Was hört Ihr gerade jetzt ? (JAZZ)

Neu im Regal und eine Überraschung aus einem größeren Paket:

Bastian Stein
Diegesis
Pirouet, 2013

Bass – Matthias Pichler
Drums – Tobias Backhaus
Piano – Pablo Held
Trumpet, Flugelhorn – Bastian Stein

Auch diese wunderbare Scheibe zeigt, welch famose Jazzmusiker wir in Deutschland eigentlich haben und kaum einer weiß es. Bei Trompete fällt selbst vielen Jazzfans Till Brönner ein und danach kaum mal jemand anders.
Bastian Stein aus Heidelberg, Baujahr 1983, lehrt seit 2016 Jazztrompete in Stuttgart und hat sein Debütalbum bereits 2010 im Rahmen der Serie der "JazzThing Next Generation" veröffentlicht. Selbst dieser Erstling zeigte schon einen durchaus gefestigten Spielcharakter, der natürlich noch Potenziale in weitere Sphären zeigt.
Drei Jahre später fand sich Stein mit seinem Quartett bei Jason Seizer im Münchner High End Studio von Pirouet ein, um diese Potenziale abzurufen. Und Stein ist innerhalb von drei Jahren extrem gewachsen. Sein Ton ist lyrischer geworden, entfernt sich weg vom noch Ungestümen und wilden, hin zu einem feinsinnigen Erzähler auf dem Horn.
Die Kompositionen sind, bis auf Dizzy Gillespies "Con Alma" zum Schluß, allesamt Originals des Leaders und weisen ihn also ebenso intelligenten wie empathischen Komponisten aus, der weiß, wie man mit Pausen und der Luft zwischen den Tönen umgeht. Stein gibt dem fast noch mehr talentierten Pianisten Held große Freiräume, die dieser zu nutzen weiß.
Und so entstand eine eher unterschwellig swingende Platte, die vorallem durch ihre erzählerische und feingliedrige Poesie, aber auch durch fast malerische Schönheit besticht. Dabei bleiben die vier Könner aber stets bei der Sache, die Musik zerfällt nicht in Belanglosigkeiten, sondern bleibt dicht am Hörer. Zudem glänzt die Produktion mit diesem typischen warmen und sonoren Klangbild, für das auch hier die vielen Röhren im Mischpult des Pirouet Studios mitverantwortlich sind. Wow!

Hallo !

Bei mir lief heute ein Neuzugang der Firma ECM, Ralph Towner mit seinen " Solo Concerts " von 1980.
Ich habe schon einige Platten von Towner und die Solo Concert fügt sich da wunderbar in Ihrer musikalischen Qualität ein.
Towner ist mMn eher ein Vertreter der ruhigeren Töne die er brillant wiederzugeben weiß, aber er kann auch gut flott und laut.
Mir gefällt die Platte, versprach sie doch ein kurzweiliges Hörvergnügen.



Ralph Towner , Solo Concert , 1980 ECM Records , ECM 1173

Gruß Maik

Hier schwemmte es mir ein paar ältere audiophile LPs und CDs herein. Ich höre gerade wieder mal die Ella & Louis Again von MFSL aus 1995, das müsste nun meine dritte Ausgabe nach der Verve Master Edition und der unvollständigen AP SACD sein. Sie wäre auch als MFSL-LP in der Sammlung gewesen, aber leider in sehr schlechtem Zustand. Nun, der Vorbesitzer hat sie wohl genauso gerne gehört wie ich

Ich freue mich schon auf die Klaus Weiss - Live at the Domicile - image hifi 1971/2006 (die dünne schwarze LP ...). Das ist eine audiophile Neuauflage der I Just Want to Celebrate, die ich auch als Originalpressung von BASF habe und hier schon mal vorgestellt habe. Eine Wahnsinns-Session, ich bin gespannt. Auf den Rest freue ich mich auch, aber ausser Patricia Barber ist das kein Jazz ...

"Ella & Louis again" ist eine sehr schöne Platte. Eine meiner Lieblingsplatten.

