Plattenspieler für Schellackplatten

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Jacke001
Ist häufiger hier
#1 erstellt: 20. Nov 2022, 22:49
Grüßt euch zusammen,

Ich habe vor kurzem ein Koffergrrammophon mit ~100 Platten gekauft. Bei den Platten sind überraschenderweise einige sehr gute Stücke dabei.

Nun möchte ich mit einen Plattenspieler zulegen, mit dem ich die Platten schonender hören kann und wo ich die Lautstärke regulieren kann.

Zu dem Thema gibt es ja schon einige Threads, wo Modelle wie z.B. der Dual 1019 empfohlen wurden. Dieser würde als überholtes Geräte auch in meinem angedachten Budget von ~200€ liegen.

Meine Frage ist, welche Nadel brauche ich dafür, die Schellackplatten spielen kann? Und wie kann ich den Spieler anschließen? Hat der die klassischen Cinch Anschlüsse, wo ich den an meinen Verstärker ran hängen kann, oder brauche ich da noch diverse Adapter oder Ähnliches?

Grüße,
Jacke
Capitol
Stammgast
#2 erstellt: 21. Nov 2022, 19:45
Hallo
Wenn der Dual nicht auf Cinch umgerüstet ist hat er
den DIN Stecker. Dafür gibt es Adapter.
Welche Nadel du brauchst ?
Kommt auf den Tonabnehmer an.
Für Shellackplatten gibt es Nadeln.
Shure M75 oder AT 95.
Da passen 78er Nadeln drauf.
Ein Lenco L75 oder L78 eignet
sich auch für Shellackplatten da 78er Geschwindigkeit.

Uwe
einstein-2
Inventar
#3 erstellt: 22. Nov 2022, 11:36
Hallo
Dieses System ist speziell zum Abspielen von 78er SchellackplattenIMG_20221122_093249.
einstein-2
Inventar
#4 erstellt: 22. Nov 2022, 12:45
Hallo
Habe da noch was gefunden IMG_20221122_103818
Jacke001
Ist häufiger hier
#5 erstellt: 22. Nov 2022, 20:06
@einstein-2

Das kommt noch dazu. Ich habe allerdings in vielen Foren schon gelesen, dass Leute einfache alte Plattenspieler mit Schellacknadel ausgerüstet haben und damit die Platten abspielen…
Warum sollten die Plattenspieler eine Funktion für 78U/min haben, wenn es nicht möglich ist, die Platten damit abzuspielen?
hpkreipe
Inventar
#6 erstellt: 22. Nov 2022, 22:29
Hi,

das ist voneinander zu trennen.

Der Plattenspieler (ohne integrierten Phonovorverstärker) liest normalerweise die eingeprägte Informationen aus.

Das Signal wird seit Anno-Tuck beim Schneidvorgang vorverzerrt. Bässe reduziert, dann sind die Rillen weniger breit und es kann enger geschnitten werden. Die Höhen werden stark angehoben, denn die Materialkörnigkeit und geringe Auslenkung würde zu einem schlechteren Rausch zu Nutzsignal führen.

Auch Anno-Tuck und damals hat es diverse unterschiedliche Vorverzerrungskurven gegeben.

Es gibt deshalb spezielle Phonovorverstärker, die diese unterschiedliche Entzerrkurven anbieten.

Irgendwann hat es dann die RIAA-Norm gegeben, aber auch älteres Vinyl kann einem mit einer anderen, als RIAA genutzten Vorverzerrung unterkommen.

Warum man dafür einen anderen Plattenspieler nutzt,

Nun neben der Tatsache, dass nicht jeder Tonabnehmer mal eben mit der passenden Mono-Rundnadel ausgerüstet werden kann, muss dann oft eh noch die Auflagekraft eingestellt werden, die Phionosektion ist möglicherweise nicht mal eben umgestellt, also einen Stereo RIAA-Pfad und einem anderen für Mono in welcher Ausprägung auch immer ist da doch nicht so unbequem. Ich meine es guilt auch unterschiedliche Mono-Nadeln. Deshalb kann dann auch noch bei einigen Mitmenschen mehr als ein Mono-Pfad in Nutzung sein. Wenn man den Platz hat, warum denn nicht.
Jacke001
Ist häufiger hier
#7 erstellt: 22. Nov 2022, 22:54
Danke für deine sehr ausführliche Antwort.

