Vom Anfänger für Anfänger – Kaufberatung Stereo Lautsprecher + Verstärker für 300-600€

+A -A
Autor
Beitrag
QrissirQ
Ist häufiger hier
#1 erstellt: 24. Nov 2013, 16:42
Hallo,

dies hier soll als kleine Hilfestellung für den Kauf zweier (Stereo) guter Lautsprecher (LS) und einem ordentlichen Verstärker (AMP) dienen.
Vor kurzem habe ich Lautsprecher für meinen Schreibtisch gesucht, da mir schlechter Klang nach kurzer Dauer auf den Keks geht, sollte es was anständiges sein.
Ich hatte keine Ahnung von HiFi, deshalb habe ich angefangen zu lesen und zu lesen… hier die komprimierte Fassung meiner Ergebnisse.

Meine Vorraussetzungen waren:
Raumgröße: 25-30m² (wichtig zu wissen für die Leistungsstärke der LS und des AMP)
Entfernung der LS von einander: 3m (wichtig wegen Größe der LS, damit man keinen Presslufthammer neben dem Ohr stehen hat)
Entfernung der LS von der Wand: 40cm (viele LS haben die Bassreflexröhre auf der Rückseite und brauchen Platz zum "Atmen", sonst klingts flach)
Geld (Student): 350 - 600€ (für guten Ton muss man leider Geld in die Hand nehmen, es geht aber ab 300€ – von dort habe ich aufgestockt)
Musikrichtung: Elektro, Ambient, Jazz, Swing, Rock, Metal (LS und AMPs sollten zur Musikrichtung passen – hilft bei der Beratung)

Am am besten wäre natürlich klein, super Ton, netzwerkfähig, Spotify, AirPlay, DLNA, hat 'ne App, usw. so habe ich blauäugig angefangen und damit gehts gleich auch los. Alle hier beschriebenen Geräte habe ich auch getestet.
!!! Vorher noch der Hinweis – am Ende des Artikels sind die meisten der Fachbegriffe und Abkürzungen erklärt, also am Besten hinten anfangen !!!

Die Suche nach dem richtigen System.

Lautsprecher
Zuerst die kleinen Formate:
Vorteil: Sehr kompakt und praktisch. Eignet sich hervorragend für kleine Räume oder Schreibtische mit wenig Platz.
Nachteil: Auf Grund der Bauform kann sich nur wenig Tiefgang entwickeln. Hier ist es ratsam je nach Musikgeschmack einen Subwoofer zu verwenden.

_MG_2975 _MG_2977 _MG_2976 _MG_2978
DALI Zensor 1 (260€/Paar) – Ein kleiner unglaublicher Kraftprotz. Extrem klar und präzise auf den Ton genau. Aus dem kleinen Kasten kommt ein Volumen, das man nicht erwartet hätte und die Ebenen der Musik trennen sich dabei deutlich voneinander ab. Die hohe Eingangsleistung verhindert in diesem Zusammenhang auch ein Übersteuern, wenn es mal laut werden darf. Der Zensor differenziert so gut, dass er es knapp mit den Wharfedale Diamond 10.2 aufnehmen kann. Allerdings kommt hier der kleine Korpus an seine Grenzen. Ein komplett vereinahmender Raumklang ist mit dem Dali nicht erreichbar. Wenn ich nicht so viel Platz auf meinem Schreibtisch hätte, wäre das mein Favorit. Hervorragend verarbeitet und ein Hingucker. Die hellen Streifen auf dem Tieftöner sind im Übrigen keine Kratzer sondern verstärkende Holzfasern – so hat jeder Dali sein individuelles Muster.
Ähnlich dazu: Canton GLE 420 (187€), Wharfedale Diamond 10.1 (198€), nuBox 311 (278€)

Dann die großen Formate:
Vorteil: Ordentliche Größe, aber noch im Rahmen für den Schreibtisch. Korpus erlaubt ordentlichen Bass bei leistungsstarkem Verstärker.
Nachteil: Können für kleine Umgebungen zu groß gebaut sein. Brauchen größeren Abstand zur Wand für eine gute Bassentwicklung.

