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Aufbau einer audiophilen Klassiksammlung

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Autor
Beitrag
Moritz_H.
Stammgast
#452 erstellt: 06. Feb 2010, 16:04
Wäre sehr schade, wenn diese Aufnahme nicht bei den Klavierwerke empfohlen würde:



Dafür würde ich lieber was anderes weglassen . . .

Alles, was Yevgeny Sudbin anpackt, hat bis jetzt sehr gute Kritiken erhalten!
arnaoutchot
Moderator
#453 erstellt: 06. Feb 2010, 21:43
Hallo Moritz,

danke für den Tipp. Vielleicht sollte man noch erwähnen, dass Sudbin auf der genannten SACD die 2. Sonate u.a. spielt. Ja, Sudbin wird sehr gelobt, zu Recht, wie ich finde.

Grüße Michael
Mr._Lovegrove
Inventar
#454 erstellt: 12. Feb 2010, 10:09
Da ich bei "R" nur eine wirklich audiphile Aufnahme in meiner Sammlung vorzuweisen habe, poste ich sie schonmal:



Nikolai Rimsky-Korsakoff
Scheherazade
CSO, Fritz Reiner
RCA Living Stereo

Über diese Aufnahem großartig Worte zu verlieren, ist wie das mit den Eulen. Für alle, die dieses Kunstwerk nicht kennen, sei nur gesagt, daß diese Vertonung der Geschichten aus 1001 Nacht unter dem Pultidiktat des Dr. Reiner so stringent und mit so viel Präzision und exakt getimter Durchschlagskraft, aber auch mächtig viel Gefühl in den leiseren Passagen eingespielt wurden, daß sich niemand jemals eine weitere Einspielung anhören muß.
Der Klang ist RCA typisch strahlend, mit viel Schmackes, vollen und warmen Bläsern und extremer Dynamik. Ich bin zwar eher Fan des Decca Sounds, aber diese RCA ist ein Muß!
Hüb'
Moderator
#455 erstellt: 12. Feb 2010, 10:11
Wohl wahr. Bei mir steht die Chesky-LP-Pressung im Regal (die normale BMG/RCA-CD eh ;)).

Grüße
Frank


[Beitrag von Hüb' am 12. Feb 2010, 10:12 bearbeitet]
Mr._Lovegrove
Inventar
#456 erstellt: 12. Feb 2010, 11:02

Hüb' schrieb:
Wohl wahr. Bei mir steht die Chesky-LP-Pressung im Regal (die normale BMG/RCA-CD eh ;)).

Grüße
Frank
:prost



Hmmm, eine, wie sich in den Neunzigern herausstellte, genauso zweifelhafte Überspielung, wie die JVC XRCD. Genauso wie die Jungs aus Yokohama, haben die Cheskys nämlich die heftig equalisierten Working Tapes zum Remastering benutzt. Die SACD, und auch die original LP Remasters aus den 90ern, basieren auf den Master Tapes, die völlig linear sind. Wer einmal eine Living Stereo XRCD mit einer SACD verglichen hat, weiß, wovon ich rede. Da nützt die ganze XRCD Konsole nüscht, wenn die Bänder eh total verbogen sind.
Aber da die LSCs auf so hohem Niveau aufgenommen sind, amchen selbst diese Pressungen noch Spaß.
Übrigens ist bekannt, daß die original Vinyls aus den 60ern bei RCA zu schnell überspielt wurden, sprich nicht der original Geschwindigkeit der Aufnahme entsprachen. Also, allein die Tatsache führt für mich jeden Mondpreis für ein Original ad absurdum.
Schneewitchen
Inventar
#457 erstellt: 14. Feb 2010, 13:09
Häufig werden hier SACDs vorgestellt.
Da ich selbst seit einigen Jahren vorwiegend SACDs zu meiner Sammlung genommen habe,ist mir aufgefallen,daß sich insbesonders SACDs einiger Klassik-Serien erheblich verteuert haben.Was vor einem Jahr für ca.10 Euro noch zu bekommen war,kostet jetzt ca.50 Euro.Verteuert haben sich u.a. SACDs von Universal(Dt.Grammophon,Decca,Philips),Harmonia Mundi und Sony/CBS,wobei es sich bei Sony/CBS überwiegend um reine SACDs also keine Hybrid-SACDs handelt.Im Pop/Rock-Bereich sind die alten Sony/CBS SACDs sogar noch stärker im Preis gestiegen.
Serien wie Living Stereo von RCA und Living Presence von Mercury sind dagegen noch preiswert zu bekommen.
Ein Auge sollte man auf Telarc SACDs werfen,die noch recht preiswert sind,aber da Telarc die Produktion eingestellt hat,dürften auch hier die Preise bald anziehen.

Diese Preissteigerungen bei älteren SACDs lassen auf eine vermehrte Nachfrage schließen.Im Klassikbereich erfreuen sich SACDs weiterhin großer Beliebtheit.Und da Universal und Sony/CBS keine Klassik-SACDs mehr produzieren,sind diese Serien sehr gefragt.Bei Harmonia Mundi sind die relativ geringen Auflagen älterer SACDs zwar ausverkauft,aber man kann niocht ausschließen,daß es mal Nachpressungen geben könnte,wie in einem Fall bereits geschehen.
Sammlungslücken bei älteren SACDs sollte man möglichst bald schließen,denn die Preise werden weiterhin ansteigen.
arnaoutchot
Moderator
#458 erstellt: 15. Feb 2010, 00:17

Deukalion schrieb:
Mit Rachmaninov sind wir sicher noch nicht fertig![/b]


Sind wir nicht ? Ich glaube wir können bald eine Hausnummer weitergehen.


Schneewitchen schrieb:
Sammlungslücken bei älteren SACDs sollte man möglichst bald schließen,denn die Preise werden weiterhin ansteigen.


Meine Rede ...

Grüße Michael
arnaoutchot
Moderator
#459 erstellt: 16. Feb 2010, 22:14
Also gehen wir mal eine Türe weiter: Jean-Philippe Rameau. Dieser war ein musikalischer Spätentwickler im französischen Hochbarock und komponierte erst mit 50 Jahren seine erste bedeutende Oper. Mit dieser begründete er die neue Schule der "Ramisten", mit denen er gegen die eher traditionellen "Lullisten" antrat. Einen guten kondensierten Überblick über den musikalischen Inhalt seiner Opern geben die "Overtures", die Christophe Rousset mit den Talens Lyriques 1997 für L'Oiseau Lyre aufgenommen hat. Wer eine gewisse "Nachschöpfung" nicht scheut, kann sich auch die "Symphonie Imaginaire" von Marc Minkowski mit den Musiciens du Louvre anhören, die DGG auch als Mehrkanal-SACD aufgelegt hatte. Hier werden - wie der Titel schon andeutet - Themen von Rameau zu einer fiktiven Symphonie zusammengestellt. Sogar aktuell noch bei jpc lieferbar, zugreifen, würde Schneewitchen vermutlich raten ...


http://www.jpc.de/jp...t%FCren/hnum/8534965
http://www.jpc.de/jp...ginaire/hnum/2889483


Eine der berühmten "Opéra-Ballets" ist "Les Fêtes d'Hébé" von 1739 (Erato 1997), die vom Barock-Spezialisten William Christie kongenial umgesetzt wurde. Diese leichte, bunte, unterhaltende Musik steht im Gegensatz zu schwermütigen Tragédies, sie ist eher szenisch denn mit einer durchgängigen komplexen Handlung aufgebaut und verbindet Tanz und Musik. Quasi die Soap Opera des 18. Jahrhunderts.


http://www.jpc.de/jp...m%F6die/hnum/3719817

Aus den umfangreichen Aufnahmen noch zwei, die sich auf Rameaus zweiten großen Verdienst beziehen, die Cembalomusik.

Die orchestrierten "Pieces de clavecin en concerts" gespielt von London Baroque (BIS 2002) würde ich - ohne zu zögern - klanglich zu meinen Kammermusik-Referenzplatten zählen. Die Eigenständigkeit der Instrumente wird brillant herausgearbeitet.


http://www.jpc.de/jp...-Nr-1-5/hnum/7122143

Dass auch bei Rameau eine Interpretation von Cembalostücken auf dem modernen Piano seinen Reiz hat, beweist Tzimon Barto mit seinem "Basket of Wild Strawberries" (Ondine 2006).


http://www.jpc.de/jp...berries/hnum/3550551

Das mal so weit bei Rameau von meiner Seite.

Grüße Michael


[Beitrag von arnaoutchot am 16. Feb 2010, 22:29 bearbeitet]
Kreisler_jun.
Inventar
#460 erstellt: 21. Feb 2010, 20:56
Kann zu Rameau leider nur wenig sagen, u.a. da meine CDs dieser Epoche wg. vorübergehend improvisierter Wohnsituation eingepackt sind. Ich habe ein paar CDs, aber anscheinend nicht oft genug gehört, um sichere Empfehlungen abgeben zu können (und nicht mit Couperin zu verwechseln ). Mit einer Ausnahme, den sehr unterhaltsamen Suiten aus "Les Indes Galantes"; leider hat die CD nur LP-Länge (ich habe noch die Originalversion ohne gekipptes Cover), aber meiner Erinnerung nach auch klanglich gut.