Heißt das jetzt im Endeffekt, dass ich beispielsweise den Dual 1019 nehmen könnte, eine Schellacknadel drauf, Auflagegwicht anpassen und los hören oder nicht ?
EMT948
Stammgast
#8 erstellt: 22. Nov 2022, 23:27
So isses,

ich hab zB einen 1209. Wichtig war mir der Wechsler, damit die alten Knochen nicht alle 2:30 aufstehen müssen.
Natürlich kann man einen speziellen VV benutzen, ist meiner Meinung nach aber mit Kanonen auf Spatzen schießen. Wenn jemand mehrere Zentner 78er hat und authentische LS kann ich das sofort nachvollziehen!! Bei 100 Platten lohnt sich das nicht.

Viel Spaß an Weihnachten mit den alten Songs,
Carsten

PS.: wenn Du mit Grammophon hörst, nimm bitte Messingnadeln. Sind weicher und schonen die Platten. Müssen aber öfter gewechselt werden.
8bitRisc
Inventar
#9 erstellt: 23. Nov 2022, 01:26
Die alten Kofferplattenspieler/-wechsler aus der Übergangszeit von Schellack zu Vinyl hatten oftmals zwei Tonnadeln auf einem Nadelträger. Vorne am Tonkopf konnte man zwischen N(Normalrille für Schellack) und M(Mikrorille für Vinyl) umschalten.

Ob z.B. Dual solche Kombinadeln auch noch für die späteren 12xx Plattenwechsler angeboten hat, kann ich nicht sagen. Denkbar wäre es schon.
Leider sind die alten Keramiktonabnehmer nicht mit Diamant- sondern mit Saphirnadeln bestückt. Die Verschleißgrenze liegt da oftmals bei 50-100 Betriebsstunden. Evtl. gab es da aber auch bessere Ausführungen mit Dianmantnadeln.
Keramiktonabnehmer liefern eine höhere Ausgangsspannung und können an einen normalen Line-Eingang eines Verstärkers angeschlossen werden. Allerdings sind diese Eingänge nicht optimal da der Eingangswiderstand mit 47K zu niederohmig ist. Eine Entzerrung ist nicht notwendig.
Die notwendige Auflagekraft ist deutlich höher als bei MM-Tonabnehmern.

Wenn ich Schellackplatten abspielen wollte würde ich das mit der Technik der späten 50er bis frühen 70er Jahre machen.
einstein-2
Inventar
#10 erstellt: 23. Nov 2022, 04:40
Hallo
Mal eine ganz laienhafte Frage zu diesen Entzerrungskennlinien. Könnte man dies nicht auch mit einem gescheiten Equalizer bewerkstelligen bzw. simulieren? Ich möchte behaupten, dass man mit so einem Gerät auch diese RIAA Entzerrungskennline und vielleicht sogar dieses ganze Gedöns mit der Anpassung der unterschiedlichsten Abtastsysteme und Kabel bezüglich Kapazität usw. unter einen Hut bringen könnte.
hpkreipe
Inventar
#11 erstellt: 23. Nov 2022, 09:11
Klar kann man das auch mit einem Equalizer versuchen zu kompensieren, aber normalerweise ist das Signal dann schon einmal durch einen RIAA Phonoverstärker gelaufen. Du müsstest dann also schon sehr genau wissen, wie eine Faltung der Kurven aussieht und ob Du dann mit Deinem Modell von Equalizer da eingreifen kannst.

Ich würde vermutlich auch für nur 100 Schellacks den Weg über eine in der Entzerrung anpassbare Vorstufe gehen. Inklusive eines separaten Plattenspielers.

Das muss man aber natürlich nicht, in etwa passt auch RIAA, Damit ist es aber auch in etwa falsch. Das sehe ich wie die Stummfilme, die mit der falschen Bildwiederholfrequenz abgespielt werden, ist zwar lustig aber eben falsch und nicht authentisch. Den Inhalt erkennen kann man.

