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Was hört Ihr gerade jetzt ? (JAZZ)

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Mr._Lovegrove
Inventar
#22273 erstellt: 05. Jul 2023, 09:23
Ja, das Original ist eine rauschhafte Angelegenheit. Und es ist das Album, was meine Liebe zum polnischen Jazz dieser Zeit entfacht hat.

Hier läuft nun eine CD, die ich vor 9 Jahre bald schon mal besprochen hatte. Ich hole mein Zitat mal hervor:

Mr._Lovegrove (Beitrag #8063) schrieb:

amazon.de
Charles Farmbrough
The proper angle
CTI

Der Bassist schart die vier wichtigsten Protagonisten der Young Lions Generation um sich...und lässt sie dudeln. Ich habe selten derart belanglose Musik von so kompetenten Leuten gehört. Das ist schon fast bizarr, wie diese 4 Leute (+ ein unauffälliger Farmbrough am Bass) durch diese latindruchtränkten Belanglosigkeiten spielen und dabei nicht mal einen Bruchteil ihres Könnens zeigen. Das ist wohl auch der Grund, warum das ganze dann doch sogar noch anhörbar ist und nicht sofort wieder aus dem Kopf fließt. Eine gaaaaaanz seltsame Platte.


So ändern sich die Sichtweisen in einem selbst nach vielen Jahren weiteren Hörens und Erforschens von Jazz. Die obige Aussage kann und will ich heute komplett wiederlegen. Diese Aufnahme und auch der Nachfolger "The Charmer" (veröffentlicht 1991, bzw. 1992) sind aber sowas von gute Platten. Ihnen wohnt beiden sicher eine Lockerheit und auch Beschwingtheit inne, die man teilweise als oberflächlich auslegen könnte, die ich aber mittlerweile sehr genieße. Die Truppe stellt sich mit viel Stil und Können gerade in den langsameren Latinstücken der Herausforderung, entspannt zu wirken und doch einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Das gelingt ihnen aber sowas von gut! Vorallem Marsalis am Sopran trifft hier einen so wunderbaren Ton, der so ganz anders ist, als auf seinen eigenen Scheiben dieser Zeit. Und über Kenny Kirkland brauche ich nun wirklich nichts mehr sagen. Wenn er nicht so früh verstorben wäre, dann hätte er mit Fug und Recht das direkte Erbe von Herbie Hancock angetreten. Also ich bin seit längerem schon richtiger Fan dieser Platten.


[Beitrag von Mr._Lovegrove am 05. Jul 2023, 18:39 bearbeitet]
Mr._Lovegrove
Inventar
#22274 erstellt: 05. Jul 2023, 18:51
Diese Scheibe wurde hier mal vor 13 Jahren erwähnt, allerdings ohne Kommentar dazu:
R-814323-1234706244
Frank Chastenier
For You, 2004

Bass – John Goldsby, Tim Lefebvre
Drums – Hans Dekker
Piano – Frank Chastenier
Trumpet, Flügelhorn – Till Brönner

Ich habe die auch nur deshalb dran gemacht, weil ich auf der Festplatte drüber gestolpert bin und mir dann dazu der Kommentar von Roger Willemsen einfiel, der auch auf dem Aufkleber auf der CD stand. Willemsen hielt die Scheibe nämlich für eine der wichtigsten deutschen Jazz CDs überhaupt. Das ist natürlich selbst für einen Jazzkenner und -liebhaber wie Willemsen eine gewagte These, die Chastenier zu keiner einzigen Sekunde bestätigt.
Wichtig und gut sind beleibe zwei Paar Schuhe und die Scheibe ist gut, aber bestimmt alles andere als wichtig.
Schließlich bietet uns der vielbeschäftigte Pianist zum größten Teil feinsinnigen und unter allen Umständen wunderbaren Triojazz, der hie und da von Till Brönner unterstützt wird. Aus Grönemeyers "Mensch" macht Chastenier gar ein feines Ballädchen mit Gespür fürs Sensible.
Aber es ist doch auch Musik, die ganz im Zeichen der Klänge von Bill Evans steht. Chastenier macht auch gar keinen Hehl aus diesem Einfluß und bleibt hörbar in Reichweite des legendären Pianisten. Und so entstand ein elegantes, teils poetisches, aber manchmal auch zu schöngeistiges Album, das alles ist, nur nicht wichtig im Sinne der Zeitachse des Einflusses auf den deutschen Jazz.
Dante*
Ist häufiger hier
#22275 erstellt: 06. Jul 2023, 15:20

arnaoutchot (Beitrag #22272) schrieb:

Mr._Lovegrove (Beitrag #22270) schrieb:
Krzystof Komeda

R-2684297-1315083022



Mr._Lovegrove (Beitrag #22273) schrieb:

amazon.de
Charles Farmbrough
The proper angle

Viele Alben, die ziemliches Neuland für mich sind. Ich hoffe, ich habe bald Zeit hier und da mal reinzuhören.
Derzeit habe ich jedoch noch einige neue LPs, die ich durchhören sollte, um Defekte auszuschließen.

Frank Zappa - Funky Nothingness Universal
Studioaufnahmen von 1970, eine Art Fortsetzung von Hot Rats
51XBUnPJBWL._UF894,1000_QL80_

Don Cherry Old & New Dreams (ECM Luminessence Series) (1979)
mit Dewey Redman, Charlie Haden, Ed Blackwell
ECM-1154-Don-Cherry-Dewey-Redman-Charlie-Haden-Old-And-New-Dreams

Billie Holiday - Songs For Distingue Lovers Verve (1957)
AVER_83101__175782__01272023112336-8976

Chet Baker in Paris auf Sam Records
-Chet Baker Quartet (1956)
-Chet Baker Quartet Vol 1 (1955)
-Chet Baker In Paris/Vol 3/Barclay (1956)
sam-records-baker-quartet-chet-chet-baker-in-paris-2sam-records-baker-quartet-chet-chet-baker-in-paris
R-5474226-1563364989-5933


[Beitrag von Dante* am 06. Jul 2023, 15:54 bearbeitet]
Dante*
Ist häufiger hier
#22276 erstellt: 06. Jul 2023, 15:31
Gerade lief die Chet Baker Quartet – Chet Baker in Paris, Vol 1 – Barclay – 1955
und jetzt Chet Baker in Paris, Vol 2 – Barclay – 1956

Toller satter Klang. Klar, aber nicht klinisch. Differenziertes Klangbild der verschiedenen Instrumente. Sehr gute Pressung.
Preislich auch noch im Rahmen mit ca 30 €.
Da sind die Tone Poets und auch Acoustic Sounds Platten im Vergleich schnell 10€ teurer.

Also diese Sam Reissues sind den TP`s und den AS Scheiben absolut ebenbürtig.


[Beitrag von Dante* am 06. Jul 2023, 15:38 bearbeitet]
GallinaPB
Ist häufiger hier
#22277 erstellt: 06. Jul 2023, 17:17
Ich kannte Chitlins con carne in der Fassung von Stevie Ray Vaughan.

Nun bin ich über Midnight Blue von Kenny Burrell gestolpert, und siehe da: Track 1 kennst Du doch...

Das hat mich neugierig gemacht, und die Neugier hat sich gelohnt. Ein wunderschönes Werk, und in der remasterten Version auch klanglich ein Genuss.
arnaoutchot
Moderator
#22278 erstellt: 06. Jul 2023, 19:37

GallinaPB (Beitrag #22277) schrieb:
Ein wunderschönes Werk, und in der remasterten Version auch klanglich ein Genuss


Hoffentlich nicht das Remaster von Rudy van Gelder ? Da ist die unremasterte Version (McMaster, unten in der japanischen CP32) besser ...

Hier mein Hörvergleich der bei mir vorhandenen Ausgaben der Midnight Blue aus 2012 ...


Zweiter Teil: Kenny Burrell - Midnight Blue (1963).

Am Start sind:
- Japanische Blue Note CP32 Erstausgabe 1987 (oben)
- RVG Remaster 1999 (Mitte)
- Analogue Productions SACD Stereo 2010 (unten)

IMG_3303

Technik: CP32 und RVG über 2 x Kenwood DP 1100 die gleichermassen über Koax digital an den AVR gehen, der dort wandelt. Also keine Unterschiede im Abspielgerät. SACD über Marantz und analoge Verbindung zum AVR unter Verwendung der CD-Schicht, was Euch ja entgegenkommen dürfte. Alles natürlich in Stereo im Pure Direct Modus.