Da sich seit einer knappen Woche wenig getan hat (auch nicht bei Krachmachninoff), kann man vielleicht langsam zum nächsten übergehen, Ravel?

JK jr.


[Beitrag von Kreisler_jun. am 21. Feb 2010, 20:59 bearbeitet]
arnaoutchot
Moderator
#461 erstellt: 22. Feb 2010, 01:00

Kreisler_jun. schrieb:
Da sich seit einer knappen Woche wenig getan hat (auch nicht bei Krachmachninoff), kann man vielleicht langsam zum nächsten übergehen, Ravel? JK jr.


Na gut, Dein Wunsch sei mir Befehl.

Vor Ravel habe ich aber noch Ture Rangström. Ein schwedischer Spätromantiker, eigentlich primär Liedkomponist und Theoretiker, aber seine vier Symphonien sind für alle, die nordischer Sinfonik etwas abgewinnen können, eine Empfehlung. Klanglich tadellos von cpo 1995 aufgenommen die Aufnahmen des Norrköping Symphony Orchestras unter Michail Jurowski.


http://www.jpc.de/jp...-Nr-1-4/hnum/2224783


Dann zu Maurice Ravel. Gefragt, welcher Schule er denn eigentlich zugehörig sei, soll Ravel geantwortet haben: "Keiner, ich bin Anarchist !". Erstaunlich, betrachtet man die breite Popularität, die sein Werk heute umgibt. Für mich war immer sein Magnum Opus das Ballett "Daphnis & Chloé". Hier gibt es zwei Aufnahmen, die zu den audiophilen Klassikern aller Zeiten gehören dürften: Charles Munch mit dem Boston Symphony Orchestra von 1955 auf RCA Living Stereo (jetzt auch als SACD) und Pierre Monteux mit dem London Symphony Orchestra auf Decca 1959. Welcher Deutung des kompletten Balletts man den Vorzug gibt, ist sicherlich Geschmackssache. Die Suiten des Werks bringt die Quadro-Aufnahme von Stanislaw Skrowaczewski als Mehrkanal-SACD auf MFSL. Auch eine Aufnahme, die sich auf vielen audiophilen Listen findet.




Den aus meiner Sicht heute völlig überstrapazierten "Bolero", im übrigen in Ravels Augen nichts weiter als eine Orchestrationsübung, gibt es auf einer weiteren MFSL-Quadro-SACD mit einigen weiteren Werken Ravels von Skrowaczewski. Ein bisschen frischen Wind hat vor kurzem Jos van Immerseel eingehaucht, indem er das Werk auf Originalinstrumenten und im langsameren Originaltempo darbietet, aber viel Neues konnte er dabei auch nicht mehr rausholen.




Die Klavierkonzerte hat klanglich am überzeugendsten Pascal Rogé mit dem RSO Wien auf Oehms dargebracht, jeweils gekoppelt mit Werken von George Gershwin. Warum es so eine blöde Über-Kreuzung gibt und nicht jeweils eine SACD pro Komponist veröffentlicht wurde, erschliesst sich mir nicht.




Aus den Soloklavierwerken seien hier zwei CDs herausgegriffen. Der Japaner Minoru Nojima hat für Reference Records 1989 "Gaspard de la Nuit" und "Miroirs" aufgenommen. Technisch scharf wie mit dem Samurai-Schwert herauspräpariert und klanglich tadellos (HDCD). Da tut sich der Gesamtzyklus der Solo Piano Works von Arturo Pizarro auf Linn schwerer, teilweise ist die Interpretation und auch das Klangbild hier etwas diffus.




Abschliessend noch die Violinsonate, deren zweiten Satz "Blues" die engelsgesichtige aber kratzbürstige moldawische Geigerin Patricia Kopatchinskaja (kurz: PatKop) erwartungsgemäß möglichst sperrig intoniert.


http://www.jpc.de/jp...sonaten/hnum/6924136


Viele Grüße Michael
Martin2
Inventar
#462 erstellt: 22. Feb 2010, 13:22

arnaoutchot schrieb:
Hier gibt es zwei Aufnahmen, die zu den audiophilen Klassikern aller Zeiten gehören dürften: Charles Munch mit dem Boston Symphony Orchestra von 1955 auf RCA Living Stereo


Gibt es das jetzt auch: "Audiophile Klassiker"? Bin im Besitz dieser Aufnahme, wenn auch nicht als SACD, aber bitteschön: Man hört dieser Einspielung ihr Alter schon an, es ist halt 1955 und die Aufnahme von Abaddo klingt schon besser.
op111
Moderator
#463 erstellt: 22. Feb 2010, 15:15
Ich schliesse mich Martins Einwand an.

Audiophile Einspielungen finde ich erst in einer Epoche, die bei analoger Aufzeichnung zumindest effiziente Rauschunterdrückungssysteme reingesetzt hat und so über einen grösseren nutzbaren Dynamikumfang bei verringertem Klirr verfügen konnte.
Zwischen Monteux' fast holzschnittartig grober Londoner- und Boulez' differenzierter Berliner-Aufnahme liegen für mich klar hörbar Welten.

Im Fall von
Maurice Ravel
Daphnis Et Chloé - Symphonie Chorégraphique En Trois Parties, Avec Chœurs

Die älteste für mich audiophil klingende Aufnahme ist diese:

New York Philharmonic
Pierre Boulez

CBS/Sony/BMG
1975 A.: Andrew Kazdin
jpc

Gute Klangqualität finde ich auch bei Dutoits Aufnahme:

Montreal Symphony Orchestra
Charles Dutoit

Decca 1981
jpc

Auf Abbados GA ist das Werk in 24 Tracks und 80 Indexmarkierungen fein unterteilt, so dass man Motive und Handlung zuordnen kann.
(Anm: Die feinste Unterteilung (95 Indices) liefert Inbals Denon-Aufnahme [Brilliant] die aber schon aufnahmetechnisch (hallig, entfernt, undurchsichtig) gegenüber den hier genannten weit abfällt.

London Symphony Orchestra & Chorus
Claudio Abbado

A.: November 1988 at All Saint's Church, Tooting, London; Klaus Hiemann
jpc

Leider recht grob (13 Tracks) unterteilt ist Boulez' 2. Aufnahme, die für mich aber derzeit neben Abbados leicht unterkühlter Interpretation die beste verfügbare Aufnahme des Werks darstellt.

Berliner Philharmoniker
Rundfunkchor Berlin
Pierre Boulez
DGG A.: Mai 1995, Jesus Christus Kirche, Berlin; Helmut Burk
jpc


[Beitrag von op111 am 22. Feb 2010, 19:10 bearbeitet]
arnaoutchot
Moderator
#464 erstellt: 22. Feb 2010, 16:03

Martin2 schrieb:
Gibt es das jetzt auch: "Audiophile Klassiker"? Bin im Besitz dieser Aufnahme, wenn auch nicht als SACD, aber bitteschön: Man hört dieser Einspielung ihr Alter schon an, es ist halt 1955 und die Aufnahme von Abaddo klingt schon besser.


Munch und besonders Monteux' Decca SXL waren insbesondere im Vinylalter für ihre Klangqualität bekannte Aufnahmen und können durchaus als audiophile Klassiker bezeichnet werden. Das SACD-Remastering von Munch ist im übrigen recht gut, wenngleich sich das Alter natürlich nicht ganz verbergen lässt. Aber die Auswahl an Aufnahmen ist - wie Franz zeigt - ja keineswegs klein. Ich habe z.B. auch noch eine Mehrkanal-SACD mit Simon Rattle und den Berlinern, aber ich greife eigentlich meist zu einer der beiden oben genannten.

Grüße Michael
op111
Moderator
#465 erstellt: 22. Feb 2010, 18:11
An "Daphnis et Chloé"-Gesamtaufnahmen gibt es, soweit ich das beurteilen kann, ebensowenig Mangel wie an guten Aufnahmen der restlichen Orchesterwerke einschl. der Klavierkonzerte.
Ob man da zu Dutoit, Abbado oder Boulez, um nur 3 zu nennen, greift ist m.E. nicht so entscheidend.
Mir erschien es nur wünschenswert, ein paar Aufnahmen zu ergänzen, die auch aufnahmetechnisch auf der Höhe der Zeit sind. So grosse interpretationsprobleme wie Debussys Musik bereitet die Ravels offensichtlich nicht.

Überfülle hier - Mangel dort:

Ravels Kurz-Opern erfreuen sich bei Produzenten und Publikum keiner grossen Beliebtheit .
Seit einiger Zeit hält die DG immerhin Maazels preisgekrönte bald 50-Jahre alte aber immer noch anhörbare Aufnahmen im Programm.