So, jetzt kam ich zu der schon oben angekündigten Klaus Weiss Orchestra - Live at the Domicile - image hifi 1971/2006. Was für ein Brett ! Die Originalausgabe auf BASF war schon fein, aber die nochmalige audiophile Überarbeitung 2006 und sorgfältige Pallas-Pressung machen das zu einem Leckerbissen . Musikalisch pflügt sich das 16-köpfige Orchester mit Musikern wie Ack van Rooyen, Palle Mikkelborg, Slide Hampton, Don Menza, Herb Geller, Günter Kronberg, Philip Catherine und eben dem Drummer Klaus Weiss als Leader durch ein zeitgenössisches Programm. Wem das United Jazz & Rock Ensemble etwas gibt, der sollte hier mal nachhören. 👍 Hier Details.

Bei mir spielt dem Feiertag angemessen:

Burger, Markus & Klewitz, Jan von - Spiritual Standards (Jazzline JL 1156-2 EFA 01176-2, 1998)

Markus Burger (p) und Jan von Klewitz (sax) interpretieren bekannte Kirchenlieder.

"Oh Haupt voll Blut wunden", "Es kommt ein Schiff geladen" und "Lobe den Herren" --- Nur um mal die bekannteren zu nennen.

Fein gespielt. Changierend zwischen klassisch und recht frei. Schön aufgenommen in den Mango Studios, Köln.

Frohe Ostern zusammen,

ich habe eine Frage zum Album 'Birth of the Blue' von Miles Davis, welches für seine Aufnahme so gelobt wird. Ich bin kein Jazz-Kenner, aber durchaus interessiert.

Wenn meine Frage in diesem Thread falsch sein sollte, dann bitte ich vorab um Entschuldigung und freundlichen Hinweis, wo sie besser zugeordent werden sollte.

Bei einem Jazz-Album wäre meine Erwartung, dass ich die Instrumente (die Musiker) in der Stereobühne eindeutig verorten kann. Bei diesem Album gelingt es mir jedoch nicht richtig. Nun frage ich mich, liegt es an meinem Streamingservice (Qobuz HiRes) oder meine Anlage oder ist es die Aufnahme an sich ?

Ich höre zum Beispiel das Klavier und die Trompete derart, dass sie direkt aus dem linken Lautsprecher zu kommen scheinen. Insbesondere die Trompete scheint am linken Lautsprecher "gepant" zu sein.

Der Kontrabass und das Schlagzeug spielen beide zusammen genau in der Mitte.

Die beiden Saxophone sind rechts von der Mitte. So ungefähr mittig zwischen der Stereomitte und dem rechten Lautsprecher. Beide Instrumente nehmen aber den selben identischen Platz ein. Ich kann sie nur tonal unterscheiden, aber nicht unterschiedlich verorten.

Ist meine Wahrnehmung dieses Albums so richtig ? Muss das so sein oder ist etwas bei mir nicht so, wie es sein sollte / könnte ?

Liegt es eventuell an der Aufnahmetechnik aus den 50er Jahren, dass es mir so vorkommt, dass immer zwei Instrumente den selben identischen Ort in der Stereobühne einnehmen ? Nur 3 Mikrofone ? Nur 3 Magnetbänder ? Sorry, ich rate nur.

Übrigens kann ich so gut wie keine Tiefenstaffelung in der Aufnahme feststellen. Ist dem wirklich so ?

Vielen lieben Dank im Voraus für Eure Rückmeldungen.

Lieben Gruß
Michael

the-first-rebirthman (Beitrag #23533) schrieb:

ich habe eine Frage zum Album 'Birth of the Blue' von Miles Davis, welches für seine Aufnahme so gelobt wird. Ich bin kein Jazz-Kenner, aber durchaus interessiert. .... Liegt es eventuell an der Aufnahmetechnik aus den 50er Jahren, dass es mir so vorkommt, dass immer zwei Instrumente den selben identischen Ort in der Stereobühne einnehmen ? Nur 3 Mikrofone ? Nur 3 Magnetbänder ? Sorry, ich rate nur.

