Verstärker Kenwood KA-7020 stirbt † Hilfe!

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christoph_241
Neuling
#1 erstellt: 04. Jun 2013, 10:48
Moin,

ich bin neu hier, lese hier zwar ab und an mit, gehöre aber (leider) nicht zu den HiFi-Experten.

Ich habe seit einiger Zeit ein Problem mit meinem geliebten Kenwood KA-7020.
Meiner sieht allerdings etwas anders aus als der im HiFi-Wiki, meiner hat oben statt 4 Reihen Lüftungsschlitze nur 3 Reihen (evtl. eine andere Serie?).
Ich habe das Teil 1996 beim Händler als Vorführgerät gekauft, kann also sein, dass er sogar noch etwas älter ist. Bisher lief bis auf ein leicht schleifendes Balance-Poti alles ohne Probleme und der Gute hat mich nie im Stich gelassen. Alleine deshalb MUSS er wieder gerichtet werden.


Vor ein paar Tagen habe ich auf dem rechten Kanal ein leichtes Rauschen gehört. Das Rauschen ist immer gleich laut, egal auf welcher Position der Volume-Regler steht und völlig egal auf welchen Positionen die beiden Source-Wahlschalter stehen. Das Rauschen ist auch über Kopfhörer im rechten Kanal vorhanden.

Amp ausgeschaltet und ein paar Tage später noch mal eingeschaltet, kein Rauschen mehr. Alles völlig normal.
Nach zwei Tagen Betrieb, kam das Rauschen wieder, erst sehr leise, dann wieder lauter zu hören. Dazu kam, dass wenn man gegen das Gehäuse klopft (Fingerknöchel) wird dieses Klopfen stark verstärkt über beide Lautsprecher / Kanäle übertragen. Ein unerträgliches, unangenehmes Geräusch, welches sich teilweise zu einem lauten, pfeifenden Hochton hochschaukelte.
Ich hatte auch sein einiger Zeit das Gefühl, des es deutlich mehr rauschte, wenn man den Eingangswahlschalter auf Phono stellte ohne das ich momentan einen Plattenspieler angeschlossen habe.

Haben das Gehäuse geöffnet, Amp eingeschaltet und mit einem kleinen Kunststoff-Stick leicht gegen die Bauteile auf der Platine geklopft (so suche ich in Röhren-Gitarrenverstärkern auch nach mikrofonischen Röhren).
Ich konnte aber keinen Bereich oder gar ein Bauteil eingrenzen. Egal wo man im Gerät oder außen am Gehäuse geklopft hat, wurde das Klopfgeräusch annähernd gleichlaut übertragen.

Allerdings wurde das Geräusch minimal lauter, wenn ich von oben auf einen der Netzkondensatoren gedrückt habe. Dann habe ich etwas doller von oben auf die Kondensatoren gedrückt, dabei hat der Amp dann sofort abgeschaltet! Die rote LED vorn am Gehäuse blinkt dann.
Laut Bedienungsanleitung wurde dann die Lautsprecher-Schutzschaltung ausgelöst (meist ein Kurzschluss der Lautspr.-Kabel). Das ist doch diese Sogenannte „DC Protection“ oder? Könnte dann doch auch sein, dass die Kondensatoren hin sind, oder?

Habe hier im Forum gelesen, dass die mechanischen Quellen-Wahlschalter gern mal kaputt sind. Kann man so was noch irgendwo nach kaufen oder kann man da selbst was richten?

Ich werde das Teil demnächst mal zerlegen und mir die Lötstellen und Platinen genauer anschauen. Wollte aber schon mal fragen, ob mir jemand einen Tip geben kann was es sein könnte und auf was ich achten sollte.
Wenn ich das Teil schon zerlege, gibt es weitere Bauteile, die bei der Gelegenheit prophylaktisch getauscht werden sollten?
Und wo bekomme ich gute Bauteile für Audio Verstärker? Link, Adresse? Die Netzelkos z.B. sind ELNA 71V 15000µF.
Ich wohne in Flensburg, kennt da vielleicht jemand eine gute (Bezugs)Adresse in der Umgebung?

Ich danke für jeden Tip der zur Wiederbelebung hilft.

