Equalizer-Einstellung Gefahr für Treiber?

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BananaDealer
Ist häufiger hier
#1 erstellt: 18. Feb 2018, 19:05
Hallo liebe Community,

ich besitze folgendes, bescheidenes Setup:

Magnat Vector 207 (Stereo)
Pioneer VSX-830
Kopplung am Laptop über HDMI 15 m
Standard Kupferkabel 2,5er ca je 8 m

Da die Magnat, entgegen der Beratung im Laden, deutlich weniger Tiefbass als gewünscht besitzen, habe ich im Menü des VSX-830 zum einen bei "Tone" den Bass auf +6dB und unter "manual MCACC" im Equalizer bei 63Hz +3,5dB und bei allen bis 500Hz +2,0dB dazugestellt. Dies hat natürlich geholfen. Ich will mir aber ungern meine Treiber zerschießen, da als Student neue LS dann erstmal nicht in Sicht sind. Kann jemand eine grobe Einschätzung geben, wie laut ich hören kann oder ob ich den EQ wieder zurückstellen sollte? Normale Lautstärke ist bei mir alles zwischen -35dB bis -15dB (selten mal -12dB bei Partys). Ich kann natürlich nicht einschätzen, wie aussagekräftig das (die dB-Angabe) ist.

Ich werde eure Einschätzungen nicht als Gesetzmäßigkeit interpretieren, also muss niemand Angst haben, einen sich dann in der Praxis fatal auswirkenden Ratschlag zu geben. Ich genieße den Umgang der LS mit den aktuellen Einstellungen mit großer Vorsicht

Ein Subwoofer würde jegliche Probleme lösen, nur fehlt es da zum einen an Geld (ausgehend von neuen Subs um die 500 bis 600 Euro -> Klipsch R115 SW wäre mein Favorit) und zum anderen an Zeit (Klasuren ohne Ende ) sich mit seriösen und guten Angeboten und Subs aus dem Gebrauchtmarkt auseinander zu setzen. Daher vorerst diese Notlösung.

Vielen Dank und Grüße
BananaDealer

PS: Ich habe bereits einen Thread für das Bassproblem aufgemacht, wollte aber die EQ-Problematik nochmal thematisch trennen
Anderer Thread


[Beitrag von BananaDealer am 18. Feb 2018, 19:06 bearbeitet]
Mickey_Mouse
Inventar
#2 erstellt: 18. Feb 2018, 19:16
da dB eine logarithmische Einheit ist, muss man die Werte einfach aufaddieren wenn mehrere "Verstärker" hintereinander geschaltet werden.
die +6dB und +3,5dB ergeben also 9,5dB was Faktor 9 entspricht.

d.h. wenn "linear" eigentlich 10W ausgegeben werden sollten, kommen bei dir bei <100Hz eher 90W an, sollten es tatsächlich 100W sein, dann müssten daraus 900W werden, was natürlich nicht passiert, da verzerrt es fürchterlich.

bei vielen LS ist es heutzutage so, dass die Spule bei (zu) großer Auslenkung das (lineare) Magnetfeld verlässt und damit der "weitere Antrieb fehlt" und sie von alleine stoppt bevor es zu mechanischen Defekten durch Anschlagen kommt. Auch hier: das sind fürchterliche Verzerrungen.

bei einer Party würde ich das definitiv NICHT so einstellen!
ZeeeM
Inventar
#3 erstellt: 18. Feb 2018, 19:19
EQ, moderne basslastige Musik und Bassreflex, das kann schnell in die Hose gehen.
April1004
Ist häufiger hier
#4 erstellt: 18. Feb 2018, 19:42
Ein Subsonicfilter kann bei Bassreflex, Abhilfe schaffen. Unterhalb der Abstimmfrequenz steigt der Hub extrem Steil an.


Ich gehe jetzt mal von diesen Daten hier aus:
https://www.hifitest...nat-vector_207_10449
http://www.pioneer-a...s/german/VSX-830.pdf

Ist die Endstufe gebrückt? Die hat ja immerhin vier Kanäle
Da die Box hier mit 180Watt RMS und der Verstärker je Kanal mit 140Wrms @6Ohm angegeben ist, würde ich mir persönlich ungebrückt garkeine Sorgen machen.

Aber auch gebrückt sollte das je nach Musik kein Problem sein.
Google dazu mal "crest faktor musik". Wenn du nicht gerade minimal Dubstep oder Musik mit extrem stark eingeschränktem Dynamikumfang hörst solltest du egentlich voll aufdrehen können.
Allerdings nicht ins Clipping! Dann zerschießt du eventuell deine Hochtöner!

Gruß Erik
BananaDealer
Ist häufiger hier
#5 erstellt: 18. Feb 2018, 19:58
Vielen Dank schon einmal für die vielen Antworten!

Was bedeutet genau "gebrückte Endstufe"? Kabel sind ganz normal and 2 Schraubklemmen pro LS angeklemmt. "Ins Clipping" bedeutet so hohe Lautstärke, dass die Frequenz in den verzerrten Bereich schießt?

Dann sollte aber normale Zimmerlautstärke bis -20 dB kein Problem sein oder?