Hallo Michael,

ich kenne diese relativ neue Ausgabe der Platte nicht, aber die Aufnahmen stammen ja von 1958 von der Platte „1958 Miles“ und sind in mono aufgenommen. Die Stereo Master sind im Studio künstlich erzeugt worden und nicht wenige Liebhaber würde da vielleicht auch eine Mono-Ausgabe bevorzugen. Gute oder perfekte Stereo-Abbildung kann man hier vermutlich nicht erwarten.

ardina (Beitrag #23534) schrieb:

ich kenne diese relativ neue Ausgabe der Platte nicht, aber die Aufnahmen stammen ja von 1958 von der Platte „1958 Miles“ und sind in mono aufgenommen. Die Stereo Master sind im Studio künstlich erzeugt worden und nicht wenige Liebhaber würde da vielleicht auch eine Mono-Ausgabe bevorzugen. Gute oder perfekte Stereo-Abbildung kann man hier vermutlich nicht erwarten. :prost

Ich muss dich korrigieren. Zumindest die Studiotracks aus den "'58 Sessions" sind auch in frühem Stereo aufgenommen. Die CBS nahm schon seit 1956 im Studio der 30gsten Strasse in Stereo auf. Parallel lief dann aber eine Monomaschine mit. Genau wie bei "Kind of Blue".

Vielleicht haben die Musiker einfach so gestanden: Links tp und p, mittig dr und b, rechts sax.

Es ist immer wieder gut, mal in das Neuheiten-Regal im Kaufhaus Beck, München zu schauen:

Ilg, Dieter - Motherland (Jazzline CD 31458)

Gefällt mir sehr gut. Interessantes Programm von Jankowskys "Schwarzwaldfahrt" bis Bacharachs "Close to you". Schön gespielt. Aufgenommen im Digitube Studio, Mantua. --- Ach, das Schlagzeug hätte "transparenter" aufgenommen werden können. Aber das ist Meckern auf ganz hohem Niveau.

Auch aus demselben Regal:

Pelt, Jeremy - Woven (High Note - HCD 7363)

Mir gefällt Pelts Trompetenspiel außerordentlich. Hier mit Gitarre und Vibraphon. Wirklich schöne Musik. --- Aber etwas mehr Liebe bei der Aufnahme wäre gut gewesen! Die Trompete ist ok. Aber Gitarre und Vibraphone fehlt "Körper" und das Schlagzeug "zischelt" nur.

Trotzdem: Tolle Platte!

Weiter geht's mit einem rundem Geburtstag aus dem letzten Jahr. Les McCann wäre 90 geworden:

McCann, Les - Pump it up (ESC Records, ESC/EFA 03678-2)

Die Scheibe geht ab! Wir verlassen den Bereich des Jazz jetzt ein klein wenig. Damit Ihr wißt wohin es geht: Abe Laboriel am Baß. Manchmal auch Marcus Miller. Bei einer Nummer bläst Maceo Parker dermaßen ins Altsaxophon, daß es das Ohrenschmalz direkt in die Eingeweide befördert. :-) --- Ha, wunderbar!

the-first-rebirthman (Beitrag #23533) schrieb:

Liegt es eventuell an der Aufnahmetechnik aus den 50er Jahren, dass es mir so vorkommt, dass immer zwei Instrumente den selben identischen Ort in der Stereobühne einnehmen ? Nur 3 Mikrofone ? Nur 3 Magnetbänder ? Sorry, ich rate nur.

Um nochmal kurz darauf einzugehen: In dieser Ära der Stereophonie war es üblich, dass die Instrumente hart kanalgetrennt aufgenommen wurden. Bei der CBS waren es zu der Zeit im übrigen eigentlich Dreikanalaufnahmen, bei vielen nderen Studios wurden direkt zwei Kanäle bespielt. Man hatte also letztlich nur die Möglichkeit, ein Instrument auf links oder rechts zu mischen; eine Art Pan-Pot zur Steuerung der Stereobühne wurde es später eingesetzt. Laut George Martin, der die frühen Beatles- Scheiben ja auch in hartem Ping-Pong Stereo aufnahm, dienten die Stereospuren für ihn zumindest nur der Vereinfachung für den Mono-Downmix.
Das erste gute Beispiel für eine richtige Verteilung der Instrumente innerhalb eines Stereopanoramas auf einer Jazzaufnahme ist übrigens "Know what I mean" von Cannoball Adderley und Bill Evans aus 1961.
John Coltrane als Gegenbeispiel ließ sich auf eigenen Wunsch hin immer auf einen Kanal und nicht mittig abmischen.
Zur Räumlichkeit sei gesagt, dass es üblich war, direkt bei der Aufnahme das Signal in eine Hallkammer einzuspielen und die Signale inkl. des zusätzlichen Halls aus dem Lautsprecher per Mikro einzufangen und dazu zu mischen. Selbst im Kirchenstudio der CBS war das gängige Praxis. Es gab ja noch keine Hallgeräte und viele Studios waren klein und hatten kaum Raumklang.
In Verbindung mit dem Ping-Pong Stereoverfahren kann eine Tiefenstaffelung hier kaum entstehen. Es gibt aber auch und gerade aus dieser Zeit auch klanglich exzellente Jazzscheiben, die anders aufgenommen wurden. Schau mal in meine Akte Audiophil rein. Da sind ein paar feine Alben aus dieser Zeit verzeichnet. Und es gibt noch mehr...