Nur zwei der drei Kandidaten bilden den Aufnahmeraum adäquat ab. Burrell sitzt links, Turrentine rechts, dr/b/perc in der Mitte. Die Aufnahme verwendet bekanntlich kein Klavier und wird gerade deswegen von vielen Audiophilen als eine der besten BN-Aufnahmen bezeichnet.

Die japanische CP32 ist trocken, unauffällig, auch wesentlich leiser als die RVG. Die Gitarre klingt zwar brillant, aber nicht ohne Härten. Das Saxophon ist scharf umrissen. Der Raum wird mit einem realistischen Stereopanorama abgebildet. Es gilt zudem, was ich bezüglich verändertem Hörverhalten schon bei Adderley geschrieben habe. Die RVG im Vergleich gehört sicherlich nicht zu den schlechtesten RVG-Remasters, auch weil das Basismaterial schon so gut ist. Aber der Raum faltet sich fast zu einer Mono-Aufnahme zusammen. Gitarre und Saxophon rutschen weit in die Mitte. Das Mastering ist unglaublich laut und mittenlastig, sehr "heavy". Ohne direkten Vergleich würde man wohl die RVG nicht als wirklich schlecht empfinden. Das Cover der RVG hat übrigens noch einen groben Schreibfehler, der die Aufnahme auf den 21. April 1967 verlegt (meines Wissens wurde sie im Januar 1963 aufgenommen). Die APO CD/SACD lässt hier beide Versionen hörbar hinter sich. Hier tut sich nun ein natürlich breites Stereopanorama auf, die Gitarre von Burrell klingt nun hölzerner und feiner aufgelöst und nicht wie die stählerne Spielzeuggitarre auf der RVG. Bass und Drums/Percussion kommen sauberer, Becken haben einen feinen Glanz. Es dauert nach dem Umschalten immer etwas, bis man sich an dieses Klangbild gewöhnt hat, die RVG springt einen natürlich vordergründig viel mehr an. Ein gutes Stück zum Vergleichen ist übrigens das Solostück "Soul Lament", in dem die Gitarre in allen drei Versionen von der Klangcharakteristik hörbar unterschiedlich klingt.

Fazit: Wie oben schon geschrieben, ist die "Midnight Blue" eine der besten Aufnahmen des Blue-Note-Katalogs. Daran kann selbst die RVG-Version nicht viel verändern. Nichtsdestotrotz gibt es für mich eine klare Reihenfolge 1) APO > 2) CP32 > 3) RVG.

Hier noch ein Bild der "Hörsession"

IMG_3305



Aber auch Musik: Das neueste Werk vom Tingvall Trio - Birds (Skip 2023). Locker, melodienreich, swingend ... superb !

jpc.de


[Beitrag von arnaoutchot am 06. Jul 2023, 19:59 bearbeitet]
Mr._Lovegrove
Inventar
#22279 erstellt: 07. Jul 2023, 08:28

GallinaPB (Beitrag #22277) schrieb:

Nun bin ich über Midnight Blue von Kenny Burrell gestolpert, und siehe da: Track 1 kennst Du doch...
schon
Ich kann nur das bestätigen, was Michael schon so ausführlich in seinem Vergleich berichtet hatte. Finger weg von der RVG und entweder die Japan CP32 oder die APO kaufen oder aber natürlich ergänzend dazu die ganz normale Ron McMaster CD:
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Aber dieser Tipp gilt für ALLE Blue Note Alben auf CD. Bis auf "Juju" von Wayne Shorter kenne ich keine RVG, die gut ist oder vergleichbar zu vorherigen Masterings oder APOs oder XRCDs.

Hier läuft jetzt auch eine Blue Note, aber eine aus der Neuzeit des Labels:
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Sonny Fortune
A Better Understanding, 1995

Bass – Wayne Dockery
Drums – Billy Hart, Ronnie Burrage
Percussion – Steve Berrios
Piano – Kenny Barron
Soprano-, Alto- Saxophone, Flutes – Sonny Fortune
Trombone – Robin Eubanks
Trumpet, Flugelhorn, Congas – Jerry Gonzalez

Der Saxophonist aus Philadelphia, der vornehmlich in den 1970ern und dann wieder erst in den 1990ern regelmäßig unter eigenem Namen Platten veröffentlicht hat, glänzt hier in rein akustischem und durchaus teils konservativem Kontext als charaktervoller Leader und Meister an Saxes und Flöten. Gerade an den Flöten sticht seine Erfahrung als Funkjazzer und Fusionplayer, der er in den 70ern war, gut durch, an den Kannen ist er ein feinfühlig swingender Zeitgenosse. Fortune und seine klug gewählte Mannschaft spielen sich mit viel Verve durch ausschließlich eigenes Material des Leaders und vorallem Kenny Barron wirkt hier wie musikalischer Lift für die Soli von Fortune. Die Musik ist sanft in der Moderne verankert, zeugt aber von einem Jazzgeist alter Schule.
arnaoutchot
Moderator
#22280 erstellt: 07. Jul 2023, 08:45
Zwei kleine Anmerkungen von mir:


Mr._Lovegrove (Beitrag #22279) schrieb:
Ich kann nur das bestätigen, was Michael schon so ausführlich in seinem Vergleich berichtet hatte. Finger weg von der RVG und entweder die Japan CP32 oder die APO kaufen oder aber natürlich ergänzend dazu die ganz normale Ron McMaster CD.


Die japanische CP32 verwendet mW die Originalüberspielung von McMaster. Man kann also die preiswertere amerikanische CD kaufen.


Mr._Lovegrove (Beitrag #22279) schrieb:
Aber dieser Tipp gilt für ALLE Blue Note Alben auf CD.


ALLE würde ich eingrenzen auf ALLE STEREO Blue Note Alben. van Gelders Remasters der MONO-Platten waren idR sehr gut und meist besser als die Originalüberspieungen, zB Monk, J J Johnson, Art Blakey/Birdland etc.
Mr._Lovegrove
Inventar
#22281 erstellt: 07. Jul 2023, 19:41

arnaoutchot (Beitrag #22280) schrieb:
van Gelders Remasters der MONO-Platten waren idR sehr gut und meist besser als die Originalüberspieungen, zB Monk, J J Johnson, Art Blakey/Birdland etc.

Ich habe hier zwar nur einen einzigen Vergleich und zwar Sonny Rollins' "Volume 1", die mir als RVG und als Japan TOCJ vorliegt. Aber, und das hatte ich schon vor längerer Zeit mal erwähnt, hier macht die RVG keinen Stich! Zu laut, zu komprimiert, viel zu brillant, zu wenig Dynamik und Luft. Hier hat RVG eigentlich die gleichen Fehler gemacht wie bei den Stereo- Blue Notes, nur das die Kanalkomprimierung wegfällt, weil es ja eine Monoaufnahme ist.


[Beitrag von Mr._Lovegrove am 07. Jul 2023, 19:44 bearbeitet]
Mr._Lovegrove
Inventar
#22282 erstellt: 08. Jul 2023, 08:46
Gestern konnte noch zwei weitere Klassiker der 1960er meiner Sammlung hinzufügen:
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The Rolf And Joachim Kühn Quattet
Impressions of New York

Hank Mobley
No Room For Squares

Die Kühn Brüder- CD war schon sehr lange auf meiner Wunschliste, nun ist sie hier. Inhaltlich ist das durchaus ein schwerer Brocken, der seine Zeit braucht, aber es gab anscheinend nur diese eine CD Auflage und die ist im Regelfall relativ teuer. Als Liebhaber des modernen Jazz der 60er ist das für mich natürlich ein Must-Have.
Und zu Mobley muss ich wohl nicht mehr viel sagen. Sein energetischer Hard Bop ist auch auf der x-ten Platte so gut und so unterhaltsam. Zudem dieses Album hier mit einer meiner Lieblings- Coverartworks von Reid Miles und Francis Wolff glänzt. Ich habe selbstverständlich eine Ron McMaster Überspielung gekauft!


