Umstieg von Surround auf Stereo - Erfahrungsbericht

Autor

Beitrag

Ixtax
Neuling

#1 erstellt: 06. Jan 2021, 20:56

Hallo!

Lange Zeit habe ich mich geärgert, meinen guten alten Stereo-Verstärker gegen einen AV-Surround-Receiver eingetauscht zu haben, weil ich mit der Stereo-Musikqualität sehr unzufrieden bin.

Dank dieses Forums und des AV Wikis habe ich gelernt: So ein AV-Receiver ist doch eine feine Sache! Total flexibel und für alles zu haben!

Vielleicht ist das für andere interessant, deshalb hier mein Bericht:

Mein AV-Receiver ist der Marantz SR6009, daran hängen zwei (sehr alte) Standlautsprecherpaare (einmal JBL TLX 320 mit viel Bass, einmal Standlautsprecher aus einer kleinen Lautsprecher-Klitsche mit viel Mittelton und Höhen).

Surround war mir wegen Kabel und Boxenaufstellung zu kompliziert, jetzt betreibe ich die beiden Lautsprechpaare parallel Stereo (das kann der Marantz, ein Paar an "Front", das andere paar an "Surround Back", Einstellung auf "Front B").

Für TV ist der Klang wirklich ausgezeichnet, bei Klassik-Konzerten über Digital Concert Hall ist der Klang gut, bei Stereo-Musik von lokalen Quellen ist der Klang aber enttäuschend.

Meine "lokalen Quellen" sind ein alter Denon CD-Player, der HiRes-Player Ibasso DX50 (via digitalem Coax bzw analogem Cinch) und mein Smartphone (Galaxy S10) mit VLC-Player und Spotify (via Bluetooth).

Ich will Stereo-Musik in guter Qualität hören. Also leiste ich mir zum ersten Mal im Leben aus meiner Sicht teure Lautsprecher: KEF Q950 (bestellt und noch nicht geliefert).

Und jetzt beginnen die Probleme:
Brauche ich einen neuen Stereo-Verstärker oder geht das mit dem AVR Marantz SR6009?
Wie kann ich möglichst hoch aufgelöste Musik abspielen - ohne Bluetooth-Krücke - und möglichst alles vom Smartphone aus steuern?

Erstes Problem:
Der Marantz SR6009 hat kein HEOS zum Streamen.

Zweites Problem:
Spotify und mein FLAC-Archiv höre ich bislang per Bluetooth von Smartphone an den AVR Marantz SR6009. Statt Bluetooth will ich streamen, um die Bluetooth-Transcodierung zu überspringen. Davon verspreche ich mir eine bessere Qualität (ob der Unterschied bei Spotify in höchster Auflösung zu hören ist, weiß ich, wenn ich die neuen Lautsprecher habe).

Also ändere ich erstmal die Übertragung von Spotify vom Handy: Nicht mehr Bluetooth, sondern direkt vom Handy auf den Marantz streamen. Theoretisch kann der Marantz das auch ohne HEOS. In der Praxis musst ich dafür in die Eingeweide der Netzwerkeinstellungen des Marantz kriechen (DHCP off, Primary und Secondary DNS auf 8.8.8. bzw 8.8.4.4. ändern, dann DHCP wieder an), und jetzt funktioniert das, warum auch immer (die Lösung fand ich in einem anderen Forum). Wunderbar!

Zweites Problem:
Mein FLAC Archiv klingt nicht gut, wenn ich es per Bluetooth vom Smartphone spiele, und es klingt zu meiner Überraschung und Enttäuschung auch schlecht, wenn ich es über meinen "FLAC-Player" Ibasso DX50 spiele, egal ob ich den Ibasso mit analoger Klinke/Cinch an den AVR anschließe oder mit digitalem Koaxial-Kabel. Außerdem will ich das FLAC Archiv bequem vom Smartphone aus steuern.

Was tun?

Nach langem Suchen habe ich - dank diesem Forum und dem AV Wiki - endlich die Lösung gefunden:
Auf dem Smartphone (Android) habe ich BubbleUPnP (4,99 Euro) installiert, die App hat den AVR von Marantz sofort erkannt, und schwupps kann ich mein FLAC-Archiv (auf microSD-Karte des Smartphones) bequem auf den Verstärker streamen.

Der olle AVR SR 6009 hat sich wider Erwarten als superflexibel erwiesen. Jetzt muss er nur noch meine neue Boxen KEF Q950 antreiben können ...

Jazzy
Inventar

#2 erstellt: 06. Jan 2021, 22:06

lxtax:

Mein AV-Receiver ist der Marantz SR6009, daran hängen zwei (sehr alte) Standlautsprecherpaare (einmal JBL TLX 320 mit viel Bass, einmal Standlautsprecher aus einer kleinen Lautsprecher-Klitsche mit viel Mittelton und Höhen).

