Audiovalve RKV falsch verdrahtet-Reparaturbericht

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bukongahelas
Inventar
#1 erstellt: 20. Jan 2011, 01:59
Ein Audiovalve RKV Röhrenkopfhörerverstärker (Bausatz) war von einem Bastler lebensgefährlich netzverdrahtet:
RKV_Netz
Man beachte den weißen (Vorschrift:grün-gelb) starren "Klingeldraht" als Erdverbindung.
Wenn der abbricht, kann Sense sein.
Dazu noch das von der Kaltgerätebuchse abgehende Flachband
"Netzkabel". Ob die Isolation zwischen den Adern 230V aushält ?
Eine primäre Netzeingangssicherung fehlte völlig, nur
Trafo-sekundärseitig gibts zwei auf der Platine.

So finde ich sollte es sein:
RKV_Verdrahtung
Erdverbindung KG-Buchse an Chassis mit grün-gelber Litze.
Vor dem Verlöten durch die Löcher der Lötfahnen gesteckt
und umwickelt (zusammengezwirbelt). Auch wenn die Lötstelle
(aus unerfindlichen Gründen) mal weich werden sollte,
bleibt die Erdung erhalten.
Und eine Primärsicherung direkt nach der KG-Buchse.

Der Auftrag lautete: Reparatur eines Audiovalve RKV.
Real wars die Sanierung eines Trümmerhaufens garniert
mit weiteren Fehlern.
Reparaturbericht:
Zunächst weise ich auf die Probleme mit Audiovalve nochmals hin:
A...ch
- Alle Bauteile erneuert (Elkos auf Platine, Widerstände).
Der Bastler hatte alle Anschlußdrähte vor Verlöten
umgebogen, da macht Auslöten Freude.
- Alle Lötstellen nachgelötet, Platine gereinigt.
- Anodenspannungselko erneuert, Typ mit mehr Kapazität und
Spannungsfestigkeit 330yF/450V.

Erste Inbetriebnahme ohne Röhren und Operationsverstärker:
Widerstand wird heiß. Ursache: Die Bauteilseite der Platine
ist größtenteils Massefläche, unterbrochen durch
kreisförmige Durchkontaktierungen mit Isolationsringen.
Dicke(Isolationsabstand) ca 2mm.
Ein (durch defekte Röhre) verkohlter Widerstand hatte
sich teilweise über dem Isoring niedergeschlagen/kondensiert
und verursachte einen Widerstand von ca 5kOhm.
Den Ring(Isoabstand) fein größergefräst.
Soweit mir bekannt, muß auf Platinen zwischen
netzspannungsführenden Leiterbahnen und dem "Rest" der
Schaltung ein Abstand von 10mm sein.
Hier gibts (gemessen) bis zu 370 VDC auf der Platine.
Wer entwickelt so eine Platine ? (Rhetorische Frage,
denn die Platine stammt ja (soweit ich weiß) vom
jetzigen Inhaber der Fa Audiovalve).
Ich persönlich finde Isolationsabstände von 2mm bei
Spannungen von mehreren hundert Volt unterdimensioniert.
Hier wurde wohl mehr "bauteilkomprimiert" als die Physik zuläßt.
Freiverdrahtete Röhrenkonstrukte kennen solche Probleme
prinzipiell nicht.