Vielen Dank für Eure ausführlichen Erklärungen und Rückmeldungen.

Liebe Grüße
Michael

Letztes Jahr wäre er 80 geworden:

Breuker, Willem & Kollektief - Bob's Gallery (BVHAST CD 8801)

Das plätschert nicht so einfach vor sich hin! --- Da muß man konzentriert zuhören, um etwas davon zu haben. Fazit: Schwierig aber gut.

Sackerlzment!. Da habe ich doch glatt Astrud Gilbertos 85zigsten vergessen. Deshalb schnell diese schöne Kompilation in den Player gesteckt:

Gilberto, Astrud - This is Astrud Gilberto (Verve 825 064-2)

Alles drauf, was man hören muß: "Girl from Ipanema", "Fly me to the Moon", "Bim Bom", "Aqua de beber"... Und alle dabei: Joao Gilberto, Stan Getz...

Schee!

Am 07.04. wäre Billy Holiday 110 geworden! Darum läuft gerade dieser Sampler:

Holiday, Billy - The Lady sings (Classic Jazz CDCD 1005)

Klingt sehr "historisch". Aber ich bin der Meinung, daß diese Musik einfach zu den Grundlagen des Verständnisses für Jazz gehört.

Hallo !

Trovesi (Beitrag #23544) schrieb:

Am 07.04. wäre Billy Holiday 110 geworden! Darum läuft gerade dieser Sampler: Holiday, Billy - The Lady sings (Classic Jazz CDCD 1005) Klingt sehr "historisch". Aber ich bin der Meinung, daß diese Musik einfach zu den Grundlagen des Verständnisses für Jazz gehört.

Da gebe ich Dir vollkommen recht, so isses.
Aacch, das Willem Breuker Kollektief mit Bob's Gallery steht seit einem Jahr auf Platz 1 meiner Wunschliste und ich habe es bisher nicht fertig gebracht
die zu kaufen......

Gruß Maik

Dann aber: Marsch! :-) Die Musik ist sehr interessant. Die auch:

Breuker, Willem & Kollektief & Luca, Loes - Kurt WeilI (BVHAAST CD 9808)

Das ist eher kein Jazz --- aber trotzdem gut.

Den besten Gesamtüberblick über Breukers Schaffen gibt diese Box hier, die ich hier auch schon gehört hatte.

Willem Breuker Kollektief - Out of the Box - BVHAAST 11CD 2017. Zusammenstellung nach Breukers Tod mit einem Überblick über das Werk des Kollektiefs von den frühen 1970ern bis zum letzten Konzert im Dezember 2012 (bereits ohne Willem, der verfügt hatte, dass der Name WBK nur bis Ende 2012 verwendet werde dürfe). Ich habe ein paar Platten des Kollektiefs und habe es auch einige Male live gesehen, aber entdecke trotzdem viel Neues in der Box, v.a. bislang unveröffentlichte Live-Konzerte (Umea 1978, Angoulême 1980 und eben das Happy End genannte Abschiedskonzert aus 2012). Immer wieder beeindruckend ist die unglaubliche Disziplin des Kollektiefs, die teilweise komplexen Kompositionen auch aus dem Klassik-Bereich überzeugend darzubringen. Mir fallen da als einziges vergleichbares Ensemble nur Zappa's grössere Bands ein.

Trovesi (Beitrag #23544) schrieb:

Am 07.04. wäre Billy Holiday 110 geworden! Darum läuft gerade dieser Sampler: Holiday, Billy - The Lady sings (Classic Jazz CDCD 1005) Klingt sehr "historisch". Aber ich bin der Meinung, daß diese Musik einfach zu den Grundlagen des Verständnisses für Jazz gehört.

Wenn Du dieser Musik korrekterweise so einen hohen Stellenwert einräumst, dann solltest Du aber vielleicht eine Kompilation heranziehen, die nicht wie die von Dir genannte aus der untersten Billig-Schublade kommt. Die haben dann idR auch eine deutlich bessere Klangqualität. Diese hier kann ich zB empfehlen, die letzten Verve-Aufnahmen waren sogar schon Stereo und alle sind von Bändern und nicht Schellack-Platten gezogen. Die Angebote gehen bei Discogs für 74 Cent los ...

Noch eine Kleinigkeit: Billie Holiday sollte man die korrekte Schreibweise ihres Künstler-Vornamens belassen, sonst klingt das für mich mehr wie Billy the Kid oder andere Revolverhelden ...

Du hast Recht. Schreibfehler in der Plattenverwaltung. Und schon korrigiert. :-)

Weiter geht's mit Billie Holiday. --- Aber anders:

McRae, Carmen - sings Lover Man and other Billie Holiday Classics (Columbia / Legacy CK 65115)

Carmen McRae wäre nämlich am Anfang dieses Monats 105 geworden.

Feine Platte. Sie ist 1962 erschienen und klingt wirklich gut.

Nat Adderley ist dabei. Bob Cranshaw am Baß und Eddie "Lockjaw" Davis am Saxophon. Mir fällt besonders Mundell Lowe an der Gitarre auf. Er begleitet sehr zurückhaltend. Z.B. bei "Strange Fruit" und "My Man". Der Mann sagt mir leider nicht viel. In meiner Sammlung finde ich ihn nur auf Platten von Ella Fitzgerald und Randy Crawford. --- Aber sein Wikipedia-Eintrag liest sich interessant.

Hier in diesem Thread wurde letztens Charles Lloyd erwähnt. Da mir der Mann nichts sagte, habe ich mich mal mit ihm beschäftigt. Gerade läuft:

Lloyd, Charles & the Marvels & Williams, Lucinda - Vanished Gardens (Blue Note 00602567588481)

Mei, ist die schön! Über Bill Frisell und Greg Leisz an den Gitarren muß ich Euch nichts erzählen. Aber der Gesang von Lucinda Williams, der so gar nicht "jazz-mäßig" ist, muß ich erwähnen: Irgendwie "kratzig" und dagegen. --- Ein toller Kontrast! Ich kannte sie bisher nur aus ihrer Zusammenarbeit mit Tony Joe White (White, Tony Joe - The Heroines (BMG SANCD301)).

Klingt fein. Vielleicht weil Don Was mit produziert hat.

Heute festgestellt, dass der Streamer die Scheibe vollständig vorliegen hat:



JPC beschreibt es so:
Jeff Goldblum & The Mildred Snitzer Orchestra veröffentlichen 2025 ein neues Album, auf welchem der Filmstar (aktuell in »Wicked« als Zauberer von Oz zu sehen) ans Jazz-Klavier zurückkehrt. Begleitet wird er dabei von großartigen Gastsängerinnen wie Ariana Grande, Cynthia Erivo, Scarlett Johansson und Maiya Sykes. Die Kollaborationen von Goldblum und diesen außergewöhnlichen Interpretinnen zeigen in bekannten Jazz-Standards nicht nur echte gesangliche Highlights sondern auch Goldblums große Freude am Jazz.

Ich sag mal so: Als nicht übermäßig großer Jazz-Kenner wippt hier mein Fuss sehr fleißig mit und ich kann den Schreibern von JPC nur recht geben: Schwungvolle Standards, die schon am frühen Morgen beste Laune aufkommen lassen. Das Ganze gefällig dargebracht und Ms. Johhansson's Stimme ist schon betörend.

Hier nun eine CD, die quasi fast nicht existent ist. Discogs kennt sie nicht, sie hat keinen Barcode und wurde wohl nie im freien Handel vertrieben.

Bebop Process Excellence
Volume One
2005

Ich hatte sie innerhalb einer Sammlung miterworben und heute zum ersten Mal im Player. Es ist wirklich guter Mainstream Jazz, das sei vorweg gesagt.
Denn der Hintergrund der Platte ist schon ein nicht alltäglicher. Diese absolut professionell aufgenommene Produktion ist ein Jubiläumsgeschenk der Firma IDS Scheer (heute Scheer GmbH) an sich selbst. Das saarbrücker IT-Consulting Unternehmen bekam die Aufnahme von seinem Begründer August Wilhelm Scheer zum zehnjährigen Bestehen der Nordamerika Division überreicht.
Scheer selbst ist ein exzellenter Baritonsaxophonist, der in einigen Bands gespielt hat und einen schönen, klassischen Stil pflegt.
Auf der CD hört man ihn nun zusammen mit Kollegen wie aber auch den Stargästen Mickey Roker (dr) und Cecil Payne am zweiten Bariton. Geboten werden Klassiker des Jazz, Standards und ein Original in straight gehaltenen, mal gediegenen, mal durchaus delikaten Arrangements.
Was mich begeistert, ist die hohe Güte aller Beteiligten, die hörbare Leidenschaft und das Niveau, das gezeigt wird.
Dafür, dass dies keine kommerzielle Produktion ist, sondern eigentlich ein betriebsinternes Projekt, hat die CD mit den sonst oft so typischen Amateur Angelegenheiten der Musikaufnahmen anderer Unternehmen nix zu tun. Das ist sehr gut gespielter produzierter Jazz auf einem Niveau, für das reine Profis volles Geld verlangen würden.

Solche "Sonder- Produktionen"' sind manchmal mit großer Begeisterung gemacht. Da kommt dann musikalisch und klanglich sehr viel heraus. Na, und bei IDS dürften die Kosten wohl eher eine untergeordnete Rolle gespielt haben. :-) --- Viel Spaß mit dem "Kleinod"!

Hier gerade Michael Naura Quartett - Call - MPS BASF Erstpressung 1971. Ein Klassiker der deutschen Jazz-Fusion, dürfte bekannt sein und wurde hier auch schon mehr als 1x gehört. Wer will, kann mal das Bild vergrössern und sieht das Preischild, das wir im Laden draufgeklebt haben. Wir sind damit noch eher günstig ... die Platte klingt fantastisch, knackst aber leicht, bräuchte wohl mal eine professionelle Wäsche. Ich denke, ich bleibe bei meiner guten 2018er analog gemasterten CD.

arnaoutchot (Beitrag #23555) schrieb:

... die Platte klingt fantastisch, knackst aber leicht, bräuchte wohl mal eine professionelle Wäsche. Ich denke, ich bleibe bei meiner guten 2018er analog gemasterten CD.

Die CD steht bei mir ebenfalls im Regal und entsprechend kann ich nur beipflichten: Klang ist mehr als gut. Da braucht's keine Knackser...es sei denn, man braucht ganz dringend die Lagerfeuer-Romantik.

Auch ich bin schon seit ewigen Jahren großer Fan von beiden Scheiben dieses Quartet um Naura. Ich mag "Rainbow Runner" sogar noch etwas mehr, aber da wird es wohl nicht zu einer CD kommen. Ich würde mal gerne wissen, woran das liegt.

Hier läuft aber jetzt eine andere immer wieder wunderschöne Scheibe:

Oregon
Crossing
ECM, 1985

Man mag über den vermehrten Einsatz von Keyboards bei Oregon zu dieser Zeit sagen was man will, aber eines bleibt auch hier vollkommen erhalten, nämlich das einmalige intuitive Zusammenspiel von vier außergewöhnlichen Künstlern, die jeder für sich schon große Könner sind, bzw, waren, gemeinsam aber einen musikalischen Zustand erreicht hatten, den kaum eine andere, länger bestehende Musikgruppe je auch nur in Sichtweite hatte.
Außerdem ist mit "The Glide" eines meiner liebsten Stücke der Band auf dem Album und die Produktion ist wirklich herausragend gestalten.

