Wieviel macht ein wirklich guter Phono-Vorverstärker aus?

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rrrock
Stammgast
#1 erstellt: 27. Nov 2004, 03:49
Liebes Forum,

entgegen der landläufigen Meinung, dass PS erst ab einer bestimmten Qualitätsstufe wirklich schön spielen können, ist der Hifi-Spezialist meines Vertrauens, auf dessen Meinung man normalerweise wirklich etwas zählen kann, der Ansicht, dass die Kombination aus einem einfachen Plattenspieler (Thorens 280 u.ä.) in Verbindung mit einen wirklich guten Phono-Vorverstärker und einem ebensolchen NF-Phonokabel jedem konventionellen Planar 3 u.ä. überlegen ist.

Wie seht ihr das? Kann ein wirklich guter Phonopreamp so viel reissen, dass ein preiswerter, einfacher PS einem aus dem mittlerem Preissegment, den man ohne guten Phonopreamp betreibt, überholt? Oder kann auch ein noch so guter Phonopreamp nichts retten, wenn Tonarm, Lager und Motor einfach nicht gut sind?

Besten Dank und viele Grüße,
Adrian
Holger
Inventar
#2 erstellt: 27. Nov 2004, 10:37
Hi Adrian,

Meine Erfahrungen sind in diesem Punkt eindeutig : auch ein noch so guter Phono-Vorverstärker kann nie die Schwächen eines schlechten Frontends ausbügeln.
Möglicherweise wird man zwar auch bei einem Einsteigerplattenspieler einen (positiven) Unterschied bemerken, wenn man z. B. von einer Project Phonobox auf eine ASL Mini Phono, einen Heed Quasar oder gar einen Brinkmann Fein aufrüstet (ich habe alle genannten Phonopres in Gebrauch), aber das Grundproblem kann man damit nicht angehen.
Meine Empfehlung lautet also grundsätzlich : erst einen soliden Plattenspieler mit einem guten System und „nur“ eine Phonobox (die ich nebenbei für das Geld, die sie kostet, sehr gut finde), und dann erst ein Upgrade im Verstärkerzweig. Und über hochspezielle (und vermutlich recht teure) Spezial-Phonokabel würde ich mir in diesem Bereich auch noch keine Gedanken machen. Kauf anstelle eines teuren Kabels lieber eine entsprechend bessere Phonovorstufe oder gar eine Plattenwaschmaschine - deren Benutzung hat auf den Klang der Schallplatte mehr Einfluss als jedes Kilo-Euro-Kabel.
funny1968
Hat sich gelöscht
#3 erstellt: 27. Nov 2004, 12:45
Tatsache ist, daß man für Phono "ein wenig" Geld ausgeben muß, mehr Geld, als für ein vergleichbarer CD Spieler.

Dabei ist ein Thorens 280 sicher nicht das untere Ende, sondern schon ein mittleres Qualitätsniveau, womit manN gut hören kann.