[Beitrag von Mr._Lovegrove am 08. Jul 2023, 08:46 bearbeitet]
GallinaPB
Ist häufiger hier
#22283 erstellt: 08. Jul 2023, 09:34
Chapeau, das nötigt mir Respekt ab, wenn ich lese, mit welchem Equipment hier ein Vergleichshören vollzogen wird - identische CD-Player mergeln ja wirklich jede Art von Geräteeinfluss aus.
Bei mir beschränken sich Vergleiche auf HiRes-Downloads über einen Rose RS 250 A und (SA)CDs über einen Denon SACD-Player. Über Pure Direct muss ich mir keine Gedanken machen - an meinem Röhrenverstärker gibt es nur einen Lautstärkeregeler... ;-)

Mein Klangeindruck von Kenny Burrell/Midnigt blue basierte auf einem HiRes-Download (Flac 24 Bits/96 kHz 2 ch 3223 kbps). Unter Metadaten ist leider nur "2012 Remaster" angegeben. Für die Aufnahme werden als verantwortlich Alan Yoshida und Rudy van Gelder benannt. Mit welcher der drei benannten (SA)CDs dies vergleichbar ist vermag ich nicht zu beurteilen.

Was die beschriebene unterschiedliche Bühne der drei Varianten anbetrifft, so kann ich meinem Download hier nur gute Noten ausstellen. Allerdings neigen meine Lautsprecher schon von der Technik her (Omnidirektionalstrahler von Duevel) zur Darstellung einer weit gefächerten Bühne.
arnaoutchot
Moderator
#22284 erstellt: 08. Jul 2023, 10:35
Das 2012 Mastering von Alan Yoshida ist ein eigenständiges Mastering für die Blue Note 75th Anniversary Vinyl Ausgabe und gleichzeitig als HiRes-File erschienen. Es ist mW nicht auf digitalen Datenträgern erhältlich. Yoshida hat sehr viele XRCDs (auch für Blue Note) gemastert, die sind idR sehr gut. Ich kenne das Midnight Blue-Mastering von ihm nicht, aber gehe davon aus, dass es sehr gut ist. Kannst Dich also beruhigt zurücklehnen. Ich wurde ja überhaupt nur stutzig, weil Du nur pauschal "remastert" schriebst .

Ja, der Vergleich mit gleichen Playern war reizvoll, leider hat einer der beiden Kenwood DP 1100 inzwischen den Geist aufgegeben und es ist nicht mehr so einfach möglich.

@Michael: Die Rollins Vol. 1 habe ich leider nicht, aber die ist ja "schon" von 1957. Bei den älteren Sachen wie Monk (1949-52) ist es ohrenfälliger ...
Mr._Lovegrove
Inventar
#22285 erstellt: 08. Jul 2023, 14:35

GallinaPB (Beitrag #22283) schrieb:

Mein Klangeindruck von Kenny Burrell/Midnigt blue basierte auf einem HiRes-Download (Flac 24 Bits/96 kHz 2 ch 3223 kbps). Unter Metadaten ist leider nur "2012 Remaster" angegeben.

Ich kenne zwar dieses Remastering auch nicht, aber dafür das Yoshida Remastering von Herbie Hancocks "Maiden Voyage" aus dem gleichen Jahr. Und dieses Remastering schlägt sogar die APO ganz knapp. Ich gehe also davon aus, dass dieses HiRes Mastering die optimale Variante von "Midnight Blue" ist.
z9.chitown
Stammgast
#22286 erstellt: 08. Jul 2023, 16:01
Eine der besten Remaster von Alan Yoshida ist….



Die beste digitale Ausgabe IMO

Die MFSL One Step ist aber klanglich besser!
GallinaPB
Ist häufiger hier
#22287 erstellt: 08. Jul 2023, 16:35
Im Zusammenhang mit dem oben erwähnten Tingvall Trio möchte ich einmal (mit einem Anflug von Lokalpatriotismus, denn Schloß Hamborn ist nur knapp 30 km enfernt) auf das kleine, aber feine Label Ozella Music hinweisen.

Ozella Music ist in Schloß Hamborn/Borchen in der Nähe von Paderborn angesiedelt, 1999 von Dagobert Böhm (Komponist, Musiker, Produzent) gegründet.

In diesem Fall gilt für mich: Tidal sei Dank. Nach Beendigung einer CD macht Tidal Musikvorschläge, die deren Meinung nach mir auch zusagen könnten. Und in der Tat - das trifft häufiger zu. So habe ich die bei Ozella vertretenen Musiker Helge Lien, Oddgeier Berg, Aapo Heinonen, Jens Fossum, Pete Alderton - um nur einige zu nennen - für mich entdeckt.

Pete Alderton spielt dabei noch eine besondere Rolle für mich: Er ist nach seiner Militärzeit beim britischen Militär, meiner Erinnerung nach der Liebe wegen, nicht zurück auf die Insel gegangen, sondern praktisch neben Schloß Hamborn in Lichtenau kleben geblieben. Ich mag seinen Blues.

Die Aufnahmen zeichen sich in der Regel durch eine sorgfältige und liebevolle Gestaltung aus, wohlklingend, mit einem starken Akzent auf Vinyl. CDs waren in den Anfängen eher Beiwerk.

Die oben erwähnten Musiker zeigen einen Schwerpunkt der Arbeit von Ozella auf: Skandinavien. Wenn ich Musik hören will, um zur Ruhe zu kommen, dann ist die Schatztruhe von Ozella einen Blick wert.

Anspieltipps:
Oddgeier Berg Trio/Before dawn: Mermaid´s Dance
Jens Fossum: Bass detector (fällt nicht unter "Ruhe finden"...)
Pete Alderton: Cover my Blues
Dagobert Böhm: Within a dream
Karl Seglem: Nordic balm

...und noch Vieles mehr - Höranregungen findet man auf der Seite von Ozella.
arnaoutchot
Moderator
#22288 erstellt: 08. Jul 2023, 17:26

GallinaPB (Beitrag #22287) schrieb:
... das kleine, aber feine Label Ozella Music


Absolute Zustimmung, klein, aber fein, ich habe drei Vinyl-Platten von Helge Lien auf Ozella. Sehr schön gemachte Ausgaben und vor allem sehr gut klingend. zB diese hier ...


Hier audiophiles Vinyl: Helge Lien Trio - Natsukashii - Ozella 2011. HiRes-Aufnahme im Rainbow Studio von Jan Erik Kongshaug, DMM-Schnitt von Pauler Acoustics, limitierte 500er Auflage. Gut, dass die Platte auch noch musikalisch einiges zu bieten hat. Einfallsreiches Trio, ist jetzt schon meine dritte Platte von denen.

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Mr._Lovegrove
Inventar
#22289 erstellt: 09. Jul 2023, 07:51
Ja, Ozella ist ein tolles und sehr rühriges Label. Wobei ich ehrlicherweise nur eine einzige Scheibe von denen im Regal habe, nämlich:
jpc.de
Karl Seglem
Ossicles

Good Morning Lilofee von Edgar Knecht hatte ich auch mal, aber die ist schon lange wieder weg.


[Beitrag von Mr._Lovegrove am 09. Jul 2023, 07:52 bearbeitet]
Mr._Lovegrove
Inventar
#22290 erstellt: 09. Jul 2023, 19:16
Da heute im ECM Thread Manfred Eichers 80er sowie die neuen LP Reissues angesprochen wurden, habe ich mal dieses wunderbare Album herausgesucht und angemacht, das aber zunächst nicht auf der LP- Rereleaseliste steht. Aber ich mag es halt sehr gerne.
1
Arild Andersen, Ralph Towner, Nana Vasconcelos
If You Look Far Enough, 1993

Ein Bass, eine akustische Gitarre und etwas Percussion, mehr braucht es nicht, um den Hörer ganz in den Bann zu ziehen. Zudem die drei Herrschaften nicht nur Legenden sind, sondern ihre Instrumente auf eine je ureigen Art und Weise extrem virtuos beherrschen. Und mit virtuos meine ich nicht unbedingt Technik, sondern ein maximaler Sinn für Gestaltung, für Atmosphäre, für das geschickte Weglassen von Noten, für Luft und Atmung - und für fantastische Geschichten. Hier ist keiner de Leader und keiner steht hinten an, alle drei teilen sich gleichermaßen die Aufgabe, aus ganz verschiedenen Charakteren einen ganz neuen als Trio zu machen. Andersen ist der teils düstere, aber zumindest nachdenklich Mann aus dem Norden, Vasconcelos bringt nicht nur die Exotik aus Brasilien mit, sondern auch eine melancholisch angehauchte Leichtigkeit und Towner spielt wie immer pure, tiefsinnige Posie.
arnaoutchot
Moderator
#22291 erstellt: 10. Jul 2023, 19:44
Habe mir aus dem Laden wieder ein wenig Hausaufgaben mit nach Hause gebracht. Zum einen The Jimmy Smith Trio feat. Kenny Burrrell - The Master - Blue Note 1993. Jimmy Smith (org), Jimmie Smith (sic!, dr) und Kenny Burrell (g) in einer routinierten Session, aufgenommen live in Japan im Dezember 1993. Es geht - natürlich ! - los mit Chitlins con Carne. Die alten Recken haben nichts verlernt.