Maurice Ravel
L'enfant et les sortileges
+L'Heure espagnole
Ogeas, Berbie, Collard, Gilma, Herzog, Senechal,
ORTF Orch.,
Lorin Maazel

DGG , ADD, (l' enfant) A.:11/1960 Günter Hermanns
(l' heure) A.:2/1965 Heinz Wildhagen
jpc

Eine vorzügliche Digitalaufnahme von
L'enfant et les sortileges
(Das Kind und der Zauberspuk; text: [Sidonie Gabrielle] Colette),
fantaisie lyrique en deux parties
(komponiert 1919-1925; UA 21. März 1925 Monte Carlo)
hat André Previn 1982 mit
Susan Davenny Wyner, Jocelyne Taillon, Jane Berbié, Arleen Augér, Linda Finnie, Linda Richardson, Jules Bastin, Philippe Huttenlocher, Philip Langridge
Ambrosian Singers
London Symphony Orchestra
bei EMI
vorgelegt.
Derzeit nur in der Sammelbox
jpc

Das DG-Remake liegt mir nicht vor:
Stephen, Owens, Wilson Johnson, Lloyd,
London SO & Chorus,
André Previn
DGG , DDD, 1997
jpc


[Beitrag von op111 am 22. Feb 2010, 19:04 bearbeitet]
Kreisler_jun.
Inventar
#466 erstellt: 22. Feb 2010, 20:42
Empfehlungen für das Streichquartett gab es sicher schon bei Debussy; die restliche Kammermusik findet man hier ziemlich komplett. (Meine Lieblingswerke von Ravel sind das Trio, das Konzert f. linke Hand und die Sonate f. Violine & Cello). Da hübsche Stücken mit Harfe, was noch fehlt, habe ich nur irgendwo auf einem Sampler.



Bei den Orchesterwerken bin ich geneigt, op.111 zuzustimmen; es gibt massenhaft gute Aufnahmen. Die Musik ist ohnehin nur teilweise mein Fall, ebenso die Klavierwerke, bei denen ich außer verstreuten Einzelwerken nur eine historische GA (?) mit Casadesus habe. Aber auch hier gibt es einige Auswahl an modernen Aufnahmen.

JK jr.
Mr._Lovegrove
Inventar
#467 erstellt: 28. Feb 2010, 11:14
Diese SACD ist zwar ein Sammelprogramm, aber mit Rabaud, Rimsky-Korsakoff und Rubinstein ist dreimal "R" vertreten, so daß ich sie mal hier poste:


Exotic dances from the opera
Eiji Oue, Minnesota Orchestra
Reference Recordings

Und ich habe bis jetzt geglaubt, daß es die perfekte Orchesteraufnahme nicht gibt, bzw. die "Suite Espanola" auf Decca keinen Gegner mehr findet, aber ich irrte mich!
Denn was Prof. Johnson hier analog (!) anno 1996 aufs Band aufnahm, übertrifft alle Orchesteraufnahmen, die ich kenne, bei weitem!
Hier setzen einfach sämtliche Parameter neue Maßstäbe. Die Streicher haben Schneid und Farbe, Korpus und Volumen, die FLöten sind spritzig leicht. Dabei ist das Klangbild so wunderbar ausbalanciert und von räumlicher Finesse, daß ich mehrmals hinhören mußte, damit ich es glaubte. Und über die Dynamik und dieses gewisse analoge Etwas brauchen wir bei einer Reference Recording nicht zu sprechen.
Ich neige manchmal zu Übertreibungen, aber das hier ist einfach die beste Klassikaufnahme (Orchester), die ich jemals gehört habe. Und ich schließe damit alle Deccas, RCAs und Mercurys dieser Welt ein! Gut, gegen die o.g. Suite Espanola mag es noch ein Patt sein, aber die ist eh eine eigene Welt.
Und da ist es auch kein Wunder, daß dies die einzige Aufnahme ist, die Prof. Johnson bisher als SACD herausgebracht hat. Selbst andere herausragende Titel des RR Kataloges (z.B. die neue Einspielung von Brittens "Young person's guide to the orchestra" oder Frederick Fennels "Tutti") machen da kaum einen Stich gegen.

Zur Interpretation sei noch gesagt, daß Eiji Oue und sein Orchester zwar technisch eine saubere Performance bieten, aber irgendwie gewährt sich mir der Eindruck, daß sie emotional das Program nicht verinnerlicht haben, Es fehlt irgendwie das Feuer, daß diese Tänze so brauchen. Als ob der Faktor Gefühl ausgeschalten ist.

Aber alleine der Klang ist so unglaublich, daß man trotzdem zugreifen muß!!
arnaoutchot
Moderator
#468 erstellt: 28. Feb 2010, 17:05
Hallo Mr. Lovegrove, danke für den Tipp, klingt nicht uninteressant. Normalerweise mag ich zwar solche Sampler nur bedingt, aber wenn es solche klanglichen Leckerbissen sind, kann man mal zugreifen.

Noch zwei Namen von mir heute:

Jean-Féry Rebel war ein französischer Violinist und Komponist des Barock, der Schwager von Michel Delalande und ein Schüler von Lully. Sein heute wohl bekanntestes Werk ist die Balletsuite "Les Élémens", die die Enstehung der Erde darstellt. Das beginnende "Chaos" ist vermutlich eine der disharmonischsten Orchestereröffnungen dieser Zeit. Ich habe zwei Aufnahmen davon, die klanglich beide sehr gut sind. Christopher Hogwood mit der Academy of Ancient Music (Oiseau-Lyre 1980) und - relativ neu - Michi Gaigg mit dem Orfeo Baroque Orchestra (Phoenix SACD 2008).


http://www.jpc.de/jp...lements/hnum/8761613

Dann käme Ottorino Respighi bei mir. Er war eigentlich im falschen Jahrhundert geboren. Der Klassizismus des ausgehenden 19. Jahrhunderts interessierte ihn weniger als die Musik des Barock und der Renaissance. So sind seine üppigen Orchestersuiten wie die Pinien oder die Brunnen von Rom eher an barocken Suiten orientiert, bedienen sich aber einer modernen Tonsprache. Klanglich eine der herausragendsten Aufnahmen bescherte uns Vladimir Ashkenazy auf dem japanischen Label Exton (Aufnahmen 2005 & 2006, SACD). "Aufgewachsen" bin ich allerdings mit der Telarc-CD von Louis Lane und dem Atlanta Symphony Orchestra von 1985, die das ganze ein bisschen wie einen Soundtrack zu einem Hollywood-Film klingen lassen.


http://www.jpc.de/jp...di-Roma/hnum/1644546
http://www.jpc.de/jp...V%F6gel/hnum/5195695

Auch wenn ich wieder gescholten werde, wenn ich eine Mercury-Living- Presence-Aufnahme von 1958 als audiophilen Klassiker anpreise, so muss ich es bei Doratis "Ancient Dances and Airs for Lute" wieder tun. Das SACD-Remastering ist einwandfrei und die Aufnahme hat eine Räumlichkeit und Farbigkeit, wie sie auch bei späteren Aufnahmen nur selten zu finden ist. Es sind übrigens Orchesterbearbeitungen von Lautenstücken, keine Solowerke für Laute.


http://www.amazon.de...7365543&sr=8-1-fkmr1

Grüße Michael
Mr._Lovegrove
Inventar
#469 erstellt: 01. Mrz 2010, 11:51
Zu Rebel habe ich noch diese superaktuelle Einspielung der Akademie für Alte Musik Berlin hinzuzufügen:



Sie kombinieren Rebel mit Vivaldis "4 Jahreszeiten".
Kanglich ist die CD sehr gut gelungen, musikalisch würde ich sie ins obere Mittelfeld setzen.

Zur alten "Les elemens" von Hogwood kann ich nur sagen, daß sie klanglich eine mittlere Katastrophe ist. Hart, scharf und kalt klingt die CD. Leider, denn interpretatorisch kann die Einspielung deutlich überzeugen.
Kreisler_jun.
Inventar
#470 erstellt: 02. Mrz 2010, 00:33
Reger irgendjemand?
(der käme zwischen Rebel und Respighi)

JK jr.
Hörbert
Inventar
#471 erstellt: 02. Mrz 2010, 10:45
Hallo!

Max Reger dürfte den wenigsten hier bekannt sein. Dabei gehörte er zur selben Komponistengeneration wie Schönberg, Stravinski oder der zehn Jahre ältere Richard Strauss.

Die Bedeutung Max Regers für den Verlauf der Geschichte der Musik des 20. Jahrhunderts ist lange unterschätzt worden. So hielt ihn Schönberg für ein Genie und Stravinski war sowohl seine Person als auch seine Musik zuwieder.

Überspitzt formuliert könnte man Max Regers Werk als den letzten tiefen Atemzug der tonalen Musik bezeichnen bevor sie als Alleinherscherin von der europääischen Bühne abtrat.

O'bwohl Reger einige bedeutente Orchesterwerke und Konzerte geschrieben hat liegt sein Hauptschwerpunkt auf dem Gebiet der Kammermusik.

Neben der Violinkonzert Op.101 und dem Klavierkonzert Op.114 die durchaus neben den Werken von Brahms bestehen können wären an wichtigen Orchesterwerken vor allem noch die Hiller-Variationen Op.100 und die Mozart-Variationen Op. 132 zu nennen.

