Vorteil Übertrager gegenüber Phonovorverstärker?

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Cosimo_Wien
Stammgast
#1 erstellt: 13. Feb 2007, 17:55
Hallo Analogspezialisten!
Welche Vor- bzw. Nachteile haben Phono-Übertrager gegenüber Phono-Vorverstärker?
So viel ich weiß, sind etliche Übertrager (zB von Denon) auf ganz bestimmte Tonabnehmer zugeschnitten. Bei Systemwechsel hätte somit ein Vorverstärker mit anpassbarem MM und MC Eingang den Vorteil, weiterverwendet werden zu können. Und wirklich billig sind die meisten Übertrager auch nicht.
Mich würden Eure Erfahrungen interessieren.
Grüße, Thomas
silberfux
Inventar
#2 erstellt: 15. Feb 2007, 18:22
Hi Thomas, also diese Übertrager dienen normalerweise dazu, die Ausgangsspannung von MCs so weit anzuheben, dass sie an einem MM-Vorverstärker betrieben werden können. Sie ersetzen alson nicht den Phono-Vorverstärker, sondern allenfalls den Vor-Vor-Verstärker für MC.

Gruß von Silberfux
Cosimo_Wien
Stammgast
#3 erstellt: 15. Feb 2007, 18:30
Danke!
Das beantwortet die Frage kurz und bündig :-)
Wenn man also vor der Entscheidung steht Phonovorverstärker (MC oder MC+MM) oder Übertrager anzuschaffen, ist ein Phonovorverstärker die bessere weil flexiblere Wahl. Wenn man aber schon einen guten MM Vorverstärker hat kann man den mittels Übertrager MC tauglich machen.
silberfux
Inventar
#4 erstellt: 16. Feb 2007, 19:09
Hi, die zweite Aussage unterschreibe ich. Die erste nur bedingt, ein genau auf ein System passender Übertrager kann schon besser sein als eine "flexible", aber eben nicht exakt angepasste Lösung. Ich bin aber nicht der MC-Experte, vielleicht können sich dazu mal dieselbigen äußern?

Gruß von Silberfux
richi44
Hat sich gelöscht
#5 erstellt: 17. Feb 2007, 10:31
Ein Übertrager hat folgende Nachteile:
Er erzeugt Verzerrungen. Nur sind diese in diesem Fall in einer Grössenordnung, die keine Rolle spielt und liegen in dem Bereich, den auch ein Vor-Vorverstärker verzerrt.
Er kann den Frequenzgang beschneiden. Dies ist aber auch nur in dem Bereich der Fall, der von der Platte nicht übertragen wird.
Er ist brummempfindlich. Das hängt aber stark vom Aufbau ab. Normalerweise wird er in einem Metallgehäuse geliefert, das magnetische Felder abschirmt. Nicht brauchbar sind kleine, nackte Übertrager. Und man muss ja den Übertrager nicht gleich auf ein Netzkabel oder nahe an ein elektronisches Gerät bringen.

Ein Übertrager hat folgenden Vorteil: Da er einen relativ geringen Drahtwiderstand hat, ist sein Rauschen weit geringer als jenes eines Vor-Vorverstärkers. Der technische Aufwand um einen Vor-Vorverstärker rauscharm hinzukriegen ist recht gross und kostet letztlich gleich viel wie ein Trafo.

Ein MC-System ist in Bezug auf die Anpassung weit weniger kritisch als ein MM-System. Daher gibt es bei Übertragern eigentlich kein sonderliches Problem. Und die Abstimmung des Trafos auf das System ist ein Märchen. Es geht dabei den System-Herstellern nur darum, dass man gleich noch ihren Trafo kauft und nicht ein Konkurrenzprodukt. Tatsächlich sollte der Trafo für Mikrofone geeignet sein, eine Übersetzung von 1:10 haben und geschirmt sein. Dann ist er auch für ein MC-System geeignet.
Archibald
Hat sich gelöscht
#6 erstellt: 17. Feb 2007, 21:34
Hallo Thomas,

da Du keine Aussagen zu dem vorgesehenen MC-System gemacht hast, ist es schwierig eine allgemein gültige Aussage zu treffen.