Im Moment werfe ich mich allerdings fast weg vor Lachen wegen der CD rechts: Hammond Bond - Ingfried Hoffmann plays Jazz for Secret Agents - Verve ed. 2007. Ingfried (der Name alleine !) muss wohl Mitte der Sechziger nicht völlig unbedeutend gewesen sein, sonst hätte er keine Entourage wie einen jungen Volker Kriegel (g), Peter Trunk (b) oder Klaus Weiss (dr) als Begleiter bekommen. Inhaltlich Mitt-Sechziger angejazzte Cover von Bond-Titeln und Kompositionen von Ingfried drumherum. So richtig Sixties, köstlich, ich amüsiere mich gerade königlich ...

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bepeess
Stammgast
#22292 erstellt: 11. Jul 2023, 16:07

arnaoutchot (Beitrag #22291) schrieb:
Hammond Bond - Ingfried Hoffmann plays Jazz for Secret Agents - Verve ed. 2007. Ingfried (der Name alleine !) muss wohl Mitte der Sechziger nicht völlig unbedeutend gewesen sein, sonst hätte er keine Entourage wie einen jungen Volker Kriegel (g), Peter Trunk (b) oder Klaus Weiss (dr) als Begleiter bekommen. Inhaltlich Mitt-Sechziger angejazzte Cover von Bond-Titeln und Kompositionen von Ingfried drumherum. So richtig Sixties, köstlich, ich amüsiere mich gerade königlich ...
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Danke für Deinen Tipp. Ich glaube die haben (alle) damals auch mit Klaus Doldinger gespielt.

Klaus Doldinger: 5 Original Albums

Klaus Doldinger: 5 Original Albums

Darauf sind sie auch teilweise gemeinsam zu hören. Echt empfehlenswert, da man die Alben einzeln kaum noch erhält.
Mr._Lovegrove
Inventar
#22293 erstellt: 11. Jul 2023, 20:31
@Michael: Was erblickt mein Auge da im Stapel unter den beiden CDs? Harvey Mandel und die Audio Sound Show? Erstere habe ich ja auch und die ist ganz großartig, die zweite ist ein Sampler mit älteren Reference Recordings Sachen; die hatte ich kurzzeitig auch mal inne, war für mich aber nicht weiter von Interesse. Ist aber ein nettes Gem aus guten alten Hifi Zeiten.


bepeess (Beitrag #22292) schrieb:

Darauf sind sie auch teilweise gemeinsam zu hören. Echt empfehlenswert, da man die Alben einzeln kaum noch erhält.

Diese 5er Packs sind sowieso ganz toll. Die hat ja jeder Major im Programm, wobei mir die von Universal Music am besten gefallen, weil die Qualität der Coverreplicas am schönsten ist und auch das Pappcase ist schön glänzend.
Ich habe daraus die von Chick Corea, Stan Getz und Chuck Mangione:
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[Beitrag von Mr._Lovegrove am 11. Jul 2023, 20:41 bearbeitet]
arnaoutchot
Moderator
#22294 erstellt: 11. Jul 2023, 22:10
Ja, Du hast richtig gesehen. Mandel kannte ich schon, inhaltlich mehr Rock, klanglich superb, aber irgendwie habe ich mit seinen gepressten Gitarrenton ein Problem. Ein paar Tracks gefallen mir aber ganz gut. Und ja, die Audio Sound Show ist ein Relikt früher digitaler Audiophilie, aber nichts was ich heute noch behalten müsste. Der „Gewinner“ der oben gezeigten CDs ist wirklich die Hammond Bond … 🤓
Sal
Inventar
#22295 erstellt: 12. Jul 2023, 08:59
Heute der "Artikel des Tages" bei Wikipedia, 50 Jahre ist es nun her:
https://de.wikipedia.org/wiki/Solo_Concerts_Bremen/Lausanne.
Gönne ich mir gerade.
GallinaPB
Ist häufiger hier
#22296 erstellt: 12. Jul 2023, 15:45

Habe mir dem Laden wieder ein wenig Hausaufgaben mit nach Hause gebracht.


Seufz... ich glaube, Du musst einen tollen Job haben. Ich habe früher immer stapelweise (Oberstufen-)Klausuren mitgebracht und die dann mühselig korrigiert...

Bei mir läuft gerade das Dieter Ilg Trio (Dieter Ilg - bass//Rainer Böhm - piano//Patrice H'eral-- drums) mit B-A-C-H.

Größtenteils Musik zum Zurücklehnen und Genießen, aus dem Stall des von mir für seine Aufnahmen sehr geschätzten Labels ACT.

Kleiner Nachtfag zu Ozella Music: Ein älterer Artikel aus der lokalen Presse.
https://www.nw.de/lo...el-Ozella-Music.html
arnaoutchot
Moderator
#22297 erstellt: 12. Jul 2023, 17:11

GallinaPB (Beitrag #22296) schrieb:
Seufz... ich glaube, Du musst einen tollen Job haben.


Ja, so aushilfsweise ohne Zwang ist das ein toller Job. Aber man stumpft ab, die Platten, die im Laden täglich durch meine Hand gehen, sind dann nur noch Ware ... ab und an entdecke ich noch etwas, das nehme ich mir dann mit und höre rein ... aber das meiste sortiere ich schon im Laden aus. Die o.g. Ondekoza und Audio Soundshow zB gehen auch wieder zurück ...

Aber schon wieder ein Gedenken an einen Verstorbenen: Ernst-Ludwig Petrowsky starb gestern mit 89 Jahren in Berlin. Ganz grob gesprochen war er das ostdeutsche Pendant zu Peter Brötzmann, Brüder im Geiste, und nun auch nah beieinander bei ihrem Weg in den Free Jazz Himmel. Zum Andenken hier die aus meiner Sicht wichtigste Free-Jazz-Platte aus der DDR: Synopsis - Amiga Jazz 1974. Petrowsky (sax, fl), Conrad Bauer (tb), Ulrich Gumpert (p), Günter "Baby" Sommer (dr). Immer wieder ein Erlebnis ! RIP, Luten.