Bei der Kammermusik gibt eine ganze Reihe von herausragenden Werken von denen ich nur die allerwichtigsten nennen will.

Das Klaviertrio Op.102 ist eines der bedeutensten Werke die überhaupt für diese Gattung jemals geschrieben wurden. Für Freunde dieser Gattung eigentlich ein unbedingtes Muß.

Die fünf Streichquartette stellen quasi einen Querschnitt von Regers musikalischer Entwicklung dar und sollten eigentlich in keiner Sammlung fehlen.

Die Klavierquartette, das Klavierquintett und das Streichsextett bieten -jeweils auf ihre Art-, eine Auslotungen harmonischer und kontrapunktischer Strukturen die die Grenzen der Tonalität gerade noch nicht sprengen.

Im Grunde ist es schier unmöglich einen Gesamtüberblick uber Regers insgesamt 146 mit Opuszahlen versehenen Werkskatalog zu geben, man muß ihn einfach gehört haben.

MFG Günther
arnaoutchot
Moderator
#472 erstellt: 02. Mrz 2010, 11:48
@ Günther: Vielen Dank für Deine fundierten Ausführungen zu Max Reger. Kannst Du vielleicht im Sinne des Threadtitels noch ein paar klanglich gute Aufnahmen der von Dir besprochenen Werke anfüge ? Das wäre super, ich persönlich habe meines Wissens nicht eines dieser Werke im Schrank.

@ Lovegrove: Hmm, ich hatte die Hogwood-Aufnahme von "Les Elemens" als nicht so schlecht in Erinnerung, muss ich nochmals hören. Melde mich dazu wieder.

Grüße Michael
Hörbert
Inventar
#473 erstellt: 02. Mrz 2010, 18:59
Hallo!

Schwierig, ich habe vor allem ältere Aufnahmen der Reger-Werke im Regal. Aber eventuell ist ja die eine oder andere noch auf dem Markt.

Eine interpretatorisch recht ansprechende und klanglich recht gute Aufnahme der Mozart-Variationen hat seinerzeit Kurt Masur mit der New York Philharmonic auf Teldec abgeliefert, zuden sind noch Brahms Hayden-Variationen und die Variations on "America" von Charles Ives auf der CD.

Unter Colin Davis mit dem Symphonieorchester des Bayrischen Rundfunks sind bei Orfeo seinerzeit die Balettsuite und die Hiller-Variationen erschienen. Auch hier eine insgesamt gute Interpretation die allerdings einige klangliche Härten aufweist wie sie ofter bei den frühen Digitalaufnahmen vorhanden sind.

Die Streichquartette mit dem Drolc-Quartett sind vor einiger Zeit bei der DG wiedererschienen. Den Aufnahmen hört man zwar das Alter ein wenig an aber die Interpretation ist immer noch Maßstabsetzend.

Das Klavierkonzert ist in einer klanglich und interpretatorisch recht akzeptabeln Fassung 2009 bei CPO in der Kombination Schirmer/Korstik erschienen und hat meine alte Ormady/Serkin-Fassung abgelöst.

Das Klaviertrio gibt es in einer Interpretation mit dem Ragaz-Häusler-Trio. Zwar ist die QAufnahme von 1986 aber sowohl Interpretation wie auch die Aufnahme befinden sich auf einem Niveau das ich als recht gut bezeichnen würde.

Weniger gut würde ich die Lage auf dem Sektor des Violinkonzertes bezeichnen. Die beiden mir vorliegenden Aufnahmen (Wich/Lautenbacher und Blomstedt/Scherzer) erfüllen zwar Interpretatorisch einigermaßen meine Ansprüche aber sind klanglich eher im unterem Mittelfeld angesiedelt. Es gibt noch eine Aufnahme die auf Amati erschienen ist (Hausschild/Peinemann) die ich aber nicht kenne. Eventuell hat sie jemand hier und kann dir darüber näheres berichten.

Insgesamt ist die Marktlage bei Reger gar nicht mal schlecht, nur haben bislang eher wenig bekannte Dirigenten/Soilisten sivch den Werken angenommen. JPC listet über 300 Titel auf, somit dürfte für jedes Werk von Max Reger also mindestens eine Interpretation verfügbar sein. Allerdings ist es bei vielen der Aufnahmen um die klangqualität lange nicht so gut bestellt wie es bei bekannteren Komponisten der Fall ist.

MFG Günther


[Beitrag von Hörbert am 02. Mrz 2010, 19:00 bearbeitet]
lydian
Stammgast
#474 erstellt: 02. Mrz 2010, 19:57
Ergänzung zu Ravel und seiner Oper? Operette? Musical?? "L`enfant et les sortilèges":
Neben den erwähnten Aufnahmen von Maazel und Previn gibt es eine recht neue Produktion von Simon Rattle, sinnvollerweise gekoppelt mit "Ma mère l`oye"



Auch wenn man den Aufnahmen von Rattle oder Previn nicht ihre Qualitäten absprechen kann, so bevorzuge ich doch nach wie vor die von Ernest Ansermet aus dem Jahre 1954 (!). Klanglich bleiben keine Wünsche offen und die Sänger übertreffen die der jüngeren Einspielungen deutlich.

Hier die schönste Ausgabe.

Grüße,
Steff
Mellus
Stammgast
#475 erstellt: 04. Mrz 2010, 17:57

Hörbert schrieb:
Die Bedeutung Max Regers für den Verlauf der Geschichte der Musik des 20. Jahrhunderts ist lange unterschätzt worden.


Zumindest waren seine namhaftesten Schüler Hindemith und Honegger. Aber schulbildend war er trotzdem nicht, oder?


O'bwohl Reger einige bedeutente Orchesterwerke und Konzerte geschrieben hat liegt sein Hauptschwerpunkt auf dem Gebiet der Kammermusik.


Und der Orgelmusik. Für das 20. Jh. dürfte er einer der bedeutensten Orgelkomponisten sein. Ich kenne mich damit im Speziellen und mit Reger im Allgemeinen aber eh nicht aus.

Jedenfalls hat Max Reger auch das wunderschöne Wiegenlied Schlaf, mein Kindelein geschrieben, das zusammen mit seinem Des Kindes Gebet und Mariä Wiegenlied im Rahmen des Wiegenlied-Projektes aufgenommen wurde.

Hörbert
Inventar
#476 erstellt: 04. Mrz 2010, 21:40
Hallo!

@Mellus

Max Reger hat spätestens in seinem Klavierquintett Op.64 (1904) klar aufgezeigt das Durchführung und Ausdruck unvereinbare Gegensätze darstellen. Er hat -ohne dabei wie Schönberg den Rahmen zu sprengen-, die Tonale Musik an ihre Grenzen gebracht.

Reger stand gewissermaßen "zwischen den Stilen" neben Strauss war er seinerzeit der am meisten aufgeführte Deutsche Komponist, noch in den 50ger und 60ger Jahren waren zumindestens seine Orchesterwerke im Rundfunk recht oft zu hören.

Nein, Reger hat keine eigene Schule begründet, aber die Kentniss seiner Werke hat Schönberg stark beeinflußt, er hielt Reger wie schon weiter oben geschrieben für ein Genie der als einziger ausser ihn etwas von Kontrapunktik verstünde.

MFG Günther
Kaddel64
Hat sich gelöscht
#477 erstellt: 04. Mrz 2010, 23:31

Mellus schrieb:

Hörbert schrieb:
Obwohl Reger einige bedeutente Orchesterwerke und Konzerte geschrieben hat, liegt sein Hauptschwerpunkt auf dem Gebiet der Kammermusik.

Und der Orgelmusik. Für das 20. Jh. dürfte er einer der bedeutensten Orgelkomponisten sein.

Eingegrenzt auf Kompositionen für Orgel im deutschsprachigen Raum, würde ich dem bedenkenlos zustimmen. Und ja, Regers Hauptschwerpunkt lag eindeutig auf dem Gebiet der Orgelmusik. Die Orgel war lebenslang "sein Orchester", und so kann man ihm wohl nicht gerecht werden ohne wenigstens einige wenige Aufnahmen seines Orgelschaffens hier benannt zu haben.

Mellus schrieb:
Ich kenne mich damit im Speziellen und mit Reger im Allgemeinen aber eh nicht aus.

Ich bin auch kein Spezi, will aber mal einen Anfang machen.

Reger ist m.E. dort am besten, wo er die besonders Form-strengen traditionellen Gattungen des Barock (wie Passacaglia, Fuge, Variation, Choralbearbeitung), die nach Bach praktisch bedeutungslos geworden waren, mit den modernen Mitteln seiner Zeit neu entdeckt, kontrapunktisch kühn durchdrungen und harmonisch zum Teil weit über die Grenzen des bis dahin gekannten hinaus geführt hat. Dabei bot ihm der evangelische Choral eine nahezu unerschöpfliche Quelle melodischen Materials.