Gruß
Christoph
Bepone
Inventar
#2 erstellt: 04. Jun 2013, 12:16
Hallo Christoph,

das alles deutet stark auf eine kalte / gebrochene Lötstelle hin. Genauer eingrenzen kann ich es leider nicht.
Vielleicht ist auch eine Masse-Verschraubung lose.

Untersuche notfalls alle Lötstellen und Verbindungsstellen Blech/Platine sehr genau.


Gruß
Benjamin
christoph_241
Neuling
#3 erstellt: 04. Jun 2013, 15:13
Hallo Benjamin,

meinst Du echt? Löten ist für mich kein Thema, wenn ich damit das Problem lösen kann wäre das ein Traum!
Nicht die Netzelkos defekt? Das wäre super. Dann werd ich mich die Tage mal ans Zerlegen und Untersuchen machen. Vielleicht wir es dann ja schon besser. Kann ja auch generell nicht Schaden.

Vielen Dank für die schnelle Hilfe!

Nehme gern weitere Tips entgegen

Gruß
Christoph
bukongahelas
Inventar
#4 erstellt: 05. Jun 2013, 20:58
Es gibt 2 Hauptsiebelkos , einer für die Plus und der andere für die Minus Betriebsspannung der Endstufen.
Fällt durch Unterbrechung eine Spg aus , geraten auch die Endstufen ins Ungleichgewicht und die Protection schaltet das Lautsprecherschutzrelais ab.
Ja , Kontakt(wackel) Fehler im Bereich des Netzteils bzw Hauptsiebelkos.
Nachlöten bzw mir Draht überbrücken.
Alle Tests ohne Boxen nur mit Kopfhörer machen !
bukongahelas
christoph_241
Neuling
#5 erstellt: 07. Jun 2013, 12:19
Moin bukongahelas,

vielen Dank für Deine Antwort. Und Danke auch für den Tip nur mit Kopfhörern zu testen, muss mir dabei ja nicht auch noch die Speaker zerschießen.

Ich bin bisher noch nicht dazu gekommen den Verstärker zu zerlegen, der Kenwood KA-7020 hat aber an der Unterseite eine Art Serviceklappe,
die kann man leicht entfernen und hat freie Sicht von unten auf fast alle Lötstellen. Da habe ich beim flüchtigen Drüberschauen an zwei Transistoren gebrochene Lötstellen entdeckt.

Auf der Platine ist der Bereich mit "A CLASS - R" beschriftet. Die Problematik fing ja auch beim rechten Kanal an. Ist das der Bereich der Vorstufe?

Ich werde den Amp vorsichtig komplett zerlegen und alle Lötstellen nochmals genau untersuchen und dann so ziemlich alles nachlöten. Kann bestimmt nicht Schaden. Habe hier auch noch gutes Silberlot (hat eine niedrigeren Schmelzpunkt) liegen. Mal gucken was der Gute davon hält. Aber ich habe wohl erst nächstes WE die Zeit und Ruhe dafür. Ich werde weiter berichten.

Schon mal vielen Dank für die Hilfe.

Gruß
Christoph
christoph_241
Neuling
#6 erstellt: 29. Jun 2013, 14:55
Er läuft wieder - so gut wie neu!

tausend Dank an Bepone und bukongahelas, es lag tatsächlich an den gebrochenen Lötstellen. Ich hätte nie gedacht,
dass ein solcher Fehler die Folge von gebrochenen Lötstellen sein kann. Folglich wäre ich auch ganz anders an die
Fehlersuche herangegangen. Ich danke Euch vielmals!

Nach einer groben Durchsicht der Platinen sind mir gleich mehrere solcher gebrochenen Lötstellen aufgefallen:
Ohne_Verbindung

Ich beschloss also ALLE Lötpunkte nachzulöten. Sicher ist sicher dachte ich mir. Dazu habe ich ein Lötzinn mit 4% Silberanteil
verwendet. Das kann man mit einer geringeren Temperatur verarbeiten - schonender für die ja schon etwas betagten Bauteile.
Eine etwas zeitaufwendige Arbeit die es aber allemahl wert ist.

