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Was hört Ihr gerade jetzt? (Klassik !!!)

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Martin2
Inventar
#1254 erstellt: 12. Dez 2004, 03:51
Meine Höreindrücke waren heute eher enttäuschend. Mozart 22. Klavierkonzert ( Jando). Da gibt es wohl besseren Mozart. Bei den ersten Sätzen schliefen mir die Füße ein, im letzten taute ich etwas auf, das war auf seine Weise schon ganz nett zu hören, obwohl Abgründe der Genialität eröffneten sich mir da auch nicht. Strauss Zarathustra ( Ormandy) fand mich nicht ganz in der Stimmung. Das hat mich schon mal mehr vom Hocker gehauen. Entweder hat sich mein Musikgeschmack geändert, oder ich habe das Stück schon zu oft gehört oder ich war wiegesagt einfach nicht in der Stimmung. Dann dachte ich, hör doch noch mal in Myaskovskys 3. rein ( USSR sinfonieorchester, Verbitzky). Der Anfang ist sehr eindrucksvoll und vielversprechend und wäre noch eindrucksvoller, wenn er besser gespielt wäre. Aber die Sinfonie als ganze hat mich weit weniger beeindruckt. Dann hatte ich noch in das "Lyrik concertino" reingehört, aber das fand ich nun wirklich banal. Also, der Tag war musikalisch enttäuschend. Vielleicht hatte ich aber auch einen unmusikalischen Tag.
Mr_M
Hat sich gelöscht
#1255 erstellt: 12. Dez 2004, 04:31
Vielleicht ist es fuer Dich und Zarathustra Zeit fuer einen Neuanfang: NYP/Sinopoli (DG). Diese Aufnahme klingt fuer mich jedesmal (fast) als ob ich das Stueck zum erstenmal hoere. Es gibt immer wieder neues zu entdecken. Sinopoli lotet die Vielschichtigkeit der Partitur aus, anstatt einen (leckeren, aber schwer bekoemmlichen) Klangbrei anzuruehren.
Elric6666
Gesperrt
#1256 erstellt: 12. Dez 2004, 11:11
Hallo Miteinander,

J.S. Bach
Weihnachts-Oratorium BWV 248
(aus Hänssler Komplettsammlung)

Gruss
Robert
Martin2
Inventar
#1257 erstellt: 12. Dez 2004, 21:02
Hallo Michael,

ja ich fand den Ormandy bisher immer ganz gut. Ich glaube, er ist auch ganz gut. Aber vielleicht sollte man sich tatsächlich mal eine Neuaufnahme zulegen. Sinopoli kenne ich bisher noch überhaupt nicht. Vielleicht höre ich mal in einem guten Klassikladen rein ( wenn ich einen finde).

Gruß Martin
op111
Moderator
#1258 erstellt: 13. Dez 2004, 18:54

vanrolf schrieb:
... habe ich mir die Dvorak-Box noch nicht besorgt (allerdings auch noch nicht reinhören können), weil ich widersprüchliches drüber gelesen habe. Wie schätzt Du die Aufnahmen ein?

Hallo Rolf,
was hat du denn Widersprüchliches darüber gelesen?

in meiner persönlichen Rangfolge der Aufnahmen 3 letzten Sinfonien ist die Szells mit Cleveland Orchestra auf Sony
(eine neuere Achte gibt es bei der EMI + Beethoven op. 73) seit Jahren auf Platz 1.
danach erst kommen für mich im Spitzenfeld
9. Giulini, Chicago S,O., DG
Ancerl, Tschech. Philharmionie (wurde in der neuesten Gold-Edition der Supraphon leider zu heftig bearbeitet und entrauscht dabei fast "getötet" und zusätzlich des Baßbereichs beraubt)
Fricsay, Berliner Ph., DG
8. Berliner Ph., Kubelik, DG
7. Concertgebouw Orkest, Harnoncourt

8.,9. Bruno Walter, Columbia S., Sony

Die ersten LP-Ausgaben der CBS (Szell, Walter) waren allerdings mit erheblichen Mängeln behaftet (dünn, präsenzbetont, geradezu scharf). Die späteren in der CBS 61000 Billigpreisserie noch schlimmer.

Originell plakativ-schwungvoll sind noch Karajans alte Decca-Aufnahme der 8. und Toscaninis Schnelldurchlauf der 9.

Gruß
Franz


[Beitrag von op111 am 13. Dez 2004, 18:57 bearbeitet]
vanrolf
Inventar
#1259 erstellt: 13. Dez 2004, 20:46

was hat du denn Widersprüchliches darüber gelesen?


Hallo Franz,

danke für Deine ausführliche Antwort.
Ich wußte bisher nichts über die Klangqualität der Box, nur über die der alten LPs (9), die, wie Du ja auch geschrieben hast, eher bescheiden war. Umso mehr freut mich, daß das auf den CDs jetzt anders ist und ich mir offenbar noch was auf meine Wunschliste fürs nächste Jahr setzen kann. Giulini dürfte dann für mich ebenfalls interessant sein.

Gruß Rolf
op111
Moderator
#1260 erstellt: 13. Dez 2004, 21:03
Hallo Rolf,
die gute Klangqualität findet sich erst ab der Masterworks-Heritage Ausgabe, bei der die Qualität des Original-Masters sehr sorgfältig rekonstruiert werden konnte.


http://www.masterworksheritage.com/

http://www.masterworksheritage.com/behind_idx.html

Ich habe auch ältere CBS-CDs, bei denen das Rauschen im Wesentlichen ganz simpel durch Höhenfilterung, also per Tiefpassfilter mitsamt der Höhen unterdrückt wurde. Da wurde sozusagen das Kind mit dem Bade ausgeschüttet.
Dagegen setzte Supraphon bei der 9. mit Ancerl das geeignete Instrument (CEDAR) so unsensibel, gerazu brutal ein, daß zwar kaum noch Rauschen übrig blieb, aber auch das Nutzsignal stumpf und blechern klingt.

Sony ist bei der Heritage Serie sehr sachkundig vorgegangen und hat überzeugende Ergenisse erzielt, Brahms 1. / 2.Klavierkonzert mit Leon Fleisher ist ein Musterbeispiel, die Wiedergabe der neuen CD kann man auf der alten LP kaum wiedererkennen, so klirrt und rauscht es da.

Endlich bekommt auch das Cleveland Orchestra seinem Liveklang näher, das klang nämlich damals keineswegs dünn und bassarm.

