ein verstärker mit auswahlschalter bei den phonoeingängen für keramik und magent systeme.
"Der nachfolgende Entzerrerverstaerker hat die IEC-Entzerrung (3180, 318, 75 µs)." dazu die frage: warum muss ein kristall-system entzerrt werden wenn doch allerorten behauptet wird das kristall-systeme an den hochpegeleingängen funktionieren sollten, die ja bekanntlich keine entzerrung haben?

dieser cds650, vorausgesetzt er ist wirklich ein reines kristallsystem klingt ohne entzerrung schlecht und mit entzerrung gut - d.h. die oft verwendete pauschal antwort stimmt zumindest nicht für alle und immer.

ein magnetsystem anschaffen wäre schon möglich, nachteilig wäre aber, das es für magnetsystem wohl keine so praktische wendenadelfunktion gibt die das abspielen von schellack in 2 sekunden "umrüstzeit" ermöglicht, trotzdem welches system wäre denn einfach montierbar und wirklich preisgünstig & gut (unter 50€) ?

danke & grüße !
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