Low-Impedance low-output MCs (z.B. die meisten von Ortofon) benötigen durchaus leistungsfähige Varianten (Verstärkung ca. 30 dB). MCs wie z.B. das TMC 63 von Thorens haben eine höhere Impedanz und eine höhere Ausgangsspannung (Verstärkung ca. 25 dB). Die erforderliche Verstärkung kann, wie Du weißt, durch einen passiven Übertrager erzielt werden, aber auch durch einen aktiven Verstärker. Für die von mir im Laufe der Zeit verwendeten Ortofon MCs (MC200, TMC200, MC20 (blau), MC20 Super), habe ich sowohl Verstärker als auch Übertrager verwendet (Kenwood KHA 50, Ortofon MCA10 und Sony HA-T10 [baugleich Ortofon T5]). Abgesehen von der etwas geringen Verstärkung der Sony-Stecker (26 dB), waren alle verwendeten Typen unproblematisch. In den letzten Jahren habe ich nur noch den MCA 10 (ca. 100 € Neupreis) verwendet, dem man zwar in irgendeinem HiFi-Test ein etwa höheres Rauschen nachsagte, das sich in der Praxis aber immer unterhalb des Plattenrauschens bewegte. Laut Aussage von Ortofon Deutschland, damals noch in München, hätte ich wenigstens zum T30 greifen müssen (ca. 500 € Neupreis) um einen Verbesserung zu erzielen. Wichtig ist in diesem Zusammenhang, dass das erzielte Ausgangssignal des verwendeten PrePres (egal ob aktiv oder passiv) nicht Deine MM-Vorstufe übersteuert.

Wenn Du Dich noch nicht für ein System entschieden hast, solltest Du auch die Anschaffung eines High-Output MCs oder eines Magnet-Systems überlegen, denn mit einem echten MC-System handelst Du Dir, auch wenn das nicht immer gerne gesagt wird, schlechtere Fremdspannungswerte ein (der Übertrager verstärkt nämlich nicht nur das Nutzsignal um bis zu 2000fach, sondern leider auch die Störgeräusche).

Also MCs bitte nur auf einem hochwertigen Laufwerk !

Ein gutes MM-System ist übrigens nicht schlechter als ein hochwertiges MC. Ich für meinen Teil fahre zur Zeit wieder ein MM und habe jede Menge Spaß daran, meine Schallplatten anzuhören. Mein Alternativsystem, das MC20 Super gehört mit Sicherheit nicht in die Kategorie der "Schrottsysteme", auch wenn es Luigi Andreoli zum Trotz eine van-den-Hul 2 Nadel hat.

Wichtig ist mir eine Aussage aus dem Andreoli-Artikel, der bereits in einem anderen Thread steht, dass man vor lauter Technik und Daten nicht den eigentlichen Zweck des ganzen aus den Augen verliert : Musik zu hören und die hört bekanntlich jeder anders.

In diesem Sinne : Viel Spaß mit deinen analogen Schätzen.

Gruß

Archibald
Cosimo_Wien
Stammgast
#7 erstellt: 18. Feb 2007, 12:46
Hallo!
Danke für die vielen guten Hinweise. Die Frage war prinzipiell gemeint, weil ich erstaunt festgestellt habe, dass das Denon DL-S1 noch erzeugt wird und auch der zugehörige Übertrager gelegentlich angeboten wird. Beides allerdings zu astronomischen Preisen.

http://www.usa.denon.com/ProductDetails/Accessories.asp
http://www.needledoctor.com/Online-Store/Denon-Cartridges
http://www.kogerer.ru/subj/denons1.html


Ich verwende auf einem Rega P5 das Rega Exact (MM System) und auf einem JVCQLY66F (das ist so ein japanischer Bolide aus den 80er Jahren) ein Denon DL 304 (MC). Mit beiden Systemen bin ich super zufrieden, wobei ich das Exact bei moderner, rhytmischer Musik, das Denon bei Klassik bevorzuge. Aber das ist natürlich Geschmacksache.


Archibald schrieb:


Wichtig ist mir eine Aussage aus dem Andreoli-Artikel, der bereits in einem anderen Thread steht, dass man vor lauter Technik und Daten nicht den eigentlichen Zweck des ganzen aus den Augen verliert : Musik zu hören und die hört bekanntlich jeder anders.

In diesem Sinne : Viel Spaß mit deinen analogen Schätzen.

Gruß

Archibald


Dem kann ich nur voll und ganz zustimmen!!!


Grüße an alle, T.


[Beitrag von Cosimo_Wien am 18. Feb 2007, 15:42 bearbeitet]
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