Gruß
Franz

zum Thema:

Prokofiev: Symphony No. 5
Bartók: Concerto for Orchestra
George Szell
Cleveland Orchestra

Sony MHK 63124




[Beitrag von op111 am 13. Dez 2004, 21:13 bearbeitet]
op111
Moderator
#1261 erstellt: 13. Dez 2004, 21:19

vanrolf schrieb:
Giulini dürfte dann für mich ebenfalls interessant sein.

Hallo Rolf,
auch da Vorsicht vor den Erstausgaben: die Midprice-Galleria-CD (+ (7)8. Schubert) der DG ist auch fehlerhaft vom Band überspielt, das klingt nach sehr schlechtem Band-Kopf-Kontakt (s.a. Giulinis Mahler 9. Galleria).

s.a.
Gravierende Aufnahmefehler bei Klassik-CDs
http://www.hifi-foru...d=68&thread=38&z=1#4

Gruß
Franz
Mr_M
Hat sich gelöscht
#1262 erstellt: 14. Dez 2004, 03:35

Franz-J. schrieb:

Ich habe auch ältere CBS-CDs, bei denen das Rauschen im Wesentlichen ganz simpel durch Höhenfilterung, also per Tiefpassfilter mitsamt der Höhen unterdrückt wurde. Da wurde sozusagen das Kind mit dem Bade ausgeschüttet.
Dagegen setzte Supraphon bei der 9. mit Ancerl das geeignete Instrument (CEDAR) so unsensibel, gerazu brutal ein, daß zwar kaum noch Rauschen übrig blieb, aber auch das Nutzsignal stumpf und blechern klingt.

Dazu faellt mir ein, dass ich mittlerweile auf mehreren alten Aufnahmen, die mit "NoNoise"-Systemen verschiedener Art bearbeitet wurden, einen sehr unangenehmen Effekt gehoert habe. Das ist so eine Art Glucksen, entferntes Glockenlaeuten, manchmal ein bisschen zwitschernd. Das habe ich auch oft bei sehr stark komprimierten Audioclips gehoert, wie sie oft als Hoerbeispiele von Onlineshops angeboten werden.
Z.B. Strauss - Alpensinfonie mit BayStO/Strauss auf Dutton, die Einleitung ist praktisch unhoerbar wegen dieses Glucksens. Auf der Preiser Records-Ausgabe der gleichen Aufnahme ist das nicht da. Oder Borodin - 2.Sinfonie mit StD/Sanderling aus den fruehen 60ern. Das klingt ziemlich grausam.
Kann das durch unsensiblen Einsatz solcher NR Tools verursacht werden?
antiphysis
Stammgast
#1263 erstellt: 14. Dez 2004, 22:19


Das Werk selbst ist eher schwer zugängliche Kost, obwohl tonal. Interessant wohl nur für Freunde Furtwänglers (als Komponist). Im Wesentlichen reichlich düster und melancholisch. Für die Entstehungszeit bereits etwas antiquiert wirkend. Brucknersche Dimensionen, ein Bisschen Tschaikowsky, eine Prise Sibelius, etc. Von jedem etwas, aber deutlich weniger Substanz.

Interpretation und Aufnahme lassen keine Wünsche offen. Barenboims Einsatz für Furtwängler und die Leistung des Chicago SO sind mehr als lobenswert.
Martin2
Inventar
#1264 erstellt: 15. Dez 2004, 16:21
Bruckner: Requiem. Aus dem Radio mitgeschnitten. Ein früher Bruckner. Hörte mir das hoffnungsfroh an ( zumal ich, glaube ich, über dieses Werk mal etwas Positives gehört hatte). War aber dann sehr enttäuscht. Ich hatte doch gehofft, daß hier, ohne ein spätes Meisterwerk zu sein, mal etwas von der Brucknerschen Genialität aufblitzen zu sehen. Aber da blitzte gar nichts. Bruckner ist sowieso ein ganz eigenartiger Komponist. Seine Anfänge waren, nach allem was ich darüber weiß, zwar sehr ehrenwert, aber durchaus bescheiden. Und dann plötzlich, in einem schon recht reifen Lebensalter, dieser ungeheuere, ungeahnte Durchbruch zur Genialität. Diese künstlerische Biographie gibt es nicht ein zweites mal.
Dann noch mal Bruckner. Die 8. mit Eschenbach. Lifekonzert ( vorgestern). Hätte ich mir auch selber anhören könne, wollte ich aber nicht. Das klang ganz famos. Aber die Interpretation hat mir nicht gefallen. Ich mag meine alte Aufnahme mit Jochum. Den ersten Satz spielt er viel schneller als der Eschenbach. Ich mag das, das Drama dieses ersten Satzes, vom unheilvollen Aufstieg des Beginns bis zum Absturz in die "Totenuhr" am Ende wírd da unerbittlich ausgefochten. Mich hat gerade an diesem ersten Satz fasziniert, daß Bruckner dort in Ausdrucksbezirke vorstößt, die ihm vorher unzugänglich schienen. Auch der "deutsche Michel" kommt bei Jochum wunderbar zum Tragen. Natürlich mag es sein, daß ich durch den Jochum falsch konditioniert bin, aber ich kann mit dieser Konditionierung wunderbar leben. Es soll ja mal Dummköpfe gegeben haben, die der Meinung waren, bei Bruckner klinge eine Sinfonie wie die andere. Aber wer den Unterschied zwischen der wunderbar sonnenhaften 7. und der düsteren 8. ( vor allem im jeweiligen ersten Satz natürlich)nicht hört, muß wirklich taub sein. Oder er hört die falsche Aufnahme. Und Bruckner ist wirklich jemand, der alle Regeln auf den Kopf stellt. Die meisten beginnen mit jugendlicher Dramatik und werden dann im Alter weise, milde und abgeklärt, Bruckner beginnt, als ob er 1000 Jahre alt wäre, und man muß bis zur letzten vollendeten Sinfonie warten, um ihn auch einmal dramatisch, tragisch, düster zu erleben.
SirToby
Hat sich gelöscht
#1265 erstellt: 15. Dez 2004, 16:29
Nach langer, langer, langer Suche (wenn man einmal nicht schnell genug zuschlägt..):



Lev Knipper: Little concerto (Futer, GSO of UdSSR-RTV, Rozhdestvensky)

Tikhon Khrennikov: Violin concerto No.1 (Sato, GSO of UdSSR RTV, Roshdestvensky)

Kara Karayev: Violin concerto (Kremer, GSO of UdSSR RTV, Kozhukar)

Nikolai Rakov: Violin concerto No.1 (Oistrakh, D., State SO, Eliasberg)

Ziemlich alte Aufnahmen, und nicht so ein super Klang, aber schöne Konzerte und viel Nostalgie.
Adri
Stammgast
#1266 erstellt: 15. Dez 2004, 16:53
Tschaikowsky / Brahms Violinkonzerte
Jascha Heifetz
Chicago Symphony Orchestra
Fritz Reiner
Living St. - RCA/BMG
amazon.de
zoe
Ist häufiger hier
#1267 erstellt: 15. Dez 2004, 20:32

Martin2 schrieb:
Aber wer den Unterschied zwischen der wunderbar sonnenhaften 7. und der düsteren 8. ( vor allem im jeweiligen ersten Satz natürlich)nicht hört, muß wirklich taub sein. Oder er hört die falsche Aufnahme. Und Bruckner ist wirklich jemand, der alle Regeln auf den Kopf stellt.