_MG_2984 _MG_2985 _MG_2988 _MG_2986
Magnat Vector 203 (167€/Paar) – Für den Preis sollte man die eigentlich behalten. Der Magnat kommt mit einem soliden abnehmbaren Metallkäfig vor den Membranen (alle anderen LS haben abnehmbare Stoffbezüge) – also evtl. ein Plus falls man eine Katze hat, die gerne an Möbeln kratzt. Der Magnat produziert von den dreien größeren LS den deutlichsten Tiefgang, was auch an der großen Bassreflexöffnung liegen mag. Präzision ist gut, allerdings lässt die Klarheit zu wünschen übrig. Es klingt immer als würde man sich die Hände neben die Ohren halten und ergibt ein etwas eingeschränktes Stereogefühl. Aber eben dieser Stumpfe Beigeschmack kommt heftig basslastigen und vollen Songs wie Elektro, Metal oder Rock zugute und gibt diesen noch einmal etwas Schwung mit. Der Lautsprecher ist glaube ich eher was für Leute die gerne viel und lautes Geshredde und weniger Klassik/Jazz/Ambient hören. Der LS ist im Übrigen Bi-Wiring/Bi-Amping fähig.
Ähnlich dazu: Heco Victa II 301 (144€)

_MG_2979 _MG_2981 _MG_2980 _MG_2983
Heco Metas XT 301 (218€/Paar) – Da ich die Hecos hauptsächlich mit den Wharfedale verglichen habe, muss ich sagen, dass man für das Geld wirklich sehr sehr gute LS bekommt. Optisch am besten verarbeitet. Die Hecos wollten auf Grund ihrer hohen Eingangsleistung in den Tiefen am Angang nicht so wirklich, mit dem passenden Verstärker braucht man sich dann aber keine Sorgen mehr um weitere Abmahnung vom Vermieter zu machen. Sie spielen bei allen Musikgenres mit und bilden auch bei massiven Stücken das Repertoire an Instrumenten ausgesprochen deutlich ab. Sehr klar. Man fühlt sich mitten drin und auch geringe Lautstärke überzeugt mit einem ausgewogenen Klangbild. Im Lieferumfang sind neben den abschraubbaren Gummifüssen auch Metallspikes auf passenden Tellern zu finden. An den Bi-Wiring/Bi-Amping-Eingängen hat der Heco eine zusätzliche Aufnahme, die +2db auf den Hochtönern bringt.
Ähnlich dazu: Magnat Quantum 603 (200€)

_MG_2989 _MG_2993 _MG_2991 _MG_2994
Wharfedale Diamond 10.2 (350€/Paar) – Die Wharfedale habe ich weiter oben schon das ein oder andere Mal erwähnt – man nehme die Hecos und lege eine Schippe Performance oben drauf. Von den getesteten LS nehmen sie die absolute Spitzenposition ein. Solch ein klares Klangbild habe ich bisher noch nicht gehört. Hervorragend differenziert, eine auf den Punkt genaue Kickbass die sich vornehm zurück hält bis man ihr die passende Musik auflegt. Verzerrte Töne oder Überlagerungen scheinen ein Fremdwort zu sein und man denkt, dass die Spucke des Sängers einen treffen könnte, so mitten drin ist das Gefühl. Die Facetten eines Klangreichen Stücks differenzieren sich klar von einander und die LS bieten große Dynamik. Allein, wenn es sehr Techno oder Deep Metal-Lastig wird, kommt in den Tiefen nicht mehr genug Volumen in den Bass – dafür sind sie aber auch nicht gemacht. Der ovale Holzkorpus soll, ebenso wie die geriffelten Kevlar-Membranen, verhindern dass sich stehende Schallwände im Inneren bilden und der Ton dadurf abstumpft. Natürlich kann man den Wharfedale auf Wunsch auch über die Bi-Wiring/Bi-Amping Kanäle betreiben.
Ähnlich dazu: nuBox 381 (378€) Dali Zensor 3 (398€)

Ganz wichtig! Fast alle Hersteller bieten große und kleine Regallautsprecher. Die erwähnten Wharfedale Diamond 10.2 haben ebenso einen kleinen Vertreter – die Wharfedale 10.1, die in Konkurrenz mit den Dali Zensor 1 treten – die Dali Zensor 3 dagegen spielen wieder in der größeren Klasse mit.

Größenvergleich:
_MG_3009


Verstärker
Alle genannten Verstärker bieten die Möglichkeit eines Source-Direct Modus an, der den Ton der Quelle 1:1 wiedergibt, ohne Equalizer oder sonstige Manipulationen anzuwenden. Für Nutzer von SACD-Playern oder FLAC-Dateien nicht uninteressant.
L_PMA520AEBK_E2_fr_BK L_PMA520AESP_E2E1C_fr_100_back
Denon PMA 520 AE (179€) – Ein günstiger Einsteiger-AMP, der genau wie das Pendant von Pioneer in drei Abstufungen erhältlich ist, wenn es etwas mehr Watt sein dürfen – diese werden aber schnell teurer. Die Chassis hat eine normale Verstärkergröße und machen einen guten Eindruck. Anschlüsse sind ausreichend vorhanden und in Qualität der Preisklasse wahrscheinlich angemessen. Die Front hat mit ihrem großen Lautstärkeregler klar gewichtet worum es hier geht – Stereo sonst nichts. Die Drehregler aus Plastik haben ein ein schönes Drehgefühl (kein gerastertes Feedback), fühlen sich aber leider hohl und billig an. Regler aus Metall würden das Gerät gut aufwerten. Auf Grund der geringen Leistung ist aber irgendwann Schluss bei LS mit hoher Eingangsleistung, wie die Heco Metas XT (klingen recht flach). Kleinere LS hingegen haben keine Probleme damit. Es mag nur ein Eindruck sein, aber ich hatte das Gefühl, dass der Denon im Vergleich mit höherwertigeren AMPs etwas dumpfer klingt. Fernbedienung ist im Lieferumfang enthalten.
Ähnlich dazu: Pioneer A-10 (160€), TEAC A-H380 (200€)