Ob die höchsten Preise (alles zusammen (Laufwerk, Abnehmer und Pre) jenseits der 2000 EUR) gerechtfertigt sind, kann ich nicht beurteilen, mir aber kaum (für Otto-Normal-High-Ender) vorstellen.
richi44
Hat sich gelöscht
#4 erstellt: 27. Nov 2004, 13:32
Mit dem Laufwerk kannst Du Gleichlaufprobleme und Laufgeräusche beeinflussen. Zusätzlich kann der Arm über bessere oder schlechtere Lager und eine bessere oder schlechtere Geometrie verfügen.
Was sich als erstes wiklich im Klang manifestiert ist das Verhältnis System zu Tonarm. Die Masse des Arms und die Federkraft der Nadel bilden ein Resonanzsystem, das idealerweise bei etwa 10 Hz schwingen soll. Wobei die Schwingung erst noch möglichst schwach sein sollte. Tiefere Resonanzen machen Probleme mit Erschütterungen des Spielers, höhere ergeben Frequenzgangüberhöhungen im Bereich des Plattenspielerrumpelns oder gar der diefsten übertragenen Töne.
Das dritte Kriterium ist die Abtastfähigkeit des Systems. Als Test gibt es da die Telarc Tschaikovsky 1812 mit ihren "tödlichen" Auslenkungen. Es gibt Systeme, die in der Spur bleiben und viele, die aus der Kurve fliegen. Warum soll das System diese Modulationen nicht schaffen?!
Und wenn man ein System hat, welches das schafft, kann man die Bässe ganz wegdrehen und versuchen, ob man die Musik unter dem Getöse noch hört oder ob sie "todgequetscht" wird.
Erst jetzt kommt eigentlich der Klang des Systems an die Reihe, denn wenn alles vorherige in die Wüste führte, macht der schönste Klang keinen Sinn. Voraussetzung für den Klang des Systems ist aber, dass es optimal angepasst ist oder entsprechend unempfindlich ist auf unterschiedliche kapazitive Lasten. Hier sollte man also einen Vorverstärker wählen, bei dem man die Eingangskapazität umschalten kann.
Hat man eine oder zwei überzeugende Systeme gefunden, kann man mit den Kombinationen System und Verstärker operieren. Wobei hier die Unterschiede schon recht klein werden dürften.
Erst jetzt kommt das Kabel an die Reihe, wobei ich persönlich nicht an den Kabelklang glaube. Aber das liegt sicher an meinen Ohren...
-scope-
Hat sich gelöscht
#5 erstellt: 27. Nov 2004, 14:26
Hallo,

ich persönlich halte den eigentlichen Plattenspieler für nicht so "wahnsinnig" entscheidend, sofern der Teller und das Tellerlager von guter Qualität sind, und eine entsprechende Trittschalldämpfung gegeben ist.

Interessanter empfinde ich den eigentlichen Arm, und das entsprechende TA-System. Hier entstehen zwangsläufig (leider) immer relativ hohe Kosten. Die Phonoverkabelung ist imo zwar wichtig, und es kann teilweise schon "grob" viel falsch gemacht werden, aber ich sehe sie oft als stark überbewertet.

Die Phono-Vorstufen sind (wie alles beim Plattenspieler) ein Kultobjekt. Es gibt etliche "Hörergruppen" mit Erfahrung (ich habe davon in diesem Bereich zugegebenemaßen weniger ), die auf völlig unterschiedliche "Designs" schwören.
Eine "Wahrheit" wird es da wohl wie so oft nicht geben.
frusch
Stammgast
#6 erstellt: 27. Nov 2004, 14:28
Meiner Erfahrung nach kann ein guter Phonoverstärker schon den Klang entscheident pushen. Fakt ist jedoch, dass das Ausgangsprodukt objektiv nicht besser sein kann als das Eingangsprodukt.
rrrock
Stammgast
#7 erstellt: 27. Nov 2004, 15:54
Hallo,

vielen Dank schon mal für eure zahlreichen Antworten.

Ich bin ebenfalls recht skeptisch bei der Sache, zumal man für das Geld, was ein ordentlicher Phono-Preamp kosten würde, ja schon einen gebrauchten "kleinen" Linn oder "großen" Thorens bekommen würde und ob die an einem regulären Phonoeingang dann tatsächlich schlechter klingen würden, möchte ich doch bezweifeln.

Ich höre es mir mal ausführlich an und berichte dann.

Viele Grüße,
Adrian
DrNice
Inventar
#8 erstellt: 27. Nov 2004, 18:25
Moin!


Wieviel macht ein wirklich guter Phono-Vorverstärker aus?