Nun Betriebsspannungen geprüft, alles OK.
Dann Röhren und OP rein, er läuft !
Es wurden noch 2 Reserveröhren mitgeliefert.
Beim Test derselben brannten einige soeben erneuerte
Widerstände wieder ab.
Nochmal nachrepariert und Röhren aussortiert.
Nun lief er wieder aber: Leichtes Rauschen/"Spratzeln"
auf einem Kanal, über Kopfhörer hört man ja jeden "Furz".
Röhren kanalweise kreuzgetauscht, Fehler wandert nicht.
OPs kanalweise kreuzgetauscht,Fehler wandert.
Ursache also ein teildefekter OP LF351, uralt und selten,
aber der Auftraggeber schwor auf seinen "warmen" Klang.
(Ammerkung des Verfassers: Hier beginnt die Voodoozone).
Alternativ NE5534 eingebaut mit bewußt zu großem Kompensationskondensator 27pF zwischen Pin5+8 ausgebremst.
Wollen beten daß es so warm genug ist.
Nebenbei (Voodoo oder nicht?) wurden 741 , OP07 , TL081
und NE5534 "nackt" ausprobiert.
Mit CD als Quelle und KH beyerdynamic DT330mk2 konnte ich
keine Klanunterschiede hören, zumal der OP-Wechsel trotz
Sockel minutenlang dauert. Me sind minimale
Klangunterschiede nur im direkten Umschaltvergleich hörbar.

Bei diesen Tests war die Platine weit vom Trafo entfernt:
Kein Rauschen, kein Brummen.
Nach Einbau ins Gehäuse minimales Hinterbrundbrumm durch
Einstreuungen, die auch durch Verdrahtungsänderungen
(Trennung von Schutzerde und Signalmasse), Lageänderung
von Leitungen und Trafo nicht zu minimieren waren.
In der aktuellen (über 1000 Euro teuren) MK2 Version des
RKV kommt daher wohl ein streuarmer Ringkern zum Einsatz.
Der "Spartrafo" des MK1 wird im Betrieb 40 Grad warm und
brummt schon rein mechanisch stark, ein Zeichen für
grenzwertige Unterdimensionierung verbunden mit starkem
Streufeld.

Bei aller Kritik ist der Klang aber super, so detailreich
und homogen habe ich noch keinen KH gehört.
Beim direkten Umstecken in den KH-Ausgang des CDP ist es,
als ob eine Wolldecke zwischengezogen würde.
Röhre+Kopfhörer ist also kein Voodoo !

Gern hätte ich den MK1 auf den MK2 Stand gebracht,
aber mit Audiovalve gabs ja leider Probleme.

bukongahelas
pelowski
Hat sich gelöscht
#2 erstellt: 20. Jan 2011, 03:26

bukongahelas schrieb:
...So finde ich sollte es sein:
RKV_Verdrahtung...


Hallo

ist zwar besser so, aber noch immer unvorschriftsmäßig und damit unzulässig!

- Netzspannug führende Leitungen müssen doppelt isoliert sein.

- angelötete Netzspannung führende Leitungen müssen gegen Abspringen von der Lötstelle gesichert werden (festbinden).
Das gilt auch, wenn der Draht/die Litze durch eine Lötöse geführt wurde.

Grüße - Manfred
WinfriedB
Inventar
#3 erstellt: 20. Jan 2011, 12:49

bukongahelas schrieb:

Erdverbindung KG-Buchse an Chassis mit grün-gelber Litze.
Vor dem Verlöten durch die Löcher der Lötfahnen gesteckt
und umwickelt (zusammengezwirbelt). Auch wenn die Lötstelle
(aus unerfindlichen Gründen) mal weich werden sollte,
bleibt die Erdung erhalten.

Ist auch noch nicht korrekt, Lötverbindungen sind m.W. für Schutzleiterverbindung nicht zulässig, da auch der verdröselte Draht nicht notwendigerweise Kontakt gibt. Am besten mit verriegelbaren Flachsteckverbindern.

bukongahelas schrieb:

Soweit mir bekannt, muß auf Platinen zwischen
netzspannungsführenden Leiterbahnen und dem "Rest" der
Schaltung ein Abstand von 10mm sein.
Hier gibts (gemessen) bis zu 370 VDC auf der Platine.
Wer entwickelt so eine Platine ? (Rhetorische Frage,
denn die Platine stammt ja (soweit ich weiß) vom
jetzigen Inhaber der Fa Audiovalve).
Ich persönlich finde Isolationsabstände von 2mm bei
Spannungen von mehreren hundert Volt unterdimensioniert.