Als einer der bedeutendsten Interpreten der Regerschen Orgelwerke gilt der Hamburger Organist und Karl-Straube-Schüler Heinz Wunderlich, der in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts weltweit mit Regers Werken konzertierte und unzählige Einspielungen hinterließ. Leider sind viele davon zurzeit schwer greifbar oder bisher nicht digitalisiert wiederveröffentlicht worden. Wer immer aber auf eine CD Wunderlichs mit Aufnahmen aus den 60ern bis 80ern stößt, darf mit einer Interpretation von Rang rechnen und bedenkenlos zugreifen.


Reger: Orgelwerke
Heinz Wunderlich, Tzschöckel-Orgel St. Michael, Schwäbisch Hall

Organum 1989

Zwischen 1987 und 1991 hat Rosalinde Haas eine viel beachtete, wenn auch umstrittene GA auf 12 CDs an einer modernen Albiez-Orgel für MDG eingespielt. Ich halte ihre Deutung durchaus für gelungen, auffallend schlank und zügig, und klanglich ist sie ganz ausgezeichnet (sofern man dem MDG-typischen, naturbelassen-nachhallenden Klangbild etwas abgewinnen kann). Auch das Programm der Einzel-CDs ist überzeugend gestaltet, es folgt nämlich nicht einer chronologischen sondern einer liturgisch-thematischen Odnung durch das "Kirchenjahr", was ein ermüdungsfreies Durchhören aufeinander folgender Programme problemlos ermöglicht. Die CDs sind auch einzeln erhältlich, allerdings hochpreisig.


Reger: Sämtliche Orgelwerke Vol. 1-12
Rosalinde Haas, Albiez-Orgel der Kirche "Mutter vom guten Rat" Frankfurt/Main

MDG 1987-91


Naxos quält sich seit nun 14 Jahren mit einer GA an wechselnden Instrumenten mit wechselnden Interpreten bei gemischtem Erfolg herum; ob bzw. wann je mit einem Abschluss gerechnet werden kann, weiß ich nicht (vielleicht zum Reger-Jahr 2016 ). Hieraus wären die Vol. 1 und 2 hervorzuheben, in denen eine sehr schöne, historische Orgel auch klanglich beispielhaft eingefangen wurde.


Reger: Sämtliche Orgelwerke
Bernard Haas (Vol. 1) und Ludger Lohmann (Vol. 2)

Link-Orgel der Evangelischen Kirche Giengen an der Brenz
Naxos 1997 & 1996

Abschließend möchte ich zwei interessante Orgel-Portraits des Labels Motette empfehlen, die einen repräsentativen Querschnitt jeweils an historischen Instrumenten bieten:


Reger: Orgelwerke Vol. 2: Martin Sander an der Walcker-Orgel des Marien-Doms zu Riga
- Choralfantasie über "Wachet auf, ruft uns die Stimme", op. 52,2
- 4 Stücke für Orgel aus op. 59
- Variationen und Fuge fis-moll über ein Originalthema op. 73
Label Motette 1993


Reger: Orgelwerke Vol. 3: Arvid Gast an der Sauer-Orgel des Berliner Doms
- Choralfantasie über "Ein feste Burg ist unser Gott", op. 27
- Choralfantasie über "Straf mich nicht in deinem Zorn", op. 40,2
- 5 Stücke für Orgel aus op. 59
- Sinfonische Fantasie und Fuge fis-moll op. 57
Label Motette 1994

Gruß, Kaddel
AladdinWunderlampe
Stammgast
#478 erstellt: 05. Mrz 2010, 03:06
Liebe Musikfreunde,

Kaddels Empfehlungen der Einspielungen Regerscher Orgelwerke durch Heinz Wunderlich und Ludger Lohmann kann ich mich vorbehaltlos anschließen, während ich der Gesamtaufnahme von Rosalinde Haas etwas skeptischer gegenüberstehe. Zu Wunderlich - und in einem Nebensatz auch zu Haas - habe ich hier bereits etwas geschrieben, so dass ich an diesem Ort nichts weiter dazu sagen muss.

Stattdessen noch ein paar Tipps zu Regers Kammer- und Orchestermusik:

Max Reger: Streichquartett Nr. 3 d-Moll op. 74
Philharmonia Quartett
1 CD, Thorophon CTH 2116



Ein fünfundfünzig Minuten umfassender, viel zu selten gespielter Kammermusik-Koloss, der unterschiedliche Facetten von Regers Tonsprache zeigt: widerborstig, kurzatmig, von teils grimmigem Humor die kürzeren Sätze zwei und vier, ungemein vielgestaltig der zwischen Leidenschaft, kontrapunktischer Verdichtung, Melancholie und merkwürdigen Archaismen changiertende Kopfsatz, von - bei Reger eher seltener - melodischer Anmut der langsame dritte Satz. Das Philharmonia Quartett spielt mit warmem, vollen, aber stets kontrollierten Klang.


Max Reger: Vier Tondichtungen nach Arnold Böcklin, op. 128 / Variationen und Fuge über ein lustiges Thema von Johann Adam Hiller, op. 100

Royal Concertgebouw Orchestra, Leitung: Neeme Järvi
1 CD, Chandos CHAN 8794



Die Hiller-Variationen ziehe ich persönlich den berühmteren Mozart-Variationen Regers noch vor; köstlich finde ich den - aus dem altväterlichen Werktitel kaum zu ahnenden - Kontrast zwischen dem harmlos heiteren, wenn auch erfrischend unregelmäßig gebauten Thema Hillers und Regers hypertropher Orchestersprache: schwelgerisch verschattetete Spätromantik steht hier neben vierschrötigem Draufgängertum, Groteskes neben anmutig Zartem, und alles wird von der abschließenden irrwitzigen Doppelfuge noch überwölbt. Unter den Tondichtungen liebe ich insbesondere den zart versonnenen "Geigenden Eremiten", das leicht hingetupfte "Spiel der Wellen" und die "Toteninsel", die der Rachmaninowschen zwar in Eingängigkeit, nicht aber in Düsternis nachsteht. Das Concertgebouw Orchestra spielt unter Hochdampf, Neeme Järvi relativiert mit beherztem und teilweise geradezu "brillantem" Zugriff gängige Klischees von der dicken, schwerfälligen Orchestersprache Regers; sein straffes Dirigat lichtet die dichte Polyphonie des Tonsatzes erfolgreich auf und bringt so einen temperamentvollen, farbprächtigen, ausdrucksgesättigten, nie aber gründerzeitlich fettleibigen Reger hervor.


Da wir noch bei "R" sind: Darf ich mir noch Nachträge zu Rameau und Ravel (zu Rachmaninow hab ich nix beizutragen) leisten? (Von anderen Buchstaben will ich erst gar nicht anfangen...)



Herzliche Grüße
Aladdin


[Beitrag von AladdinWunderlampe am 05. Mrz 2010, 03:08 bearbeitet]
arnaoutchot
Moderator
#479 erstellt: 05. Mrz 2010, 11:07

AladdinWunderlampe schrieb:
Da wir noch bei "R" sind: Darf ich mir noch Nachträge zu Rameau und Ravel (zu Rachmaninow hab ich nix beizutragen) leisten? (Von anderen Buchstaben will ich erst gar nicht anfangen...) Herzliche Grüße
Aladdin


Hallo Aladdin, welcome back !!!

Natürlich darfst Du nachtragen. "R" wird uns sicherlich noch eine Weile beschäftigen. Bin ja völlig verblüfft über die Nennungen bei Reger. Sonst bin ich ja ziemlich breit sortiert, aber da hab ich absolut gar nichts ...

Grüße Michael
Hörbert
Inventar
#480 erstellt: 05. Mrz 2010, 13:08
Hallo!

Hm, Regers Orgelwerk in den Mittelpunkt seines Schaffens zu stellen halte ich nicht für eine Zeitgemäße Sicht der Dinge. Immerhin stehen seinen 29 Orgelwerken z.B. 30 Klavierwerke, oder 21 Violinsonaten entgegen. Sein Œuvre enthält zudem 13 Orchesterwerke. Diese Sicht der Dinge entspricht allerdings mehr oder weniger der gängigen Aufführungspraxis. Einer der Gründe warum Regers Werke in den Konzertsälen nach dem zweiten Weltkrieg nicht mehr so recht heimisch geworden sind liegt wohl in ihrem großen technischen Anspruch an Solisten und Orchester.

MFG Günther
Mr._Lovegrove
Inventar
#481 erstellt: 06. Mrz 2010, 10:07
Mal was anderes zu "R":


Steve Reich
Variations for winds, string and keyboards
John Adams
Shaker Loops
San Francisco Symphony, Edo de Waart
Philips

Ob das nun eine klassisch audiophile Aufnahme ist, sei dahingestellt, aber dieser schwerelose und fluffige Klang, bei dem das Orchester scheinbar schwebt, hat schon einen gewissen Reiz.
Vorallem die "Variations..." sind ein faszinierendes Stück moderner Klassik.


[Beitrag von Mr._Lovegrove am 06. Mrz 2010, 10:10 bearbeitet]
5th_element
Stammgast
#482 erstellt: 06. Mrz 2010, 22:14
Hallo Freunde,

ist ein kleiner Exkurs erlaubt ?