Hatte ich geglaubt, daß ich gebügend Oregon-Platten im Regal habe. --- Dann kommst Du daher! :-)

Angeregt von Michaels Post hab ich mir die Oregon - Crossing auch mal hergeholt. Findet sich auch in meiner kleinen Sammlung, das war eine meiner ersten ECM-CDs, zusammen mit der ersten ECM-CD ohne Titel aus 1982. Beide haben noch Jewel Cases mit glatten Oberseiten, wie sie nur ganz am Anfang der CD-Ära verwendet wurden. Musikalisch sehr fein und vielseitig, hier stört mich auch Towners Gefummel am Fairlight noch nicht so wie auf späteren Platten. Leider wurde diese sehr fruchtbare Phase der Band dann jäh durch Walcotts tragischen Tod 1984 auf der DDR-Transit-Autobahn beendet

Frisch ausgepackt:

Lovano, Joe & Wasilewski, Marcin & Kurkiewicz, Slawomir & Miskiewicz, Michal - Homage (ECM 2845)

Insgesamt eine sehr ruhige Scheibe. Sicherlich nichts für den späten Abend. Aber gerade jetzt zum Feierabend sehr passend. Über den Hrn. Lovano muß ich nichts erzählen. Auf dieser Aufnahme wird er sehr gut unterstützt von Marcin Wasilewski am Piano. Gefällt mir sehr gut.

Wo ich gerade bei Joe Lovano bin:

Lovano, Joe & Trio Tapestry - Garden of Expression (ECM 2685 351 8721)

Noch ruhiger! :-) --- Aber es ist ja noch früh...

Trovesi (Beitrag #23560) schrieb:

Lovano, Joe & Wasilewski, Marcin & Kurkiewicz, Slawomir & Miskiewicz, Michal - Homage (ECM 2845)

Jetzt wird die Schreibweise aber schon bürokratisch wertig, -grenz

Ich will ja bloß, daß sich niemand benachteiligt fühlt! :-)

Neu bei mir im Regal:

Gurto, Trilok & Arkè String Quartet - Mirror (Jazzline 31456 / JL 004-2)

Trilok Gurto an Schlagzeug und Perkussion bürgt für "abgehenden" Rhythmus. Hier wird er ordentlich unterstützt von Stefano Dall'Ora an Kontrabaß und Baßgitarre. --- Da wippen die Füße von ganz allein. --- Allein: Gleich zwei Violinen als erste Stimme? Das gefällt mir nicht so gut.

Die Scheibe könnte etwas transparenter klingen. Denn die Musik ist doch recht komplex.

Gerade dreht sich hier:

Rolf & Joachim Kühn Quartett - Lifeline (Universal 06025 2786480)

Definitiv keine "leichte Kost". --- Aber mir gefällt's. Mit 70 Minuten Laufzeit eine "gute Portion".

Neben den Kühn-Brüdern gefällt mir besonders John Patitucci am Baß. Er greift manchmal sehr beherzt in die Saiten. Die gute Aufnahme bringt das auch sehr gut zu Gehör. Brian Blade am Schlagzeug fällt mir auf dieser Platte nicht besonders auf.

Zum 80. Geburtstag des Meisters, der am Tag der Befreiung geboren wurde:
Leider lässt sich der Meister nicht direkt ärgern, da mein Bildlink keine Vorschaufunktion generiert.

https://ecm-server.d...6722/Cover_1000.webp

Im Augenblick höre ich aber die Radio Bremen Aufnahme vom 2.2.1975, nicht zu verwechseln mit "Bremen/Lausanne"
Man merkt, er hatte eine gute Zeit, trotz der Widrigkeiten, die ihn begleitet haben dürften.

https://www.youtube.com/watch?v=F1xO8wq-wwM

Nachdem ich mir ”Köln 75" auf der Weltpremiere angeschaut habe, bin ich auf die Dokumentation
Lost in Köln

https://www.kolnconcertdoc.com/en

gespannt, welche nachweisen könnte, dass die Umstände des Konzerts vielleicht nicht so dramatisch waren,
wie bisher geschildert:

https://www.theguard...zz-masterpiece-piano

Der Meister hat beide Filme nicht unterstützt...

Oh ja, muß ich ja auch noch hören... :-)

Wegen Jarrett: Hier ein erster Ausschnitt aus Keith Jarrett - New Vienna, Musikverein Juli 2016 (ECM 2850, 2025), eine weitere Aufnahme aus Jarretts 2016er Tournee (nach Bordeaux, München und Budapest). Erscheint am 30. Mai und ist wohl das Geschenk von Manfred Eicher zu Jarretts 80. Geburtstag.

Nun, den 2016er Aufnahmen stehe ich etwas skeptisch gegenüber, vor allem der Tatsache dass nun schon die vierte Veröffentlichung aus dieser Tour kommt. Da wäre mir etwas aus den 1970ern viel lieber gewesen !

