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Der Jazzrock – Fusionen, Helden, Platten (eine Geschichte)

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arnaoutchot
Moderator
#151 erstellt: 18. Jan 2021, 12:43
Das hier fiel mir noch ein: Ian Carr with Nucleus - Labyrinth - Vertigo 1973. Schöner Jazz auf der rockigen Seite in einem thematischen Konzeptalbum um die Minotaurus-Sage mit Gästen wie Kenny Wheeler, Tony Coe, Dave McRae u.v.m. Lediglich das textlose Gesinge von Frau Winstone verleidet mir schon immer ein wenig die Platte

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https://www.discogs....yrinth/master/148322
Mr._Lovegrove
Inventar
#152 erstellt: 19. Jan 2021, 10:30
Die Ian Carr ist ja äußerst interessant. Bin gerade am lauschen. Sehr schön.

Ein Projekt, das 1973 gleich zwei Alben veröffentlichte, war Passport, die Fusionkombo von Klaus Doldinger. Er verfeinerte und modifizierte sein Konzept weiter.

lt
Passport
Looking Thru, 1973

Drums – Curt Cress
Guitar, Bass – Wolfgang Schmid
Organ, Electric Piano – Frank Roberts
Tenor Saxophone, Soprano Saxophone, Synthesizer, Electric Piano, Mellotron– Klaus Doldinger

hm
Passport
Hand Made, 1973

Bass, Guitar – Wolfgang Schmid
Drums, Percussion – Curt Cress
Electric Piano, Organ – Kristian Schultze
Tenor Saxophone, Soprano Saxophone, Synthesizer, Electric Piano, Mellotron – Klaus Doldinger

Zwei Alben in direkter Folge, auf denen Doldinger mit Schmid und Cress den Kern der besten Passport- Besetzung überhaupt vorstellte. Mit Cress kam ein Mann an Bord, der schon seit 1965 (seit seinem 13. Lebensjahr!) Banderfahrung hatte und technisch einfach keine Frage offen ließ - der konnte es einfach und brachte einen stringenten, rockorientierten Sound in die Band, der einfach passte. Ähnliches gilt für Schmid, der einen teils spektakulären Stil vorzuweisen hatte.
Und ist "Looking Thru" noch etwas funkig orientierte, so kehrt Doldinger mit dem Nachfolger in diesen etwas kühl- technisch basierten Sound ein, den ich an den Passport Alben bis "Oceanliner" einfach mag. Hier wird einfach nicht rumgemacht, sondern hier musizieren vier Könner auf den Punkt genau geradeaus voranschreitenden Jazzrock, der schnell ins Blut geht.
Doldinger wurde übrigens mit seinem Jazzrockprojekt durchaus auch zu einem innovativen Nutzer damaliger Synthesizer und elektronsicher Instrumente und wusste diese geschickt einzusetzen.
Und ganz abseits der Musik finde ich die früher Passport Albencover, bis "Infinity Machine" allesamt gestalten von Wandrey's Studion, ganz großartig.


[Beitrag von Mr._Lovegrove am 19. Jan 2021, 10:34 bearbeitet]
Mr._Lovegrove
Inventar
#153 erstellt: 22. Jan 2021, 10:14
Marc Moulin und sein funky Fusionprojekt Placebo hatte ich ja schon mal erwähnt. Auch 1973 servierte uns der schlaue Belgier eine wunderbare Platte.
jpc.de
Placebo
1973, 1973

Bass – Nick Kletchkovsky, Yvan De Souter
Bass Clarinet – Johnny Dover
Keyboards, Synthesizer – Marc Moulin
Drums – Garcia Morales
Drums, Percussion – Bruno Castellucci, Freddy Rottier
Flute – Alex Scorier
Guitar – Francis Weyer
Soprano Saxophone, Tenor Saxophone – Alex Scorier
Trombone – Frans Van Dijk
Trumpet – Nick Fissette
Trumpet, Flugelhorn, Horn – Richard Rousselet

Moulins Kompositionen und auch Arrangements erklingen hier deutlich konzentrierter und fokussierter, als auf dem Debütalbum. Und er trifft auf einen Punkt, der kaum von einem anderen Act in dieser musikalischen Region so besetzt wurde. Dieser Punkt liegt passgenau zwischen Jazz, Funk und Jazzrock und erklingt superb ausbalanciert. Die recht große Truppe setzt seine Jazzfunkfusion- Ideen aber auch exquisit um, und die Scheibe macht absoluten Spaß, ist nicht zu schwer, aber auch weitab jeglicher Belanglosigkeit. Ein wunderbares Gem, dass es sogar noch auf CD und Vinyl gibt.

So, dann bin auch ich mit 1973 durch. 1974 kann kommen....


[Beitrag von Mr._Lovegrove am 22. Jan 2021, 10:56 bearbeitet]
arnaoutchot
Moderator
#154 erstellt: 22. Jan 2021, 11:49
ok, danke, 1974. Ich hab da schon mal was vorbereitet

Eines meiner - sagen wir fünf - Lieblingsalben dieses Threads wird wohl immer Weather Report - Mysterious Traveller (Columbia 1974) bleiben. Es ist aus meiner Sicht das beste Album von WR, hier hatten sie sich endgültig aus dem Miles-Davis-Fahrwasser freigeschwommen und machten eine eigenständige Fusion von Jazz, Rock und weltmusikalischen Einflüssen. Impulsive Tracks wie der Opener Nubian Sundance, das mystische Scarlet Woman oder Cucumber Slumber mit den hypnotischen Basslauf sind Klassiker, gleich dem Hörspiel Jungle Book am Schluss. Natürlich war es schade, dass das Gründungsmitglied Miroslav Vitous ausgeschieden war und durch Alphonso Johnson ersetzt wurde, aber der brachte deutlich mehr Funk in den Sound als sein Vorgänger.

Ich schrieb es schon in anderen Threads: Ich hörte das Album erstmals so als 16jähriger und war zuerst konsterniert. Das war ein Gewirr musikalischer Linien, wie ich es von meinen damaligen Beatles-, Pink Floyd- oder Genesis-Platten kaum kannte. Bis ich merkte, wie faszinierend es war, musikalischen Linien einzelner Musiker zuzuhören. Die Stücke konnte man damit mehrfach aus verschiedenen Perspektiven erleben.

Klanglicher Königsweg, die Platte zu besitzen/hören ist die Mehrkanal-Single-Layer-SACD, die nochmals zusätzliche akustische Räume öffnet. (Achtung: Spielt nur auf SACD-Playern !). Leider inzwischen vergriffen und teuer. Die normalen Ausgaben sind klanglich aber auch alle ok.

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https://www.discogs....ler/release/11387653


[Beitrag von arnaoutchot am 22. Jan 2021, 18:17 bearbeitet]
andreas3
Inventar
#155 erstellt: 22. Jan 2021, 23:57
Bei Mysterious Traveller stimme ich dir voll zu, die hat große Klasse!

Columbia / CBS brachte 1974 zwei Doppelalben von Miles Davis, woran man ablesen kann, welch hohen Stellenwert seine Musik zu der Zeit hatte.


Miles Davis - Big Fun
Columbia / CBS 1974

Big Fun erschien im April 1974 und ist nicht das Ergebnis neuer Studioaufnahmen, sondern beinhaltet vier Aufnahmen von 1969, 70 und 72, wobei die Stücke jeweils eine Seite des Doppelalbums füllen. Drei Seiten dokumentieren große Besetzungen, der Titel Go Ahead John (1970) im Quintett mit John McLaughlin, dem der Titel gewidmet ist, Steven Grossman am Sopransax, Dave Holland am Bass und Jack DeJohnette am Schlagzeug.


Miles Davis - Get Up With It
Columbia / CBS 1974

Get Up With It erschien im November und versammelt Aufnahmen zwischen 1970 und 1974, ebenfalls in wechsenden (großen) Besetzungen mit bis zu drei Gitarristen. Miles selbst spielt in mehreren Stücken Orgel, und das erste dem verstorbenen Duke Ellington gewidmete He Loved Him Madly erinnert durchaus an die frühen Pink Floyd. Ein Blues mit Mundharmonika, sowie zwei weiter Hommagen an Billy Preston, der hier allerdings nicht vertreten ist, sowie an Mtume, den afrikanischen Percussionisten, der auf etlichen Platten vertreten ist.


[Beitrag von andreas3 am 22. Jan 2021, 23:58 bearbeitet]
umher
Inventar
#156 erstellt: 23. Jan 2021, 18:41
Ramsey Lewis veröffentlicht 1974 gleich zwei Alben - "Solar Wind" und "Sun Godess". Während "Solar Wind" die unverkennbare Musik des für ihn typischen Triojazz-RnB-Instrumental weiterführt (mit Cleveland Eaton am Bass und Morris Jennings am Schlagzeug) unter Hinzunahme lyrischer Synthesizer Unterstützung und Oldschool Wahwah-Gitarre, wird bei "Sun Godess" auf funky Rythmusgitarren und perkussive Bläser gesetzt – eine ideale Aussattung für fetten Fusion wie etwa das zwei Jahre später erscheinende "Brazilica".


Hintergrund ist, dass ein paar Jahre zuvor ein gewisser Maurice White Schlagzeuger dieses Trio war. Dieser und seine Brüder Verdine und Fred haben 1970 aber ihre eigene Band names Earth, Wind & Fire gegründet, mit welcher es 1974 mit Lewis zu einem (nicht dem letzten) Zusammentreffen kam und "Sun Godess" daraus entstand.

Das Titelstück ist bei EW&F ebenfalls im Repertoire zu finden, weil Maurice White das Stück geschrieben hat. Mitproduziert hat ürigens Teo Macero, der an zahlreichen wegbereitenden Fusion-Alben mitgewirkt hat.

Gruss Urs


[Beitrag von umher am 23. Jan 2021, 18:45 bearbeitet]
andreas3
Inventar
#157 erstellt: 27. Jan 2021, 00:00
Zuletzt (#131) hatte ich seinen Erstling Tribe vorgestellt, hier die zweite und leider auch letzte:



Horacee Arnold - Tales Of The Exonarated Flea
Sony / MIG 1974

Hier hat Arnold wieder eine noch umfangreichere All-Star- Besetzung zusammengetrommelt (im wahrsten Sinne des Wortes), und das Ergebnis lässt sich hören: Die Musik ist derartig gelungener, kraftvoller und saftiger Jazzrock dass es mir unverständlich ist wieso er nicht bekannter wurde. Dabei sind Rick Laird und Jan Hammer vom Mahavishnu Orchestra, John Abercrombie (noch jung und wild), Ralph Towner, David Friedman am Vibraphon, Sonny Fortune an Sax und Flöte, George Mraz, Dom Um Romao und weitere, der daraus entstehende Mix passt einfach.

Grüße!
andreas3
Inventar
#158 erstellt: 27. Jan 2021, 02:31
Ein Zeugnis für den europäischen Jazzrock par excellence:



Pork Pie - Transitory
MPS 1974

Charlie Mariano - soprano-, alto sax, flute, bamboo flute, nagaswaram
Philip Catherine - e-, ac. guitar
Jasper van´t Hof - e- piano, prepared organ, grand piano, celesta
J.F. Jenny- Clarke - bass
Aldo Romano - drums
as guest:
Ivanir "Mandrake" Do Nascimento - percussion

Außer Mariano, der schon länger im Geschäft war, zählten die Musiker damals nicht zu Unrecht in ihren jeweiligen Heimatländern Belgien, den Niederlanden, Frankreich und Italien zu den führenden "jungen" Jazzmusikern. Aufbau und Arrangement der Stücke, Solos, alles perfekt gespielt und auch für heutige Maßstäbe gut aufgenommen und sauber gemischt, das macht Freude. Die Mehrzahl der Stücke ist von Jasper van´t Hof, die übrigen Bandmitglieder haben jeweils ein Stück beigetragen. Und obwohl dadurch die musikalische Bandbreite recht weit ist, schaffen sie es alles aus einem Guss als Gesamtwerk zu präsentieren. War schon toll was die damals gemacht haben, ein ähnliches Projekt wie Kriegels Missing Link. Ruhig mal anhören..

Grüße!
Mr._Lovegrove
Inventar
#159 erstellt: 27. Jan 2021, 09:51
Transitory ist ein schöner Tipp. Danke!
Und ich übernehme aus dem Line-Up gleich mal den großartigen Philipe Catherine, der in den 1970ern zu den ganz großen Fusiongitarristen der europäischen Jazzrockszene zählte. Und schon "September Man" ist ein sehr gutes Beispiel dafür.

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Philipe Catherine
September Man, 1974

Bass – John Lee
Drums – Gerry Brown
Guitar – Philip Catherine
Piano, Organ – Jasper Van't Hoff
Saxophone, Flute – Charlie Mariano
Trumpet – Palle Mikkelborg

Produziert von Marc Moulin, dem Kopf hinter dem belgischen Fusionprojekt Placebo, präsentiert uns der Gitarrist ein Album voller Kontraste. Auf der einen Seite gibt es forcierten und harten Jazzrock, der durch die Kompositionen von Palle Mikkelborg repräsentiert wird, auf der anderen Seite zeigt der belgische Gitarrist eine weiche, sanfte, gar romantische Seite und wechselt auch mal zur akustischen. Ich mag eher den drängenden Jazzrock und vorallem Catherines E-Gitarrenspiel, das durch viel Pedaleinsatz geprägt ist. Tolle Scheibe in einer Besetzung, die Jazzrock quasi im Blut hatte.
Das Album erschien einzeln nie als CD, ist aber Teil der 5-CD Box "Selected Works 1974-1982".


[Beitrag von Mr._Lovegrove am 27. Jan 2021, 09:52 bearbeitet]
arnaoutchot
Moderator
#160 erstellt: 27. Jan 2021, 11:26
Ja, danke für Transitory, steht hier und wäre mir jetzt trotzdem nicht eingefallen.

Jetzt zu einer der beiden (für mich) richtig guten elektrischen Return to Forever-Platten: Where Have I Known You Before - Polydor 1974. Gleich der Opener Vulcan Worlds zeigt, wo der Hammer hängt. Mann, das fetzt auch heute immer noch. Auf diesem Level geht es dann auch weiter, bis zum grandiosen Finale Song to the Pharoah Kings. Klar, das ist genau die Fusion, die Wasser auf die Mühlen der Gegner dieser Musik lieferte, und Corea's Moog klang schon damals käsig, aber wie gesagt, macht mir bisweilen immer noch Spass. Stay tuned, es gibt noch eine weitere gute des Quartetts.

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Mr._Lovegrove
Inventar
#161 erstellt: 28. Jan 2021, 09:49
Ich hatte für das Jahr 1973 ja schon Joe Henderson erwähnt. Ein Jahr später dann erschien sein, wie ich finde, Opus Magnum:
jpc.de
Joe Henderson
The Elements, 1974

Bass – Charlie Haden
Drums – Ndugu (Leon Chancler)
Piano, Harp, Tambura, Harmonium – Alice Coltrane
Tabla, Percussion – Baba Duru Oshun
Tenor Saxophone, Flute, Alto Flute – Joe Henderson
Violin – Michael White
Percussions, Flute, Narrator – Kenneth Nash

Und wie ich schon bezüglich "Multiple" notiert hatte, war Henderson im Gegenzug zu vielen seiner Kollegen in den 70ern nicht zum klasssichen Jazzrockmusiker konvertiert. Seine Fusion bestand aus ganz anderen Elementen und auf "The Elements" kulminierte dieser Ideenreichtum zu einem einsamen Höhepunkt und macht daraus einer der besten Jazzplatten den gesamten Jahrzehnts. "Stargast" war Alice Coltrane, die an der Harfe geradezu ausserweltliche Klänge beisteuert. Klänge, die diese gravitätische und unfassbar erdige Musik in eine andere Sphäre heben.
Henderson mischt auch hier Jazz, Roots, Afro-Centric und verschiedenste Rhythmen zu einem hypnotisierenden Mix, der ab Takt eins mitreißt. Sein Saxophon erklingt dabei wie das eines Beschwörers und das einen Erzählers.
Alle vier Tracks sind meisterhaft, aber das Schlußsstück "Earth" ist dennoch nochmals eine eigene Sache. Ndugu Chancler und Charlie Haden ersinnen hier einen so seltsamen wie faszinierenden Beat, der schwer verschliffen ist aber ebenso groß und tief und breit. Er schleicht sich mit seinem langsamen Tempo in die Gehirnwindungen und bleibt dort über Hendersons narrative Saxlinien bis hin zum mystischen Rezitativ von Kenneth Nash und dem schließlich etwas forcierten Schluß dort. Henderson hat danach zwar weitere gute Platten für Milestone gemacht, aber nie wieder diese Intensität und Dichte erreicht.
arnaoutchot
Moderator
#162 erstellt: 28. Jan 2021, 12:23
Starker Stoff, die Henderson. Muss ich mir auch mal wieder zuführen.

Noch etwas, wo das Wort Rock zwar fehlt (da finde ich aber bei Henderson ehrlich gesagt auch keinen ), aber was ich durchaus als Fusion von neuen Einflüssen mit dem Jazz charakterisieren würde: Eberhard Weber - The Colors of Chloe - ECM 1974. Webers erste Solo-Platte auf ECM ist geprägt durch seinen singenden Bass, die Celli des Südfunk Symphonieorchesters, seinen langjähren Pianisten Rainer Brüninghaus und Gäste wie Ack van Rooyen (flh). Insgesamt würde ich das impressionistischen Jazz nennen. Habe nachgeschaut, die LP habe ich im April 1981 gekauft, hat also fast 40-jähriges Jubiläum bei mir.

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https://www.discogs....hloë/release/4599052
HansFehr
Inventar
#163 erstellt: 28. Jan 2021, 16:43

Mr._Lovegrove (Beitrag #161) schrieb:
Ndugu Chancler und Charlie Haden ersinnen hier einen so seltsamen wie faszinierenden Beat, der schwer verschliffen ist aber ebenso groß und tief und breit. Er schleicht sich mit seinem langsamen Tempo in die Gehirnwindungen

Einfach stark. Gefällt mir. Ich höre das Schlussstück seit etwa 40 Jahren wieder mal und bin fasziniert.
Gomphus_sp.
Inventar
#164 erstellt: 28. Jan 2021, 19:12
Gab es hier schon Jazz Rock aus der Tschechoslowakei? Ich bin im Besitz einer Platte, auf der
Progressive Rock eine Fusion mit dem Jazz eingeht. Es ist diese, die ich mir momentan anhöre.

j39.

Modrý Efekt + Jazzový Orchestr Čs. Rozhlasu ~ The Blue Effect Group und das Czechoslovak
Radio Jazz Orchestra
mit der 1974 erschienenen Platte Nová Syntéza 2 / New Synthesis 2
Die Gruppe um Radim Hladík begann in den Sixties mit Beat und Psychedelic Rock und wurde dann
progressiver und widmete sich letztendlich dem Jazz. Mit dem Tschechischen Radio Jazz Orchestra
unter der Leitung von Kamil Hála brachte Blue Effect (später hießen sie durch politischen Druck Modrý
Efekt
oder auch M. Efekt) 1971 den ersten Teil von Nová Syntéza / New Synthesis heraus. Ich höre
gerade den 2. Teil.
Geschichte der Band bei Wiki.
andreas3
Inventar
#165 erstellt: 28. Jan 2021, 21:18
Sein Erstling, den ich 1973 vorgestellt habe, blieb weitgehend unbeachtet, aber hiermit war er plötzlich da:



Stanley Clarke
Atlantic 1974

Stanley Clarke - bass guitar, double bass, guitar, piano, vocals
Jan Hammer - keyboards
Bill Connors - guitar
Tony Williams - drums
Airto Moreira - percussion
Dazu noch ein Bläser- sowie ein Stringensemble.

Clarke erweist sich sowohl im schnellen Funk auf dem E- Bass als auch akustischen, teils gestrichenen Solo als Ausnahmebassist. Tony Williams treibt prächtig, Connors und Hammer sorgen für deftige Sounds.

Grüße!
Mr._Lovegrove
Inventar
#166 erstellt: 28. Jan 2021, 22:33
Hier nochmal Herbie Hancock und eine recht besondere Platte in seinem Oeuvre:
jpc.de
Herbie Hancock
OST Death Wish, 1974

Dies ist einer dieser Original Scores, die auch ganz ohne Film funktionieren und doch auch funktional sind. Hancock und das fast komplette Head Hunters Ensemble plus Streicher fesseln dabei gerade im Hauptthema (welches im Film übrigens so nicht zu hören ist) und den düsteren, treibenden Stücken enorm. Das hier eben keine Scoremusiker, sondern ein erfahrenes und synergetisch agierendes Jazzfunkensemble aufspielt, merkt man auch sofort. Der Film profitiert von diesem teils zerreissenden Funk- Fusionjazz enorm und obwohl Michael Winner und sein Hauptdarsteller Charles Bronson auch so einen großartigen Film erschaffen haben, so sind es Stücke wie "Do a thing" oder das grandiose "Fill your hand" zum Showdown hin, die die ganz spezielle Atmosphäre dieses Rachethrillers erst so richtig zur Geltung bringen.
Nach längerer Zeit out of print gibt es diesen brillanten Soundtrack übrigens seit letzten November wieder auf CD.


[Beitrag von Mr._Lovegrove am 29. Jan 2021, 12:14 bearbeitet]
andreas3
Inventar
#167 erstellt: 28. Jan 2021, 22:59
Auch er brachte seine zweite Platte:



Billy Cobham - Crosswinds
Atlantic 1974

Billy Cobham - drums, percussion
John Williams - bass
John Abercrombie - guitar
George Duke - keyboards
Randy Brecker - saxes
Michael Brecker - trumpet
Garnett Brown - trombone
Lee Pastora - latin percussion

Läuft hier gerade zum ersten Mal nach Jahrzehnten wieder.. Im Vergleich zu Spectrum ist Crosswinds aufgrund der prominenten Bläser mehr funky, was durchaus Spaß macht. Duke und Abercrombie zeigen Begeisterung, der mir nicht geläufige Bassist Williams schafft eine solide Basis für Cobhams Trommelkunst.
Dominos
Stammgast
#168 erstellt: 29. Jan 2021, 09:25
Ebenfalls 74 kam von BC diese hier ..

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Ich persönlich finde die nicht so stark, und ziehe Spectrum, Crosswind und Shabazz live in Europa vor.
Mehr als die 3 genannten BC Alben brauche ich persönlich nicht

Gruß
Dominos
Stammgast
#169 erstellt: 29. Jan 2021, 09:38
Dann noch von 74 etwas vom finnischen Gitarrenvirtuose Jukka Tolonen

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- Jukka Tolonen / guitar, piano, composer

With:
- Esa Kotilainen / Moog, clavinet, accordion
- Pekka Poyry / soprano & alto saxophones, flute
- Jan Kling / tenor sax
- Torgny Nilsson / trombone
- Bertil Löfgren / trumpet
- Seppo Paakkunainen / baritone saxophone (2)
- Heikki Virtanen / bass
- Esko Rosnell / drums, percussion

Tolonen wurde bekannt als Gitarrist der Jazz-beeinflussten Rock-Band Tasavallan Presidentti („Der Präsident der Republik“)[1], in der auch die bekannten finnischen Jazz-Saxophonisten Juhani Aaltonen und Pekka Pöyry, die Bassisten Måns Groundstroem und Heikki "Häkä" Virtanen, die Sänger Frank Robson und Eero Raittinen, und der Schlagzeuger Vesa Aaltonen spielten. Tasavallan Presidentti dürfte einer der bekanntesten finnischen Progressive-Rock-Bands sein.

Tolonen hatte schon 1969 mit 17 Jahren erste Auftritte mit Tasavallan Presidentti, nahm aber auch zwei Alben mit der Band Wigwam auf. Durch diese Arbeiten wurde er als virtuoser Gitarrist vor allem in Skandinavien bekannt.

Im Laufe der Zeit arbeitete er mit einigen anderen Fusion-orientierten Bands wie Guitarras Del Norte, Trio Tolonen und der Jukka Tolonen Band zusammen.

2006 brachte Tolonen das bislang letzte Album von Tasavallan Presidentti, „Six Complete“ heraus sowie ein Solo-Album mit Stücken von John Coltrane, „Cool Train“


Gruß
Mr._Lovegrove
Inventar
#170 erstellt: 29. Jan 2021, 09:59
Hier kommen ja richtig tolle Sachen zusammen!

Und auch ein großer wie Jack DeJohnette brachte in 1974 eine Fusionplatte raus:
jpc.de
Jack DeJohnette
Sorcery

Bass – Dave Holland
Bass Clarinet – Bennie Maupin (tracks: Side A)
Drums, Keyboards – Jack DeJohnette
Guitar – John Abercrombie (tracks: Side A), Mick Goodrick (tracks: Side A)
Trombone, Idiophone – Michael Fellerman

Zusammengestellt aus zwei Sessions im März 1974 ist die Platte schon eine etwas unharmonische Angelegenheit. Der Drummer und seine fähigen Kollegen fahren zwar grundsätzlich unter der Flagge des Jazzrock und ein Stück wie der Epilog trifft diesen Punkt auch recht gut, aber ein obskures Vokalstück wie "The right time" und einige unpassende wilde und teils kakophonische Ausflüge in Freegefilde sowie die einfach grottenschlechte Produktion, die selbst für das Entstehungsjahr katastrophal ist, sorgen nicht gerade für Wohlgefallen. Trotz der der großen Namen ist diese Platte eher eine fürs Kellerlager denn für die Galerie.


[Beitrag von Mr._Lovegrove am 29. Jan 2021, 10:05 bearbeitet]
Gomphus_sp.
Inventar
#171 erstellt: 29. Jan 2021, 12:40
1974 schlug die Stunde für Missus Beastly. Die aus Herford stammende Band widmete sich zu Anfang der siebziger Jahre noch dem Underground, verband Krautrock mit Muster aus der psychedelischen und progressiven Rockmusik, wobei da auch schon der Jazz eine besondere Rolle spielte. Auf dem gleichnamigen 74ger Album, was ich mir gerade anhöre,

j42.

spielt das Ensemble lupenreinen Jazz Rock. Das provokative Cover von Gerd Marschand sticht sofort ins Auge. Wahrscheinlich griff so mancher Schallplattenhändler damals unterm Ladentisch, wenn jemand die Schallplatte kaufen wollte. Ist vielleicht nichts für Kinderaugen. War vielleicht auch in manch anderem Land verboten. Immerhin trägt der Gorilla, der zu dem noch ein braunes Fell hat, ein "Eisernes Kreuz" am Hals. Pure Provokation. Und diese Banane. Aber wie gesagt: astreiner Jazz Rock.
Mitglieder waren:

Jürgen Benz: Alto Saxophone, Flute, Percussion
Norbert Dömling: Bass, Guitar
Lutz Oldemeier: Drums [Asba Drums], Cymbal [Paiste Cymbals]
Dieter Miekautsch: Keyboards, Piano [Mahler-Piano]
Friedemann Josch: Soprano Saxophone, Flute

Ich höre gerade dieses Reissue von 2013.
arnaoutchot
Moderator
#172 erstellt: 29. Jan 2021, 13:10
Sehr abwechslungsreiche Vorstellungen hier, in der Tat ... 👍

Von mir noch was aus der Canterbury/Soft Machine-Ecke: Robert Wyatt - Rock Bottom - Virgin 1974. Wyatts zweites Solo-Album (das erste, The End of an Ear von 1970 hätte hier auch noch reingepasst ...) und sein erstes nach seinem fatalen Sturz und der resultierenden Querschnittlähmung 1973. Er macht hier auf Keyboards und einem Schlagzeug, das nur mit den Händen gespielt wird, und der Hilfe von Hugh Hopper, Richard Sinclair, Fred Frith, Ivor Cutler, Mongezi Feza, Gary Windo und sogar Mike Oldfield auf einem Stück einen versponnenen leicht psychedelischen Jazz-Rock. Ganz grossartig, wie ich finde. Produziert wurde das Album übrigens von Nick Mason von Pink Floyd, der Wyatt wohl auch finanziell unterstützte. Pink Floyd gaben sogar ein Benefiz-Konzert zugunsten Wyatts Genesung und Wiederbeginn als Musiker.

R-388615-1310684569.jpeg
https://www.discogs.com/Robert-Wyatt-Rock-Bottom/release/388615


[Beitrag von arnaoutchot am 29. Jan 2021, 13:13 bearbeitet]
andreas3
Inventar
#173 erstellt: 29. Jan 2021, 15:40
Robert Wyatt - Rock Bottom

Die hatte ich jetzt nicht auf dem Schirm, steht hier noch vergessen als DoLP mit Ruth is stranger than Richard und mehr als ein halbes Leben lang nicht mehr gehört. Ich erinner mich nur noch am Wyatt´s gebrochene traurige Stimme, die Platte wird heute mal laufen.

Wo wir gerade bei Virgin Rec. sind:

you

Gong - You
Virgin 1974

Ebenfalls erwähnt werden sollte die französische Gruppe Gong, zu der 1969 David Allen (ehem. Soft Machine) gestoßen war. In ihren Anfängen Ende der 60er im Psychedelic Rock verwurzelt, besangen sie den Camembert electrique und entwickelten eine eigene Mythologie von unsichtbaren Radiognomen, fliegenden Teekannen und Pothead Pixies, die in der Trilogie der Platten Flying Teapot, Angel´s Egg und You ihren Höhepunkt fanden. Leider auch der Höhepunkt der Band. Nach dem finalen und phantastischen Live etc. löste man sich in dieser Form auf.

Musikalisch war die Gruppe nicht zuletzt dank des erstaunlichen Saxophonisten und Flötisten Didier Malherbe, Bassist Mike Howlett und Drummer Pierre Moerlin neben den bizarren Passagen aus Allens skurilen Geschichten, Synthies und Space Whisper zunehmend dem Jazzrock zugewandt, was auf der hier vorgestellten You gut zum Ausdruck kommt. Auch Steve Hillage als Leadgitarrist neben David Allen ist bemerkenswert.

Grüße!
arnaoutchot
Moderator
#174 erstellt: 29. Jan 2021, 16:22
Ja, Gong - You hatte ich durchaus auch auf dem Schirm, aber wegen noch eher Zugehörigkeit zu Psychedelic Rock verworfen. Aber zarte Jazz-Einflüsse kann man auch sicherlich schon feststellen. Die Jazz-Rock-Gong-Formation ging bei mir mit Shamal los ... 1975
umher
Inventar
#175 erstellt: 29. Jan 2021, 21:29
The Cannonball Adderley Quintet – Pyramid / 1974 Fantasy Records



Als das Cannonball Adderly Quintet 1967 mit einem Grammy ausgezeichnet wurden wegen dem von ihrem damaligen Bandmitglied Joe Zawinul geschriebenen Mercy Mercy Mercy (rec. 1966), haben sie damit wesentlich zur Etablierung des Synthesizers in der Musik beigetragen. Miles Davis reagierte darauf, indem er seinen Übertritt in die elektrische Phase vollzog und im Juli 1968 mit dem Track Stuff (auf Miles In The Sky) mit Herbie Hancock am Rhodes Piano sowas wie Fusion präsentierte. Cannonball Adderly war Ende der Fünziger bereits einmal Bandmitglied bei Miles Davis genau zu der Zeit, als dieser Kind Of Blue aufgenommen hatte. Miles Inspiration zehn Jahre später von Adderly ist möglicherweise wegen dieser Vorgeschichte so kreativ für den Fusion verlaufen.

Die andere Vorgeschichte ist, dass gleichzeitig zu Kind Of Blue Cannonball Adderley bei Blue Note an Aufnahmen dran war, wo auch Miles mitwirkt, und schliesslich das nicht weniger berühmte Something Else daraus entstanden ist. Alle beteiligten Künstler waren hin und weg ab der phenomenalen Einspielung, welches dank der übereinkünftigen Verbundenheit aller Musiker eine solch herausragende Leistung in der Jazzgeschichte entstehen liess.

Dritte Vorgeschichte ist, dass die Adderley Brüder noch in den Vierzigern – kaum erwachsen – bereits mit den lokalen Grössen aus demselben Kaff names Tallahassee, von wo sie her stammen, zusammen gespielt haben. Einer davon hiess Ray Charles, der ihnen den Soul definitiv mit auf den Weg gegeben hat. Dementsprechend ist ihr Jazz immer vom Blues und Soul gekennzeichnet, das Saxophonspiel kräftig, das Cornet und die Trompete seines Bruder Nat kernig, beide gehaltvoll und eindrücklich.

So setzen sie auch die Musik auf Pyramid um, geben aus ihren melodischen Ausführungen kontrastreich Fremdes hinzu, verwenden Anekdoten, die den Takt nötigen, und wenn sie sich dann in genügend Deutung glauben, lassen sie das dadurch freigewordene Feld mit Strukturen aus Funk, Rock, Blues oder Bebop durchtränken. George Duke sorgt am grossen Arp Synthesizer 2600 für Witz und Charme, am Hohner Clavinet für den passenden Drive, um solche Positionen insistieren zu lassen. Dabei bietet die Rythmus Combo aus Hal Galper am Fender Rhodes Piano, Phil Upchurch an der E-Gitarre, Roy McCurdy am Schlagzeug sowie Walter Booker am Bass solide Rückendeckung.

Gruss Urs


[Beitrag von umher am 29. Jan 2021, 21:49 bearbeitet]
andreas3
Inventar
#176 erstellt: 30. Jan 2021, 00:51
@ umher: Klingt vielversprechend, von Adderley kenne ich bisher nur Älteres.

@ arnaoutchot: Gerade meine Rock Bottom- Lauschung beendet, das war doch damals eine Zeit musikalischer Hochkultur, wie wir sie nie mehr erlebt haben, wasn´t it..

zarte Jazz-Einflüsse

Deine Einschätzung zu Gong hat mich bisher auch abgehalten, aber du solltest dir You nochmal zu Gemüte führen, and play it loud!

Hier noch ein Hammer:

like children

Jerry Goodman & Jan Hammer - Like Children
Nemperor /WEA 1974

Jerry Goodman - el., ac. guitars, el., ac. violins, violas, violows, el. mandolin, vocals
Jan Hammer - grand piano, e-piano, Synthesizers, Moog bass, drums, percussion, vocals

Die beiden Mahavishnus haben hier ein für mich zwiespältiges Werk geschaffen: Musikalisch vielseitig und ideenreich eingespielt, Jan Hammer ist auch ein passabler Drummer, alles bestens.. Solange es instrumental bleibt. Den Gesang auf mehreren Stücken muss man mögen.
Mr._Lovegrove
Inventar
#177 erstellt: 30. Jan 2021, 10:45

andreas3 (Beitrag #176) schrieb:
@ umher: Klingt vielversprechend, von Adderley kenne ich bisher nur Älteres.

Ist bei mir auch so (gewesen), da die "Pyramid" jetzt läuft und ordentlich abgeht.

Ich habe hier noch einen eher unbekannten Saxophonisten, der in seiner Karriere nur drei Alben als Leader veröffentlichte. Das letzte dieses Trios passt dann gut hier rein:
R-726781-1152423386.jpeg
Tyrone Washington
Do Right, 1974


Alto Saxophone, Tenor Saxophone, Percussion, Flute – Rene McLean
Bass – James Benjamin
Drums – Idris Muhammad
Guitar – Billy Nichols
Piano, Electric Piano – Hubert Eaves
Soprano Saxophone, Tenor Saxophone, Percussion, Flute – Clarence Thomas
Saxophones, Percussion – Tyrone Washington

Washington hörte nach diesem Album auf, Musik zu machen und widmete sich einem religiösen Leben abseits des Jazz. Aber hier haute er richtig rein. In Songs von üblicher Poplänge zwischen dreieinhalb und fünfeinhalb Minuten pendelt die Band zwischen souligem Jazzfunk und Jazzrockanleihen, bleibt immer schön kompakt und gibt ordentlich Gas. Die Scheibe macht wirklich Laune. Produziert wurde sie im übrigen vom deutsch- amerikanischen Avantgarde- Jazzer und Labelinhaber Heiner Stadler, der selber mit Jazzmusik ganz anderen Kalibers bekannt wurde. Interessierte hören mal in "Jazz Alchemy" rein.
Mr._Lovegrove
Inventar
#178 erstellt: 30. Jan 2021, 11:08

arnaoutchot (Beitrag #136) schrieb:
Hier mal etwas ausserhalb des angelsächsisch-westeuropäischen Orbits: Zbigniew Namyslowski - Winobranie - Polskie Nagrana Muza 1973. Das ist die erste Platte dieses wichtigen polnischen Saxophonisten,


Ich lese gerade nochmal deinen Beitrag dazu, weil ich die jetzt auch in der Hand hatte, mich aber irgendwie daran erinnerte, dass du die ja schon erwähnt hattest. Es ist aber in der Tat nicht die erste Platte von Namyslowski. Er hatte schon 1964 und 1966 Scheiben mit seinem damaligen Quartett veröffentlicht.

Jetzt habe ich noch eine Scheibe hier, die zwar schon 1970 aufgenommen wurde, die Blue Note aber erst 1974 in die Plattenläde brachte:
moto
Wayne Shorter
Moto Grosso Feio, 1974

Acoustic Guitar, Bass – Dave Holland
Cello, Bass – Ron Carter
Drums, Percussion – Michelin Prell
Drums, Percussion, Marimba – Chick Corea
Twelve-String Guitar – John McLaughlin
Tenor Saxophone, Soprano Saxophone – Wayne Shorter

Einige der Geburtshelfer der frühen Fusionära waren hier versammelt im Studio und unternahmen zusammen mit Shorter als Leader eine Wanderung des Suchens. So richtig warm werde ich mit der Scheibe nicht, zu vage und undefiniert ist diese Musik. Das Sextett pendelt irgendwo zwischen Freejazz, modalen Fusionexperimenten und dem fernen Nachhall des Jazz der 60er. Interessant und wichtig im Kontext der Fusionentwicklung ist die Scheibe aber auf jeden Fall. Und sie klang 1974 wahrscheinlich schon recht angestaubt in eben diesem Kontext, so schnell schritt der Jazzrock voran und veränderte sich.


[Beitrag von Mr._Lovegrove am 30. Jan 2021, 11:12 bearbeitet]
arnaoutchot
Moderator
#179 erstellt: 31. Jan 2021, 14:20

andreas3 (Beitrag #176) schrieb:
@ arnaoutchot: Gerade meine Rock Bottom- Lauschung beendet, das war doch damals eine Zeit musikalischer Hochkultur, wie wir sie nie mehr erlebt haben, wasn´t it..


It was, indeed ! Sehe ich auch so, die frühen 1970er waren eine enorm produktive Zeit.

@Michael: Danke wegen Hinweis zu Namyslowski. Das wusste ich nicht. Discogs beginnt die Listings unter seinem Namen mit der Winobranie. https://www.discogs.com/artist/468193-Zbigniew-Namysłowski. So sattelfest bin ich im polnischen Jazz nicht ...

Hier noch etwas, das mir persönlich nicht gefällt, aber es passt hier rein. Alice Coltrane & Carlos Santana - Illuminations - Columbia 1974. Die spirituelle Coltrane-Witwe trifft auf den dafür empfänglichen Santana, und herauskommt ein esoterisches streicherverkleistertes Schwurbel-Album erster Güte, das nicht mal solche Schwergewichte wie Dave Holland am Bass oder Jack de Johnette an den Drums retten können. Ich bin ehrlich gesagt trotz mehrfacher Versuche noch nie heil durch das Album durchgekommen. Auch zum Kauf der 2017 erschienenen SACD mit den remasterten Quadro-Tapes konnte ich mich bislang nie durchringen. Jazz Fusion isses, aber aus meiner Sicht eine der verunglückten Sorte ... am ehesten noch anhörbar ist das lange Angel of Sunlight mit endlosem Gitarrengefrickel von Santana ...

R-10803389-1506301448-9016.jpeg
https://www.discogs....ons/release/10803389


[Beitrag von arnaoutchot am 31. Jan 2021, 14:30 bearbeitet]
arnaoutchot
Moderator
#180 erstellt: 31. Jan 2021, 15:01
Den Tiefschlag vorher muss ich nun doch noch mit etwas Gefälligerem parieren: Michael Longo - 900 Shares of the Blues - Groove Merchant 1974. Der eher wenig bekannte Longo war ein umtriebiger Komponist, Arrangeur, Big-Band-Leiter und auch Pianist, der besonders in den 1970ern ein paar beachtliche Fusion-Platten gemacht hat. Die beste dürfte die 900 Shares sein. Eine unfehlbare Besetzung von Profis, knackige Stücke und jede Menge Groove. Wer bei George Duke, Ritenour oder Grusin nicht gleich schreiend wegläuft, sollte mal ein Ohr reinhalten. Anspieltipp: Like a Thief in the Night

Piano, Electric Piano – Michael Longo
Trumpet, Flugelhorn – Randy Brecker
Tenor Sax, Flutes – Joe Farrell
Drums – Mickey Roker
Electric Bass, Acoustic Bass – Ron Carter
Guitar – George Davis
Percussion – Ralph MacDonald


R-1152517-1319312212.jpeg
https://www.discogs....lues/release/1152517
Mr._Lovegrove
Inventar
#181 erstellt: 31. Jan 2021, 19:33
Eine Truppe, die hier noch gar nicht vorkam, die aber zumindest seit ihrer Umbenennung ein schweres Gewicht in der Fusion war, sind die Crusaders. In ihren Anfangstagen und noch unter der Flagge der Jazz Crusaders wandelte sich die Truppe um Wilton Felder (saxes), Joe Sample (p, key) und Stix Hooper (dr) vom Mainstreamjazzensemble zu einer feinen Souljazztruppe. 1971 ließ man das Jazz aus dem Namen weg und wurde zu The Crusaders.
Ich blicke wegen des Vergessens dieses Schwergewichtes nochmal zumindest kurz auf die ersten Alben zurück. Mit Bild erwähne ich mal Numero Uno.
1
Crusaders
1, 1971

Drums – "Stix" Hooper
Electric Bass – Chuck Rainey, Wilton Felder
Guitar – Arthur Adams, David T. Walker
Guitar, Soloist – Larry Carlton
Keyboards – Joe Sample
Tenor Saxophone – Wilton Felder
Trombone – Wayne Henderson


Hier steckt schon alles drin, was die Crusaders bis in die zweite Hälfte der 1970er ausmacht. Man bekommt saftigen Jazzfunk, kraftvoll besselte Balladen und groovenden Souljazz in würzigen Arrangements zu hören. Hier war noch jede Menge Soul und R´n´B drinnen und es erklingt noch nicht so glatt und perfekt, wie ab Ende der 70er dann.

Ähnliches gilt für die folgenden Alben "2nd Crusade" und "Unsung Heroes" (beide 1973). Wobei mit jedem dieser Alben der Sound der Band sowohl immer charakteristischer als auch perfektionischter wird. Wilton Felder kernige Saxlinien sind genauso unverkennbar wie Joe Samples energetisches und stark linkshändisch geprägtes E-Piano und Stix Hoopers saftige Grooves.

Im Jahre 1974 dann kam das vierte Album unter Crusaders- Flagge:
sc
The Crusaders
Southern Comfort, 1974

Bass, Tenor Saxophone – Wilton Felder
Drums – "Stix" Hooper
Guitar – Larry Carlton
Keyboards – Joe Sample
Trombone – Wayne Henderson

Immer noch in nahezu gleicher, wenn auch reduzierter Besetzung wie beim "Erstling" hat die Band hier einen ersten Höhepunkt gesetzt, sich aber auch in recht kommerzielle Gefilde begeben. Die Songs der ersten LP des ursprünglichen Doppel-Albums sind allesamt kurz und knackig, laufen nie länger als 5 Minuten und schwimmen gekonnt und unterhaltsam in astreinen Souljazz- Fusion- Gefilden.
Auf der zweiten LP dann wird es länger, jazziger und etwas komplexer. Das Album zeigt exemplarisch, wie versiert und universell die Crusaders waren und das sie spielerisch verschiedene Geschmäcker bedienen konnten.
umher
Inventar
#182 erstellt: 31. Jan 2021, 21:22

Mr._Lovegrove (Beitrag #177) schrieb:

andreas3 (Beitrag #176) schrieb:
@ umher: Klingt vielversprechend, von Adderley kenne ich bisher nur Älteres.

Ist bei mir auch so (gewesen), da die "Pyramid" jetzt läuft und ordentlich abgeht.


@ andreas3 und Mr._Lovegrove:
Leider ist Cannonball Adderley ein Jahr nach Pyramid und noch während den Aufnahmen zum darauffolgenden Doppel-Album Phenix 1975 an Diabetes verstorben. Seit etwa Ende der Sechziger gab es einige Live-Alben und neben Pyramid drei oder vier Studio-Aufnahmen wie das eher jazzige Inside Straight von 1973 ... und die Sachen von Nat Adderley und dessen Sohnemann Nat Adderley Junior, der aber eher im Pop und Soul unterwegs ist, etwa in der Zusammenarbeit mit Soulsänger Luther Vandross. Der wiederum wirkte mit auf astreinen Fusionplatten der Brecker Brothers oder auch beim etwas smootheren Bob James ...

Kleine Bemerkung zu Crusaders – The 2nd Crusade: Das Publikationsjahr ist unterschiedlich angegeben. Während die LP "1973" angibt (Blue Tumb BTS-7000), wird auf der Erstpressung der CD von 1986 "1974" geschrieben (MCA/Warner Pioneer 38XD-637), und die Ausgabe auf CD von 2006 schreibt dann „ca. 1973“ (Verve Music 0602517040670). Nichts genaues weiss man ... ausser, dass es ein tolles Album ist.

Gruss Urs
Dominos
Stammgast
#183 erstellt: 01. Feb 2021, 10:17
Hier noch ein "Klassiker" der Fusion Scene ..

Larry Coryell´s Eleventh House 1974

R-977687-1365237150-3575.jpeg

1972 gegründet mit mehrfach wechselnder Besetzung von Alphonse Mouzon über Randy Brecker bis Mike Mandel usw....
Nichts weltbewegendes, aber sollte ein Plätzchen in jeder Fusion Sammlung finden
Ich mag besonders die "Funky Drums" von Mouzon, ebenso wie Coryells frühes rockiges Gitarrenspiel.



Randy Brecker – French horn, trumpet
Larry Coryell – guitar
Mike Mandel – piano, synthesizer
Danny Trifan - bass
Alphonse Mouzon – drums, percussion



Gruß


[Beitrag von Dominos am 01. Feb 2021, 10:19 bearbeitet]
Don_Tomaso
Inventar
#184 erstellt: 02. Feb 2021, 01:56
Irgendwie fehlt hier Steely Dan, oder geht das nur mir so?
Eine ungewöhnliche Band, die eigentlich nur aus Walter Becker und Donald Fagan bestand, die die Stücke schrieben und, wie man lesen kann, ihre Mitstreiter mit ihrem Perfektionismus (Zitat Dean Parks „One step beyond perfection“) in den Wahnsinn trieben. Und welche Mitstreiter das waren!
Jeff Porcaro, Larry Carlton, Michael McDonald, Joe Sample, David Palmer und viele mehr.
1972 ging es los mit „Can't Buy A Thrill“ - mit dem imho häßlichsten Cover der 70er -, also in diesem Thread ein Nachzügler. Die anderen können wir dann ja zeitrichtig abfeiern. Ist im HiFi-Forum ja nicht unwichtig
Doch was war das für Musik, die diese Dandys gemacht haben? Technisch perfekt, hochintelligent, sophisticated, aber auch eingängig, sinnlich, sehr lustig, tanzbar, gechillt, sarkastisch und sardonisch, ziemlich böse und sehr einsam. Studentenmusik.
Ein schönes Zitat zu Steely Dan habe ich noch gefunden. Das „Time Ma­­gazine“ schrieb, wohl auch im Hinblick auf die Texte: „Sinnlich und sinister, wie eine Schlange, die faul in der Sonne liegt. Und wahrscheinlich auch genauso giftig …“
andreas3
Inventar
#185 erstellt: 03. Feb 2021, 22:55
Sie erschien zwar erst erst im Jahr 1977, aber es handelt sich um eine Liveaufnahme vom 30. März 1974, daher gehört sie chronologisch hierher:

dark magus

Miles Davis - Dark Magus
Columbia 1977

Miles Davis - trumpet
Dave Liebman - tenor, soprano sax, flute
Azar Lawrence - tenor sax
Reggie Lucas - guitar
Pete Cosey - guitar
Dominique Gaumont - guitar
Michael Henderson - el. bass
Al Foster - drums
Mtume - percussion

Gegenüber den 73er Aufnahmen verzichtet Miles hier auf Sitar und Tabla, sondern setzt verstärkt auf Gitarrensounds. Er selbst spielt wieder gelegentlich Orgel ,hat aber keinen Keyboarder dabei. Miles wollte die afrikanische Musik stärker einbeziehen, so besteht das Konzert aus vier langen Stücken in Swaheli namens Moja, Mbili, Tatu, Mne (zu deutsch Eins, Zwei, Drei, Vier!), die Medley- ähnlich Bekanntes mit Neuem vermischen. Ein berauschendes Konzert und ein weiteres Dokument stetiger Fortentwicklung.
Interessant die Reaktionen: Von Jazzkritikern damals teils hochgelobt, teils verrissen gilt es heute laut Wikipedia als eines der besten Live-Fusionalben. Die britische Musikzeitschrift Q wählte es 2001 zu den 50 Heaviest Albums of All Time. Da war er seiner Zeit voraus.

Grüße!
crim63
Inventar
#186 erstellt: 04. Feb 2021, 00:21
Hallo !

Mensch Andreas Du hast ja immer wieder gute Platten am Start.
Obwohl die sind alle gut die bisher Vorgestellten. Ich werde wohl meine CD Sammlung erweitern müssen, das bisher gezeigte
und davon meine Wünsche in Vinyl das sprengt langsam meine Möglichkeiten. ( sagen wir so, ich will es nicht übertreiben )
Da ist der ECM Thread schon ein Quell unendlicher Möglichkeiten.
Aber, alles gut.

Gruß Maik
andreas3
Inventar
#187 erstellt: 04. Feb 2021, 00:25
@Maik:
Mr._Lovegrove
Inventar
#188 erstellt: 06. Feb 2021, 09:41
So, für 1974 habe ich noch eine letzte Platte im Köcher, dann bin ich zumindest mit dem Jahr durch.
R-5125567-1449664142-1764.jpeg
Charles Rouse
Two is One, 1974

Bass – Martin Rivera, Stanley Clarke
Cello – Calo Scott
Congas – Azzedin Weston
Drums – David Lee
Guitar – George Davis, Paul Metzke
Percussion – Airto Moreira
Tenor Saxophone – Charles Rouse

Monks Saxophonist auf funky Souljazz- Fusion Abwegen. Zusammen mit einer Studiomannschaft aus Könnern groovt und rockt sich der Mann an der Kanne durch fünf saftige Stücke, die, um mal in Fleisch- Sprache zu bleiben, teils rare- medium serviert werden und genau deshalb so richtig abgehen. Hier wurden keine Arrangements bis zum Glitzern gefeilt, sondern hier stehen ein paar gute Musiker im Studio und jammen sich ungeschminkt durch diese rauhen und kantigen Stücke. Rouse spielt hier quasi die Hot Sauce zum Steak und bläst kernig und scharf. Mir gefallen aber vorallem die beiden Gitarristen und David Lees Groove am Drumset. Das geht richtig gut ab.


[Beitrag von Mr._Lovegrove am 06. Feb 2021, 09:42 bearbeitet]
andreas3
Inventar
#189 erstellt: 08. Feb 2021, 00:15
Zwei habe ich noch entdeckt, ich hätte sie später verortet:

dom um romao
Dom Um Romao
Muse 1974

Und ein Nachtrag für 1973:

spirit of the times
Dom Um Romao - Spirit Of The Times
Muse 1973

Wie auch sein Landsmann und Schüler Airto Moreira hat der Brasilianer Dom Um Romao bei zahlreichen Jazzproduktionen mitgespielt, bekannt wurde er durch seine Mitarbeit bei Weather Report, ist aber immer auch der brasilianischen Musik verbunden geblieben. Und daher ist diese Musik vor allem brasilianisch, ab dem zweiten Stück wird dann aber immer wieder munter gejazzrockt.

Beide Alben entstammen den gleichen Aufnahmesessions am 6. Juni und 21. November 1973 und gehören daher zusammen. Die Liste der Musiker ist lang, bekannt sind Frank Tusa, Stanley Clarke, Weather Report- Kollege Eric Gravatt, der Gitarrist Joe Beck, etliche Brasilianer und ein Bläsersatz vervollständigen die Band. Brasilianischer Jazzfusion.

Übrigens sind beide Platten auch auf einem anderen Label mit anderen Covers und teilweise auch unter anderem Namen mit identischen Titeln erschienen, das oben genannte Dom Um Romao ist auch als Braun, Black, Blue erhältlich. Beide zusammen gibts als DoCD.


Und noch zwei Nachträge zum Jahr 1972:

Der liebe Kollege arnaoutchot erwähnte Robert Wyatt und die Canterbury Scene, das hat mein Interesse auf längst vergangene Zeiten gelenkt, und mir fiel noch eine Band ein, die neben Robert Wyatt´s Songs ebenfalls frühe Jazzrockeinflüsse höchst gelungen darbietet:

matching mole
Matching Mole
CBS 1972

little red record
Matching Mole - Little Red Record
CBS 1972

Robert Wyatt - mellotron, piano, drums, vocals
Phil Miller - guitar
Bill McCormick - bass
Dave McRae - piano, e-piano, synth.
David Sinclair - piano, organ (1. Album)

Insgesamt eher dem Progressive Rock zuzuordnen, zeigen sich hier neben Wyatts traurigen Liedern auch Einflüsse von Minimal, Electronics, E-Musik- Avantgarde und eben auch Jazzrock. Der ehemalige Soft Machine- Drummer Robert Wyatt hatte die Band ins Leben gerufen und war auch maßgeblich für die Musik, löste Matching Mole aber nach dem zweiten Album auf. Ich fand es absolut spannend und zum Teil auch rührend, nach Jahrzehnten mal wieder Musik zu hören, die uns damals fasziniert hat und mit Erinnerungen verbunden ist, die völlig vergessen waren.

Grüße!


[Beitrag von andreas3 am 08. Feb 2021, 00:17 bearbeitet]
andreas3
Inventar
#190 erstellt: 08. Feb 2021, 01:36
Und noch ein 74er Album, dass Erwähnung verdient:

liebman-lookout_785006

Dave Liebman - Lookout Farm
ECM 1974

Dave Liebman - soprano-, tenor sax, alto C flute
Richard Beirach - piano, e-piano
Frank Tusa - ac, el. bass
Jeff Williams - drums

guests:
John Abercrombie - ac, el. guitar
Armen Halburian - percussion
Don Alias - bongo, congas
Badal Roy - tablas
Steve Settan - tambourine, cowbell
Eleana Sternberg - voice

Liebmans Einstieg bei ECM lässt sich auch heute noch gut hören!
arnaoutchot
Moderator
#191 erstellt: 08. Feb 2021, 12:20

andreas3 (Beitrag #189) schrieb:
Matching Mole ... Insgesamt eher dem Progressive Rock zuzuordnen ... Soft Machine


Andreas, danke für die Nennung von Matching Mole, eine sehr hörenswerte Band. Hatte ich für 1972 auf meiner Liste, aber habe es dann wegen mehr Prog als Jazz verworfen ... Aber egal, so oder so auf jeden Fall hörenswert ! Der Name ist übrigens eine englische Verballhornung von Machine Molle, was nichts anderes als Soft Machine auf französisch heisst.

Zu 1974 fällt mir auf Anhieb nichts mehr ein.
andreas3
Inventar
#192 erstellt: 08. Feb 2021, 16:35
Die Zweifel hatte ich auch, deshalb habe ich sie nochmal gehört, bei einigen Stücken / Passagen machen Matching Mole ähnlich wie Gong doch feinen Jazzrock, deshalb wollte ich sie noch erwähnen.

Für 1974 kann ich auch nichts mehr beisteuern.

Grüße!
HansFehr
Inventar
#193 erstellt: 08. Feb 2021, 17:12
Dann gerne 1975.

John Abercrombie - Timeless
ECM 1975

Die Vinyl habe ich selbstverständlich noch. Immer wenn ich diese Musik höre, denke ich mir, es ist zeitlos. Es wirkt so frisch. Debütalbum von Abercrombie.

John Abercrombie - Guitar
Jan Hammer - Organ, Piano, Synthesizer
Jack DeJohnette - Drums



[Beitrag von HansFehr am 08. Feb 2021, 17:24 bearbeitet]
arnaoutchot
Moderator
#194 erstellt: 08. Feb 2021, 23:05
Guter Tipp, Hans. Viel zu lange nicht gehört, werde es herholen. Das ist das Gute an solchen Threads, ich hole jahrzehntelang nicht mehr gehörte Platten aus dem Keller.

Hier aber etwas Fernöstliches und einer meiner kleinen Favoriten: Masaru Imada Trio +2 - Green Caterpillar - Three Blind Mice Japan 1975. Imada spielt normalerweise akustischen Jazz, hat aber 1975 auch mal zum E-Piano gegriffen und sich mit Kazumi Watanabe einen erfahrenen E-Gitarristen an Bord geholt, mit dem er eine schöne Fusion-Platte produziert hat. Freunde des Grooves der vorher vorgestellten deutschen Musiker wie Kriegel mag das gefallen. Mir schon immer, aber ich bin auch ein Fan des japanischen Labels. Klanglich wie immer top, wenn es von tbm kommt. Anspieltipp: Das Titelstück, klick the link below.

R-5118484-1457460274-9731.jpeg
https://www.discogs....llar/release/5118484
crim63
Inventar
#195 erstellt: 09. Feb 2021, 22:47
Hallo !

Da will ich auch mal mit einer 1975er Platte beitragen, Der Name wurde schon erwähnt, " Terje Rypdal" mit " Odyssey".
Es ist für mich immer noch eines der besten Fusion Alben die ich habe und was Rypdahl an der Gitarre abliefert sucht seines Gleichen.
Auch seine Mitstreiter will ich nicht unerwähnt lassen haben sie doch zu dem Erfolg des Album`s beigetragen,
Bass [6 & 4 String Fender Bass] – Sveinung Hovensjø, Drums – Svein Christiansen, Organ – Brynjulf Blix und Trombone – Torbjørn Sunde.
Und wer von Euch Jazz Freunden kennt Ihn nicht diesen Klassiker des Jazz "Rolling Stone", auf dieser Platte ist er.

TR O

Gruß Maik


[Beitrag von crim63 am 09. Feb 2021, 22:49 bearbeitet]
andreas3
Inventar
#196 erstellt: 09. Feb 2021, 22:59
Ich mache direkt mit Dave Liebmans zweiter und letzter Aufnahme beim ECM- Label weiter:

drum ode

Dave Liebman - Drum Ode
ECM 1975

Dave Liebman - soprano-, tenor sax, alto flute
Richard Beirach - e- piano
Gene Perla - el., ac. bass
John Abercrombie - el., ac. guitar
Jeff Williams - drums
Bob Moses - drums
Patato Valdez - congas, el. congas
Steve Sattan - percussion
Barry Altschul - percussion
Badal Roy - tabla
Collin Walcott - tabla
Ray Armando - bongos, percussion
Eleana Steinberg - vocal

Der Name ist Programm, eine Ode an die Trommel. Entsprechend perkussiv geprägt sind auch die Stücke, wobei auch immer wieder ruhigere Momente einfließen. Speziell Abercrombie gefällt mir in diesem Kontext gut, Liebman sowieso.
Mr._Lovegrove
Inventar
#197 erstellt: 10. Feb 2021, 08:35
@Maik und Andreas: Danke für die beiden ECM Nennungen. Speziell die "Odyssey" gehört sicherlich zu den größten Jazzrockalben überhaupt. Einhergehend damit empfehle ich den auf Youtube zu bestaunenden Mitschnitt eines Konzertes aus Bremen aus dem Jahre 1975. Hier fehlt Rolling Stone zwar noch, aber auch ohne diesen Klassiker übertrifft das Konzert das Studioalbum teilweise. Ich zitiere mich mal selbst:


Mr._Lovegrove (Beitrag #20130) schrieb:
Aber auch jetzt schon läuft der Norweger rauf und runter. Und zwar mit einem bei YouTube zu belauschenden Livemitschnitt aus Bremen aus dem Jahr 1975. Es ist ein Konzert vom 24. März und fand somit statt, bevor Rypdal im August ins Studio ging, um "Odyssey" dort aufzunehmen.

Der Mitschnitt präsentiert ein überragendes Konzert in der Besetzung, mit der der Gitarrist auch das Album einspielte.
Die Band spielt teils Material, dass man später auch auf dem Album zu Gehör bekam. Es gibt auch Stücke die es nicht auf die Platte geschafft haben und "Silver bird is heading for the sun" vom Vorgängeralbum.
Die Arrangements weichen teils erheblich von den Studiovarianten ab. Man merkt, dass Rypdal noch an den Stücken am feilen war.
Aber in seiner Gänze gibt sich der in exzellenter Stereoqualität aufgezeichnete und abgemischte Mitschnitt mitunter sogar besser als das Studioalbum. Die Band drückt, presst und drängt vehement nach vorne und jeder einzelne gibt sich als Meister seines Faches. Speziell die Version von "Midnite" zum Schluss lässt die aus dem Studio schon am Start stehen und gewinnt durch das gar mystische (und im späteren Studiooriginal ausgelassene) E-Piano von Brynjulf Blix noch mal enorm an Atmosphäre. Ein wahrer Höllenritt des Jazzrocks wird hier aufgeführt mit einem Terje Rypdal als virtuosen Zeremonienmeister.

Rypdal hatte in der Tat auch die Titel später teilweise geändert, aber man erkennt trotzdem, was daraus wurde.
Mr._Lovegrove
Inventar
#198 erstellt: 10. Feb 2021, 08:52
Aber 1975 kam noch ein ganz anderer Klassiker in die Plattenläden, den man als Fan der Fusion kennen sollte:

jpc.de
Lonnie Liston Smith & The Cosmic Echoes
Expansions, 1975

Bass – Cecil McBee
Bongos, Percussion – Leopoldo
Congas, Percussion – Lawrence Killian
Drums – Art Gore
Percussion – Michael Carvin
Piano , Electric Piano – Lonnie Liston Smith
Soprano Saxophone – David Hubbard
Vocals – Donald Smith

Im gleichen Jahr erschienen wie das (auch optische) Schwesteralbum " Visions Of A New World" ist der Inhalt sicher eher dem Jazzfunk zuzuordnen.
Pianist und Keyboarder Lonnie Liston Smith (nicht zu verwechseln mit dem Organisten Dr. Lonnie Smith) versammelte hier zum vierten Mal seine Cosmic Echoes zusammen, um dicht- leuchtende, aber doch auch relaxte Musik mit Groovefaktor 100 zu spielen
Wie schon gesagt, ist das eher Jazzfunk denn Jazzrock, jedoch ist der Stellenwert des Titelstückes so hoch, dass ich die Platte auf jeden Fall erwähne. "Expansions" hat sich im Laufe der Jahrzehnte zu einem der Klassiker des groovenden Fusion/Funkjazz entwickelt und zieht mit dem genialen Triangelintro, dem gleitend- geschmeidigen Groove und diesem so sonoren, intensiven und hypnotisierenden Gesang von Donald Smith noch immer in den Bann.
Der Rest des Albums kann da gar nicht mithalten, ist dennoch eine tolle Angelegenheit, in der man wunderbar versinken kann.


[Beitrag von Mr._Lovegrove am 10. Feb 2021, 08:53 bearbeitet]
crim63
Inventar
#199 erstellt: 10. Feb 2021, 22:36
Hallo !

@Mr._Lovegrove, das Konzert mit Rypdahl werde ich mir mal anschauen, prima Idee.
Ich hab noch so eine Fusion Platte für die Ewigkeit und diese zeigt mMn wunderbar den Übergang des Rock zum Fusion.
Die Band wurde hier schon angekündigt, "Gong" mit Ihrem 1975er Werk "Shamal". Ich bin mir nocht ganz sicher mit dem Erscheinungsjahr,
Discogs schreibt Februar 76, aufgenommen 75. Auf der Platte steht aber 75.
Warum Übergang, Gründungsmitglied Daevid Allen hat die Band verlassen und ein wachsender Einfluss von Pierre Moerlen ist zu erkennen.
Irgendwie merkt man dies der Platte noch an, die ersten drei Stücke zielen mehr in Richtung Prog Rock aber dann die Stücke 4 bis 6 sind für mich
Fusion vom Feinsten. Der Gipfel im positiven Sinne ist das Schluss- und Titelstück "Shamal".

G S

Gruß Maik
arnaoutchot
Moderator
#200 erstellt: 11. Feb 2021, 11:37

crim63 (Beitrag #199) schrieb:
Ich hab noch so eine Fusion Platte für die Ewigkeit ...


Woher Du die nur hast ... Du müsstest noch eine weitere für diesen Thread und dieses Jahr haben ... der Name fiel in den letzten Posts auch schon mehrfach.

Hier auch eher was aus der Jazz-Funk-Fusion-Ecke: Eddie Henderson - Heritage - Blue Note 1976 (aufgenommen 1975). Der Trompeter Henderson war in Herbie Hancocks Band und spielt deutlich angelehnt an Miles, mit dabei sind Julian Priester (tb), Patrice Rushen (e-p) etc. Anspieltipp: Kudu. NB: Ich führe die Platte unter 1975, hab aber gerade gesehen, dass sie in Discogs als 1976er Veröffentlichung gelistet ist ...

R-823311-1570503671-9148.jpeg
https://www.discogs.com/Eddie-Henderson-Heritage/release/823311
crim63
Inventar
#201 erstellt: 11. Feb 2021, 20:38
Hallo !

jetzt wo Du es erwähnst oder andeutest, hab nämlich überlegt wo die Gong her ist, stimmt die war von Dir Michael.
1975, hab ich gleich noch mal rückwärts durch die Post`s gescrollt und ja ich bin noch mal fündig geworden, Du hast recht,
hör ich mir jetzt erst noch mal an bevor ich hier was dazu schreiben könnte.

Gruß Maik
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