TEAC_A-R650__B__Front_R640x320 TEAC_A-R650__B__Rear_R640x320
TEAC A-R650 (222€) – In Deutschland schlägt der AMP mit fast dem Doppelten zu Buche. Ich habe diesen aus England bestellt. Es lohnt sich also auch mal auf die englischen Webseiten der üblichen Warenhäuser zu schauen. Der TEAC hat von allen getesteten die höchste Ausgangsleistung und ist im Design auf das Wesentliche reduziert. Die Eingangsstecker sind vergoldet, die Lautsprecheranschlüsse und die Steckplätze an der Front hingegen nicht. Warum man dort an der falschen Stelle gespart hat, kann ich nicht nachvollziehen. Die Chassis ist die stabilste der getesteten AMPs, dafür ist er fast so groß wie ein ausgewachsener AVR – die Bilder täuschen, kompakt ist was anderes – TEAC ist sonst eher für schlanke Geräte bekannt. Die beiden großen Regler sind aus Metall und haben ein angenehmnes Feedback. die drei in der Mitte hingegen aus Plastik und das Drehgefühl kommt etwas schleifend daher. Nichts desto Trotz macht er im Vergleich einen hervorragenden Gesamteindruck und schafft es als einziger den größeren Lautsprechern ordentlich Dampf zu machen. Fernbedienung ist dabei und kontrolliert den Lautsrtärkeregler zusätzlich über einen Elektromotor. Besonderes Feature: Es ist ein zweites Paar Lautsprecherausgänge vorhanden, die getrennt von einander oder gleichzeitig geschaltet werden können (A/B/A+B).
Ähnlich dazu: Block V250 (250€), Marantz PM6004 (274€), NAD C316BEE (360€)
L_avr_x1000_e2-e1_bk_fr L_avr_x1000_e2-e1_bk_re
Denon AVR X1000 (299€) – Der einzige getestete reine AVR. LAN-Kabel rein, angeschaltet und der Musikserver war gefunden. Die Navigation über das kleine Display ist ein Krampf – ein angeschlossener Monitor schafft Abhilfe und bietet ein strukturiertes Menü. Wenn ein Eingangssignal wie z.B. das eines PCs anliegt, erscheint das Menü leicht transparent über dem eigentlichen Bild. Liegt kein Eingangssignal an, erkennt der AVR irgendwie die komplette Auflösung des Monitors nicht und zeigt das Menü ziemlich schlecht aufgelöst. DLNA, Airplay, Webradio, Spotify – alles drin was man braucht. Es liegt sogar ein Audyssey Einmessmikrofon mit bei, dass alle Lautsprecher auf den Sitzplatz genau einstellt, so dass man die möglichst beste Akustik erhält. Was etwas doof ist – wenn man bspw. den PC daran angeschlossen hat und Musik von einer anderen Quelle hören möchte, ist beim Quellenwechsel das PC-Bild weg. Wie alle AVRs wird bei einem HDMI-Eingang der Ton abgesplittet und über die Lautsprecher wiedergegeben. Die Chassis ist ziemlich weich (wenn man ein weiteres Gerät drauf stellt, biegt sich der Deckel ein wenig ein) und die Regler machen, trotz ihres tollen gerasterten haptischen Feedbacks, einen schlechten Plastik-Fantastik Eindruck. Die App ist wesentlich besser als die von Pioneer – aber Usability ist für viele Hersteller scheinbar noch ein Fremdwort.
Ähnlich dazu: Pioneer VSX-527 (250€), Denon AVR-1713 (290€), Yamaha RX-V475 (290€)


Kompaktanlagen – alles in einem

Vorteil: Meist sehr kompakt/klein wie der Name schon sagt, bieten viele Funktionen sind für 20-30m² Umgebungen bestens geeignet.
Nachteil: Haben überschaubare Leistung wenn man andere LS anschließen möchte, mitgelieferte LS sind oft einfach von der Stange.

