Bilder-Geschichte: Reparatur Grundig CNF300 Tapedeck (für Grundig-Fans)

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CyberSeb
Inventar
#1 erstellt: 15. Mai 2006, 17:12
Hallo zusammen,

ich bin jetzt mal so frei und stelle das hier in einen neuen Thread rein anstatt in den "Tapedeck-Reparatur-Thread", da das Gerät inzwischen wieder einwandfrei funktioniert

Keiner wollte es haben, das kleine schwarze Tapedeck auf eBay. Und ich vergaß dann darauf zu bieten ... Der nette eBayer hat es mir dann sogar höchstpersönlich vorbeigebracht - für 10 Euronen:

Ein Grundig CNF300 von 1977-78:



Leider ging der rechte Kanal nicht. Das VU-Meter schlug nicht aus und man hörte auch nichts. Die Aufnahme funktionierte dagegen einwandfrei - in Stereo.

Ich habe etwas herumgedoktert, aber den Fehler nicht gefunden, auch mit der Hilfe des Forums war mir das leider nicht möglich (an dieser Stelle nochmal ganz herzlichen Dank v.a. an hf500 für die guten Tipps!).

Ich will nicht groß herumreden, also komme ich zum Punkt ... Ich habe mir dann das Servicemanual geholt, und heute war es soweit: Die Kiste wurde geheilt!

Also öffnen wir die Kiste mal. Ich traus' mich ja gar nicht zu zeigen, aber so schön wie die Kiste außen ist, so brotkastenartig ist sie innen. "Außen pfundig innen Grundig"
trifft es leider gut:





Die ganze Technik hängt im Prinzip am Laufwerk selbst dran, das sind 2 Platinen. Der Rest des Gehäuses ist praktisch leer ...

Damit man diesen Teil herausnehmen kann, muss man die Kassettenklappe entfernen. Das war gar nicht so leicht, aber wenn man weiß wie es geht, ist sie schnell unten




Die von außen äußerst wertig wirkende Klappe ist innen komplett aus Plexiglas. Das, was hier schwarz aussieht, ist nur Farbe! Dadurch wird das Beleuchtungslicht schön geleitet. Hier sieht man die beiden Birnen, sie sitzen rechts und links neben der Öffnung der Klappe:



Genial: Unter der linken Birne seht ihr ein weißes Viereck. Das ist Plexiglas auf der Rückseite. Das Licht wird von vorne dort hinteleitet (über den rausstehenden Stift am Kassettendeckel) und so hinter die Kassette gebracht (das in der Mitte).

Hier ein Blick ins Kassettenfach. Der Tonkopf ist mit einem schwarzen Plastikschieber zugedeckt, wenn er nicht genutzt wird (hier nicht zu sehen). Leider sieht man auch die ulkig aufgehängte Gummirolle nicht richtig, die sich selbst justiert...




Das Laufwerk mit der Haupt-Elektronik:



Das ganze hat im Prinzip zwei Hauptlatinen: Die Eingangsplatine und die Verstärkerplatine. Auf der letzteren sitzen die beiden Dolbykarten und die VAT-Karte (Variable-Aussteuerungs-Technologie, soweit ich weiß).

Hier sieht man die Dolby-Karten, links über dem Zählwerk:



Zerlegt: Die große Platine vorne ist die Verstärkerplatine, rechts die Dolby-Steckkarten, hinten links die VAT-Karte:



Dahinter schräg ist die Eingangsplatine. Hier nochmal extra:



Etwa in Bildmitte sieht man den neuen gelben Tantalelko, der dem Gerät wieder neues Leben eingehaucht hat!!!

Die zweiseitigen Platinen lassen sich übrigens gaaaanz schlecht löten! Außerdem sieht man, dass die Platinen bereits mit Computern konstruiert sind!

Hier beim Testen ....






NUR: Wo verdammt habe ich das ausgebaut??? Ich weiß zum Teufel nicht, wo das herkommt:



Ich meine natürlich nicht die Kassette, sondern das quadratische Teil aus Platinenmaterial (Pertinax?!)

Ich hoffe, dem ein oder anderen haben die Bilder gefallen!


Gruß,
Sebastian
hf500
Moderator
#2 erstellt: 15. Mai 2006, 19:01
Moin,
zum Aufbau, was waere Dir den lieber?
Etwa japanischer Drahtverhau?
Das Ding ist schon genial konstruiert, ein echter Grundig eben...
Das Laufwerk musste mit seiner Elektronik so kompakt sein, weil es da noch einen
Casseiver (RC60?) gab, der nur etwas breiter als das Standardmass von 54cm war.
Und in dieses Geheuse musste ein Receiver aehnlich R48 mit dem kompletten CNF300.
Genialer ist allerdings das CN1000, das kann man mit einem Schraubendreher
in wenigen Minuten in seine Baugruppen zerlegen.