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Don_Tomaso
Inventar
#22298 erstellt: 12. Jul 2023, 17:22
Ich war gestern Abend im Tollhaus in Karlsruhe, dort ist im Sommer das „Zeltival“. Der Veranstaltungsraum eine Mischung aus Halle, Konzertsaal, Zelt, nach hinten hin ziemlich offen, unregelmäßig ohne rechte Winkel -> super Akustik. Zu Gast im Zeltival - angeblich zum 19. Mal (!) - die Jan Garbarek Group. Wir hatten die Group in der Besetzung ja schon vor drei Monaten in Berlin gesehen, das Tollhaus aber im Vergleich zur Philharmonie die schönere Location. Sehr locker, kurze Wege, Bierchen, Weinchen, Flammkuchen, alles am Start.
Es gab im Wesentlichen ausgiebige Variationen von zwei oder drei ineinander verschränkten Themen, als Zugabe dann „There were Swallows“ (glaube ich). Die Besetzung war wieder Rainer Brüninghaus (p, keys), Yuri Daniel (b), Trilok Gurtu (dr, perc) und natürlich Jan Garbarek (ts, ss, fl).
Es macht einfach Spaß, Leuten beim musizieren zuzuhören und -sehen, die das a) einfach können und b) so einen Spass daran haben. Bei manchen steht Garbarek in dem Ruf, unfreundlich zu sein. Was für ein Quatsch. Er ist halt nicht als Redner da, das ist nicht sein Ding, aber die freundliche und zugewandte Art fand ich persönlich sehr angenehm. Zwischenzeitlich sah es aus, als wollte Brüninghaus den Flügel zerlegen, auch Gurtu ließ es standesgemäß krachen. Und nach wirklich wuchtigen Schlagzeugpassagen kommen wieder Passagen auf den Tablas, wo mit größter Selbstverständlichkeit Polyrhythmik eingeflochten wird. Wir saßen in der siebten Reihe und haben Augen und Ohren aufgesperrt. Was die alten Kracher noch draufhaben, scheee. Einzig Daniels Bass-Solo war nicht so meins. Und Garbarek hielt das ganze komplexe Geflecht zusammen, setzte die Akzente, zog sich aber auch zurück, um andere glänzen zu lassen.
Ein CD-Erwerb musste natürlich sein, läuft gerade

amazon.de

Jan Garbarek Group - Wayfarer. Mit Jan Garbarek (ts, ss), Bill Frisell (g), Eberhard Weber (b), Michael DiPasqua (dr, perc). Schöne Platte.

Mein Fazit: Wer die Group mit Trilok Gurtu noch nicht gesehen hat, sollte mal schauen, ob sie nicht in der Nähe gastieren. Es lohnt sich.
arnaoutchot
Moderator
#22299 erstellt: 12. Jul 2023, 17:41
War noch nicht ganz fertig mit Luten Petrowsky. Hier noch eine seiner letzten Aufnahmen, New Old Luten Trio - Letzter Radau - Euphorium Rec. 2017. Ein Mini-CD mit nur einem Stück im Trio mit Elan Pauer (p) und Christian Lillinger (dr): Lutens letzter Radau. Ich kenne Petrowsky zu wenig als dass ich sagen könnte, dass es ein würdiger Abgesang ist, aber der Titel legt es nahe.

IMG_5367



Jetzt zum musikalischen Tagesausklang aber noch etwas mehr dem Wetter angepasstes ... ich hatte es vor zwei Jahren schon mal gehört und hole meinen damaligen Beitrag nochmals hoch. Es stimmt noch alles, nur der Wein ist heute ein eiskalter Silvaner. Caipirinha ist immer noch aus ...


Hier passend zum schönen Wetter: Stan Getz - The Bossa Nova Years 1962-64 - Verve 4CD 1989. Diese relativ alte CD-Box mit den Dennis-Drake-Masters ist klanglich superb, viele der späteren High-End-Masterings haben die Sache nicht besser, nur anders gemacht, und man hat alle Getz-Bossa-Aufnahmen zusammen. Ich habe statt eines Caipirinha einen eiskalten Riesling aus dem Rheingau im Glas, der tut es auch ...

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[Beitrag von arnaoutchot am 12. Jul 2023, 19:38 bearbeitet]
crim63
Inventar
#22300 erstellt: 12. Jul 2023, 21:27
Hallo !

@Thomas, Danke für Deinen Bericht zu Garbarek, so ein Live Erlebnis ist durch nichts zu ersetzen.
@arnaoutchot, das mit Ernst-Ludwig Petrowsky ist schon traurig, ich habe Ihn vom Namen her gekannt seit den End 70ern,
war ja bekannter maßen kein Jazz Freund aber irgend jemand spielte immer mal etwas von und mit Ihm.

Ich habe weit über tausend Platten hier stehen, wußte aber absolut nicht was ich anhören sollte, komisch manchmal..........
Schließlich bin ich bei A wie Aldi oder Al Di Meola gelandet, was durchaus eine richtige Wahl war........
Die "Soaring Through A Dream" ist ein super relaxtes Fusion Album geworden, nicht zuletzt durch seine Mitstreiter Danny Gottlieb,
Chip Jackson, Airto Moreira und Phil Markowitz. Al Di Meola hat aber vor den Aufnahmen mMn die "Travels" von Pat Metheny ( 1983 ) gehört,
irgendwie kam mir sofort diese LP in den Sinn, abgekupfert ist da sicher nichts, aber die Instrumentierung die Melodei..........
Ein schönes Album ist es auf jeden Fall.

Al Di Meola Project stad

Al Di Meola Project / Soaring Through A Dream / 1985 / Manhattan Records / 1C 064-24 0398 1

Gruß Maik
Mr._Lovegrove
Inventar
#22301 erstellt: 13. Jul 2023, 09:20
@Thomas: Danke für deinen Konzertbericht. Ja, der gute Trilok ist schon ein Unikum.
@Maik: Ja, auch Al hatte sich in den 80ern am Gitarrensythesizer versucht, womöglich hört man da Parallelen zu Metheny, der diesen ja quasi hofföhig gemacht hatte. Aber die "Soaring through a dream" ist ja ein weitgehen unterschätzte Scheibe, die zusammen mit ihrer akustischen Schwester "Cielo E Terra" die neue Klangsprache von Al Di Meola manifestiert hat. Eine Klangsprache, die bis heute gültig ist und die er auf der neuen, am Anfang des kommenden Jahres erscheinenden Platte weiter verfolgt und auf ein neues Level bringen will. "It is the next step or 2 in the evolution of my composing,", so schrieb er mir letztens. Bin gespannt.

Hier läuft ein Klassiker, der keines weiteren Kommentares bedarf:
jpc.de
Oliver Nelson
The Blues and the abstract Truth
GallinaPB
Ist häufiger hier
#22302 erstellt: 13. Jul 2023, 17:30


Hier läuft ein Klassiker, der keines weiteren Kommentares bedarf:

Oliver Nelson
The Blues and the abstract Truth


Danke für den Tipp! Das Werk hat mir einen schönen Nachmittag bereitet, mich beeindruckt die Leichtigkeit des Vortrags.
z9.chitown
Stammgast
#22303 erstellt: 13. Jul 2023, 19:26
Blues and the Abstract Truth ist eine der besten Jazz-Alben und klanglich Demo-Material. Eine der besten Remaster von Kevin Gray.
z9.chitown
Stammgast
#22304 erstellt: 13. Jul 2023, 19:28

crim63 (Beitrag #22300) schrieb:

Die "Soaring Through A Dream" ist ein super relaxtes Fusion Album geworden….


Relaxt ist es bestimmt

Musikalisch ernürchternd
arnaoutchot
Moderator
#22305 erstellt: 13. Jul 2023, 20:17
Blues and the Abstract Truth ist ein Klassiker, sollte man unbedingt gehört haben ! Entweder im AP-Mastering als SACD oder AP-Doppel-LP (ich hab hier sorgfältigerweise sogar beide ) oder als preiswerte Impulse Original-CD. Die ist nicht wesentlich schlechter.

Soaring through a Dream kenne ich nicht. Muss ich auch nicht.


Hier wieder ein langer Tag im Laden und noch Hausaufgaben mit heimgebracht. John Zorn's Naked City - Heretic - Jeux des Dames Cruelles - Avant Japan 1991. Die Platte kannte ich, aber hatte ich noch nie physisch. Musikalisch fordernd , aber dafür nette Bilder !