Ich würde gern hinweisen, auf die DGG und Decca Resmasters auf SACD, von Esoteric. Hier hat man sich einiges vorgenommen, um anerkannt gute Einspielungen anhand der Original-Masterbänder aufwendig zu remastern und auf SACD (Stereo, natürlich) herauszubringen.

Das hat mich natürlich gejuckt und so habe ich mir mal 2 Exemplare bestellt.

Die 9. Symphonie von Dvorak, "Aus der neuen Welt", von Istvan Kertesz, mit den Wiener Philharmonikern (Aufmahme von 1961)

und Brahms 4., von Kleiber, ebenfalls mit den Wiener Philharmonikern (Aufnahme von 1980)


Ich muß sagen, der Klang der beiden Discs ist wirklich hervorragend ! Ich habe nicht die "normalen" CDs dieser Einspielungen. Daher kann ich den direkten Vergleich nicht ziehen. Aber für sich betrachtet sind die beiden SACDs sehr empfehlenswert. Insbesondere Dvorak's 9. ist angesichts des Aufnahmedatums 1961 wirklich als fantastisch zu bewerten. Davon abgesehen hat mich die Interpretation sehr berührt. Die 9. habe ich in weiteren Varianten (Fischer, Harnoncourt) und wenn man Kertesz und Fischer vergleicht, dann denkt man Erstere Aufnahme läuft mit einer anderen Geschwindigkeit. Aber wir entfaltet eine unglaubliche Kraft. Wirklich toll-

Die SACDs kann man direkt bei Teac bestellen:

http://www.teac-esoteric.de/de/eso_de.html


Unter "Esoteric" und "Tonträger" kommt man zur "Deutsche Grammophon & DECCA Super Audio CD/CD-Hybrid Kollektionen"

Einfach über "Kontakt" den Teac Vertrieb anmailen. Man bekommt eine Auftragsbestätigung, macht Vorauskasse und 2 Tage später waren die SACDs bei mir. Die Preise sind mit jeweils kanpp 40 EUR deftig. Aber es sind schon besondere Scheiben und ich vermute die Auflage wird nicht beliebig groß sein.

Solti's kompletter Ring soll wohl bei 1.000 EUR liegen ...... Ähm. Aber ich tippe mal, der Sammlerwert wird's hergeben.

So. Sorry für die Unterbrechung bei "R".

Schönes Wochenende !

Stefan


[Beitrag von 5th_element am 06. Mrz 2010, 22:15 bearbeitet]
arnaoutchot
Moderator
#483 erstellt: 07. Mrz 2010, 02:26
@ Stefan: Danke für die Hinweise auf Esoteric, das hab ich auch schon gesehen. Den "Ring" gibt's übrigens für schlappe 800 Dollar bei Acoustic Sounds, angeblich sogar auf Lager ... das wird sicherlich ein Sammlerstück, da soll es nur 1.000 Stück davon geben. Greif zu ...
http://store.acousti...n-Hybrid_Stereo_SACD

Ich hab den Kleiber auf DGG und den Kertesz mit dem LSO von 1965 als Decca Classic Sound Remaster, es treibt mich jetzt nicht so, da nochmals horrendes Geld dafür auszugeben. Aber vielleicht kommt ja noch mehr dort raus ..

Zwei unbekanntere Namen noch zu späterer Stunde:

Carl Reinecke entstammt dem geistigen Umfeld von Mendelssohn, Brahms und Schumann, war ein guter Pianist und hat auch vier schöne Klavierkonzerte im Stile Schumanns geschrieben. Klanglich hervorheben möchte ich aber das Harfenkonzert, das Xavier de Maistre mit der Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz 2006 für das schweizerische Claves-Label aufgenommen hat. Perlende Romantik.


http://www.amazon.de...id=1267917376&sr=8-1


Ferdinand Ries war ein Schüler Beethovens, stammte ebenfalls aus Bonn und schrieb die "Biographischen Notizen über Ludwig van Beethoven", die bis heute eine wesentliche Quelle über die Person Beethoven darstellt. Natürlich stehen seine acht Symphonien im Schatten des Lehrers, aber sie sind durchaus eigenständig und führen dessen Gedankenwelt fort. cpo hat sich mit einer Gesamtausgabe verdient gemacht, die zwei letzten sind sogar als SACD erschienen (Howard Griffiths, Zürcher Kammerorchester, 1997 - 2002).


http://www.jpc.de/jp...-Nr-1-8/hnum/6725881

Es gibt auch acht Klavierkonzerte, von denen ich allerdings nur zwei kenne (Hinterhuber, Naxos, op. 123 & 151). Da wäre sicherlich auch noch einiges zu entdecken.

Grüße Michael
arnaoutchot
Moderator
#484 erstellt: 13. Mrz 2010, 17:47
Habe mir - angeregt durch meinen eigenen Beitrag - noch die Volumes 2 und 3 der Klavierkonzerte von Ferdinand Ries geholt. Sehr schöne Werke !!! Auch Naxos hat inzwischen bei Orchesteraufnahmen technische Fortschritte gemacht, das Orchester klingt sehr gut abgestimmt, das Klavier voluminös und brillant. Inhaltlich sind die virtuosen Konzerte und die kürzeren Werke für Klavier und Orchester wie "Grand Variations on Rule Britannia" oder die "Schwedischen Volksweisen mit Variationen" ein sicherer Tipp für alle, die mit frühromantischen Konzerten etwas anfangen können. Für einen Beethoven-Fan wie mich sind sie es allemal.



In der gleichen Liga spielen übrigens die Konzerte von Johann Nepomuk Hummel und John Field, das nur am Rande.

Grüße Michael


[Beitrag von arnaoutchot am 13. Mrz 2010, 17:49 bearbeitet]
Kreisler_jun.
Inventar
#485 erstellt: 13. Mrz 2010, 18:31
Ich muss zugeben, dass ich von Ries nur eine CD mit Sinfonien gehört habe, die mich angesichts der vielen sehr positiven Stimmen jedoch nur mäßig beeindruckt haben. Besser fand ich die Klavierquartette:



Insgesamt erstaunlich, wie viel von Ries inzwischen bei jpc gelistet ist; für die Freunde der Klassik und Frühromantik dürfte das Meiste davon lohnend sein.

Zu Reger kann ich leider auch kaum etwas sagen; obwohl ich einige wenige CDs besitze. cpo hat zB Violin- und Cellosonaten. Stark für seine Klavierwerke hat sich Peter Serkin (wie wohl schon sein Vater Rudolf) eingesetzt; den habe ich sogar mal mit einem langen (für mich damals etwas langweiligen) Variationenwerk live gehört und er hat das Klavierkonzert zumindest für den Rundfunk eingespielt.

viele Grüße

JK jr.
arnaoutchot
Moderator
#486 erstellt: 15. Mrz 2010, 23:33
Nikolai Rimsky-Korsakov steht bei mir als Nächster. Ein einflussreicher Vertreter der russischen Musik des ausgehenden 19. Jahrhunderts, Anwalt der Musik Mussorgskys, selbst primär an Opern interessiert. Diese narrative Farbigkeit überträgt sich auch stark auf sein sinfonisches Werk, allen voran die berühmte "Sheherazade". Seine Symphonien hat bereits in den 80ern Neeme Järvi für meine Zwecke inhaltlich und klanglich vollkommen zufriedenstellend aufgenommen. Betreffend "Sheherazade" wurde bereits ein Stück weiter oben die berühmte Reiner-Aufnahme genannt. Ich will alternativ noch die kontrovers diskutierte SACD von Gergiev mit dem Kirov Orchester beitragen (Philips 2002), die ich so schlecht nicht finden kann. Erwähnt sei auch die "historisch informierte" Deutung von Immerseel mit Anima Eterna (Zig Zag 2004), die wiederum für mich keine Offenbarung war. Aber eine Version für Piano-Duo (Pizarro & Panomariovaite, Linn SACD 2007) ist ein durchaus reizvoller Blick auf das abgenudelte Werk.



Ein weiterer audiophiler Klassiker ist das SACD-Remastering von Mercury Living Presence der Aufnahmen von Antal Dorati mit dem London Symphony Orchestra von 1959 vom Capriccio Espagnol und der Russischen Osterouvertüre. Die Räumlichkeit der aufpolierten Original 3-Kanal-Aufnahme ist legendär !!!



Grüße Michael
Kreisler_jun.
Inventar
#487 erstellt: 15. Mrz 2010, 23:44
Vielleicht ein bißchen zu alt, um wirklich audiophil zu sein, handelt es sich doch um einige der ersten Stereo-Aufnahmen der Decca, aber jedenfalls nennenswert, ist diese Doppel-CD. Die sinf. Dichtung/2. Sinfonie "Antar" ist ein Stück, das m.E. völlig zu Unrecht im Schatten der Shererazade steht.



Ein superfetziges Capriccio Espagnol gibt es auch mit dem jungen Lorin Maazel, ich weiß aber nicht, ob das außerhalb der Original-Masters-Box (DG) erhältlich ist.
Anscheinend als Füllsel auch hier mit drauf:



Für die weniger bekannten Stücke war die bei Brilliant mal erschienene, u.a. von ASV lizensierte 4-CD-Box nicht schlecht.
Vollständige Oper kenne ich leider auch noch keine.