x-hm71-k_ipod_gallery x-hm71-k_r_gallery
_MG_2951 _MG_2953 _MG_2952 _MG_2954
Pioneer X-HM71-K Micro-Hifi-System (333€) – Sehr kompakt und kann alles was man braucht. Integriertes WLAN, DLNA, Airplay, Internetradio, etc. Fernbedienung ist dabei, das kleine Farbdisplay zeigt Albencover an und die Menüstruktur ist akzeptabel. Das Gerät ist innerhalb von 1sec. ins Netzwerk integriert (Kabel reinstecken) und ein paar Minuten später hat man auch das WLAN eingerichtet. Die Musik vom Server/externen Gerät über die Fernbedienung auszuwählen ist aber eine Pain in the ass. Über die App geht es viel leichter - diese ist aber nicht wirklich gut umgesetzt. AirPlay hatte nur ab und an mal Lust zu funktionieren (lag wahrscheinlich an meinem Router). Großer Nachteil sind die LS – Recht klein und mit mäßigem Material verarbeitet klingen sie wie zwei aneinander geknotete Konservendosen. Wenn man etwas Geld für bessere LS drauflegt lohnt es sich, der Verstärker wird mit seiner geringen Leistung eher etwas für kleine Regallautsprecher sein. Nettes Feature: iPod Dockingstation im Deckel.
Ähnlich dazu: Kenwood UD-NF7 (330€), Denon CEOL (450€), Teufel Kombo 42 Streaming (500€)

MC2-Receiver_Speaker_web 1494501_MC2_Rear_BLACK_2
_MG_2970 _MG_2972 _MG_2971 _MG_2974
Magnat MC-2-S (400€) – Schöner kleiner Verstärker, der elegant daher kommt. Hat eine Röhrenvorstufe, die vorne durchs Sichtfenster leuchtet (wird von einer LED angeleuchtet – wahrscheinlich ein Marketinggag). Alle Anschlüsse sind vergoldet und für die Preisklasse von sehr guter Qualität. Macht insgesamt einen soliden Eindruck. Seitenpanele mit Klavierlack überzogen, sonst alles aus Metall (vorne gebürstet), der kleiner Drehregler hat ein schönes haptisches Feedback. Bässe/Höhen lassen sich nur über die doch recht billig wirkende Fernbedienung bedienen. Die mitgelieferten Kabel haben einen ausreichenden Durchmesser und die LS sind ordentlich verarbeitet, passen zum Design des AMPs, haben ordentlich Kraft, sind ziemlich klar und bringen auch guten Tiefgang. Man könnte fast sagen, dass sie bei den Dali Zensor 1 mithalten – diese sind aber doch viel kräftiger, präziser und freier im Klang. Nettes Feature, wenn man es braucht: SACD-Player und USB-Slot.
Ähnlich dazu: Denon D-M38 (275€), Teufel Kombo 42 (350€)


Aktive Lautsprecher
Vorteil: Verstärker ist in LS integriert, spart Platz, externe Geräte werden direkt angeschlossen. Gute aktive LS haben auch einen Subwoofer Ausgang.
Nachteil: Wenn die LS gut und leistungsstark sein sollen, wird es schnell teuer. Verstärker sind häufig nicht neutral sondern auf LS angepasst.

nupro_a-20_weiss nupro_a20_backside
nuPro A-20 (570€) – Guter und sehr ausgewogener LS. Vergleichbar mit den Heco Metas XT 301. Ich werde das Gefühl nicht los, dass er etwas sehr basslastig ist – das kann aber auch an der Zielgruppe liegen. Die Nubert werden gerne von DJs genutzt. Die Verarbeitung ist super und der Kollege kann auch ziemlich laute Geschichten erzählen, wenn man am Regler dreht. Nubert sind immer etwas teurer als alle anderen, deshalb sind diese LS preislich auch ausserhalb des Rahmens. Glücklicherweise konnte ich sie mir zum Testen von einem Freund leihen.
Ähnlich dazu: Edifier R1600T-plus (83€), Tannoy Reveal 501A (94€), ESI nEar 08 (219€), M-Audio BX8 D2 (300€), Teufel Raumfeld Speaker S (350€) – AirPlay-fähig


Fazit
Entscheiden muss jetzt jeder für sich selbst. Ich rate dazu erst ein Budget festzulegen, dass man wirklich und ganz wirklich ausgeben möchte, dann von der Leistung zueinander passende Geräte sucht und diese probe hört. Am besten in den eigenen vier Wänden – was man im Laden hört, kann auf Grund der Akustik völlig anders klingen. Am besten zwei oder drei Favoriten miteinander vergleichen und den Gewinner nehmen. Die hier erklärten Geräte lassen Kombinationen von unter 300€ bis über 700€ zu. Da muss man sich jetzt selbst durchwühlen und schauen, was gefällt.