ACK, es gibt eine Tabelle mit Richtlinien für Kriechstrecken auf Platinen. Hab mal Meßschaltungen für 500VDC entwickelt, wenn ich mich recht erinnere, war die Mindestkriechstrecke für Epoxy-Platinen und trockene Umgebung 3mm.

bukongahelas schrieb:

Ursache also ein teildefekter OP LF351,

so was gibts, hatte mal bei einem Gerät einen OpAmp, der im Lauf von mehreren Monaten immer mehr DC-Offset bekam.

bukongahelas schrieb:

uralt und selten,
aber der Auftraggeber schwor auf seinen "warmen" Klang.
(Ammerkung des Verfassers: Hier beginnt die Voodoozone).
Alternativ NE5534 eingebaut mit bewußt zu großem Kompensationskondensator 27pF zwischen Pin5+8 ausgebremst.
Wollen beten daß es so warm genug ist.
Nebenbei (Voodoo oder nicht?) wurden 741 , OP07 , TL081
und NE5534 "nackt" ausprobiert.

... wobei der 741 für Audio-Anwendungen nicht so doll ist, je nach Verstärkung kann er bei höheren Freq. schon schlapp machen. OP07 ist auch ziemlich langsam, TL081 dürfte OK sein.

bukongahelas schrieb:

Mit CD als Quelle und KH beyerdynamic DT330mk2 konnte ich
keine Klanunterschiede hören, zumal der OP-Wechsel trotz
Sockel minutenlang dauert. Me sind minimale
Klangunterschiede nur im direkten Umschaltvergleich hörbar.

... und da auch allenfalls gegen den 741, evtl. noch den OP07. Alle anderen dürften sich "klanglich" nicht unterscheiden.

bukongahelas schrieb:

Der "Spartrafo" des MK1 wird im Betrieb 40 Grad warm und
brummt schon rein mechanisch stark, ein Zeichen für
grenzwertige Unterdimensionierung verbunden mit starkem
Streufeld.


Manchmal hilft der Einbau eines magn. Schirmblechs (Eisen).
bukongahelas
Inventar
#4 erstellt: 24. Jan 2011, 05:09
Verdrahtung verbessert.
RKV_fertig_01

Dann fiel (nächster Fehler) sporadisch der rechte Kanal aus.
Biegeempfindlicher Wackelfehler an der schon früher total
nachgelöteten Platine.
Nochmals alles nachgelötet, auch die Lötstellen auf der
Bauteilseite der doppelseitigen Platine (obwohl ja hier
die Durchkontaktierungen für Kontakt sorgen sollen).
In einfache Durchkontaktierungen ohne eingelötetes Bauteil
Drahtstückchen eingesetzt.
Lötstoplack aller Leiterbahnen auf Lötseite abgekratzt und
Leiterbahnen verzinnt, einige LB durch einen Haardraht aus
Litze verstärkt. Endlich war der Wackelfehler (hoffentlich)
beseitigt. Gerät im Betrieb geschüttelt,beklopft und
Platine gebogen, keine Aussetzer.
Absolut sicher kann man aber nie sein, mE ist die
übervolle Platine mit filigranen Leiterbähnchen für eine
Niederspannungs Logikschaltung geeignet,
aber nicht für einen Röhrenverstärker.
bukongahelas
bukongahelas
Inventar
#5 erstellt: 24. Jan 2011, 05:15
"Manchmal hilft der Einbau eines magn. Schirmblechs (Eisen)."
Sicher ja, aber wo soll denn die Panzerplatte zwischen
Trafo und Schaltung angebracht werden, ohne die Optik
zu ruinieren oder das Gerät völlig neu aufzubauen ?
Dieser RKV ist vom Prinzip her super, aber Gehäuse und
Platine ein Fehlkonstrukt.
bukongahelas
WinfriedB
Inventar
#6 erstellt: 24. Jan 2011, 09:58
Schirmblech hilft natürlich nur, wenn man es unterbringen kann.