Darunter liegen Tingvall Trio - Beat mit Originalunterschriften aller drei Musiker, Bright Moments mit Joseph Jarman, Maurice McIntyre und Kahil el'Zabar und eine 3CD-Box mit den RCA-CD-Erstüberspielungen von Glenn Miller. Letztere wäre im Laden in den Müll gewandert, da musste ich sie dann doch retten. 🤓

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Edit: Gut, ich gebe zu, ich erkenne das Potential in Heretic, aber heute war es mir tendenziell zu anstrengend. Deswegen 180-Grad-Schwenk zu Glenn Miller. Ich höre schon wieder die Jüngeren stöhnen, die uns hier regelmässig der Rückwärtsgewandheit bezichtigen, aber Kinder, das ist noch Musik ! Da hat ein Bandleader in nur fünf Jahren (1938-42) ein Werk geschaffen, das bis heute populär ist und swingt wie die Hölle. Dass einige Stücke zu absoluten Ohrwürmern geworden sind, da kann Miller nichts dafür. Er hatte durchaus eine grosse Bandbreite und auch noch andere Stücke am Start. Wie schon erwartet/erhofft ist die Erstüberspielung von den Original-Metal-Parts ohne grosse klangverändernde Eingriffe vorgenommen, d.h. es knackst und rauscht bisweilen. Ist mir bei solchen Aufnahmen viel lieber, als wenn es zu Tode denoised ist. Die Box ist klasse ! Mehr von Miller braucht man nicht ... 👍

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[Beitrag von arnaoutchot am 13. Jul 2023, 20:50 bearbeitet]
Mr._Lovegrove
Inventar
#22306 erstellt: 14. Jul 2023, 08:59

arnaoutchot (Beitrag #22305) schrieb:

Hier wieder ein langer Tag im Laden und noch Hausaufgaben mit heimgebracht. John Zorn's Naked City - Heretic - Jeux des Dames Cruelles - Avant Japan 1991. Die Platte kannte ich, aber hatte ich noch nie physisch. Musikalisch fordernd , aber dafür nette Bilder !

Ich habe alle vier Naked City Alben auf Avant und halte sie als nahezu schönste Gesamtkunstwerke, welche in einem Standardtray veröffentlicht wurden, in Ehren. Anhörbar sind die aber in der Tat kaum. Die krasseste der vier Scheiben ist sicher "The Grand Guignol"; avantgardistisch lärmende Miniaturen, die über die Kante jeglicher Kompromißlosigkeit springen.

Doch hier habe ich noch zwei spontane Neuzugänge zu verzeichnen, die gegensätzlicher nicht sein könnten:
IMG_20230714_082248
Brew Moore
Svinget 14

Kip Hanrahan
Tenderness

Die Brew Moore wurde ursprünglich als "Brew Moore in Europe" 1962 auf Debut veröffentlicht. Der Saxophonist, der sich 1973 betrunken bei einem Treppensturz das Genick brach und verstarb, macht dem Namen der Platte (der sich aus seiner Adresse in Kopenhagen ergab) alle Ehre und swingt zackig um alle Ecken. Unterstützt von u.a. Niels-Henning Orsted Pedersen, Lars Gullin und Sahib Shihab gibt er vom Westcoast aber auch dem europäischen Mainstream dieser Zeit beeinflußten Jazz von sich, der so herrlich, ja fast hart swingt. Hintenraus wird es etwas moderner, aber prinzipiell bleibt die Band einfach zugänglich und lässt die Wände ordentlich wackeln.

Mit der Kip Hanrahan habe ich noch gar nicht richtig angefangen und so richtig Jazz ist das ja auch nicht, allenfalls wird dieser am Rande zitiert, das aber dann sehr hörbar. Der Produzent hat es dem Hörer von Beginn seiner Karriere als Albumartist ja nie einfach gemacht. Und auch hier gibt es neben einigen wenigen richtigen Songs perkussive Räusche, die kaum mal einen melodischen Bezug herstellen. Schweres Zeug, was Zeit braucht.


[Beitrag von Mr._Lovegrove am 14. Jul 2023, 09:02 bearbeitet]
ardina
Stammgast
#22307 erstellt: 14. Jul 2023, 09:45

Mr._Lovegrove (Beitrag #22306) schrieb:

Kip Hanrahan
Tenderness

Mit der Kip Hanrahan habe ich noch gar nicht richtig angefangen und so richtig Jazz ist das ja auch nicht, allenfalls wird dieser am Rande zitiert, das aber dann sehr hörbar. Der Produzent hat es dem Hörer von Beginn seiner Karriere als Albumartist ja nie einfach gemacht. Und auch hier gibt es neben einigen wenigen richtigen Songs perkussive Räusche, die kaum mal einen melodischen Bezug herstellen. Schweres Zeug, was Zeit braucht.


Wenn es bei Kip Hanrahan melodischer, eingängiger werden soll schlage ich diese Platte vor. Sehr schön und durchgängig hörbar in sehr guter Klangqualität. Jazz Anteile sind hier recht hoch, soweit ich das beurteilen kann.

Kip Hanrahan - Days And Nights Of Blue Luck Inverted
Kip Hanrahan – Days And Nights Of Blue Luck Inverted

Deutlich mehr Percussion lastig, im afrikanischen und südamerikanischen Stil ist diese. Würde ich aber auch als relativ melodisch bezeichnen, aber schon mehr in dem Stil den Du beschreibst.

Kip Hanrahan ? Desire Develops An Edge
Kip Hanrahan – Desire Develops An Edge

Ich mag beide Platten ganz gerne.
arnaoutchot
Moderator
#22308 erstellt: 14. Jul 2023, 21:10
Hier jetzt von gestern noch das Tingvall Trio - Beat - Skip 2014. Eine feine Trio-Platte, kannte ich allerdings schon, hatte schon eine ganze Weile einen HiRes-Download der Platte, aber erst jetzt mit der physischen Disc bleibe ich mal am Ball ! Ein Problem, das ich oft mit Musik auf der Festplatte habe, ich schweife dann gerne schnell ab ... Das multinationale Trio (Schweden - Kuba - Deutschland) ist melodienreich, impulsiv, einfühlsam, aber hat es nie nötig, in die Modernismen eines e.s.t.-Trios abzudriften. Klanglich top (Mauksch von Pauler Acoustics war beteiligt) !

IMG_5374
arnaoutchot
Moderator
#22309 erstellt: 16. Jul 2023, 21:06
So, hier noch die letzte aus dem oben gezeigten Haufen: Bright Moments - Return of the Lost Tribe - Delmark 1997. Joseph Jarman (as, fl), Kalaparusha Maurice McIntyre (ts), Adegoke Steve Colson (p), Malachi Favors (b), Kahil El'Zabar (dr). Alle Musiker gehör(t)en zum Kreis der AACM, aus dem ja auch das Art Ensemble of Chicago hervorging (Jarman und Favors waren Mitglieder des Ensembles). Nach den ersten zwei uninspiriert-frickelig-freien Stücken wollte ich schon abschalten, wurde dann aber durch die afrikanische Ballade Kudus etwas versöhnt. Ging heute insgesamt nicht an mich, evtl. war ich aber auch nicht in der Stimmung ...

IMG_5394
Mr._Lovegrove
Inventar
#22310 erstellt: 17. Jul 2023, 08:30
Wenn du bei Discogs einen Suchbegriff falsch eingibst und daraufhin auf sowas hier stößt, das ist schon mehr als Zufall, das ist Glück:
R-10072067-1491125433-1168
Javier Girotto, Jon Balke, Furio Di Castri, Patrice Héral
Unshot Movies, 2017

Bass – Furio Di Castri
Drums, Electronics – Patrice Héral
Piano – Jon Balke
Soprano Saxophone, Baritone Saxophone – Javier Girotto

Als ich die Namen Balke und Héral gelesen hatte, musste ich das sofort hören. Der Name des Albums suggeriert zwar eine Erwartungshaltung, die so nicht erfüllt wird, aber dafür gibt es auf eine ganz andere Art und Weise unglaublich guten und hochspannenden modernen europäischen Jazz, der u.a. von der ganz verschiedenartigen Herkunft seiner Protagonisten lebt. Dabei ist Girotto ja gar kein Europäer, er kommt aus Argentinien und hat sich schon sehr intensiv auch dem Tango und Piazzolla gewidmet. Hier ist der die emotionale Wärmepumpe und glänzt mit teils ergreifenden, teils feinfühligen Linien und ist gerade auf dem Sopran ein geradezu eigenwilliger Virtuose. Er ist der perfekte Kontrast zu Jon Balke und Patrice Héral, die beide wiedermal zeigen, was für grandiose Künstler sie sind. Der norwegische Pianist ist ein Querdenker, jemand der Kontrapunkte setzt und das im Lauten wie im Leisen. Damit passt er pefekt zu Hérals rhythmischen Finessen sowie dessen düsteren Elektronikeinwürfen, die er hier äußerst geschickt einstreut. Und Bassist Di Castri weiß dies akzentuiert zu unterstützen.
Dabei spielen die vier beleibe ein umfangreiches Programm, das mal abseitig bis düster, aber oft auch fröhlich beschwingt klingt. Jeder bringt sich hier mit seinen Ideen und Entwürfen ein und so gibt es Einflüsse von Nord bis Süd zu hören; teils folkeske Stücke, teils komplexen Jazz moderner Natur, mal im Uptempo, mal balladesk. Das Quartett hat hier eine der interessantesten und spannendsten Platten der letzten Jahre eingespielt.
Mr._Lovegrove
Inventar
#22311 erstellt: 19. Jul 2023, 09:47
Gerade das erste Mal am laufen:
R-764264-1156393099
Bobby Hutcherson
Cirrus, 1974