In meinem Fall ist es der TEAC A-R650 mit den Heco Metas XT 301 für insgesamt 440€ geworden. Auf meiner Favoritenliste war das nur Platz zwei, dennoch habe ich mich gegen den TEAC in Kombination mit Wharfedale Diamond 10.2 entschieden. Der Grund war der Preis. Mit 580€ hätte ich das Budget fast voll ausgereizt – da habe ich mich lieber daran erinnert, dass ich Student bin und kaufe mir was nettes für den Rest.

Schaut bei eBay!
Auf Versteigerungsplattformen oder Kleinanzeigen kann man häufig gute Schnapper machen. Wenn man sich auskennt – alte High-End Systeme, wenn man weniger Plan hat – ordentliche Verstärker und Lautsprecher der letzten ein oder zwei Produktgenerationen. AVRs bspw. findet man viele, die mit nahezu gleichen Technischen Attributen wie aktuelle Modelle aufwarten können – dafür haben sie kein Spotify oder die Eingänge heißen nicht "Game" oder haben kein 4K Pass-Through. Das sind alles Dinge die man für die Hälfte des Originalpreises gerne verschmerzen kann!

Meine Testsongs:
Wagner – Götterdämmerung (FLAC)
Lana Del Rey – Born To Die (320kbit/s)
Pink Floyd – LIVE Wish you were here REMASTERED (256kbit/s)
M83 – Midnight City (320kbit/s)
The Prodigy – Smack my Bitch up (320kbit/s)
Blumentopf – Wunderbare Welt (320kbit/s)

Crossover: Marcin Wasilewski Trio, Dream Theater, Rammstein, Genesis, Cypress Hill.

+++ ERKLÄRUNGEN +++ FACHBEGRIFFE +++ DINGE ZUM KLUGSCHEISSEN +++:KR

• Verstärker (AMPs)
Verstärken ein Eingangssignal, manche erlauben dessen Manipulation (Bass, Treble, Balance), sollten Passende Leistung (Watt) im Verhältnis zu den Lautsprechern haben, reine Verstärker werden mittlerweile weniger häufig verkauft als AVRs und sind dementsprechen ähnlich teuer. Verstärker sind simpel, machen Ihren Job, können klein und groß ausfallen und haben häufig ein elegantes Design.

• Audio/Video Receiver (AVRs) – Verstärker mit Audio und Video Ein-/Ausgängen
Ein Gerät für alle Medien zu Hause (Heimkino), 5.1, 7.1, Dolby Surround, etc. – aktuelle AVRs haben mehrere HDMI Ein- und Ausgänge. Man kann die Konsole, den BluRay-Player, etc. daran anschließen, entspannt mit der Fernbedienung den Kanal wechseln und der AVR gibt das Bildsignal auf dem Fernseher aus – splittet den Ton vorher ab und schiebt ihn über die angeschlossenen Lautsprecher aus – wie viele es auch immer sein mögen. Die meisten AVRs sind über Smartphones fernsteuerbar (Apps dafür meist eher recht als schlecht), sind netzwerkfähig – können also Musik von Mediaservern, NAS-Systemen, Internetradio, etc. direkt streamen, können AirPlay usw. Ein Großteil der AVRs hat nur ein Mini Statusdisplay – alle Einstellung müssen über einen angeschlossenen Monitor vorgenommen werden – selbst wenn man nur die Bässe erhöhen möchte. AVRs sind in der Regel ziemlich groß.

• DLNA/UPnP/AirPlay
Sind Verbindungsprotokolle/Schnittstellen, die es Medienservern und AVRs ermöglicht Musik über ein Netzwerk zu streamen und abzuspielen. AirPlay streamt dagegen Musik von einem iPhone/iPad, etc. direkt über WLAN an den AVR und dieser gibt es wieder. Bei AVRs die Netzwerkfähig sind, lassen sich meist auch der Spotify Account oder vergleichbares hinterlegen. Wenn man über WLAN streamt sollte man bei größeren Musikdateien aber darauf achten, dass man einen Router hat der die neueren 5GHz Frequenzen beherrscht – normales 2.4GHz WLAN ist zu langsam.

• 5.1/7.1 – ich will nur Stereo?
Ist nicht schlimm. Entweder man schließt nur zwei Lautsprecher an das 5.1/7.1-System oder man stellt das Signal am Gerät auf Stereo um. Das beherrschen so gut wie alle Systeme. Der Ton wird dabei nicht schlechter, da nur die beiden Front Kanäle Links und Rechts Stereo wiedergeben. Alle übrigen Kanäle wie Center, Rear, High brauchen ein anderes Signal. Solche Geräte können das Stereosignal auch auf alle Kanäle verteilen. Ist dann aber kein Stereo mehr.