Mmmh,also nenne mich konservativ,aber wie kann man so Klang beurteilen

Aber Besserung ist ja im Anflug

Sockenpuppe
Gesperrt

#3 erstellt: 06. Jan 2021, 23:03

Kleiner Tipp: Wenn die KEF Q950 eintreffen, diese bitte nicht mit einem weiteren Paar Lautsprecher betreiben. Die 900er wartet mit einer geringen Impedanz auf, durchaus möglich, dass sich die 950er ebenso verhält. Konkret müsstest du in dem Fall befürchten, dass sich der Marantz aufgrund der geringen Impedanz abschaltet.

mit frdl. Gruß

Ixtax
Neuling

#4 erstellt: 07. Jan 2021, 18:27

Besserung ist im Anflug, so ist es. Wahrscheinlich werde ich mich danach fragen, wie ich es so lange zuvor mit dem Lautsprecherdoppel ausgehalten habe.

Ixtax
Neuling

#5 erstellt: 07. Jan 2021, 18:33

@Sockenpuppe
Danke für den Hinweis! Die Q950 sollen ggü den Q900 in dieser Hinsicht weniger anspruchsvoll sein, habe ich in einem "Fachmagazin" gelesen.

Jedenfalls werde ich die Q950 als alleiniges Lautsprecherpaar betreiben. Ich werde mir den Klang nicht durch ein Hinzumantschen von alten mittelmäßigen Lautsprechern versauen.

Ich werde berichten, wie es sich anhört.

Ixtax
Neuling

#6 erstellt: 06. Feb 2021, 17:55

Hier also mein vorläufiger Erfahrungsbericht:

Die KEF Q950 Lautsprecher stehen jetzt in unserer Wohnküche. Riesendinger. >30 cm von der Wand entfernt, 5m Abstand voneinander, eingedreht auf Hörplatz.

Marantz SR6009 in Stereo-Modus
Zuspieler Denon CD-Player
Als FLAC-Player:
Ibasso DX50 via Cinch an Marantz Pure Direct
Smartphone via WLAN Streaming per BubbleUPnP (5 Euro) an Marantz Pure Direct
Spotify (höchste Auflösung) via WLAN Streaming über Smartphone an Marantz Pure Direct
TV via optischem Kabel auf Marantz

Was mich an dieser Lösung fasziniert ist die einfache Bedienung: Auf der microSD-Karte des Smartphones habe ich 300GB FLAC Musik. Verlustfrei gestreamt zum Marantz. So muss es sein, finde ich. Simpel und gut.

Und der Klang?

Zuvor hatte ich zwei alte Standboxenpaare im Stereomodus (Basslastige JBL, Mitten/Höhenbetonte Eigenbau-LS von Profis, genaue Herkunft ist mir nicht bekannt). Meine Erwartungen an die Q950 waren sehr hoch. Nie zuvor hatte ich soviel Geld für Boxen ausgegeben.

Die Überraschung:
Beim allerersten Hören war ich enttäuscht, weil es keine neue Klangdimension war. Ein Trugschluss.

Denn mit der Zeit höre ich große Unterschiede der Aufnahmequalität, die ich vorher nicht bemerkt hatte. Besonders bei Spotify (Einstellung immer höchste Auflösung - welche das dann konkret ist, wird nicht angezeigt - oder habe ich was übersehen?) und bei TV in Nachrichten/Dokumentationen. Hörbare Unterschiede auch bei TV/Digital Concert Hall (Berliner Philharmoniker) je nach Konzert.

Mein FLAC Archiv klingt jetzt endlich seeehr gut, mit hörbaren Unterschieden je nach Aufnahme, egal ob von Ibasso DX50 per Cinch oder von Smartphone per WLAN.

Spielfilme klingen großartig, deutlicher Unterschied zu vorher.

Nach zwei Wochen Hören: Die Q950 spielen auch bei geringer Lautstärke in allen Lagen sehr differenziert, trockener, tiefer Bass, bei dem ich immer wieder grinsen muss. Das kannt ich bislang nicht, dass ich bei geringer Lautstärke Musik über Lautsprecher genießen kann. Der Dynamikumfang bei Klassik ist einfach irre. Ob Jazz oder Rock, die Boxen machen richtig Spaß, wenn die Aufnahme nicht mittelmäßig ist.

Die Höhen scheinen mir bei manchen Aufnahmen zu verhangen. Ich tröste mich so: Besser als wenn mir die Höhen bei längerem Hören auf den Senkel gehen.

Wenn ich die Q950 zur Hörsession etwas weiter von der Wand abrücke, ist die räumliche Darstellung merklich besser.

Insgesamt also Liebe auf den zweiten Blick. Was das wohl bedeutet:
Hört man sich seine Lautsprecher mit der Zeit schön?
Verbraucht sich Liebe auf den ersten Blick schneller?

Ich bin jedenfalls zufrieden Der olle Marantz SR6009 ist ein geniales Multitalent. Und die KEF Q950 für mich eine neue Lautsprecher-Dimension.

In diesem Sinne: