Netzfilter: Ableitung auf nicht geerdetes Gehäuse ?

+A -A
Autor
Beitrag
klausES
Inventar
#1 erstellt: 10. Apr 2008, 00:40
Hallo,

was ist von einem Netzfilter dieser Art zu halten bei dem der Mittelabgriff auf das (nicht Geerdete) Gehäuse abgeleitet wird.
Ergäbe sich nicht spätestens bei der leichtesten "un-symmetrie" zwischen C 922 und C 923 Spannung am Gehäuse ?

Da diese Geräte schutzisoliert für Eurostecker ohne Schutzleiter konzipiert sind,
wird die vom Netzfilter evtl. "abgegebene" Spannung an's Gehäuse und über die Schirmung der angeschlossener Cinch-Kabel
an alle andere Geräte weitergegeben. Also würde dieses Potenzial allen Geräten aufgezwungen.
Oder, sollte sich ein Gerät in der Kette mit Schutzleiter Anschluß befinden muß das "über die Cinch - Leitungen" zu diesem Gerät um an Erde ab zu fließen.

Diese Geräte, wenn alleine betrieben und nicht über die NF Leitungen an weitere geerdete Geräte angeschlossen
zeigen allesamt bei Berührung tatsächlich recht stark spürbare Elektrisierung.

Von einem Klanglichen Einfluß, oder Brumm, durch Ausgleichsströme über die Schirmung der NF Leitung, war bis jetzt aber nichts zu merken.

Habe vor einiger Zeit zum Test eines dieser Geräte mit einer Kaltgeräte Buchse ausgestattet
und die Filterableitung auf den Schutzleiter Pin der Buchse gelegt (nur diesen, das Gehäuse selbst dort nicht geerdet).
Mit der Variante ist der Filter geerdet ohne die "Nebenwirkungen" z.B. Brumm die bei einer Gehäuse Erdung auftreten könnten.
Die Elektisierende Wirkung an der Hand ist zumindest verschwunden.

Frage mich allen ernstes ob der Originalzustand so in Ordnung sein kann ?
Ist das wirklich so üblich, sollte man das mit der Ableitung an's Gehäuse so lassen ??

esla
Stammgast
#2 erstellt: 10. Apr 2008, 02:10
Das ist meiner Meinung nach wirklich sehr fraglich.

Allein beim (wahrscheinlich sehr selten vorkommende Fall), dass mehrere der 2,2 Nanofarad-Kondensatoren gleichzeitig durchschlagen, läge dann Netzspannung am Gehäuse an! Und das ist eigentlich unverantwortlich. Wer baut denn so etwas ? Ich bin auf andere Meinungen zu dieser Schaltung gespannt!

Gruß Jens
WinfriedB
Inventar
#3 erstellt: 10. Apr 2008, 11:14
Zulässig ist sowas schon, solange der Ableitstrom nicht die zulässigen Werte überschreitet. Man muß aber bei nicht-geerdetem Gehäuse mit (für unbedenklich angesehenen) Stromschlägen rechnen. Ist einem Kollegen mal passiert bei Berühren eines PC-Gehäuses (mit Netzfilter), das wg. einem Kontaktfehler in der Netzverteilung NICHT geerdet war.

Sehr wirksam wird ein Netzfilter aber nicht sein, wenn nicht irgendwo die Störungen auch zur Erde abfließen können.

In der Medizintechnik werden übrigens spezielle Netzfilter (mit meist wesentlich kleineren Ableitkondensatoren) verwendet, da dort die zulässigen Ableitströme wesentlich kleiner sind.
richi44
Hat sich gelöscht
#4 erstellt: 10. Apr 2008, 11:44
Das Gehäuse liegt IMMER auf halber Netzspannung.
Du hast einmal die Phase, die 230V gegen Erde hat, und Du hast am anderen Steckerstift den Neutralleiter mit 0V gegen Erde. Und die beiden C oben in der Zeichnung bilden einen kapazitiven Spannungsteiler. Also steht zwischen den beiden Kondensatoren IMMER 115V gegen Erde. Und ob dies nun direkt oder über ein weitere Cs ans Gehäuse führt, ist zunächst mal egal.
Wie gross der Strom werden kann, hängt nun tatsächlich davon ab, wie viele Kondensatoren verbaut sind. Die Variante "55ES" liefert einen geringeren Massestrom, aber spürbar ist das alleweil.

Weiter kann man Störungen, die von aussen kommen, mit diesem Trick einigermassen auf das Schaltungs-Null bringen und damit für die Schaltung selbst unwirksam machen. Aber Störungen, die vom Gerät erzeugt werden könnten (bei einem Schaltnetzteil) werden nicht entfernt, sondern strahlen über das Gehäuse und alle anderen angeschlossenen Geräte erst recht ab.

Ein Netzfilter, das irgendwelche Y-Kondensatoren verbaut hat (also auch dieses) gehört geerdet oder entfernt.
klausES
Inventar
#5 erstellt: 10. Apr 2008, 14:08
Das C 922 und C 923 einen kapazitiven Spannungsteiler bilden... ja logisch, hatte ich noch gar nicht bedacht.
Dem entspricht auch das mit einem hochohmigen V-Meter tatsächlich um die 112 V AC am NF-unverstrippten Gehäuse gegen Erde zu messen sind.

Jetzt gäbe es drei Aspekte:
Den ersten, einen Stromschlag durch einen defektem Kondensator zu erwarten hake ich mal völlig ab.
Die Wahrscheinlichkeit ist einfach zu gering, auch müßte es zufällig den der gerade an Phase liegt betreffen
und bei der Germany Variante liegt ja noch zusätzlich C 925 auf dem Weg zum Gehäuse.