Na, ganz so sonnenhaft ist die siebte nun wiederum nicht von Bruckner gedacht: mitten in der Kompositionsphase erreichte Bruckner die Nachricht vom Tod Wagners und das Adagio sah er als Grabrede für den "geliebten Meister" an und bei einer Wiener Aufführung liess Bruckner den Dirigenten Levy den Trauergesang aus dem Adagio wiederholen, was unzählige Tränen beim Publikum hervorgerufen haben soll.
https://ssl.haenssle...ooklet_094043000.pdf
Nicht zu reden vom Missbrauch der 7ten im dritten Reich zu einem ziemlich ambivalenten Anlass.

zoe
Martin2
Inventar
#1268 erstellt: 15. Dez 2004, 21:30
Lieber Zoe,

das ist natürlich schon richtig. Ich hatte mich vor allem auf den ersten Satz bezogen. Und ich wollte auch nur darauf hinaus, daß Bruckners Musik doch kontrastreicher ist, als manche Menschen meinen. Auch wenn seiner Musik gewisse Facetten vielleicht doch fehlen. Als verspielt etwa habe ich seine Musik zum Beispiel nie gefunden.
Mahler oder Schostakowitsch sind da sicher facettenreicher, können ironisch sein, mit dem Vulgären spielen, sarkastisch sein, sich an die Klippe der Sentimentalität wagen und nicht herabstürzen. Ich persönlich finde die Verwandtschaft von Mahler und Schostakowitsch hier viel größer als die zwischen Bruckner und Mahler. Auch wenn es da zwischen Schostakowitsch und Mahler doch auch wieder erhebliche Unterschiede gibt.
Bruckner erscheint da als ein ganz anderer: Feierlich, ernst, immer auf dem Weg zu Gott, immer friedfertig, bäuerlich etc etc. Daß auch Bruckner Facetten hat, geht dort völlig unter. Ist nicht hinter dem gläubigen Menschen vielleicht doch ein Zweifler? Ist nicht hinter der genialen Bäuerlichkeit auch ein Stück Unheimlichkeit?
Auch Bruckners Verhältnis zu Wagner wird doch oft völlig klischeehaft abgehandelt. Bruckners Haltung wird als eine Haltung eines devoten Verehrers abgetan, dem Wagners Musik zwar alles bedeutete ( "der Meister"), der aber für das, was Wagner sonst so alles bedeutete ( Tristanerotik, Ring-Übermenschentum, revolutionäre Gesinnungen, Schopenhauerverehrer, Nietzschefreund etc.) einfach viel zu dumm war. So wird man der faszinierenden Doppelbödigkeit des Wagner-Bruckner-Verhältnisses natürlich überhaupt nicht gerecht.


Gruß Martin
Susanna
Hat sich gelöscht
#1269 erstellt: 15. Dez 2004, 23:41

Martin2 schrieb:
der aber für das, was Wagner sonst so alles bedeutete ( Tristanerotik, Ring-Übermenschentum, revolutionäre Gesinnungen, Schopenhauerverehrer, Nietzschefreund etc.) einfach viel zu dumm war.

Hallo Martin,

urteilst Du da nicht ein bißchen hart? Es ist bekannt, daß Bruckner sehr religiös war und seine Werke oft als Glaubensbekenntnisse gedeutet werden. Auch wird ihm oft eine gewisse Provinzialität angelastet. Sein Sprachschatz soll begrenzt gewesen sein. Vielleicht war auch sein Denken schlicht oder naiv. Dafür waren es seine Kompositionen gewiß nicht. Ich würde Bruckner nicht als dumm bezeichnen, nur weil er gewissen Dingen keine Bedeutung zumaß. Damit stand oder steht er ja nicht allein.

Grüße,
Susanna
s.bummer
Hat sich gelöscht
#1270 erstellt: 16. Dez 2004, 00:31
Tschuldigung,
wie wäre es, wenn wir schlicht feststellten, dass Teile der üblichen Terminologie auf Bruckner nicht zutreffen, so wie es besondere Begabungen gibt, die ansonsten für "Normalos" völlig neben der Spur sind. Leute, die in 20 s die 10. Wurzel aus ner 24-stelligen Zahl ziehen, aber Streß beim Fahren mit der U-Bahn haben und solche Zeitgenossen.

Bruckner war, allen Biografen nach zu urteilen, ein schlichter Mensch, dumm war er nicht, er war vielleicht, manche sagen sicherlich, naiv.
Vor allem hat er seine Karriere nicht gedrechselt und ausgeklügelt wie Wagner. Er war Autoritäten gegenüber aufgeschlossen, wenn nicht ergeben und hat zu viele falsche Einflüsterer gehabt, sonst gäbe es wohl die vielen Umarbeiten und Versionen seiner Sinfonien nicht.
Leider ist er dann ohne eigenes Zutun ins Fegefeuer der Eitelkeiten zwischen Wagner und Brahms geraten, so daß er spät viel zu spät seine ersten Erfolge außerhalb Wiens feiern durfte.

Noch was. Die Ähnlichkeit zwischen Mahler und Shostakovich sollte man hier mal genauer untersuchen. Ich fürchte, da bleibt außer der äußeren Form und der Sinfonien 4,5 und vielleicht noch 8 nicht so viel übrig, denn Shostakovich war ein sehr eigener Kopf und hatte zumindestens ab Sinfonie Nr. 10 auch Mussorgsky und vor allem Shostakovich himself!!im Kopf, wenn er komponierte.

Gruß S.


[Beitrag von s.bummer am 16. Dez 2004, 00:32 bearbeitet]
Martin2
Inventar
#1271 erstellt: 16. Dez 2004, 01:54
Liebe Susanna,

da hast Du mich jetzt aber gründlich mißverstanden. Wenn Du mein Posting noch mal liest, wirst Du bemerken, daß ich nur ein Klischee der Brucknerbiographen angesprochen hatte. Und eben diese wollte ich wiedergeben.

Ich halte Bruckner durchaus nicht für dumm. Auf seinem Fachgebiet, der Musik, war er es weiß Gott nicht. Ich habe mal das Buch von Robert Simpson ( selber ein sehr anerkannter Komponist) über Anton Bruckner gelesen ( das ich auch immer noch bei mir im Regal stehen habe). Abgesehen davon, daß das auf Englisch war, hat es mich natürlich auch sonst weit überfordert. Robert Simpson spricht da nur in den höchsten Tönen von Bruckners kompositorischer Intelligenz, die er als hochgebildeter Komponist natürlich sehr gut beurteilen kann. Obwohl vieles in diesem Buch schlicht zu schwierig für mich war, habe ich es trotzdem gerne gelesen.

Daß Bruckner aber auf philosophischem und literarischem Gebiet nun nicht gerade ein Intellektueller war, ist auch gut belegt. Hier ergibt sich für mich aber das Problem, daß man eine Person nicht nur nach dem beurteilen sollte, was sie schreibt oder sagt. Wenn man Bruckner darauf reduziert, gewinnt man von ihm ein ärmliches Bild. Natürlich ist das dann sehr wissenschaftlich. Aber zeichnet der, der sich von jeglicher Spekulation fernhält, dann nicht ein notwendigerweise schiefes Bild einer Person, gerade bei einer Person wie Bruckner?

Ich muß zugeben, daß mir diese Spekulation immer viel Freude gemacht hat. Ich habe mir immer gerne vorgestellt, wie dieser "Übermensch" Wagner wohl auf den schlichten, im religiösen, kleinbürgerlichen Denken behafteten Menschen Bruckner gewirkt haben mag. War das auf Seiten Bruckners wirklich nur die Bewunderung für den Komponisten Wagner ( die sich gut belegen läßt), war da nicht vielleicht doch auch ein kleines bißchen Faszination für das geistige Phänomen Wagner dabei? ( die sich leider überhaupt nicht belegen läßt, und über die sich ein Bruckner vielleicht auch überhaupt nicht hätte artikulieren können)

Die "wissenschaftliche" Biographik über Bruckner macht aus Bruckner nicht nur ein schlichtes Gemüt, sie macht aus ihm wirklich einen so vollkommenen Vollidioten, wie ich sie im Leben nie angetroffen habe. Da finden sich dann Sätze wie: "Was hätte Bruckner wohl, als er sich den Tristan angehört hat, gedacht, wenn er beim Anhören dieser Musik gewußt hätte, worum es bei dieser Musik ging?" So ungefähr habe ich das in einer Brucknerbiographie gelesen.

Ich kenne mich in der Mentalität "einfacher, religiöser Menschen" durchaus ein wenig aus, zumal ich selber aus einem katholischen Elternhaus komme, aber so einfach gestrickte Menschen gibt es doch gar nicht, nicht einmal unter den frömmsten Gebetsbrüdern. Aus Bruckner aber macht man einen Menschen, dessen simples Gemüt nun wirklich rekordverdächtig ist.

Auf diese Weise bekommt der Brucknersche Charakter Züge des Monströsen, während ich den durchschnittlichen Charakter des einfachen, religiösen Menschen doch ganz anders kennengelernt habe, nämlich als durchaus im Religiösen verhaftet, aber gerade darum vom Fremden, Exotischen, ja selbst Areligiösen doch irgendwie fasziniert. Vom Weltlichen sowieso.

In der heutigen Zeit wird das alles natürlich viel sichtbarer, während zu Bruckners Zeiten der Säkularisierungsprozeß gerade mal begonnen hatte. Das verzerrt die Wahnehmung. Im Grunde war Bruckner - wenn man alle Umwelteinflüsse berücksichtigt - vermutlich außerhalb seiner Musik nur durchschnittlich, war dem Religiösen zwar verhaftet, aber von der aufregenden Ideenwelt Wagners - soweit er sie verstanden hat - durchaus fasziniert. Das wir darüber nicht viel wissen, heißt nicht, daß das nicht durchaus der Fall gewesen sein mag. Die Zeiten waren ohnehin viel diskreter als die heutigen.

Gruß Martin
Mr_M
Hat sich gelöscht
#1272 erstellt: 16. Dez 2004, 10:41
Nicht in jeder Hinsicht diskreter. Gerade in dieser Zeit war es sehr ueblich geworden, dass sich "grosse Kuenstler" auch in grossen Stil oeffentlich inszeniert haben. Wagner war ein gutes Beispiel fuer diese, die auch ihre privaten Briefe bereits mit Hinblick auf die spaetere Veroeffentlichung formuliert haben.
Bruckner war offensichtlich nicht unter diesen. Ob das nur deshalb war, weil er aufgrund seiner bescheidenen Herkunft mit diesen Begriffen nichts anfangen konnte, oder ob ihm das einfach egal war, weil er in anderen, absoluteren oder weniger oeffentlichen oder feuilletonischten Begriffen gedacht hat, spielt eigentlich keine Rolle. Man kann sowieso in die Leute nicht hineinsehen.
Es ist aber interessant zu sehen, wie Zeiten, in denen die uebertriebene Selbstinszenierung des sog. Genies Standard geworden war, mit dem Mangel an Selbstinszenierung umgegangen sind. Die Leute mussten einfach den Kuenstler auf Teufel-komm-raus ausdeuten. Wo es dafuer kein "Publicitymaterial" gab, wie im Fall Bruckners, der die Selbstdarstellung nicht mitgemacht hat, oder Mozarts, zu dessen Zeiten es solche Ideen gar nicht gab, und dessen Korrespondenz wirklich nur rein privater Natur war, kann man in den meisten biographischen Darstellungen das Wuergen derjeningen, die trotzdem versuchen mussten, eine einfach fassbare Vorstellung des Genialen zu erreichen, geradezu beim Lesen hoeren.
Tatsache ist aber, das wir einfach nicht wissen, was in diesen Menschen vorgegangen ist. Kein Wunder, ich weiss selbst bei machen meiner besten Freunde nicht so ganz genau, was in ihnen vorgeht, obwohl wir den gleichen kulturellen Hintergrund teilen, lange persoenliche Gespraeche haben, uns besser kennen als wir historische Persoenlichkeiten jemals kennen werden, egal wie intensiv wir ihre Werke, Biographie, ihre Lebenzeugnisse, Briefe etc studieren.
Dafuer haben uns diese Menschen aber in ihrem Werk einen "Seelenabdruck" hinterlassen. Aber auch dieser gibt uns nur beschraenkte Einsichten in die Persoenlichkeit, ganz einfach deshalb, weil wir diesen Menschen einfach nicht komplett folgen koennen.

In der Musikhochschule haben wir einiges von Bruckner analysiert. Die innere Komplexitaet seiner Musiksprache ist zwar zu einem gewissen Grade analysierbar, im gesamten aber einfach nicht fassbar. Der Mann war einfach ein verdammtes Genie und ein extrem harter Arbeiter am Material.
Die emotionale Wirkung der Musik kann sich aber auch genauso dem erschliessen, der diese Regeln nicht kennt. Aehnlich wie wir in einem grossen Bauwerk sitzen koennen, das wir vom bauingenieurtechnischen Standpunkt nicht verstehen, aber das uns ein tiefes Raumerlebnis vermittelt, verstaerkt durch die Ahnung und Bewunderung fuer die schlichte Arbeitsleistung und kreative Anstrengung, die dahintersteckt, erleben wir grosse musikalische Werke mit einer Ahnung fuer die emotionale Arbeit und Energie, die in diesen Werken steckt.

Bruckners Sinfonien sind zwar vom formalen Aufbau im groben untereinander recht aehnlich, vom musikalischen Inhalt aber sehr unterschiedlich. Gerade die fruehen Sinfonien beinhalten sehr viel persoenliche, zerrissene Dramatik. Die mittleren Sinfonien (ab Nr.4) zeigen uns einen gelasseneren, aber nicht unbeteiligten Beobachter, die spaeteren Sinfonien (der Grenzpunkt ist irgendwo in Nr.6 und 7) den gesamten Ueberblick.

Ich habe mich schon immer gefragt, wer Bruckners Sinfonien hoeren kann, besonders die letzten 3, und dann immer noch die Meinung vertreten kann, diese seine von einem "simplen, schlichten" Menschen geschrieben worden. Das ist ganz offenhoerbar nicht der Fall, egal, ob Bruckner unschicke Klamotten getragen hat oder sich am philosophisch-schicken Gefasel seiner Zeit beteiligt hat oder nicht.


[Beitrag von Mr_M am 16. Dez 2004, 10:43 bearbeitet]
Susanna
Hat sich gelöscht
#1273 erstellt: 16. Dez 2004, 13:33

Martin2 schrieb:
da hast Du mich jetzt aber gründlich mißverstanden. Wenn Du mein Posting noch mal liest, wirst Du bemerken, daß ich nur ein Klischee der Brucknerbiographen angesprochen hatte. Und eben diese wollte ich wiedergeben.
Hallo Martin,

ja, das habe ich tatsächlich, weil ich im Falle eines Zitats von der indirekten Rede ausging. Aber Du hast recht, ich hätte es gleich als Klischee erkennen müssen. Jetzt ist alles klar u. unsere Meinungen decken sich. Übrigens danke für die fundierten Angaben über Bruckner, wobei ich diesen Satz wesentlich finde:
Hier ergibt sich für mich aber das Problem, daß man eine Person nicht nur nach dem beurteilen sollte, was sie schreibt oder sagt


war da nicht vielleicht doch auch ein kleines bißchen Faszination für das geistige Phänomen Wagner dabei?
Das könnte ich mir gut vorstellen. Wagner übt ja bis heute in weiten Kreisen eine gewisse Magie über das Künstlerische hinaus aus.

Im Grunde war Bruckner - wenn man alle Umwelteinflüsse berücksichtigt - vermutlich außerhalb seiner Musik nur durchschnittlich

...was er mit vielen Komponisten gemeinsam hat. Mr_M hat das in seinem Beitrag auch am Beispiel Mozart angeführt. Auch dieser war nicht sonderlich gebildet u. hatte keine Riesenbibliothek zuhause (wann hätte er auch Zeit zum Lesen finden sollen?), aber was hat uns das zu interessieren?
Ich jedenfalls bewundere Bruckner, gerade weil er aus einem schlichten Gemüt heraus so Hervorragendes geleistet hat.

Grüße,
Susanna

@ Mr_M:

kann man in den meisten biographischen Darstellungen das Wuergen derjeningen, die trotzdem versuchen mussten, eine einfach fassbare Vorstellung des Genialen zu erreichen, geradezu beim Lesen hoeren.

Das ist gut!
SirToby
Hat sich gelöscht
#1274 erstellt: 16. Dez 2004, 21:45
Für sound67:

Ich höre gerade Yoshimatsu "Symphony No.1". Nur so als Info.

Hörst du wenigstens mal ein anständiges Violinkonzert - und zwar nicht eins aus dem Standardrepertoire?

Tobias
op111
Moderator
#1275 erstellt: 16. Dez 2004, 21:51
Ludwig van Beethoven
Streichquartett op. 127
Emerson String Quartet


1997 Deutsche Grammophon CD 002894470752

vanrolf
Inventar
#1276 erstellt: 17. Dez 2004, 01:38
...bei mir war's heute auch der gute Ludwig.
Aus der Klemperer/Barenboim-Box von EMI (erschienen 2000):

Sinfonie No.9 d-moll, Otto Klemperer / Philharmonia Orchestra (1959, EMI)

op111
Moderator
#1277 erstellt: 17. Dez 2004, 21:23
Bruckner, Anton
Symphonie Nr. 7

Berliner Philharmoniker
Sergiu Celibidache
AcomA
Stammgast
#1278 erstellt: 17. Dez 2004, 21:30
john corigliano: tournaments, fantasia on an ostinato, elegy, konzert f. klavier u. orchester - barry douglas (piano)/st. louis symphony orchestra/leonard slatkin (rca victor/DDD).

gruß, siamak
op111
Moderator
#1279 erstellt: 18. Dez 2004, 11:56
Nach der Bruckner Exekution Celibidaches, etwas ganz anderes:

Streichquartette op. 20 (Sonnen-Quartette)
Joseph Haydn
Hagen Quartett


1994 Deutsche Grammophon CD 4399202
SirToby
Hat sich gelöscht
#1280 erstellt: 18. Dez 2004, 13:03
NICHTS (bzw. Stille)

Tataaaa!
Marc_E
Ist häufiger hier
#1281 erstellt: 18. Dez 2004, 13:56
amazon.de

Höre gerade den dritten Satz aus Khrennikovs erstem Klavierkonzert.
SirToby
Hat sich gelöscht
#1282 erstellt: 18. Dez 2004, 15:26
Hallo Marc_E!