Da ich schon seit längerer Zeit Probleme mit der Kopfhörerbuchse hatte - teilweise nur auf einem Kanal Signal - habe ich diese
ausgelötet und zerlegt:
Klinkenbuchse_alt

Ein passendes Ersatzteil habe ich leider nicht gefunden. Also irgendwas Ähnliches einbauen und mit fliegenden Kabeln die
Verbindung zur Platine herstellen? Nein, meine Freundin ist Goldschmiedemeisterin und die hat mir die Kontaktplättchen neu
vergoldet. Das Ergebnis kann sich sehen lassen und ich kann das alte, überholte Teil wieder komplett einbauen
Phones_neu

Wenn man schon mal dabei ist und schon so ziemlich alles zerlegt hat, wollte ich auch das lästige Knistern der Potis und die
Kontaktprobleme der Singalquellen-Wahlschalter beheben. Also Potis ausgelötet, mit Kontakt 60 gespült, mit Oszillin t6
ausgewaschen und gereinigt, mit Ohmmeter den Verlauf der Widerstandswerte überprüft und zum Schluss einen Tropfen
Spühvaseline (Kontakt 701) auf die Achse gegeben. Die kleinen Schleifer sind wieder schön blank, nichts schleift, und Knistern
gibt es nicht mehr:
Balance_Poti_sauber

Der mechanische Teil der Signalquellen-Wahlschalter wurden gereinigt und mit Spühvaseline neu gefettet. Die Kontakte
- also der eigentliche Schalter wurde ausgelötet. Was da zum Vorschein kam hat mich echt umgehauen:
Inputschalter_alt

Recschalter-alt

Da musste was passieren und zwar ordentlich! Also ähnlich wie bei den Potis alles gereinigt, die Kontakte anschließend noch
mit einem Stück Wildleder poliert und vor dem Zusammenbau noch ein Foto gemacht:
Inputschalter_neu

Recschalter_neu

Ich denke, dass kann sich sehen lassen. Die beweglichen Teile wurde alle mit Oszillin t6 behandelt und die ebenfalls
beweglichen Abdeckungen haben einen Tropfen Spühvaseline bekommen. Alles wieder eingebaut und gefreut wie
ein kleines Kind

Erster Testlauf - ohne Gehäuse falls es noch irgendwo Probleme geben sollte (ACHTUNG: im Gerät sind 230V).

Powerknopf betätigt, ein kurze Blitz, alles aus, Feinsicherung kaputt... Oh mein Gott, was kann das nicht alles ausgelöst haben...
Meine Freundin hatte das Blitzen durch Zufall gesehen und fragte ob es vielleicht ein Schluss zwischen zwei Lötpunkten sein könnte.
Sie hat von so etwas echt keine Ahnung aber ich konnte einen Kurzschluss messen, musste in der Nähe des Gleichrichters
sein. Ich habe alles noch mal abgesucht und siehe da: eine Stelle sah etwas merkwürdig aus. Also entzinnt, nochmal ganz
vorsichtig gelötet, gemessen: kein Schluß mehr vorhanden. Neue Feinsicherung rein: ER LÄUFT !!

Ich habe dann noch die Lautsprecher-Relais geöffnet, einen schmalen Streifen Papier mit Oszillin t6 getränkt und vorsichtig die
Kontaktflächen gereinigt.

Mein Kenwood KA-7020 ist wieder wie neu! Seit vier Tagen alles in Ordnung. Alle Potis gleiten ohne das geringste Geräusch
und die Signalquellen-Wahlschalter sind ein Traum, auch hier nicht das leiseste Nebengeräusch. Das hat sich gelohnt!
Danke für die Hilfe hier im Forum. Jetzt kann endlich wieder Musik genossen werden!

Gruß
christoph_241

Hier noch ein Bild der verwendeten Reinigungsmittel:
Reinigungsmittel


[Beitrag von christoph_241 am 29. Jun 2013, 14:57 bearbeitet]
Bepone
Inventar
#7 erstellt: 29. Jun 2013, 16:28
Hallo,

herzlichen Glückwunsch zur gelungenen Reparatur und danke für den Bericht!


Gruß
Benjamin
Poetry2me
Inventar
#8 erstellt: 30. Jun 2013, 11:03
Super Beschreibung ud schön dokumentiert!

Danke

- Poetry2me
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