Fast alle Cass-Decks sind umbaute Luft, man muss schliesslich den Verstaerker/Receiver
der Serie draufstellen koennen.
Aus dem Grund hat man das kleine Grundgehaeuse des CNF350 kuenstlich vergroessert.
(Der 350 ist ein jap. Zukauf mit 45cm Gehaeuse, das vergroessert werden musste)

Es ist uebrigens eins der Laufwerke, die einen tachogeregelten Motor haben.
Der Tacho war Ende der 70er fuer hochwertige Cassettendecks Pflicht,
seit etwa Mitte der 80er haben bis auf die Konstruktionen der Spitzenklasse
alle Decks den gleichen Motor. Auch die billigen Henkelrecorder...
Ein billich Ding von der Stange :-/ Ohne Tacho.

Die Cassettenfachbeleuchtung des CNF300 ist nur vom CN1000 erreicht worden
(das CN1000 ist aelter), inzwischen hat sich das unbeleuchtete Fach mit kaum
vorhandenem Sehschlitz durchgesetzt und die Klappe ist so dick, dass die eingelegte
Cassette etwa 5cm von der Front entfernt ist. Wen interessiert schon, wieviel Band man noch hat?
Wegen des grossen Fensters mit dicht dahinterstehender Kassette ist da das CNF350 mein Favorit.
Das beleuchtet allerdings nur von hinten durch die Cassette, weshalb die BASF der spaeten 80er
mit dem grossen Fenster prima dazu passten.

Die Abdeckung des Tonkopfes traegt innen einen Filz, der den Kopfspiegel reinigen soll.

Die elektrolytisch hergestellten, doppelseitigen Platinen sind tatsaechlich schwer zu loeten und ausserdem empfindlich.
Grundig hat sie sebst hergestellt, das Werk hatte eine erstaunlich grosse Fertigungstiefe.
Der Nachteil der Platinen ist, dass das Zinn im Loetauge "kocht" und Blasen wirft. Man muss hier mit heissem Kolben (370°C)
sehr schnell loeten.

Insgesamt ist das CNF300 ein ordentliches Geraet der oberen Mittelklasse. Es geht bis 16kHz, hat einen guten Gleichlauf und Rauschabstand.
Fuer die beiden Kopfhoereranschluesse hat es einen eigenen Verstaerker. Bei vielen anderen Geraeten muss das der Anzeigeverstaerker der
Aussteuerungskontrollen mit erledigen, ausserdem sind diese Schaltungen ziemlich leise.

73
Peter
CyberSeb
Inventar
#3 erstellt: 16. Mai 2006, 07:23
Moin Peter,

dass das Gerät nicht schlecht ist, war mir schon klar ... aber es ist wohl doch besser, als ich zunächst dachte ...

Warum ich zunächst verwundert war? Nun, ich kenne von Grundig vor allem die alten TKs aus den 60ern (und 50ern), das waren wahre Traumkonstruktionen. Absolut genial gebaut und jeder Kubikzentimeter war mit Mechanik bzw. Elektronik ausgefüllt. Die Geräte waren innen fast hübscher anzuschauen als von außen Irgendwie habe ich diese Materialschlachten hier vermisst.

Das CN1000 sieht ja wirklich interessant aus! Mich haben bisher diese "Toploader" abgeschreckt - hätte nicht gedacht, dass die bereits so gut waren. Da könnte man fast schwach werden.

Und es stimmt, mein Gerät hat einen sehr guten Klang, das hätte ich nicht gedacht. Der Frequenzgang ist erstaunlich gut für 4,75 cm/s. Für Schallplattenaufnahmen und Radio reicht das vollkommen aus! Trotzdem kommt es natürlich nicht an eine richtige Bandmaschine ran ...

Beim Löten hatte ich hauptsächlich beim Entlöten große Probleme; mit einer normalen Entlötpumpe kann man da fast nichts ausrichten. Man bekommt das Lötäuge auch kaum sauber, so dass es fast unmöglich ist, die Drähte des neuen Bauteils reinzustecken. Auch das verwendete Lötzinn kam mir spanisch vor: Es war irgendwie so "schmalzig", unmetallisch. Wenn es abkühlt ist es nicht schön glatt. Nein, ich habe keine kalten Lötstellen produziert. Aber vielleicht bilde ich mir das auch nur ein ...

Gruß,
Sebastian
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