Zurück zum Audioprobleme, das ist eben im Detail nicht richtig und hat eher wenig mit hoher Tontreue zu tun.

Abspielen lassen die sich immer. Sauberer wäre vermutlich noch eine Aufnahme mit Audacity über den RIAA Pfad, dann eine Zurückentzerrung und anschließend eine Entzerrung mit der passenden Kennlinie, um zu überprüfen wie relevant das „Problem“ denn überhaupt ist.
einstein-2
Inventar
#12 erstellt: 23. Nov 2022, 09:31
Hallo
Eigentlich meinte ich einen Equalizer mit einem Phonoeingang zum direkten anschließen eines Plattenspielers, also ohne dazwischengeschalteten Phonovorverstärker. Ob es sowas gibt, weiß ich allerdings nicht. Aber genau genommen, hätte dieser Phonoeingang ja auch logischerweise so eine Entzerrung. Naja, war nur so eine Idee von mir.
8erberg
Inventar
#13 erstellt: 23. Nov 2022, 11:19
Hallo,

es reicht meist eine Anpassung im Höhenbereich.

78er Platten sind meist mit leichter Höhenanhebung geschnitten, im tiefen Frequenzbereich spielt da fast garnix ab, daher kann man das so lassen (Rumpeln!)

Das schlappe Signal aus dem Magnetsystem vorher durch einen Equalizer jagen halte ich für eine eher nicht optimale Idee... die paar mVolt ...

Ich würde da keinen großen Bohei machen weil die 78er wurden alle nach "Firmeneigenen Schnittkennlinien" hergestellt und Hifi geht sowieso völlig anders.

Peter


[Beitrag von 8erberg am 23. Nov 2022, 11:22 bearbeitet]
EMT948
Stammgast
#14 erstellt: 23. Nov 2022, 18:19
Zitat:
Ich würde da keinen großen Bohei machen weil die 78er wurden alle nach "Firmeneigenen Schnittkennlinien" hergestellt und Hifi geht sowieso völlig anders.

Peter

Ende


Sehe ich ganz genauso. Du müsstest dann bei jeder Brunswick das Pressjahr nachschauen von wann sie ist, um zu entscheiden: RIAA oder nicht.
Das ist bei anderen Herstellern ähnlich . . . .
So eine Schellack ist bei ca 8kHz zu Ende.

Carsten
Jacke001
Ist häufiger hier
#15 erstellt: 23. Nov 2022, 19:20
Ich habe mir jetzt einen überholten Dual 1209 mit M91 System(?) bestellt, die Wechslerfunktion hat mich überzeugt, angesichts der kurzen Spieldauer.
Dazu die Shure N91-3 Schellacknadel. Ich hoffe das funktioniert alles so.

Da ich eh nicht so der ultimative Musik-Junkie bin, macht es mir nichts aus, wenn hier und da ein paar Frequenzen nicht zu 100% richtig passen, demnach verzichte ich auf den extra Aufwand.

Danke für eure Hilfe!


[Beitrag von Jacke001 am 23. Nov 2022, 19:22 bearbeitet]
einstein-2
Inventar
#16 erstellt: 24. Nov 2022, 04:05
Hallo
Diese Schellackplatten sind ja um einiges schwerer und dicker als normale LPs. Da wäre ich mit der Wechselfunktion äußerst vorsichtig, bzw. ich würde sie erst ganicht verwenden. Wenn ich mir überlege, wie lange bei 78Ump so eine abgefallene Platte auf der unteren schleift, bis diese wegen ihrer Massenträgheit die Drehzahl erreicht hat.
tomtiger
Administrator
#17 erstellt: 24. Nov 2022, 05:17
Hi,


Jacke001 (Beitrag #15) schrieb:
Ich habe mir jetzt einen überholten Dual 1209 mit M91 System(?) bestellt, die Wechslerfunktion hat mich überzeugt, angesichts der kurzen Spieldauer.
Dazu die Shure N91-3 Schellacknadel. Ich hoffe das funktioniert alles so.



wenn nicht irgendetwas defekt ist, sollte das so funktionieren. Einen Phonopre brauchst Du trotzdem, auch wenn Du nicht penibel auf die korrekte Kennlinie achten willst.