• Was ist 2.1?
Zwei (Stereo) + Subwoofer. Das kann Sinn machen wenn die LS sehr klein sind und somit wenig Tiefgang in den Bässen haben, man stark basslastige Musik bevorzugt oder einfach Spaß daran hat sich den Kitt aus den Fenstern drücken zu lassen.

• Röhrenverstärker
Das hier soll eine Kaufberatung für den Einsteigerbereich sein – bleib mal entspannt :). Röhrenverstärker werden von Audiophilen Menschen mit zu viel Geld häufig bevorzugt, da diese analoge Technik den analogen Stereoton wesentlich reiner, klarer und kräftiger wiedergibt ("natürlicher") – Fast alle Verstärker unterer Preisklassen arbeiten mit Transistoren. Dabei wird der analoge Stereoton digital umgewandelt, verstärkt und dann wieder analog ausgegeben. Transistoren sind Standard in allen elektronischen Geräten und somit einfach viel billiger.

• Bitrate/Lossless/FLAC
Wenn man Musik in der Qualität direkt vom Mischpult bei der Aufnahme haben möchte, kann man Lossless (Verlustfreie) Formate wie FLAC, ALAC, etc. erwerben. Man muss sich aber damit anfreunden, dass einzelne Lieder gerne über 50MB und Alben mehrere Gigabyte groß sind. Also eher nix für den iPod. Dafür gibt es die gute alte MP3 ö.ä. Das ist komprimierte Musik, bei der Teilbereiche, die man eigentlich nicht wahrnimmt, abgeschnitten werden um die Datei kleiner zu machen. Damit nicht alles wie durch den Telefonhörer klingt, gibt es variable Bitraten = Wieviel Information pro Sekunde in die Datei gequetscht wird. Das wird in kbit/s angegeben. Normale MP3s haben 128-256kbit/s (iTunes bietet bspw. 256kbit/s an). Diese Dateien sind relativ klein (3-5MB) man merkt aber, dass was fehlt – spätestens wenn man eine MP3 mit höherer Bitrate gehört hat. Man sagt, dass ab 320kbit/s (ISO-Norm) fast keinen Unterschied mehr zu hören ist. Menschen mit sehr gutem Gehör und sehr teurer Anlage können hier auch einen marginalen Unterschied wahrnehmen und verwenden meist MP3s mit 640kbit/s oder mehr – dann werden die Dateien aber auch schnell wieder groß.

• SACD
Super Audio Compact Disk. Der große Bruder der CD – ist eigentlich eine DVD, die Musik darauf hat sehr hohe Bitraten und teilweise sind Alben sogar auf 5.1 Systeme abgemischt, so dass man den Eindruck hat mitten im Konzert zu sitzen. Diese CD-Player kosten nicht selten so viel wie die dazugehörigen Verstärker.

Was einen sonst noch interessieren könnte:

• Bananenstecker
Sind Stecker, die auf die Kupferadern an den Enden der Lautsprecherkabel geschraubt werden. Diese kann man dann in die LS oder den AMP stecken. Hat den Vorteil, dass die Kupferadern nicht mehr abbrechen, man nichts mehr zuschrauben muss und falls man mal was umstellen möchte einfach die Kabel abziehen und wieder einstecken kann. Ich habe die hier.

• Vergoldet?
Ja Vergoldet. Leitet den Strom besser, macht keine komischen differenzen und sieht noch dazu schön aus. Man sollte beim Kauf darauf achten, dass die Anschlüsse nicht nur golden angemalt sind, sondern wirklich 24K vergoldet sind.

• Welche Kabel und der Kabelquerschnitt
Die Kabel sollten Vollkupfer (99%) sein. Keine CCA-Kabel, die gerne so beworben werden. CCA sind Aluminiumkabel mit Kupferschicht – billiger, leiten aber schlechter. Für kurze Distanzen wie den Schreibtisch reichen 2,5mm Durchmesser (ich habe 4mm, das hier) für längere Strecken darf es dann mehr sein. Wer es genau wissen will schaut dort rein: http://www.hifi-forum.de/viewthread-42-92.html

• 2-Wege, 3-Wege, 4-Wege Lautsprecher?
Ein "Weg" = eine Membran/ein angetriebener Schallwandler. 2-Wege LS haben als zwei – in der Regel einen Hoch und einen Tieftöner. 3-Wege LS je einen Hoch, Mittel und Tieftöner, usw.

• Pass-Through
AVRs leiten das HDMI-Signal einfach unverändert durch an einen angeschlossenen Monitor – so wird nichts am Bild verändert.Die meisten AVRs sind auch in der Lage dies im Standby-Modus zu erledigen, so muss der AVR nicht eingeschaltet sein, wenn man ein Bild sehen möchte. Den Ton muss dann aber das angeschlossene Gerät wiedergeben können.