Für mich ungefähr vergleichbar mit dem Getriebe in einem Auto: ist es schlecht, kann es viel kaputtmachen, ist es gut, kann es die restliche Technik besser ausreizen, kann aber aus einem Lieferwagen keinen Porsche machen, weil es nur ein Bindeglied ist.
Miles
Inventar
#9 erstellt: 27. Nov 2004, 21:17
Meine begrenzte Erfahrung mit Phono-Vorstufen (Musical Fidelity X-LPs und die in Rotel RC995 und T+A PA1530 eingebauten Phono-Eingange) ist dass sie im Vergleich zum Plattenspieler wenig ausmachen. Möglicherweise waren sie auch nur alle qualitativ auf derselben Stufe. Der Phono-Eingang eines alten Kenwood Basic C1 klang schlechter, allerdings würde ich den wohl als Unterklasse einstufen.

Einen Thorens TD280 mit einer Phonovorstufe über 500 Euro zu kombinieren wäre Unsinn, genauso wie einen 1000 Euro Tonabnehmer einzubauen.

Spätestens die Empfehlung deines "Spezialisten" statt eines hochwertigeren Plattenspielers ein teures NF-Kabel zu nehmen wirkt suspekt.
rrrock
Stammgast
#10 erstellt: 27. Nov 2004, 22:32

Miles schrieb:

Einen Thorens TD280 mit einer Phonovorstufe über 500 Euro zu kombinieren wäre Unsinn,


Dachte ich eigentlich auch und richtig glauben mag ich es auch nicht. Ich höre es mir in Bälde einfach mal an.


Spätestens die Empfehlung deines "Spezialisten" statt eines hochwertigeren Plattenspielers ein teures NF-Kabel zu nehmen wirkt suspekt.


Nanu? Wie kommst Du darauf, dass er das empfohlen hat? Das wäre in der Tat völliger Unfug. Dass es Sinn macht, die dünnen Strippen, die an den kleineren Thorens-Laufwereken ab Werk sind, gegen höherwertige auszutauschen, ist allerdings doch ziemlich unumstritten.

Gruß,
Adrian
Miles
Inventar
#11 erstellt: 27. Nov 2004, 23:20
Adrian, ich dachte das wäre mit dem Satz gemeint:

dass die Kombination aus einem einfachen Plattenspieler (Thorens 280 u.ä.) in Verbindung mit einen wirklich guten Phono-Vorverstärker und einem ebensolchen NF-Phonokabel jedem konventionellen Planar 3 u.ä. überlegen ist.
rrrock
Stammgast
#12 erstellt: 28. Nov 2004, 02:43
Stimmt, Miles, war missverständlich formuliert.

Gruß,
Adrian
omulki
Stammgast
#13 erstellt: 02. Dez 2004, 00:13
Hi Adrian!


"kleinen" Linn oder "großen" Thorens bekommen würde und ob die an einem regulären Phonoeingang dann tatsächlich schlechter klingen würden, möchte ich doch bezweifeln.


Vor allem in Verbindung mit einem guten Plattenspieler machen sich die Unterschiede bei PhonoPres deutlicher bemerkbar.
Meiner Erfahrung nach sollte man aber vom gegebenem Budget zunächst möglichst viel in die Mechanik investieren, denn die Unterschiede bei der Elektronik sind selbstverständlich geringer! Zwischen meinem Pre und einer ProJect Phonobox liegen klangliche Unterschiede, die MASSIV geringer sind, als bei zwei Laufwerken mit ähnlichem Preisunterschied. Ganz klarer Fall.

Sogar verschiedene Abtaster machen meistens mehr aus, als verschiedene Pres.

Die Erklärung ist übrigens ganz einfach: Seit 20 Jahren werden Pres nach nur noch ganz wenigen verschiedenen Prinzipien gebaut, dabei vor allem die meisten in der unteren Preisklasse nach nur einem Schaltplan. (In so einer Phonobox ist abgesehen vom schlechteren Netzteil praktisch das selbe drin, wie in jedem Yamaha). Die Unterschiede durch die Wahl der Bauteile sind dann recht gering.

Grüße,

Oliver.
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