Jetzt geht's mir eher darum wie dieser Netzfilter am wirksamsten arbeiten könnte;
so wie er gerade ist; Ableitung auf das ungeerdete Gehäuse mit dem Effekt

richi44 schrieb:
...kann man Störungen, die von aussen kommen, mit diesem Trick einigermassen auf das Schaltungs-Null bringen und damit für die Schaltung selbst unwirksam machen...

wie richi44 u.a. auch schrieb (und der weiterhin bestehenden "Weiterleitung" dieses Potenzials an alle anderen angeschlossenen Geräte) ?

oder
die Ableitung des Kapazitiven Spannungsteilers vom Gehäuse trennen, z.B. eine Kaltgeräte Buchse einsetzen
und deren Schutzleiter-Pin "nur" dazu verwenden (ohne das Gehäuse zu erden) ?

Welche Variante sollte man da (aus entstör-Sicht für das Gerät selbst / aus entstör-Sicht für die anderen NF angeschlossenen Geräte) wählen ?
Oder gibt es einen Weg beides gemeinsam unter einen Hut zu bringen
richi44
Hat sich gelöscht
#6 erstellt: 10. Apr 2008, 14:39
Um ankommende Störungen nicht in die Schaltung eindringen zu lassen, müssen sie auf deren Bezugspunkt, also Masse geführt werden.
Nehmen wir mal an, wir hätten eine beliebige Störung, die auf einen Eingang gelangt. Wenn sie nur an diesem Eingang anliegt, nicht aber in gleicher Form an Masse, so ist es ein Signal zwischen Eingang und Masse. Damit ist sie wirksam.
Liegt die Störung am Eingang und genau gleich an Masse an, so gibt es keine Differenz zwischen Eingang und Masse. Das wäre, wie wenn der Eingang kurzgeschlossen oder keine Störung vorhanden wäre.
Liegt die Störung nur an der Masse an und der Eingang ist frei und unbeschaltet, so bildet sich durch den Schaltungs-Eingangswiderstand am Eingang die selbe Spannung, also null Differenz und damit null Störung. Ist die Störung aber nur auf der Masse und der Eingang ist an einem anderen Gerät angeschlossen, so kann (unter ungünstigen Umständen) nur ein Teil der Störung auch den Eingang erreichen. Je nach Störanteil bleibt eine Restdifferenz, die sich auswirkt.

Die andere Lösung ist das Ableiten der Störung gegen Erde. Nun handelt es sich aber bei den Störungen an Netzfiltern nicht um NF, sondern um HF. Die Filter wirken nämlich erst bei Frequenzen ausserhalb des eigentlichen NF-Bereichs (üblicherweise). Nun ist es so eine Sache mit einem langen Erddraht, der sich durchs Haus windet. Dieser Erddraht hat bis zur Dose so eine hohe Induktivität, dass er für die hohen Frequenzen keine Erde mehr darstellt. Da könnte man als HF-Ableitung auch die Erde in einem Blumentopf nehmen. Die Wirkung wäre genau so NULL.

Wenn wir also die Störung von der Schaltung fern halten wollen, können wir sie auf Erde ableiten, wenn es denn eine Erde gibt. Aber wir haben die grössten Chancen, wenn wir sie auf den Bezugspunkt der Schaltung, also auf MASSE ableiten. Und darum müssen wir sie an das Gehäuse bringen, welches einerseits Masse darstellt und andererseits die Schaltung vor Einstrahlungen schützt. Und es führt eigentlich kein Weg daran vorbei, dass wir das Gehäuse zum Schutz gegen die lästigen kapazitiven Spannungen ebenfalls an die Netzerde hängen.
Suche:
Das könnte Dich auch interessieren:
Orange Audio Netzfilter mit Innenbeleuchtung
guemuc am 24.10.2018  –  Letzte Antwort am 29.10.2018  –  15 Beiträge
Netzfilter / Drosseln in frühen CD-Playern
Sal am 03.01.2018  –  Letzte Antwort am 03.01.2018  –  3 Beiträge
Spannung auf Gehäuse
norman0 am 13.09.2007  –  Letzte Antwort am 17.09.2007  –  4 Beiträge
Denon PMA480R spannung auf gehäuse
SF97 am 17.08.2021  –  Letzte Antwort am 06.09.2021  –  12 Beiträge
Gehäuse restaurieren
Turbo_RAT am 05.04.2007  –  Letzte Antwort am 05.04.2007  –  10 Beiträge
Gehäuse restaurieren
Turbo_RAT am 05.04.2007  –  Letzte Antwort am 07.04.2007  –  4 Beiträge
lautsprecher gehäuse kaputt
darrent2004 am 15.07.2007  –  Letzte Antwort am 16.07.2007  –  23 Beiträge
Walkman WM 9 Gehäuse
Risinghaze am 04.09.2018  –  Letzte Antwort am 04.09.2018  –  6 Beiträge
WEGA 3131 Receiver, Gehäuse demontieren
bukongahelas am 22.05.2009  –  Letzte Antwort am 24.05.2009  –  5 Beiträge
Schwarze Flecken im Gehäuse
Superficiel am 31.01.2009  –  Letzte Antwort am 01.02.2009  –  3 Beiträge
Foren Archiv
2008

Anzeige

Aktuelle Aktion

Partner Widget schließen

  • beyerdynamic Logo
  • DALI Logo
  • SAMSUNG Logo
  • TCL Logo

Forumsstatistik Widget schließen

  • Registrierte Mitglieder925.698 ( Heute: 7 )
  • Neuestes Mitglied*custer*
  • Gesamtzahl an Themen1.551.013
  • Gesamtzahl an Beiträgen21.535.975