[Beitrag von BananaDealer am 18. Feb 2018, 19:58 bearbeitet]
April1004
Ist häufiger hier
#6 erstellt: 18. Feb 2018, 20:22
Clipping: http://noiasca.rothschopf.net/deutsch/grundrauschen.htm
Beim Clipping ist das was viele als Übersteuern bezeichnen. Wenn das Clipping so stark wird, das die Hochtöner stark gefährdet sind hört man das sehr deutlich. Diesem doch recht effizientem Hochtöner dürfte das für den Hörer recht schmerzhaft sein bevor's kaputt geht. Aber das ist nur eine Einschätzung bitte nicht ausprobieren. Im Grunde genommen meine ich, fährst du die Box im grünen Bereich solange es noch gut klingt.

Beim Brücken werden sozusagen zwei Endstufenblöcke in Reihe geschaltet. Jetzt mal Einschränkungen durch Temperaturen und Stromversorgung ignoriert folgt daraus die doppelte Spannung am Verstärkerausgang und damit die vierfache Leistung.


Nun Zimmerlautstärke sollte wirlich überhaupt kein Problem sein.
Ich habe irgendwo was von 92dB empfindlichkeit Gelesen... Das sollte bei 10 Watt Eingang schon über "Zimmerlautstärke" sein.
BananaDealer
Ist häufiger hier
#7 erstellt: 19. Feb 2018, 11:37
Super, vielen Dank für die ausführliche Antwort!
Man wird hier echt zehnmal besser beraten als im Fachgeschäft

Wie ist die Lautstärkeeinstellung eigentlich zu interpretieren?
Also was heißt beispielsweise -30 dB und bei +0 dB ist dann volle Leistung? Bei +10 dB wird künstlich mehr als die natürliche Grenze dazugeschossen? Habe mal gelesen, dass bei den modernen AVR da oft kein Bezug mehr zur wirklichen Leistung ist. Eine Lautstärke über 0 dB ist doch auch gar nicht möglich, wenn man damit quasi die volle Leistung fährt.

Die Empfindlichkeit von 92 dB wird ja oft falsch als Wirkungsgrad bezeichnet. Wie ist quasi dort die gefahrenfreie Nutzung meiner EQ-Einstellung daran gebunden?
April1004
Ist häufiger hier
#8 erstellt: 19. Feb 2018, 18:04
Wie die Laustärkeeinstellung zu interpretieren ist (genauer gesagt, wo der Referenzwert für die Log. Scala liegt), hängt ganz davon, ab was sich der Entwickler dabei gedacht hat...
Hier mal eim paar Grundsätzliche Rechenregeln für die Log-Scala
Die log. Scala ist ein Relatives maß. Es gibt immer das Verhältnis eines Wertes zu einem anderen Wert an. Hierbei muss man auch beachten ob Spannung oder Leistung betrachtet werden. In der Regel ist das Maß auf die Leistung des Signals bezogen. Die Leistung steigt quadratisch mit der Spannug.

Hier ein paar Grundlegende Regeln mit denen Kopfrechnen zur Leichtigkeit wird.
Doppelte Spannung -> vierfache Leistung
Zehnfache Spannung -> hundertfache Leistung
+10dB -> 10fache Leistung
+20bB -> 10fache Spannung / 100fache Leistung
- 10dB -> 10tel der Leistung
- 20db ...
+3dB ->ca. doppelte Leistung
+6dB ->ca. doppelte Spannung / vierfache Leistung
-3B...
-6dB...

Oder die Taschenrechnerversion:
wenn a das Verhätnis der neuen Spannung zur alten und b das Spannnungsverhältnis in dB
a = 10^(b/10)
April1004
Ist häufiger hier
#9 erstellt: 19. Feb 2018, 18:14
Noch was vergessen:


Die Empfindlichkeit von 92 dB wird ja oft falsch als Wirkungsgrad bezeichnet. Wie ist quasi dort die gefahrenfreie Nutzung meiner EQ-Einstellung daran gebunden?

Der Zusammenhang besteht einzig und allein darin, das bei einer höheren Empfindlichkeit deine gewünschte Lautstärke schon mit weniger Verstärkerleistung erreicht wird.

Die Empfindlichkeit als Wirkungsgrad zu bezeichnen ist nicht falsch. Es ist quasi das gleiche. Aufstellung (Frei/ Auf dem Boden/ An der Wand/ In der Ecke) und Bündelungsmaß spielen hier zwar auch eine Rolle, aber ansonsten geht der Wirkungsgrad direkt daraus hevor. Wenn ich mich recht erinnere entspricht ein Watt Schalleistung 112dB (ohne Gewähr - vielleicht erinnere ich mich auch an einen falschen Wert) entsprechend wäre deine Box mit 92dB 20dB zu leise und hätte also einen Wirkungsgrad von 1%...

Ist also eigentlich das Gleiche...
BananaDealer
Ist häufiger hier
#10 erstellt: 19. Feb 2018, 22:02
Vielen Dank für die ausführliche Erklärung!

Hat mir auch einiges an neuem Verständis gebracht!
Theoretische Sachen zu Elektrotechnik kenne (und hasse) ich aus dem Ing-Studium aber so etwas bringt einem mal wirklich was im Leben
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