Sind bei dir auch die Trackcodes vertauscht? Als ich das erste Mal die CD angemacht habe und das 2. Violinkonzert von Khrennikov hören wollte, habe ich mich doch einen Moment gewundert, warum so viel Klavier und so wenig Violine zu hören ist....
BTW, tolle Musik drauf, oder?

Tobias
sound67
Hat sich gelöscht
#1283 erstellt: 18. Dez 2004, 17:15
Immerhin hörst Du noch den Unterschied ...

NP: JOHANNES BRAHMS: Variationen über ein Thema von Händel, op.24
Wolfram Schmitt-Leonardy, piano (Brilliant)

aus der Box:



Bin immer noch auf der Suche nach einer Interpretation, die die von Gerhard Oppitz (BMG) übertrifft. Die vorliegende ist nicht schlecht, aber der Klavierklang ist etwas glasig ..

Gruß, Thomas
SirToby
Hat sich gelöscht
#1284 erstellt: 18. Dez 2004, 18:51
Hi, Thomas, irgendwie bist du ein fieser Typ. Echt unsympathisch.
sound67
Hat sich gelöscht
#1285 erstellt: 18. Dez 2004, 19:44
Das sagt der richtige (s. Bemerkung oben) ...

NAJI HAKIM: "Seattle Concerto" for Organ and Orchestra / Violin Concerto "to Marion Delorme"
Marie-Bernadette Dufourcet, The Seattle Symphony Orchestra, Gerard Schwarz (Orgelkonzert) / Marion Delorme, Ensemble Instrumental Vibrations / Nicolas Simon (Violinkonzert) (IFO Classics)



Zwei "Weltpremieren" eines in Frankreich lebenden, im Libanon geborenen Komponisten und Organisten(!), die keinen bleibenden Eindruck hinterlassen - außer vielleicht bei Liebhabern drittklassiger Solokonzerte. Dabei beginnt das Orgelkonzert, das phasenweise an Hindemith erinnert, relativ vielversprechend mit einem motorisch drängenden ersten Satz, verflacht jedoch im zweiten in einem formlosen impressionistischen Pudding. Mit dreißig Minuten ist es für das wenige Material auch zu lang, und im Schlusssatz kreisen die Motive nur mehr um sich selbst. Klangtechnisch ist die Live-Aufnahme von 2000 eine mittelschwere Katastrophe; zugegeben ist die Balance von Orgel und Orchester schon für viele Toningenieure eine harte Nuss gewesen. Das Orchester klingt mulmig-topfig, die Orchestrierung ist nur noch zu "erahnen".

Das Violinkonzert ist noch schwächer (was manche Leute ja nicht abschrecken dürfte), und die neoromantische Sosse trieft nur so aus den Lautsprechern. Mit 36 Minuten ist es noch länger und noch dünner als das Orgelkonzert, da hilft auch der im Vergleich erheblich bessere Klang (Orchestrierung nur für Streicher) kaum. Auch hier steht Wiederholung der Motive bis zum Überdruss im Vordergrund.

Fazit: In manche CDs mit unbekannten Konzerten sollte man doch vielleicht vor dem Kauf hineinhören. Aber wenn so ein Twen-Pärchen mit Jazz-CDs endlos den CD-Spieler im Plattenladen blockiert ...

Gruß, Thomas


[Beitrag von sound67 am 18. Dez 2004, 20:01 bearbeitet]
SirToby
Hat sich gelöscht
#1286 erstellt: 18. Dez 2004, 20:24
Niemand hat behauptet, dass es sich um Weltklasse-Musik bei Naji Hakim handelt. Wieso versuchst du mir also ständig so pseudo-intellektuell und arrogant vordergründig hintergründig mangelnden Musiksachverstand vorzuwerfen. Auch das habe ich nämlich nie von mir behauptet.
Du fühlst dich scheinbar sehr wohl in der Rolle des distinguierten Klassik-Hörer. Es sei dir gegönnt. Aber du musst es ja nicht missionarisch betreiben. Bleib du in deiner Welt und quatsch da jemanden zu. Mir brauchst du keine deiner tollen Bewertungen zu geben, da sie genau so wahr oder falsch sind, wie der restliche Kram, der hier so im Forum abgelassen wird. Du bist also keine Instanz.
Welche Musik ich mag und welche nicht, entscheide ich deshalb immer noch selber - und ich mecker doch auch nicht ständig über deine Musik, die du hörst.

Was für ein Problem hast du eigentlich? Würd mich - für dieses eine Mal - schon interessieren. Und dann kannst du deinen klugen Schiß für dich behalten. OK?

Tobias
sound67
Hat sich gelöscht
#1287 erstellt: 18. Dez 2004, 20:33
[quote="SirToby"] Niemand hat behauptet, dass es sich um Weltklasse-Musik bei Naji Hakim handelt. [/quote]

???? Keine Ahnung, ob Du die CD kennst. Ich gebe hier nur meinen Höreindruck über eine CD wieder, die ich vor 4 Stunden gekauft habe ...

Gruß, Thomas


[Beitrag von sound67 am 18. Dez 2004, 21:25 bearbeitet]
sound67
Hat sich gelöscht
#1288 erstellt: 18. Dez 2004, 22:49
SERGEY PROKOFIEV: Symphony No.1 in D Major, "Classical"
Berliner Philharmoniker, Seiji Ozawa (DG)

amazon.de

Die schlaffste, humorloseste Wiedergabe dieser reizenden Miniatursymphonie, die ich jemals gehört habe. 15:58 benötigt Ozawa für das Stück, und der ganze Esprit geht völlig verloren.

