Kenwood L-07M II wird heiß

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vp88
Schaut ab und zu mal vorbei
#1 erstellt: 05. Dez 2016, 23:02
Hallo ,
eine meiner beiden Kenwood Amps wird nach ein paar Minuten richtig heiß - das man sich die Finger verbrennt. Die Hitze kommt von den 6 Endtransistoren , werden alle knallheiß sobald ichs an Strom geb.
Was könnte hier das Problem sein ? Gibts eine Lösung ohne gleich das ganze Teil zerlegen zu müssen ?

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Vielen Dank
eckibear
Hat sich gelöscht
#2 erstellt: 05. Dez 2016, 23:32
Ohne ein Paar gezielte Messungen wird das nicht abgehen. Hier eine Minimalliste: Ruhestrom, Offset, Railspannungen. Je nach Ausgang wird man weitersehen müssen. Jedenfalls wird das mit Handauflegen nichts.
vp88
Schaut ab und zu mal vorbei
#3 erstellt: 05. Dez 2016, 23:35
Gibts hier jemanden ( oder kennt ) im Raum München / Landsberg am Lech , der sich das mal anschauen will ?
Broesel02
Inventar
#4 erstellt: 06. Dez 2016, 02:16
Hmm,
ich habe nun sicher mehr als 20 von diesen Endstufen im Freundes- und Bekannten Kreis überholt. Ich gebe zu: Ich messe vorher nicht mal mehr, ich tausche gleich komplett alles aus. Man sucht sonst am Ende nach irgendwelchen doofen Fehlern die bei einer komplett- Sanierung nicht vorkommen.
Ja, mit Handauflegen wird das nichts. Und auch der Ruhestrom ist ohne Erfahrung leider nicht so einfach einzustellen. Mann muß den Temperaturgang der STV-4H Dioden über mindestens 4 Stunden beobachten und auch interpretieren. Sonst geht das leider schnell mal schief. Ich habe jedenfalls mein Lehrgeld bezahlt. Inzwischen überhole ich diese Endstufen gerne weil ich sie gut kenne. Klanglich finde ich sie, wenn komplett revidiert, richtig gut. Da braucht man sich nicht mit verstecken


Anschauen kann ich mir das aber dann musst du leider verschicken

Ich sehe gerade dein Bild von der Rückseite der Endstufe: Du hast ja die 240V Version (Re- Import). Die darf überhaupt gar nicht warm werden!

Richard


[Beitrag von Broesel02 am 06. Dez 2016, 02:20 bearbeitet]
eckibear
Hat sich gelöscht
#5 erstellt: 06. Dez 2016, 21:47

Broesel02 (Beitrag #4) schrieb:
... Ich gebe zu: Ich messe vorher nicht mal mehr, ich tausche gleich komplett alles aus. Man sucht sonst am Ende nach irgendwelchen doofen Fehlern die bei einer komplett- Sanierung nicht vorkommen.....auch der Ruhestrom ist ohne Erfahrung leider nicht so einfach einzustellen. Mann muß den Temperaturgang der STV-4H Dioden über mindestens 4 Stunden beobachten und auch interpretieren.


Das wäre aber weit über das Ziel hinaus geschossen. Erstens bekommt man kaum noch Originalteile (am Eingang wird z.Bsp. ein Dual-JFET verwendet) und ist hier und da schon auf "Ersatztypen" angewiesen. Ohne sorgfältige Analyse der dynamischen Eigenschaften geht ein Austausch nach dem Motto "Bauteil xy ist eh besser als das Original" schnell in die Hose, viel eher als eine zielstrebige Analyse und Behebung des eigentlichen Fehlers. Denn wer macht umfangreiche und korrekte Tests hinsichtlich Stabilitätsverhalten bei unterschiedlichen Lastverhältnissen ?

Am Ende liegt der Fehler vielleicht auch nur an einem "08-15 Teil", z.Bsp. korrodiertes Ruhestrom-Trimmpoti für 1€. Die Lösung gelingt einem Fachmann in weniger als einer Stunde: Messen, ggf. erneuern, einstellen nach Warmlaufzeit, fertig. In diesem Zuge würde ich (persönlich) durchaus die Gelegenheit nutzen, die alten Elkos vorsorglich zu erneuern. Material kostet ja fast nix, nur etwas Arbeitszeit. Das sollte dann wieder für ein Paar Jahrzehnte Ruhe geben.

Dass die 240V Version "nicht warm werden darf" ist übrigens nicht richtig: Sämtliche Vorstufen der L-07MII haben geregelte Spannungsversorgungen. Selbst eine Abweichung der Netzspannung von 10% wird daher nur sehr geringe Auswirkungen auf die Ruheströme haben. Da auch die Bias Versorgung der Endstufe aus dem Treiber-Ruhestrom abgeleitet wird, ist auch die letzte Stufe entsprechend im Bias geregelt.
Die 240V Version hat eher den Vorteil, dass sie der aktuellen 230V Netzspannung besser angepasst ist und etwas höhere Überspannungsreserven mitbringt. Der Trafo wird weniger in die Sättigung gefahren, was weniger Erwärmung im Eisenkern und geringere Streufelder außerhalb bewirkt. Dafür muss man leichte Abstriche bei der maximal Verfügbaren Leistung machen, denn die Railspannung der Endstufe ist eben das Limit.