Ein mE. erheblicher Aspekt ist das Waschen der Platten. Insbesondere solche alten Platten sind häufig stark verschmutzt.

Ich habe etliche alte Platten mit Normalrille, die aber Vinylplatten sind, und auch so gereinigt werden können (Anleitungen findest Du hier im Forum viele). Aufpassen musst Du, wenn es wirklich Schellackplatten sind, da sollte man keinen Alkohol nehmen. Ich mache das dort, wo ich nicht sicher ausschließen kann, dass es Schellack ist, mit Wasser alleine bzw. sehr milden Reinigern (Seife, Spüli) arbeiten und nicht lange dem Spülmittel aussetzen. Ob sich spezielle Schellackreingier bewähren kann ich nicht sagen, ich versuche es immer erst trocken, dann nur kurz mit Wasser, und wenn wirklich noch starker Dreck dran ist, mit milder Seifenlösung.

Ich würde auch nicht auf saubere Hüllen verzichten wollen, zwar haben die Platten schon Misshandlungen hinter sich, aber es gibt mir zumindest ein gutes Gefühl, und ich muss nicht befürchten, die Platten mit der verdreckten alten Hülle (so eine da war) gleich wieder zu beschmutzen.


Viel Spaß,


LG Tom
Jacke001
Ist häufiger hier
#18 erstellt: 24. Nov 2022, 17:28
Als Phonopre habe ich mir die Project Phono Box rausgesucht.

Platten waschen habe ich bisher auch schon immer gemacht
8erberg
Inventar
#19 erstellt: 24. Nov 2022, 18:18
Hallo,

nur nie Glasreiniger oder Knosti-Flüssigkeit bei echten Schellacks nehmen! Dann man eine glatte Platte...

Immer nur neutrales Spüli

Peter
Jacke001
Ist häufiger hier
#20 erstellt: 26. Nov 2022, 15:51
So mein Dual ist da, neue Nadel eingebaut - funktioniert.

Den Phonopre kann ich wieder zurückschicken… ich hatte die Erleuchtung, dass, wenn mein Verstärker einen Phono Eingang hat, das bedeutet, dass schon ein Phono-Verstärker verbaut ist. 🫠

Bin auf jedenfall sehr glücklich, den 1209 mit Wechsler genommen zu haben, das ist schon was sehr praktisches.


Ich danke für eure Hilfe und eure Empfehlenung. Allein hätte ich da nicht so schnell durchgeblickt.

Schönes Wochenende euch und schöne Adventszeit!
Grüße,
Jacke
akem
Inventar
#21 erstellt: 26. Nov 2022, 19:52
Zu den Entzerrungskurven hier noch ein bischen was zum lesen:
https://wiki.audacityteam.org/wiki/De/78rpm_playback_curves
https://grammophon-platten.de/page.php?534

Es gibt ne Hand voll Phonostufen mit umschaltbarer Entzerrung, ob dann die für die jeweilige Platte optimal passende dabei ist, steht auch einem anderen Blatt... Und ganz billig sind die auch nicht...
https://www.phonopho.../mono-schellack.html
Die günstigste dürfte die hier sein:
https://ifi-audio.com/products/micro-iphono3-bl/
(Man beachte neben dem Schalter an der Stirnseite auch die DIP-Schalter auf der Unterseite...)

Gruß
Andreas
EMT948
Stammgast
#22 erstellt: 27. Nov 2022, 20:15
Hallo Andreas,

da ich des Öfteren Schellacks aufnehme, hast Du mir (Audacity-Link) gerade Weihnachten versüßt.
Jetzt muss ich für die ein oder andere Kurve nur noch die Differenz zu RIAA berechnen und ab geht's.

Bleibe aber bei meiner obigen Aussage:
zum Hören (nicht zum Aufnehmen) ist mir der Aufwand zu groß.

Viele Grüße,
Carsten
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