Gruß, Thomas
AcomA
Stammgast
#1289 erstellt: 18. Dez 2004, 23:50
hallo sound67,

du fragtest nach einer interpretation der variationen über ein thema von händel (brahms), welche die von gerhard oppitz übertrifft.

ich kenne die oppitz-aufnahme gut, habe sie jedoch wieder verkauft ! nicht, dass ich den oppitz nicht mag, im gegenteil. aber der flügel dieser aufnahme ist unangenehm hart intoniert und außerdem hat man das gefühl, mitten im instrument zu sitzen. rein interpretatorisch finde ich die aufnahmen mit rudolf serkin noch zwingender (ich habe einen live-mitschnitt aus lugano vom 22.05.1957, herausgegeben von ermitage). als DDD-aufnahme ziehe ich überdies ashkenazy bei decca ebenfalls vor, interpretatorisch gleichwertig, jedoch aufnahmetechnisch deutlich besser/natürlicher.

gruß, siamak
Elric6666
Gesperrt
#1290 erstellt: 19. Dez 2004, 00:55
Hallo Zusammen,


SACD 5.0

Gruss
Robert
sound67
Hat sich gelöscht
#1291 erstellt: 19. Dez 2004, 12:21
PHILIP GLASS: Concerto for Cello and Orchestra / Concerto Fantasy for Two Timpanists and Orchestra
Julian Lloyd-Webber, Evelyn Glennie, Jonathan Haas, The Royal Liverpool Philharmonic Orchestra, Gerard Schwarz (Orange Mountain Music)



Auf kein Werk eines Komponisten trifft die Formel "Kenn'ste eines, kenn'ste alle" so zu wie auf die Musik von Philip Glass. Man muss ihn schon allein dafür bewundern, dass er seit über 30 Jahren ein- und dieselbe Masche abzieht - und man sich die Musik dennoch anhören kann. Wenn auch nicht mehr als eine CD am Stück ... maximal.

Immerhin ist diese neue CD, "Volume I" aus einer Reihe geplanter Aufnahmen mit den Solokonzerten des Amerikaners (Auch wieder mit einer des Violinkonzerts - als würden die bereits vorliegenden Einspielungen uns nicht schon reichen!), ein guter Test für die Tiefbasstauglichkeit von Hifi-Lautsprechern. Und im Finale des Cello-Konzerts und Teilen der "Konzertphantasie für zwei Schlagzeuger" geht auch ziemlich die Post ab.

Beim Druck des Booklets ist den Machern leider ein kleiner, aber für das Hörerlebnis folgenschwerer Fehler unterlaufen. Der langsame Satz des Cello-Konzerts ist im Booklet und auf der Hülle mit 4:02 angegeben. Kein Grund also zur Panik: Minimal Music wird ja meist dort wirklich unerträglich, wo sie versucht, langsam, leise und subtil zu sein. Bei 4:02 keine Einschlafgefahr. In Wahrheit ist der langsame Satz jedoch 14:02 lang !!! Also Obacht, und möglichst im Sitzen anhören.

Wem gefällige Redundanzen nonstop Unterhaltung genug sind, dem kann diese CD empfohlen werden. Wer Glass' Musik schon vorher nicht mochte, den wird diese Scheibe nicht umstimmen. Trotz exzellenten Spiels und wirklich herausragend guter Tonqualität.

Gruß, Thomas


[Beitrag von sound67 am 19. Dez 2004, 12:34 bearbeitet]
sound67
Hat sich gelöscht
#1292 erstellt: 19. Dez 2004, 16:38

AcomA schrieb:

ich kenne die oppitz-aufnahme gut, habe sie jedoch wieder verkauft ! nicht, dass ich den oppitz nicht mag, im gegenteil. aber der flügel dieser aufnahme ist unangenehm hart intoniert und außerdem hat man das gefühl, mitten im instrument zu sitzen.


Der sehr helle, eher stählerne Klang liegt vielleicht auch am Bösendörfer-Flügel, den Oppitz verwendet. Aber irgendwie passt das zu seinem "sportlichen" Brahms. Ich finde die Aufnahmen vor allem spieltechnisch beachtenswert.

Jemand hatte mir vor einiger Zeit Julius Katchen empfohlen (Gesamtaufnahme auf Decca), aber ich fand die Händel-Variationen dort ziemlich hingeschludert. Daneben habe ich noch Pascal Rogé (ebenfalls Decca), aber der geht mir zu weich-impressionistisch an das Werk heran. Insofern finde ich Oppitz "Stemmen-wir's" Ansatz schon richtig.

Gruß, Thomas
sound67
Hat sich gelöscht
#1293 erstellt: 19. Dez 2004, 17:19
ISANG YUN: Concerto for Flute & Small Orchestra, Salomo for Alto Flute, Gong-Hu for Harp and String Orchestra, In Balance for Harp Solo
Roswitha Staege, Ursula Holliger, Rundfunk-Sinfonieorchester Saarbrücken, Hans Zender (Flötenkonzert), Camerata Bern, Heinz Holliger (Gong-Hu) (Camerata)



Seitdem ich Zeuge der deutschen Uraufführung von Isang Yuns 4. Symphonie ("Im Dunkeln singen") werden durfte (in Bonn, unter Leitung von Dennis Russell Davies), bin ich ein Liebhaber des koreanischen Komponisten (1917-1995). Seine Musik verbindet westliche Avantgarde mit fernöstlichen Klängen und thematischen Bezügen (s.o.), seine Symphonien klingen in etwa wie das Einstimmen eines Orchesters zu Beginn des Konzerts. Diskographisch ist er bemerkenswert gut vertreten, es gibt allein zwei Gesamtaufnahmen seiner 5 Sinfonien (auf CPO bzw. Camerata, von denen die in Deutschland und Japan eingespielten Camerata-CDs die besseren sind), und auch Konzerte und Kammermusik sind verschiedentlich eingespielt worden. Für den Anfang würde ich "Im Dunkeln singen" empfehlen, eine lyrisch-schwelgerische, wiewohl atonale Symphonie, deren großangelegte Streicherbögen von heftigen Blechbläserattacken unterbrochen werden.

Von den Aufnahmen auf dieser CD ragt für mich das Harfenkonzert "Gong-Hu" heraus. Es ist sehr farbig und transparent orchestriert und wirkt "dramatischer" als die anderen Stücke.

Gruß, Thomas


[Beitrag von sound67 am 19. Dez 2004, 17:32 bearbeitet]
vanrolf
Inventar
#1294 erstellt: 19. Dez 2004, 19:03
Ludwig Van Beethoven - Streichquartett op. 59 No. 3 "Razumovsky" + Große Fuge op. 127 Budapest String Quartett (Aufnahme 1960, SONY Classical)
Aufnahmetechnisch für 1960 in Ordnung, drahtiger, herber Klang. Insgesamt für mich aber eher unsauber klingend. Ich habe sonst nichts gegen solch eine Klangästhetik, wenn dadurch ein vitalerer Gesamteindruck entsteht (z.B. bei Casals' Cellosonaten, 1956), hier gefällt's mir aber weniger gut. Die entsprechenden Einspielungen des Emerson String Quartetts sprechen mich mehr an.

Gruß Rolf
Marthaler
Ist häufiger hier
#1295 erstellt: 19. Dez 2004, 22:14
Gerade jetzt: Meine Frau und meine Tochter, die im Nachbarzimmer mit Gitarre und Flöte duettieren.