JK jr.
Mellus
Stammgast
#488 erstellt: 15. Mrz 2010, 23:50
Eine der populärsten Gestalten der Gegenwartsklassik ist wohl der allgegenwärtige Wolfang Rihm. Er sollte nicht zuletzt deswegen hier auch genannt werden. Ich habe einige CDs mit seiner Musik im Schrank, aber es ist eigentlich nur ein Werk, das ich öfter auflege, und zwar seine Musik für drei Streicher. Das Trio Recherche, eine Streichtriogruppierung in Person von Melise Mellinger, Barbara Maurer und Lucas Fels aus dem Ensemble Recherche hat sie für das Label Kairos eingespielt:



Über meine Begegnung mit dieser Musik habe ich an anderer Stelle bereits gewohnt unbeholfen berichtet.

Viele Grüße,
Mellus
dogdog
Ist häufiger hier
#489 erstellt: 16. Mrz 2010, 22:13

arnaoutchot schrieb:
Habe mir - angeregt durch meinen eigenen Beitrag - noch die Volumes 2 und 3 der Klavierkonzerte von Ferdinand Ries geholt. [...]

Was für ein wunderbarer Hinweis auf diesen Komponisten, der mir bis dato völlig unbekannt war. Die letztgenannte Aufnahme (Op. 132) wird übrigens auch im Penguin Guide aufs höchste gelobt.

Danke, Michael!


[Beitrag von dogdog am 16. Mrz 2010, 22:17 bearbeitet]
arnaoutchot
Moderator
#490 erstellt: 17. Mrz 2010, 23:40

dogdog schrieb:
Was für ein wunderbarer Hinweis auf diesen Komponisten, der mir bis dato völlig unbekannt war.


Freut mich, wenn ich Deinen Geschmack getroffen habe.

Ich habe noch einen Komponisten, der eigentlich viel zu unbekannt ist mit Blick auf die Qualität seiner Musik. Antonio Rosetti (oder deutsch Anton Rösler). Rosetti war ein Zeitgenosse Mozarts, wurde mit 42 auch nicht wesentlich älter als dieser und war zur Zeit Mozarts Tod so bekannt, dass sein Requiem in Prag im Dezember 1791 anlässlich Mozarts Tod aufgeführt wurde. Er schrieb über 40 Sinfonien und nahezu ebensoviele Instrumentalkonzerte. cpo hat Oboen-, Klarinetten-, Horn- und Fagottkonzerte in einer sehr hörenswerten Box zusammengefasst. So wie das Werk von Ries in Beethovens Welt passt, könnten die Bläserkonzerte Rosettis durchaus von Mozart stammen.


http://www.jpc.de/jp...onzerte/hnum/2195241


Noch ein Nachtrag: Steve Reich. Ich mag seine Musik eigentlich nicht besonders, mit Werken wie "Drumming" kann man mich in den Wahnsinn treiben. Das einzige, dem ich etwas abgewinnen kann, ist die "Music for 18 Musicians". Rhythmisch und inhaltlich ist das teilweise interessant und ist wohl eines der bekanntesten Werke des Minimalismus. Ich habe die Erstaufnahme auf ECM von 1978, die übrigens damals der Anstoss der "New Series" von ECM war. Klanglich gut.



Grüße Michael
Deukalion
Inventar
#491 erstellt: 19. Mrz 2010, 21:50
Zu Antonio Rosetti (Anton Rösler) 1750- 1792:

Der Verdienst, die wichtigsten seiner Sinfonien erstmalig Mitte der 90er Jahre in historisch gut informierten Interpretationen und sehr guter Klangqualität eingespielt zu haben gebührt sicherlich Concerto Köln.

Ich erinnere mich an eine Veranstaltung des DLF in dessen großem Sendesaal in Köln Mitte der 90er Jahre, in der Concerto Köln einige Sinfonien Rosettis aufführte und der amerikanische Rosetti- Forscher Sterling E. Murray (genau! Das ist der mit dem zu Rosetti gehörenden Murray- Verzeichnis!) einen interessanten musikwissenschaftlichen Vortrag über Rosetti, dessen Sinfonien und deren Interpretation durch Concerto Köln hielt.

Die Rosetti- Sinfonien, ursprünglich bei TELDEC erschienen, gibt es heute in einer preiswerten Doppel- CD- Ausgabe bei Apex:



Antonio Rosetti (1750-1792)
Symphonien Vol. 1 & 2 (Kaul I Nr. 18, 21-23, 25, 27, 30, 32)

Zugehörige Werknummern nach Murray: http://www.klassika.info/Komponisten/Rosetti/wv_wvz2_1.html



Concerto Köln
Label: Apex , DDD, 1994/1996
arnaoutchot
Moderator
#492 erstellt: 20. Mrz 2010, 12:22
@ Deukalion: Danke für Deinen wichtigen Beitrag, diese Aufnahme war mir noch gar kein Begriff. Kommt auf meinen weiteren "Wunschzettel" (weiterer, nicht engerer, weil ich noch zu viele andere Symphonienzyklen hier stehen habe, die ich erst mal hören muss ).


Noch zwei Rossis, ein großer (Rossi) und ein kleiner (Rossini), obwohl der Bekanntheitsgrad des kleinen den des großen bei weitem übertrifft.

Michelangelo Rossi war ein Komponist des italienischen Frühbarock und war befreundet mit Sigismondo d'India und Girolamo Frescobaldi. Sowohl Rossis Kompositionen für Cembalo als auch seine Madrigale gehen jedoch in ihren Freiheitsgraden weit über die Werke seiner Zeitgenossen hinaus. Die exquisite neue Aufnahme seiner Madrigale durch Paul van Nevel und das Huelgas Ensemble "La poesia cromatica" (dhm 2009) lässt einen kaum glauben, dass es sich hier wirklich um Kompositionen aus dem frühen 17. Jahrhundert handelt. Klanglich ist die Mehrkanal-SACD state of the art. Tipp: Aktuell per heute noch eine Restmenge der SACD bei jpc für 15,99 portofrei zu haben, die CD ist teurer !!!

http://www.jpc.de/jp...omatica/hnum/6527604



Gioacchino Rossini war der bedeutendste Opernkomponist des Belcanto. Bereits mit 37 hatte er aber scheinbar selbst keine Lust mehr auf Opern und verlegte sich auf sakrale Musik, seine sog. "Alterssünden" (Pechés de ma vieillesse), eine Sammlung von 100 Klavierstücken, und - wie immer wieder kolportiert wird - das Kochen (Tournedos à la Rossini).

Ich habe ehrlich zugegeben keine einzige Oper von ihm ... Schön finde ich aber seine Jugendwerke "Sonaten für Streicher", die eine unheimliche Leichtigkeit und Charme haben. Die Aufnahme der Camerata Bern mit Thomas Füri heben vor allem den grummelnden Kontrabass schön in den Vordergrund. Leider hat sich die DGG offensichtlich nie mehr die Mühe gemacht, die guten Digitalaufnahmen von 1985 wiederzuveröffentlichen, aber im Zweitmarkt findet man die CD noch.



Grüße Michael


[Beitrag von arnaoutchot am 20. Mrz 2010, 14:25 bearbeitet]
Maastricht
Inventar
#493 erstellt: 20. Mrz 2010, 15:46
Eine kleine Anfülling von Rossini-Aufnahmen, wobei ich sagen muss das es sehr schöne Aufnahmen gibt, die nicht audiophil, weil alt, sind. Die nenne ich jetzt nicht.

Dies

ist eine gelungene moderne Ausführung auf DVD von La Cenerentola (Aschenputtel).

Die klassische und beste Aufnahme ist für mich die mit Frederike von Stade:


Und eine cd-Aufnahme dieser Oper:


Und immer noch die schönste Il Barbiere di Siviglia auf DVD ist diese:


Abbado war für die Herentdeckung von Rossini sehr wichtig. In ihrer guten (frühen) Zeit hat danach auch Bartoli einige gelungene Aufnahmen gemacht. z.B.:


Paolo Giacometti hat die kompletten Werke für das Klavier von Rossini aufgenommen. Ich habe von dieser Serie Teil 5: sehr gute Aufnahme als hybride SACD. (Ich weiss nicht ob die Serie jetzt vollständig vorliegt. Was ich auch nicht weiss ist ob die ganze Serie auch als hybride SACD verfügbar ist; ich dacht schon, bei JPC wird das aber nicht immer vermeldet.)

Gruss, Jürgen
Schneewitchen
Inventar
#494 erstellt: 20. Mrz 2010, 16:08

Maastricht schrieb:
Paolo Giacometti hat die kompletten Werke für das Klavier von Rossini aufgenommen. Ich habe von dieser Serie Teil 5: sehr gute Aufnahme als hybride SACD. (Ich weiss nicht ob die Serie jetzt vollständig vorliegt. Was ich auch nicht weiss ist ob die ganze Serie auch als hybride SACD verfügbar ist; ich dacht schon, bei JPC wird das aber nicht immer vermeldet.)
Gruss, Jürgen


Als Hybrid-SACDs liegen bisher die Teile 4,5,6,7 und 8 vor.