Sooo filigran ist die Platine nun auch wieder nicht. Wir arbeiten üblicherweise mit Leiterbahnen von 0.3mm Breite, und das ist noch weit von Feinstleitertechnik entfernt.

Ich würde allerdings Röhrenschaltungen, wenn möglich, NICHT auf Platine aufbauen, allein die Führung der (wechselspannungsführenden) Heizleitungen, ohne daß es Brummeinstreuungen gibt, dürfte da einige Probleme bereiten. Frei verdrahtete Heizleitungen kann man verdrillen und damit die Brummabstrahlung weitgehend verringern.
bukongahelas
Inventar
#7 erstellt: 26. Jan 2011, 05:43
Trotz mehrfachen Nachlötens aller Lötstellen,
Nachverzinnens (Vermutung Haarriss) der Leiterbahnen
tauchte der Wackelfehler wieder auf.
Ausgangskoppelelkos kreuzgetauscht, Fehler wandert.
Eine interne Unterbrechung im Elko ist evtl Ursache.
Es ist ein Typ mit 4 Lötanschlüssen, 3 über Platine
verbunden sind Pluspol, der 4. der Minuspol.
Nun beginnt wieder die stundenlange meist erfolglose
Telefon/Inetjagd nach diesem Ersatzteil.
Kaum scheint/ist ein Fehler beseitigt, taucht der nächste
auf. Bisher über 50 Stunden in das Teil investiert.
Hunderte Lötstellen nachlöten ist schon nervig, aber
noch ansatzweise produktiv.
Erfolglos rumtelefonieren dagegen reine Zeitverschwendung.
Audiovalve hat die Teile vermutlich, aber dort sind die
technisch kompetenten Leute ja nicht erreichbar.
Und wer sich wie ich erdreistet mehrfach nachzufragen
und das zu kritisieren wird dafür beleidigt.
bukongahelas
bukongahelas
Inventar
#8 erstellt: 27. Jan 2011, 07:39
Ausgangskoppelelkos erneuert, Platine mußte wegen
abweichender Kontaktstifte gebohrt und Kupferfläche
abgefräst werden. Nun keine Aussetzer mehr.

Einen Eingangspegelabschwächer (Silberkästchen) angefertigt.
Der RKV ist für den direkten Anschluß pegelstarker
CD-Player viel zu empfindlich.
Also Unsinn erst zu dämpfen und dann wieder zu verstärken.
Bringt mehr Brummen und Rauschen.
Besser wäre den Wechselspannungsverstärkungsfaktor im RKV
selbst zu reduzieren bzw den Grad der Gegenkopplung zu
erhöhen. Ist garantiert eine einfache Änderung zB zweier
Widerstände und die Audiowerte würden mit steigender
Gegenkopplung vermutlich noch besser.
Wieder so ein Punkt wo ein Servicehinweis von Audiovalve
wichtig gewesen wäre.
Ich hätte gern das machbare Optimum erreicht,
aber ohne jegliche Unterstützung seitens Audiovalve
bleibt nur der Kompromiß.
Nochmals Dank für die Forumshinweise.

Damit ist das Projekt (hoffentlich) abgeschlossen.
RKV_Endzustand

bukongahelas
bukongahelas
Inventar
#9 erstellt: 11. Apr 2011, 12:37
Unter Androhung einer Abmahnung weise ich hiermit nochmals
ausdrücklich darauf hin, daß sich die Beiträge nicht auf
den von der Fa Audiovalve aktuell gefertigten kommerziell vertriebenen
Röhrenkopfhörerverstärker beziehen.
Hätte der Abmahner den Thread genau gelesen, wäre ihm dies klar geworden.
bukongahelas
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