Der Link führt zu JPC, hier ist ein erster Ausschnitt, den ich gerade höre:

https://www.youtube.com/watch?v=HBy8PwcAgiU

Man hat bei den neueren Aufnahmen immer das Gefühl, dass er verkopfter ran ging,
also genau das, was er immer behauptete, zu vermeiden.
Ab vier Minuten ein schönes Thema, dass er aber nie so richtig aufblühen lässt,
wie in den good ol' seventies and eighties.

Ich habe ihn schon mal erwähnt, sein jüngster Bruder Chris, der seit 40 Jahren in Deutschland lebt,
die Aufnahme ist von mir, hat auch schon wieder neun Jahre auf dem Buckel.
Vom Ton her einem simplen Zoom HN1 aufgenommen, dass an einem Stativ im Klavier hing,
der Nachhall ist tatsächlich nur das Steinway. Er atomisiert die Noten derart,
dass wir auf den Raumhall verzichtet haben, damit der Sound klar bleibt.
Ab vier Minuten wird es zum niederknien schön...

https://www.youtube.com/watch?v=mr-hlwhNWEw

Ich habe heute für 50 Cent diese Wundertüte gekauft. Klingt sehr abwechslungsreich. Die Münchner Streicher ziehen die ganze Nummer hie und da Richtung Traumschiff 🙄🥱 Der Rest ist doch eher funky.



...Herbie Mann – Bird In A Silver Cage

Nach dem obligatorischen "Köln Concert" (ECM 1064/65) von Keith Jarrett geht's weiter mit zwei Trio-Platten mit Gary Peacock am Baß und Jack De Johnette am Schlagzeug:

Inside out (ECM 1780)

Aufgenommen in der Royal Festival Hall im Juli 2000. Sehr komplexe Musik. Da muß man wirklich gut "aufpassen".

Das Publikum ist "mucks-mäuschen-still". Zu Anfang bemerkt man gar nicht, daß das eine Live-Platte ist. :-)

Somewhere (ECM 2200 2766370)

Nicht so komplex wie die andere Platte. Sehr viel "eingängiger". Aufgenommen 2009 in Luzern. Wieder so ein "braves" Publikum. Die rühren sich erst wenn der Flügel verklungen ist.

Es gibt Alben, da kann man auch beim x-ten Mal nicht nein sagen :

Cannonball Adderley
Somethin' Else
Blue Note 85th Anniversary UHQCD Japan

Kevin Gray hat sich ja einiger Blue Blue Alben angenommen und sie im Rahmen der Geburtstagsserie neu remastert.
Ich hatte mir jetzt zur Probe die hier und "Maiden Voyage" bestellt, wobei zweite noch nicht da ist.
Und lohnen sich jetzt die knapp 22,- dafür? Ich habe gestern einen schnellen Quercheck gemacht. Da mir als Vergleich eine Ron McMaster, eine Japan CP32, die RvG und als File auch die APO vorliegen, kann ich zwei Dinge festhalten:
1 Über alles gesehen ist die neue Variante die beste. Sie klingt etwas spritziger als die APO, geschmeidiger als die Ron McMaster und harmonischer als die CP.
2.Aber! Das ist eine Beurteilung in einem durchaus subtilen Bereich und unterm Kopfhörer erhört. Es ist hörbar, aber reicht lange nicht aus, um von Welten zu sprechen.
Wer eine Ron McMaster oder die APO sein eigen nennt, muss die neue Version nicht haben. Der Kauf lohnt sich dann, wenn man das Album noch gar nicht hat oder nur die RvG.

Ich ganz persönlich bevorzuge übrigens dennoch die mit mehr Attacke gesegnete CP32.

Ah, gut, wieder etwas, das ich nicht kaufen muss. Ich hatte hier vor Jahren die bei mir vorhandenen Ausgaben verglichen, daran hat sich nichts geändert, es sind keine weiteren dazugekommen.

Kennst Du die inzwischen mehrfachen MFSL-Ausgaben davon ? Die habe ich auch nicht.

MFSLs spare ich mir grundsätzlich.

Jo, kann man machen, man beraubt sich aber doch des einen oder anderen Genusses, ich denke an die MFSL-Ausgaben von Patricia Barber usw. Trotz des DSD-Skandälchens machen die Remaster-Ingenieure schon oft gute Arbeit. 👍