Langer Rede kurzer Sinn: Bring die Sache in eine Fachwerkstatt mit dem ersten Hinweis auf starke Erwärmung und dem Bias Regler. Wenn es das dann nicht ist wird es eben aufwändiger und teurer. Den ersten Schuss würde ich aber noch nicht aus der der "dicken Berta" abgeben.
Broesel02
Inventar
#6 erstellt: 07. Dez 2016, 00:35
Lieber Eckibaer,
wenn ich nicht schon so viele von den Endstufen revidiert hätte und nicht auch schon so unglaublich viel Mist in den Endstufen gesehen hätte könnte ich die Recht geben.
Aber so kann ich es nicht.
Ich habe KEINE dieser Endstufen aufgemacht die noch nicht repariert worden wäre. Ich könnte da nun stundenlang drüber sachfimpeln was da warum wie verschleisst, welche hfe Werte man in welchen Differnzverstärker braucht, wie man welche Version auf 240V umstellt und warum und so weiter. Aber das sprengt diesen Thread
Um es kurz zu machen:
Die Black- flags auf der Spannungsverstärkungsplatine müssen alle ersetzt werden. Sie sind gealtert und haben die benötigten Kapazitätswerte nicht mehr. Dadurch schwingt die Endstufe und wird zu warm weil die Lead- und Lag Kompensation nicht mehr stimmt. Einige der Widerstände altern dann leider mit, daher muß man sie alle prüfen und ggf. ersetzen weil sonst die Arbeitsbereiche innerhalb der Spannungsverstärkung im Betrieb nicht erreicht werden.
Den Ruhestrom sollte man, je nach beobachteter der Kennlinie der STV-4H Dioden, nach mindestens 4- Stunden Warmlaufphase in der Werkstatt, auf 12 bis 18 mV einstellen. Die 25 mV Angabe im Service Manual ist zu viel. Da gibt es einen schönen Thread von Armin Kahn zu diesem Thema, er hat diese Endstufen als Kenwood Kundendienstmonteur früher häufig repariert
Durch die große Hitze gehen alle Kondensatoren der Spannungsverstärkungsplatine sowie der Spannungsregelung für eben diese Stufe defekt,- auch erneuern. Dazu muß man die Endstufe schon fast komplett zerlegen. Außerdem sollte man die Zobel- Glieder im Ausgang prüfen, deren Kondensatoren leiden bei der hohen Mittelwellenleistung stark.
Die Emitterwiderstände muß man prüfen wenn die Endstufe lange geschwungen hat und Basis Widerstände. Und nun zerlegt man die Endstufe leider komplett.

Die Transistoren habe ich inzwischen alle als richtig passende Vergleichstypen aus aktueller Produktion hier,- bis auf die Endtreiber. Da ist gerade mein letzter Satz aufgezehrt worden

Natürlich, das kann man auch alles lassen. Aber wenn man ein Gerät haben möchte welches absolut zuverlässig funktioniert, gut klingt und Freude machen soll,- dann kommt man nach fast 30 Jahren eben da nicht drum herum.


Dass die 240V Version "nicht warm werden darf" ist übrigens nicht richtig: Sämtliche Vorstufen der L-07MII haben geregelte Spannungsversorgungen. Selbst eine Abweichung der Netzspannung von 10% wird daher nur sehr geringe Auswirkungen auf die Ruheströme haben.


Das ist auch nur die halbe Wahrheit:
Erstens liegen die Kühlkörper der Spannungsregelung der Vortreiberstufen unter den Kühlblechen der Vorteiber, sie geben also ihre bei der 220V Version deutlich höhere Wärmelast an die Vortreiber ab.
Die Vortreiber selber sind außerdem mit der ungeregelten Spannung angesteuert und haben also auch eine höhere Last zu tragen. Sie erwärmen sich daher zu schnell, der Ruhestrom steigt schneller als die Ruhestromdiode, die bei der MK II Version nur noch auf den Endstufen sitzt, warm wird.

Aber was red ich da, vielleicht weisst du es ja besser und ich könnte von die etwas über die L-07 M II lernen?