Fast alles über SACDs findet man bei sacd.net
Hüb'
Moderator
#495 erstellt: 21. Mrz 2010, 19:31
Hallo,

eine der wunderbarsten Einspielungen von Rossinis in jungen Jahren komponierten Streichersonaten ist meiner Ansicht nach immer noch die aus den 60er-Jahren stammende Gesamtaufnahme von Neville Marriner mit seiner Academy of St.-Martin-in-the-Fields, die für das DECCA-Sublabel Argo entstand.

Es gibt wenige Aufnahmen mit einem solch herrlichen Streicherklang, wie er hier eingefangen wurde.
Auch die deutsche LP-Pressung (hierzulande direkt unter DECCA vermarktet) ist nicht zu verachten und für vergleichsweise kleines Geld zu haben.

JPC

Grüße
Frank
5th_element
Stammgast
#496 erstellt: 21. Mrz 2010, 22:48

Hüb' schrieb:
Unnötiges Komplettzitat entfernt.

Die hab ich zufällig gerade als XRCD bestellt ! Bin sehr gespannt, wie die sich klanglich macht.

Grüße,
Stefan


[Beitrag von Hüb' am 22. Mrz 2010, 06:59 bearbeitet]
arnaoutchot
Moderator
#497 erstellt: 25. Mrz 2010, 00:39
Gehen wir ein Stück weiter, langsam kommen wir bei "R" schon zum Ende.

Hans Rott war eine der tragischen Gestalten der Spätromantik. Zunächst Lieblingsschüler von Bruckner und Komponist einer wegweisenden Symphonie endete sein Leben mit 26 Jahren, noch dazu verbrachte er sie letzten Jahre wegen Halluzinationen in der Psychiatrie. "Wegweisend" ist die Symphonie von 1880 deswegen, weil sie frappierende Ähnlichkeit mit Mahlers 1. Symphonie aufweist. Nachdem Mahlers Werk deutlich später entstand, kann man nicht ausschliessen, dass der gute Gustav hier nicht unbeträchtlich "abgeschrieben" hat. Eine klanglich sehr ordentliche Aufnahme legte Leif Segerstam mit dem Norrköping Symphony Orchestra auf BIS vor.




Albert Roussel war ein Zeitgenosse Ravels, der nicht nur die wesentlichen Lebensdaten Ravels teilt, sondern auch stilistisch Ähnlichkeiten aufweist. Mir gefallen die farbigen Ballettmusiken für "Bacchus et Ariane" und "Le festin de l'araignée" (Das Festmahl der Spinne). Besonders die "Spinne" ist so plastisch und bildhaft komponiert, dass man - mit ein wenig Unterstützung der Trackliste - auch ohne visuellen Eindruck der Handlung folgen kann. Yann Pascal Tortelier hat bei Chandos eine klanglich sehr ordentliche Aufnahme der kompletten Ballette vorgelegt. Auch die Aufnahmen von Jean Martinon aus den späten 60ern sind klanglich gut, interpretatorisch sowieso. Die Symphonien kenne ich noch nicht, Empfehlungen ?



Grüße Michael
Kreisler_jun.
Inventar
#498 erstellt: 31. Mrz 2010, 16:20
Von der Rott-Sinfonie gibt es inzwischen ja 4 oder 5 unterschiedliche Einspielungen. Ich kenne immer noch nur die bei Hyperion. Als ich die vor über 10 (könnten sogar fast 15 sein) Jahren gekauft habe, gab es, glaube ich, keine Alternative. Inzwischen konnte ich das Werk sogar live von den Berliner Philharmonikern gespielt hören (Herbst 2007, wenn ich recht erinnere). Wer sich für Mahler oder Bruckner interessiert, sollte es auf jeden Fall mal anhören!

Roussels bekannteste dürfte die 3. Sinfonie g-moll sein. Ich besitze diese unter Bernstein (CBS/Sony) und 3,4 sowie das Fest der Spinne unter Ansermet. Beide Scheiben sind aber vergriffen, soviel ich weiß. Die 3. Sinf. ist ein ziemlich knappes, bisweilen ruppiges Stück, deutlich anders als das impressionistische Insektenballett. Dann habe ich auch mal (da sehr günstig) die Kammermusiksammlung auf Brilliant gekauft. Hat mir ebenfalls gefallen, aber für konkrete Kommentare kenne ich die Musik noch nicht gut genug.

JK jr.
arnaoutchot
Moderator
#499 erstellt: 01. Apr 2010, 21:40
ok, dann bringen wir's vor den Ostereiern noch zu Ende, zumindest von meiner Seite.

Im "Heute gekauft" Thread wurden gerade Cellosuiten von Anton Rubinstein erwähnt. Das bringt auch mich zu diesem faszinierenden Allround-Talent des 19. Jahrhunderts. Rubinstein war ein kosmopolitischer Pianist, Komponist und Dirigent und grosser Bewunderer Beethovens. Er gab Mammutkonzerte, die an Dauer aus heutiger Sicht selbst die Konzerte von Grateful Dead weit übertroffen haben müssen. Marc-Andre Hamelin hat sich im Rahmen der "Romantic Piano Concertos" von Hyperion dem 4. Konzert von Rubinstein angenommen. Das ist auch eine der wenigen SACDs dieser Reihe. Musikalisch blumig-virtuose Spätromantik, klanglich mit Sicherheit die beste Aufnahme, die es von diesem Konzert gibt.


http://www.jpc.de/jp...1-op-32/hnum/9048915


Buonaventura Rubino war ein Franziskanermönch des 17. Jahrhunderts, der vorwiegend an der Kathedrale von Palermo wirkte. Seine "Vespres du Stellario" von 1644 beschäftigen 12 Chöre und Orchester in Sternform, vier Orgeln und Vokalsolisten, insgesamt 120 Musiker. Mir liegt die Aufnahme von Gabriel Garrido auf dem französischen Speziallabel K617 vor, die in der Basilika San Francisco D'Assisi in Palermo aufgenommen wurde und die es aktuell gerade als Schnapper für 12 Scheine bei jpc gibt. Wenn die Klangmassen so gut organisiert werden wie hier, dann kann so eine bombastische Marienvesper Spass machen.


http://www.jpc.de/jp...mo-1644/hnum/8649975


Mein letzter Beitrag zu "R" ist möglicherweise nicht der letzte, der unter diesem Buchstaben noch genannt wird, aber sicherlich der letzte im Alphabet. Nach Frederic Rzewski kann nichts mehr kommen. Ein zeitgenössischer amerikanischer Komponist, der stark politisch engagiert ist. Seine 36 Piano-Variationen über das berühmte Lied des Chilenen Sergio Ortega "The People United Will Never Be Defeated" von 1975 sind ein eindrucksvolles Klavierstück. Mir liegt eine Aufnahme von Yuji Takahashi auf dem winzigen japanischen Label ALM Records vor, die vermutlich nur schwer zu finden ist. Marc-Andre Hamelin hat das hörenswerte Stück aber auch eingespielt. Wie ich ihn kenne, sicherlich maßstäblich ...




Edit: Einen hatte ich noch vergessen. Miklos Rozsa hat die Filmmusiken zu "Ben Hur" und "Quo Vadis" geschrieben. Nachdem Rozsa ja auch "ernste" klassische Werke komponiert hat, will ich ihn hier nicht ausschliessen. Die Telarc-Mehrkanalaufnahmen der als "Choral Suites" arrangierten o.g. Werke sind klanglich grandios und für mich als Fan der Filme auch inhaltlich immer wieder gerne gehört. Ist halt Bombast pur, aber warum nicht ? Anspieltipp: Ben Hur, 3. Track, Rudern der Galeerensklaven. Da brennt die Luft ...


http://www.jpc.de/jp...-Suites/hnum/6560230


Ich schlage vor, die restlichen "R" nun über Ostern zu posten, dann gehen wir zu dem großem Buchstaben "S".

Schöne Ostern an alle - Michael


[Beitrag von arnaoutchot am 03. Apr 2010, 00:30 bearbeitet]
Kreisler_jun.
Inventar
#500 erstellt: 05. Apr 2010, 22:00
Von Rosza erinnere ich mich nur an ein Konzert, das Heifetz aufgenommen hat. Das gefiel mir jedenfalls besser als Korngolds... Es gibt auch eine Reihe neuerer Aufnahmen, ebenso ein Konzert für Viola, eines für Cello und eine konzertante Sinfonie. So gut wie Khatchaturjan oder Korngold m.E. allemal...



JK jr.
Joachim49
Inventar
#501 erstellt: 06. Apr 2010, 00:47
Ehe es zum Buchstaben S weitergeht, möchte ich auch hier auf die Werke Julius Roentgens aufmerksam machen. Seine (zahlreichen) Sinfonien (mindestens 18) erscheinen bei cpo, stellvertretend für die Kammermusik hier eine SACD mit Klaviertrios:


Hüb'
Moderator
#502 erstellt: 06. Apr 2010, 05:30
@Johannes: historische Aufnahmen passen allerdings nicht so wirklich in diesen Thread...
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