Acoustic Bass – Ray Drummond
Drums – Larry Hancock
Percussion – Kenneth Nash
Piano, Electric Piano – Bill Henderson
Tenor Saxophone, Alto Flute – Emanuel Boyd, Harold Land
Trumpet – Woody Shaw
Vibraphone – Bobby Hutcherson

Ich kenne noch lange nicht alle Scheiben von Hutcherson, aber das was ich bisher gehört hatte, war nie auch nur annähernd schlecht oder mittelmäßig. Hutcherson war einer der konsistentesten und konstantesten Jazzmusiker und das hört man auch auf diesem brillanten Album. Der Vibraphonist bietet ein spannendes, manchmal sogar regelrecht fesselndes Programm aus modernem Straight Forward Jazz, fusiondurchtränkten Songs und afrikanisch beeinflußten Stücken. Die Besetzung ist top; gerade Harold Land und Woody Shaw glänzen und bieten einem stark aufspielenden Leader jederzeit die Stirn!
arnaoutchot
Moderator
#22312 erstellt: 20. Jul 2023, 08:17
Hier habe ich gerade mal mit der neu erschienenen John Coltrane with Eric Dolphy - Evenings at the Village Gate - Impulse 1961/2023 befasst. Mal wieder eine Neuentdeckung von Bändern, diesmal in der New York Public Library ... ich frage mich, was für ein Archivierungssystem die Library hat, wenn man darin nach über 60 Jahren immer noch Neues entdecken kann.

Inhaltlich ist das sehr gut, die Aufnahmen aus Sommer 1961 gingen den berühmten Aufnahmen im Village Vanguard im November 1961 kurz voraus, sind demnach vom Konzept her ähnlich. Interessantestes Stück für mich Africa, von dem es auch im November keine Live-Aufnahme gab. Klanglich sind die mit nur einem Mikrophon eigentlich nur für Testzwecke gemachten Aufnahmen gar nicht so schlecht, leider ist das Drum Set nur viel zu laut und deckt viel anderes ab. Für Coltrane-Fans ein Fund, der normale Jazz-Hörer sollte erst mal die Aufnahmen aus dem Village Vanguard antesten.

0602455514189
Mr._Lovegrove
Inventar
#22313 erstellt: 20. Jul 2023, 08:37

arnaoutchot (Beitrag #22312) schrieb:
John Coltrane with Eric Dolphy - Evenings at the Village Gate

Oha, bei der Klangqualität ist das aber wirklich nur was für Afficionados und absolute Hardcorefans. Solche Aufnahmen werden auch nur veröffentlicht, weil es Coltrane ist. Früher haben nur Bootleglabels wie Jazz Door sowas gemacht, heute macht es der Major (OK OK, Garners "Concert by the Sea" und Goodmans "Carnegie Hall"- Konzert sind ähnlich entstanden und auch von ähnlich schlimmer Qualität und trotzdem erfolgreich gewesen und zudem legendär) . Es mag ja inhaltlich durchaus relevant sein, aber im Gesamteindruck ist das den Hochpreis, der verlangt wird, eindeutig nicht wert in meinen Augen.


[Beitrag von Mr._Lovegrove am 20. Jul 2023, 08:40 bearbeitet]
arnaoutchot
Moderator
#22314 erstellt: 20. Jul 2023, 09:03
Zur Ehrenrettung muss ich sagen, dass die Village-Gate-Aufnahmen mE klanglich deutlich besser sind als die letzten Live-Funde Offering (1966) oder Olatunji (1967). Und inhaltlich sind die neuen Aufnahmen durchaus veröffentlichungswürdig ! Welches Preisschild man da draufklebt, ist natürlich immer so eine Sache. Die meisten werden es ohnehin streamen oder sich die noch viel teurere Vinyl-Ausgabe kaufen.
GallinaPB
Ist häufiger hier
#22315 erstellt: 21. Jul 2023, 15:38
...ich lache mich gerade schlapp:

Pinguin Moschner & Joe Sachse: Uncovered Merman
play the music of Jimi Hendrix


Das Schräge hierbei ist die Instrumentierung: Tuba und Gitarre.

Ich hätte nie gedacht, dass man die Effekte des Intros bei 1983 mit einer Tuba so darstellen kann. Und auch im Weiteren hat es 1983 in sich.

Sicherlich nichts zum Dauerhören, aber einmal konzentriert aufnehmen, wie man den Geist von Jimis Musik auch in der Instrumentierung rüber bringen kann, das bereit mir gerade Freude.


[Beitrag von GallinaPB am 21. Jul 2023, 16:03 bearbeitet]
hifi_raptor
Inventar
#22316 erstellt: 21. Jul 2023, 17:39
Morgen
Ihr kennt ihn wahrscheinlich alle: Sadao Watanabe mit der Rendezvous

amazon.de

Sicherlich geht der bei Hardcore Jazzern als Fahrstuhl-Musik durch.
Bei mir kommt der aber gut an. Gehörte mit zu den Interpreten mit denen ich Zugang zum Genre bekommen habe.

Schönes Wochenende

P.S. Hagelsturm und Gewitter ließ mich zudem einen Vision Roesler öffnen Passt gut zur Scheibe.


[Beitrag von hifi_raptor am 21. Jul 2023, 17:40 bearbeitet]
Mr._Lovegrove
Inventar
#22317 erstellt: 22. Jul 2023, 13:38

hifi_raptor (Beitrag #22316) schrieb:

Ihr kennt ihn wahrscheinlich alle: Sadao Watanabe mit der Rendezvous
Sicherlich geht der bei Hardcore Jazzern als Fahrstuhl-Musik durch.

Die kannte ich noch nicht von Watanabe, aber das Line-Up alleine ist der Knaller! Außerdem kann man sowas auch mal locker weghören und sich dabei noch am Können der Beteiligten erfreuen. Lieber leichte Musik, die von guten Musikern gespielt wird, als schwere von schlechten Musikern.

Hier lief heute morgen:
lnd
Dave Brubeck
Late Night Dave, 1994

Alto Saxophone, Tenor Saxophone, Flute – Bobby Militello
Bass – Jack Six
Drums – Randy Jones
Piano – Dave Brubeck

sowie
atr
Franco Ambrosetti
After The Rain, 2015

Alto Saxophone – Greg Osby
Bass – Buster Williams
Drums – Terri Lyne Carrington
Flugelhorn – Franco Ambrosetti
Piano – Dado Moroni
Soprano Saxophone – Gianluca Ambrosetti

Die Brubeck ist eine Live-Aufnahme und gibt sich so, wie der Titel es suggeriert. Hier hört man eher nicht den Brubeck, der in den 50er und 60ern den Flügel im Studio der 30sten Strasse in New York nahezu kaputtgespielt hat mit seinem harten Anschlag, sondern einen eher ruhigen, altersweisen Pianisten, der seinem Grundstil zwar treu bleibt, aber eben hier die eher leisen Töne anspielt. Es gibt kein "Take Five", dafür eine stilvolle Mischung aus Standards und einigen anderen Originals aus des Meisters Feder. Das ist eine dieser Jazzscheiben, die wohl in der Tat am besten bei Dunkelheit gespielt werden.

Ganz anders Ambrosetti. Der schweizer Trompeter hat zwar auch die eine oder andere sanfte Ballade im Programm, aber tendenziell swingen er und sein sehr modern ausgelegtes Sextett sich durch größtenteils geradlinigen,aber immer spannenden Jazz, der in den Uptemponummern richtig zur Sache geht. Der Leader weiß mit einem recht ungewöhnlichen und angerauhtem, ja manchmal schmutzigen Ton zu gefallen, während Greg Osby auch hier ein Garant für schräge Töne ist.