• Bi-Wiring/Bi-Amping?
Manche LS haben vier Eingänge – hier gibt es keinen allgemeinen Eingang für den gesamten Lautsprecher, sondern der Hoch- und der Tieftöner je eigene Eingänge. Diese sind ab Werk meist mit einer Brücke verbunden, da die meisten normalen AMPs nur eine Endstufe und somit auch nur ein gesamtes Ausgabesignal produzieren – das Ergebnis ist das Gleiche, als ob der LS nur zwei Eingänge hätte.
Beim Bi-Amping geben zwei Endstufen (meist zwei getrennte AMPs) je ein Signal für die Höhen und eines für die Tiefen aus. So gibt es einen klaren Kanal für jeden Schallwandler – das soll eine hörbare Veränderungen sein.
Beim Bi-Wiring werden zwei Kabelpaare von Verstärkern mit vier Ausgängen an LS mit vier Eingängen gelegt. Das hat keinen akustischen Vorteil, erhöht aber den Kabelquerschnitt – Aufpassen, man kann sich damit auch die LS beschädigen.
Wer mehr wissen will, schaut hier: Bi-Wiring/Bi-Amping

• Klirrfaktor
Dauert zu lange es zu erklären – schaut hier: Klirrfaktor

• Kabel zum Anschließen diverser Dinge
Ich will keine Werbung machen, da es hier aber um günstig und gut geht schaut euch die Firma Cordial an. Made in Germany, machen einen sehr guten Eindruck und kosten vergleichsweise wenig. Erhältlich bei den üblichen Onlineplattformen.

Sollte es weitere Fragen geben – einfach hier rein schauen: Das große Nachschlagewerk

Sonstiges
Ich habe versucht immer relativ "neutrale" Links über ein Preisvergleichsportal zu geben, da Preise sich bewegen können.

Die Bilder der AMPs sind von den Herstellern, da dort alles nötige gezeigt wird. Die der LS habe ich wegen der Details selbst geschossen.

Vielen Dank an thewas, Tywin, baerchen.aus.hl, GlennFresh, bmwdriver und horr für die Ünterstützung bei meiner Suche.

Ich hoffe das hilft einigen weiter.

Sollte es Verbesserungen, Fehler oder Ergänzungen zu den Produkten oder weitere Geräte für die "Ähnliche"-Liste geben, korrigiere ich es gerne nach.


[Beitrag von QrissirQ am 24. Nov 2013, 17:00 bearbeitet]
Tywin
Hat sich gelöscht
#2 erstellt: 24. Nov 2013, 16:59
Hallo,

sehr schöner und ausführlicher Bericht


Der Magnat (edit. Vector 203) produziert von den dreien größeren LS den deutlichsten Tiefgang, was auch an der großen Bassreflexöffnung liegen mag. Präzision ist gut, allerdings lässt die Klarheit zu wünschen übrig. Es klingt immer als würde man sich die Hände neben die Ohren halten und ergibt ein etwas eingeschränktes Stereogefühl. Aber eben dieser Stumpfe Beigeschmack kommt heftig basslastigen und vollen Songs wie Elektro, Metal oder Rock zugute und gibt diesen noch einmal etwas Schwung mit. Der Lautsprecher ist glaube ich eher


Die Vector 203 ist ein sehr neutraler Lautsprecher und eher nicht übermäßig kräftig im Tiefton und in den höheren Tonlagen spielen sie schon fast übereifrig. Sie sind aber keine Schreibtischlautsprecher, sondern müssen auf Ständern wandfern mit reichlich Freiraum ringsum positioniert werden, wenn man einen guten Klang erwartet.

Dein Höreindruck ist nmM darauf zurückzuführen, dass durch die Reflexionen des sich kugelförmig ausbreitenden Tieftons (Oberbass) an z.B. der Tischplatte die tiefen Töne so weit aufgedickt zu deinen Ohren drangen, dass die höheren Tonlagen überlagert worden sind.

VG Tywin


[Beitrag von Tywin am 24. Nov 2013, 17:01 bearbeitet]
thewas
Hat sich gelöscht
#3 erstellt: 24. Nov 2013, 17:11
Wirklich feiner und detaillierter Bericht , vielleicht sollte man ihn zu den Erfahrungsberichten schieben damit er nicht so schnell nach unten verschwindet? (Mods fragen, die machen das)
Das mit dem Bass kann ich bestätigen, die Nupro A-20 klingen auch etwas zu basslastig direkt auf den Schreibtisch wenn man sie nicht ihren Bassregler etwas runterdreht, trotzdem ist dein Bericht sehr interessant für Leute die Lautsprecher auf den Tisch aufstellen möchten.
Schöne Grüße,
Theo


[Beitrag von thewas am 24. Nov 2013, 17:12 bearbeitet]
ton-feile
Inventar
#4 erstellt: 24. Nov 2013, 18:27
Hallo Zusammen,

Wow! Das ist ja eine super Arbeit.
Die wird sicher einigen im Forum weiterhelfen.