Richard
eckibear
Hat sich gelöscht
#7 erstellt: 07. Dez 2016, 02:02
OK, dass bei der Kenwood so viele Designprobleme gleich ab Werk mitgeliefert wurden kann man aus den Plänen nicht erkennen. Z. Bsp. die kleinen schwarzen Biester zur HF Stabilisierung sind wohl auch bei einigen Sansuis zum Killer mutiert. Besser man eliminiert sie vorher. Nur wenn sie schon ihr Werk angefangen haben (und wer könnte das bei dem unscheinbaren Erscheinen auf den ersten Blick schon ahnen oder wissen), ist der Rest wohl auch mit dran.
Das thermische Design ist anscheinend auch nicht gerade optimal. Wenn die therm. Zeitkonstanten zwischen den Dioden und versch. Treibern so unterschiedlich sind, schaukelt das Ganze mit den großen thermischen Massen der Kühlkörper schon länger hin- und her. Warum hat man nicht wenigstens Alles auf ein gemeinsames Kühlblech montiert . Aber da steht Kenwood nicht ganz alleine mit da.
Überhaupt war das thermische Layout vieler Hifi-Amps eher stiefmütterlich behandelt worden. Aus ästhetischen Gründen (WAF) verschwanden die Kühlbleche nach innen. Das laue Lüftchen durch Gehäuseschlitze sollte anschließend "kühlen". Weil das nicht immer klappte gab es z. Bsp. beim Revox B251, einem notorischer Selbstbräter, einen kleinen Luftquirl als Nachrüstsatz zum Einbau auf der Innenseite des Rückblechs . Bei etlichen Herstellern hat man sich wohl ganz einfach auf den Ablauf der Garantiefrist verlassen.
Broesel02
Inventar
#8 erstellt: 07. Dez 2016, 02:35
Das thermische Design ist bei aktuellen Verstärkern nicht automatisch besser, keine Sorge
Bei der Kenwood L-07 M II bekommt man das eigentlich ganz gut geregelt wenn:
Das Schwingen weg ist.
Dazu müssen unter anderem die hfe Werte in den Differenzverstärkerstufen passen UND die STV-4H Diode noch richtig funktionieren UND das Gerät auf 240 Volt stehen UND der Ruhestrom nicht zu hoch eingestellt sein UND alle Lead und Lag Kompensationen mit hochwertigen, hochfrequenzfähigen Bauteilen bestückt sein. Dann läuft alles ganz geschmeidig

Es hat am Ende keinen Zweck bei dieser Endstufe halbe Sachen zu machen. Jede einzelne Schwäche führt wieder zu einem Ausfall des gesamten Systems. Diese Endstufen waren schon bei ihrem Erscheinen auf dem Markt das Maximum was Kenwood damals konnte und der Schocker für die Konkurrenz - wenn sie denn durchgehalten haben. Leider waren die verwendeten Bauteilequalitäten den Anforderungen nicht gewachsen.
Heute gibt es bessere Bauteile für diesen Ausnahmeverstärker und wenn man sie einsetzt kommt man zu absolut zuverlässige Endstufen und kann die eigentlichen Klangqualitäten der L-07 M II genießen.
Aber das ist leider einmal Aufwand

Richard
Poetry2me
Inventar
#9 erstellt: 07. Dez 2016, 02:41
Auch ich bin Besitzer eines Paar Kenwood L-07-M II Monoblöcke.

Ich habe selbst schon viele Verstärker aus der Zeit Ende 70er / Anfang 80er repariert und/oder überarbeitet.
Diese Kenwood Monoblöcke sind aber zweifelsohne absolute Ausnahmeverstärker, die nach der Revision durch Richard auch absolut stabil laufen.

Gelegentlich habe auch ich noch mal meine Finger drin gehabt, um Feinheiten nachzurüsten oder einzelne Bauteile zu optimieren. Aber ich muss gestehen, dass ich sie nicht annähernd so schnell zerlegen oder ausmessen kann wie Richard, der schon so viele davon auf seiner Werkbank hatte.

Auch mein Päärchen war ursprünglich schon von mehreren Reparaturversuchen gezeichnet. Besonders frustrierend ist es, wenn man Murks erkennt, der entsteht weil jemand "auf Zeit" repariert hat und nicht sorgfältig war. So erklärt sich auch, warum eine solide Revision für die Meisten kaum bezahlbar ist, und fast nur selbst oder im Freundeskreis gemacht wird.

Das Schaltungsdesign zeigt schon, dass diese Geräte in vielen Punkten an die Grenze des damals wie heute technisch Machbaren gehen. Sehr schnell, sehr verzerrungsarm und mit kompromisslos niederohmiger Ansteuerung der Lautsprecher. Die Anordnung der Komponenten im Gehäuse, die optimierte Kabelführung und das Platinen-Layout sind in meinen Augen genial.

Was die heiß laufende Endstufe angeht, vermute ich wie Richard, dass es ein Schwingen sein könnte oder dass der Ruhestrom nicht mehr sauber eingestellt werden kann, etwa weil die berüchtigte STV-4H Mehrfachdiode, welche an den Kühlkörper geschraubt ist, nicht mehr in Ordnung ist.

- Johannes
vp88
Schaut ab und zu mal vorbei
#10 erstellt: 07. Dez 2016, 16:40
Hallo liebe Froum User,

Vielen Dank für eure ausführlichen Antworten,
Werde die Amps erst mal nicht mehr benutzen und evtl irgendwann mal verkaufen
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