Freundlich grüßend
Marthaler

PS: Wie lädt man eigentlich so ein schönes Benutzerbildchen unter seinen Namen - fragt ein Forumsneuling?
sound67
Hat sich gelöscht
#1296 erstellt: 20. Dez 2004, 19:13
DMITRI SHOSTAKOVICH: Symphony No.9, op.70
Orchestra Sinfonica di Milano Giuseppe Verdi, Oleg Caetani (Arts)



Gar nicht schlecht!

Gruß, Thomas
Tobby
Neuling
#1297 erstellt: 20. Dez 2004, 20:58
Standardwerk...immer wieder gut...Moldau und Dvorak Neue Welt-Sinfonie von den "Wienern" unter Karajan.

Tolle Cd

Beste Grüsse
Tobby
antiphysis
Stammgast
#1298 erstellt: 20. Dez 2004, 22:22
Eigentlich habe ich mir die CD nur aufgrund der Notations VII von Boulez angeschafft.
Bei den beiden anderen Einspielungen gibt es sicher bessere Interpretationen. Dennoch sind Barenboims Sacre und La Mer hörenswert - Debussy wirkt hier recht britisch und schwergewichtig (ein bisschen à la Frank Bridge). Manche Passagen lassen mich jedoch wirklich aufhorchen, dank ausgesprochen schöner Darstellung.
Die Tempi sind teilweise zwar etwas schleppend; das CSO musiziert insgesamt jedoch auf höchstem Niveau. Aufnahmetechnisch wüsste ich zudem nichts zu beanstanden.

amazon.de

Grüße
KSC-Elefant
Schaut ab und zu mal vorbei
#1299 erstellt: 20. Dez 2004, 22:30
gerade mal wieder...

amazon.de

Vor allem die Orgelsymphonie kann ich mir immer wieder anhören, da werd ich mir wohl demnächst auch mal eine andere Aufnahme von zulegen, man will ja auch mal vergleichen. Diese war eine meiner allerersten Klassik-CDs.

Aber fragt mich nicht, wie da diese Blume aufs Cover kommt... oder gibts da Zusammenhänge??
Marthaler
Ist häufiger hier
#1300 erstellt: 20. Dez 2004, 23:01
Auch Schönheit kann schockieren:

So ging es mir gerade mit Beethovens Cello-Sonaten in der Einspielung von Sjatoslav Richter und Rostropovich. So herzzerreißend gut, dass es kaum auszuhalten ist.

Mein Gott, gebt mir ein Glas Wasser!

Freundlich grüßend
Marthaler
AcomA
Stammgast
#1301 erstellt: 20. Dez 2004, 23:02
höre gerade brahms' violinkonzert mit gidon kremer, royal concertgebouw orkest und n. harnoncourt (teldec/DDD/live-recording). sehr schöne darstellung, wenn auch nicht so 'ruppig' wie in der damaligen aufnahme mit den wiener p. unter der leitung von l. bernstein (dgg/DDD/live-recording). interessant und gut passend: die kadenz vom damaligen rumänischen geiger und komponisten george enescu !

auf dieser cd erwartet mich noch das brahmssche doppelkonzert in derselben besetzung mit dem cellisten clemens hagen.

gruß, siamak
Marthaler
Ist häufiger hier
#1302 erstellt: 20. Dez 2004, 23:04
Ahh ja, Siamak, da bringst du mich auf eine Idee für den Rest dieses Abends. Habe beide Aufnahmen ebenfalls und beide schon lange nicht mehr gehört. Na also: das Glück kann kommen.

Freundlich grüßend
Marthaler
Susanna
Hat sich gelöscht
#1303 erstellt: 20. Dez 2004, 23:35

AcomA schrieb:
höre gerade brahms' violinkonzert mit gidon kremer, royal concertgebouw orkest und n. harnoncourt (teldec/DDD/live-recording).

Hallo siamak,

hast Du schon das (gehört)?

Brahms, Violinkonzert D, op. 77
Hilary Hahn
Academy of St Martin in the Fields,
Neville Marriner

Auf der CD ist auch noch
Strawinsky, Violinkonzert D.

Mehr sage ich im Moment nicht!

Gruß,
Susanna
sound67
Hat sich gelöscht
#1304 erstellt: 21. Dez 2004, 00:02
SERGEY RACHMANINOV: Symphony No.2 in E minor, op.27 / Vocalise, op.34/14
Budapest Festival Orchestra, Ivan Fischer (Channel Classics SACD)



Wenn schon Kitsch, dann doch bitte so serviert! Rachmaninovs Schmalzsymphonie in Cinemascope wird vom Budapester Orchester phantastisch virtuos und engagiert dargeboten, und die Klangqualität (in Stereo) gehört zum absolut Besten, das ich jemals gehört habe - eine lupenreine Referenzaufnahme. Die Tiefenstaffelung ist enorm, und trotzdem sind alle Orchestergruppen präsent eingefangen. Besser geht es nicht!

ZHOU LONG: Poems from Tang: Concerto for String Quartet and Orchestra
The Shanghai Quartet, Singapore Symphony Orchestra, Lan Shui (BIS)



Ein größerer ästhetischer Gegensatz als der zwischen Rachmaninovs symphonischer Kitschpostkarte und dieser faszinierend subtilen, atmosphärisch-vielschichtigen neuen Komposition (1995) für Streichquartett und Orchester des chinesischen Ex-Pat Komponisten Zhou Long (*1953) lässt sich nicht vorstellen! Zhou interpretiert hier vier Gedichte aus der Tang Dynastie, der Blütezeit der chinesischen Kultur und Literatur im 8. Jahrhundert nach Christus in Form eines großangelegten Konzerts (30min), bei dem das Streichquartett die Zupflaute des Xin, einer Art Zither, die in China für musikalische Meditation benutzt wird, imitiert.

Das Ausdrucksspektrum des Stücks ist beträchtlich und changiert zwischen verhuschten atonalen Passagen in transparentester Orchestrierung (s. Takemitsu) und "beschipstem" Überschwang in der Darstellung der Abenteuer der acht beschipsten Mönche im finalen Gedicht von Du Fu. Nichts für "Feinde" zeitgenössischer Musik, doch um einiges zugänglicher als das, was man bei hiesigen Festen moderner Musik manchmal angeboten bekommt. Sehr empfehlenswert!

Gruß, Thomas


[Beitrag von sound67 am 21. Dez 2004, 00:03 bearbeitet]
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