Ich habe den Thread in die Erfahrungsberichte verschoben.

Gruß
Rainer


[Beitrag von ton-feile am 24. Nov 2013, 18:29 bearbeitet]
~Lukas~
Inventar
#5 erstellt: 24. Nov 2013, 18:32
Von mir auh ein Kompliment!!
Schön, dass du dir die Mühe gemacht hast so einen ausführlichen und interessanten
Erfahrungsbericht zu schreiben!!


[Beitrag von ~Lukas~ am 24. Nov 2013, 18:32 bearbeitet]
get_the_hjk
Gesperrt
#6 erstellt: 03. Dez 2013, 18:47

Vom Anfänger für Anfänger – Kaufberatung Stereo Lautsprecher + Verstärker für 300-600€


Zuerst hatte ich gedacht, zwei Blinde ergeben keinen Sehenden,
aber nein, du gehst absolut neutral und unbedarft an "die Sache" ran,
wirklich ein dickes Dankeschön von einem "alten Hasen", der fast alles zu wissen glaubt
und trotzdem noch was dazu lernen kann.



CM

PS. Fast schon zu ausführlich für einen "jungen Hasen", wer hat dich gesponsert???


[Beitrag von get_the_hjk am 03. Dez 2013, 18:48 bearbeitet]
myvision
Stammgast
#7 erstellt: 13. Feb 2014, 15:58
Hallo,

super Bericht. Und nach längerer Suche bin ich jetzt auch auf den TEAC A-R650 gekommen.

1.) Bist du noch zufrieden mit dem Gerät?
2.) Ich konnte in deinem Bericht nicht finden welchen Zuspieler du verwendest und wie dieser angeschlossen wurde.

Vielen Dank!
Quotengrote
Stammgast
#8 erstellt: 14. Mrz 2014, 10:38
Klasse Ratgeber, was du vllt noch aufnehmen könntest wäre bei den Kompaktanlagen eine Pianocraft wenn du die da hattest.

Gruß
NoAngel62
Stammgast
#9 erstellt: 16. Mrz 2014, 21:02
Klasse Bericht Qrissirq(geiler Name)...Chapeau...Von solchen Menschen lebt ein Forum...
Suche:
Das könnte Dich auch interessieren:
Vergleichstest Stereo und 2.1 bis 600?
Autoriwörs am 29.07.2017  –  Letzte Antwort am 09.01.2022  –  21 Beiträge
Kaufberatung für Standlautsprecher
LoL-StFu am 20.11.2011  –  Letzte Antwort am 20.11.2011  –  5 Beiträge
Meine 2.1 Stereo System Feedback
Der_eistee_2 am 10.01.2009  –  Letzte Antwort am 11.01.2009  –  3 Beiträge
günstiger PA Verstärker auch für Hifi, t-amp 600
Andi78549* am 17.11.2004  –  Letzte Antwort am 03.11.2007  –  26 Beiträge
Kaufberatung Lautsprecher ab EUR 2000
Cheffe_1 am 20.12.2007  –  Letzte Antwort am 23.02.2008  –  11 Beiträge
NAD C328 Verstärker vs. 30 Jahre alter Sony Verstärker
Mia_Davidson am 18.02.2022  –  Letzte Antwort am 17.03.2022  –  80 Beiträge
Anthem MRX 310 für Stereo
WiC am 23.10.2015  –  Letzte Antwort am 10.11.2022  –  93 Beiträge
Lautsprecher für Motorradhelm
KölscheJungTV am 30.03.2017  –  Letzte Antwort am 02.04.2017  –  3 Beiträge
Hörbericht Arcus Anniversary 300
Janovitz am 11.04.2010  –  Letzte Antwort am 14.04.2010  –  4 Beiträge
Verstärker bis 600? von Nad, Marantz und Denon
lolking am 18.01.2006  –  Letzte Antwort am 26.01.2006  –  6 Beiträge
Foren Archiv

Anzeige

Aktuelle Aktion

Partner Widget schließen

  • beyerdynamic Logo
  • DALI Logo
  • SAMSUNG Logo
  • TCL Logo

Forumsstatistik Widget schließen

  • Registrierte Mitglieder925.509 ( Heute: 8 )
  • Neuestes MitgliedNicontma
  • Gesamtzahl an Themen1.550.287
  • Gesamtzahl an Beiträgen21.521.010