Tja, und dann wäre da noch meine insgesamt 20. Version von Miles Davis' "Kind of Blue":
IMG_20230722_133237
Dieses Mal ein Japan- Import vom Star Pack- Label aus den späten 80ern oder frühen 90ern; ein VÖ- Jahr ist leider nicht angegeben. Das Mastering entspricht dabei im Grundsatz der alten Columbia Jazz Masterpieces, ist also nicht in der Geschwindigkeit korrigiert. Dabei klingt diese CD aber noch etwas schlechter, als die originale von Columbia. Und dann dieses Cover mit einem Foto von Miles Davis aus den späten 60ern; oh man!
HansFehr
Inventar
#22318 erstellt: 24. Jul 2023, 11:45
Der Schweizer Ambrosetti verblüfft immer wieder. Er war und ist ja eigentlich nur Hobby-Musiker. Ein anderer Beruf ging vor.

82 Jahre alt inzwischen.
Mr._Lovegrove
Inventar
#22319 erstellt: 27. Jul 2023, 10:39
Hier lief nun endlich in der Erstlauschung der Longplayer des schon vor längerem erwähnten und diskutierten Wunderkindes Matteo Mancuso:
jpc.de
Matteo Mancuso
The Journey, 2023

Dass der Sizilianer schon in so jungen Jahren ein absoluter Virtuose auf allerlei Gitarren ist, das steht außer Frage. Seine Techniken sind faszinierend und er spielt komplexeste Linien mit federnder Leichtigkeit. Er wird ganz sicher einer der ganz großen seines Faches werden.
Aber wie ich schon damals schrieb, muss er auch erstmal auf einem Longplayer abliefern, um sich von den tausende anderen Talenten auf den Socialmediakanälen abzusetzen. Klar, einige andere legendäre Gitarristen wie Vai und Di Meola hat er schon derbe beeindruckt, aber reicht das?
Nun, seine erste Platte liefert darauf kaum eindeutige Antworten. Mancuso bietet abseits seiner technischen Brillanz zunächst zu wenige Spannungspunkte. Die Kompositionen pendeln zwischen schon oft gehörter progressiv angehauchter Frickelfusion, jazzigen Einlagen und akustischen Piecen. Das ist für Hörer, die auf den Lee Ritenour aus "Captain Fingers"- Zeiten oder auch Larry Carlton stehen, ganz sicher eine mehr als befriedigende Angelegenheit. Sie werden fasziniert jeder Note, jedem Griff und jeder Linie lauschen und ehrerbietend niederknien.
Für diejenigen, die neben virtuoser Instrumentenkunst aber auch auf ausgefallene und spannenden Kompositionen und vorallem Arrangements stehen, in die sich der Leader einbindet oder auch mal seinen Mitspielern Raum für Teamplay bietet, wird die Scheibe aber zur Enttäuschung. Zu techniklastig und vorhersehbar sind die Stücke, zu wenig kann Mancuso große Themen entwickeln und ausarbeiten. Und seine Mitspieler werden hier gar zu reiner Funktion für Rhythmus- und Harmoniearbeit abbeordert. Für mich ist das eher Musician's Music, aber dies halt in Bezug auf den Leader schon brillantem Niveau.
Aber das ist kein Vorwurf an einen 26- jährigen, der noch weiter reifen muß und wird und der ein Erbe antritt, was schon so reichlich ausgefüllt ist von Entwicklungen und großen Namen, dass es heutzutage wesentlich schwerer ist, Evolution zu betreiben; von Revolution will ich gar nicht reden.


[Beitrag von Mr._Lovegrove am 27. Jul 2023, 10:43 bearbeitet]
z9.chitown
Stammgast
#22320 erstellt: 27. Jul 2023, 15:57

Mr._Lovegrove (Beitrag #22317) schrieb:

Tja, und dann wäre da noch meine insgesamt 20. Version von Miles Davis' "Kind of Blue":


Wie viele braucht man? Wenn man Wert auf besten Klang legt, eigentlich nur die AP LP
Mr._Lovegrove
Inventar
#22321 erstellt: 27. Jul 2023, 16:21
Oder die quasi klanggleiche Classic Records LP.
Die mit Abstand beste Digitalvariante ist das HD Tracks Mastering von 2013 mit einem Remix, der ähnlich überragend ist wie der für die APO und Classic Records Vinyls.
Leider sind alle CD Varianten ah der SBM Mastersound Gold CD entweder vom ersten oder (ab CK64935) vom zweiten Mark Wilder Remix gemastert worden. Aber erst für die HD Tracks Variante kam Wilder auf den Trichter, sich am Originalklang zu orientieren.
arnaoutchot
Moderator
#22322 erstellt: 28. Jul 2023, 08:08

Mr._Lovegrove (Beitrag #22319) schrieb:
Hier lief nun endlich in der Erstlauschung der Longplayer des schon vor längerem erwähnten und diskutierten Wunderkindes Matteo Mancuso


Das habe ich mir auch gerade mal angehört. Ich würde Deinen Ausführungen nicht komplett widersprechen, Michael, aber bin eher positiv überrascht. Klar, der junge Mann spielt auf jeden Fall technisch gut Gitarre, aber er (oder sein Produzent ?) haben die Stücke auch abwechslungs- und einfallsreich instrumentiert. Fast etwas zu viel des Guten, manchmal hätte man etwas länger bei einer Idee bleiben können. Mir wurde nicht langweilig. Manches wie der Opener Silkroad haben für mich zwar so gut wie nichts mehr mit Jazz zu tun, das ist virtuoser Rock, wie ihn auch ein Allan Holdsworth gespielt hat (ja ja, das hatten wir schon mal), aber ein Blues for John hat Feeling und auch die Intermezzi auf der Akustikgitarre finde ich gelungen. Naja, ich bin aber ja auch ein Freund von Ritenours Captain Fingers ...

Ich habe das aktuelle Schaffen von DiMeola oder Vai nicht mehr eng verfolgt, aber ich gehe so weit zu sagen, dass ich dem, was ich kenne, den frischen Mancuso eher vorziehen würde.
Mr._Lovegrove
Inventar
#22323 erstellt: 29. Jul 2023, 10:23

arnaoutchot (Beitrag #22322) schrieb:

Ich habe das aktuelle Schaffen von DiMeola oder Vai nicht mehr eng verfolgt, aber ich gehe so weit zu sagen, dass ich dem, was ich kenne, den frischen Mancuso eher vorziehen würde. :L


Von Vais Schaffen habe ich gar keine Ahnung, aber Al Di Meola hat sich schon lange vom üvervirtuosen Zurschaustellen verabschiedet und fokussiert sich lieber auf die Verbindung von Können und Komposition. Dass das einige Fans der frühen Werke abschreckt, kann ich sogar nachvollziehen. Mir gefällts.

Hier läuft gerade eine weitere Bobby Hutcherson aus den 70ern:
R-21286309-1639060103-8444
Bobby Hutcherson
The View From The Inside, 1977

Bass – James Leary
Drums – Eddie Marshall
Piano, Electric Piano – Larry Nash
Soprano Saxophone, Tenor Saxophone – Manny Boyd
Vibraphone – Bobby Hutcherson

Die 1970er zeigten Hutcherson auf einem weitgehend überragenden Niveau. Der Vibraphonist ist einer der Musiker, die den Fusiontsunami, der die 70er überspült hat, nicht nur unüberschadet überlebt hatten, sondern ihn sogar nutzen konnten, um in neue künstlerische Dimensionen einzutreten.
Wobei diese Platte hier fast auschließlich balladeskes und langsames Material bietet. Hutcherson vermeidet hier aber mehr als geschickt, das Ganze wie eine rein verlangsamte Fusionplatte klingen zu lassen. Partiell scheinen straighte Jazzrockrhythmen durchaus durch, aber ebenso Slowfunk und vorallem eine Menge gar schwebende Spiritualität sind stark vertreten. Manny Boyd ist vorallem am Sopran eine Offenbarung und trägt den Hörer wie auf Wolken. Das Album stellt eine wunderbaren Gegenpol zu den schnelleren Fusionfunkplatten von Hutcherson aus dieser Zeit da. Es wurde leider nur mal in Japan auf CD veröffentlicht, nie aber in den USA oder Europa, was eine ziemliche Schande ist.
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