Was hört Ihr gerade jetzt ? (JAZZ)

Hier jetzt: Odean Pope!



Geiler Power-Jazz wie ich finde. Der E-Bassist (Gerald Veasley) schafft es trotz fast akrobatischem Spiel sehr zu gefallen. Trotz allem Geschrote oft sehr lyrisch. Dritter im Trio ist Cornell Rochester am Schlagzeug.

Die ruhigeren Stücke sind klasse! Die Abgeher nannte man damals wohl "Free Funk". Ist mehr Free als Funk, allerdings mit erkennbaren Themen...Odean Pope gefiel mir schon immer.

Moers Musik 1092 aus dem Jahr 1982. Nicht live beim Festival; eine Studio-Produktion. Vinyl.

Liebe Grüße

Carsten

Zum Ausgleich John Surman und Jack De Johnette! The Amazing Adventures of Simon Simon. ECM 1193, Januar 1981. Duo-Platte, hier auf Vinyl.



Gewisse, äh, Gong Herrlichkeit (beim ersten Stück beider Seiten)) mit sehr schönen Saxofonen. John Surman oft im Duett mit sich selbst.Typischer ECM-Sound aber ohne die so manchen ECM-Platten anhaftende Ereignislosigkeit. Jack De Johnette ist sowieso einer meiner Heiligen. Mitbegründer der AACM.

Liebe Grüße

Carsten

dietmar_ (Beitrag #13961) schrieb:

Zu Miles' 25. Todestag habe ich eben den 15-minütigen Podcast auf http://www1.wdr.de/mediathek/audio/zeitzeichen/index.html gehört.

Hallo zusammen,

Den Beitrag habe ich auch gehört und fand ihn sehr interessant.

Leider habe ich von Miles nur die Kind of Blue ( dafür in mehreren Ausgaben, u.a. das Original in Mono aus meinem Geburtsjahr).

Nun möchte ich mich gerne den anderen Werken seines doch sehr interessanten Schaffenswegs nähern.

Hat jemand Tipps für mich?

Danke im Voraus.

Thomas

Edit: Zitat repariert - arnaoutchot

Filmfan42 (Beitrag #13964) schrieb:

Hat jemand Tipps für mich?

Willkommen Thomas!

Zu deiner Frage: Uffff! Das ist in etwa so, als würde jemand fragen, ob in der Bilbel irgendwas wichtiges steht. [etwas ketzerisch ausgedrückt]

Ich kann jetzt sicher ein paar Alben nennen, aber MD hat so viel (unterschiedliches) gemacht, das wird ihm kaum gerecht.

Z. B.
Walkin' und Bags' Groove /
die frühen Aufnahmen mit John Coltrane (1. Quintett): Cookin', Relaxin', Workin', Steamin' und 'Round About Midnight /
Milestones /
die orchestralen Aufnahmen mit Gil Evans: Miles Ahead, Porgy And Bess, Sketches of Spain /
das 2. Quintett: mindestens E.S.P., Miles Smiles, Sorcerer, Nefertiti /
der Beginn der "elektrischen" Phase (Fusion/Jazzrock): In a Silent Way, Bitches Brew ... Jack Johnson - und ich mag besonders On the Corner und Dark Magus, da folgen mir aber längst nicht alle.
Zu den Sachen ab 1981/82 mag ich nicht unbedingt etwas empfehlen, das ist nicht so meine MD-Zeit, das können andere besser.
Live-Aufnahmen gibt es eine Menge von ihm, ich mag sehr In Europe bzw. In Antibes, My Funny Valentine und Four & More, Live at the Plugged Nickel
...
um nur ein paar zu nennen.

Hier habe ich mal versucht, die Karriere von Miles Davis etwas nachzuzeichnen, auch mit Blick auf empfehlenswerte Platten. Vielleicht hilft es ein wenig. Grundsätzlich hat Dietmar recht, ein ziemlich weiter Kosmos ...

..oder direkt sowas:





Meine Tipps:

Circle in the round
Quiet nights
Miles in the sky
Birth of the cool
We want Miles
Music from "Siesta"

und so weiter...

Mr._Lovegrove (Beitrag #13950) schrieb:

... Das war auch das Konzert mit Trilok Gurtus solo auf dem Wassereimer. Welch ein Moment.

Hatte ich dieses Jahr in Nürnberg (das war auch mein bis jetzt einziges JG-Konzert). Sehr, sehr geil und die 300 km Anfahrt umbedingt wert. Ich hätte ihn mir auch hier im Kurhaus angeguckt, wenn die Dödel hier das mal angekündigt hätten... So gabs ein schönes WE mit meiner Frau in Franggn.

andreas3 (Beitrag #13967) schrieb:

..oder direkt sowas: Complete Columbia Album Collection

Nun, ist vielleicht ein etwas grosser Schluck aus der Pulle für den Anfang, obwohl ich sagen muss, dass ich sehr froh bin, diese Box zu haben, da wirklich fast jede enthaltene Platte wirklich etwas Besonderes ist. Gab es da nicht auch eine abgespeckte Version mit 25 CDs ?

Ja das ist ein Schluck,

aber ich sags nicht ohne Grund: Ich habe damals mit In A Silent Way angefangen und nach und nach die meisten Columbias als CD der Masterpiece / Contemporary Masters- Serien geangelt, ja und dann kam diese Box. Ich hab sie nicht gekauft, es gibt schließlich noch andere Musiker..

andreas3 (Beitrag #13970) schrieb:

... und dann kam diese Box. Ich hab sie nicht gekauft, es gibt schließlich noch andere Musiker.. ;)

Fehler ! Jetzt ist sie ziemlich teuer geworden ...

Als Ergänzung fehlen dann nur noch die sieben Volumes der Complete Columbia Recordings und zur Abrundung noch je nach Gusto ein paar MFSL-Remasters, und schon ist man nahezu komplett. Na gut, wenigstens mit den Columbia-Sachen ...

Jungs, jetzt hört mal auf mit der Angeberei. Als Zweitalbum wird sich wohl kaum jemand die CCAC holen.

Ich würde mit den klassischen "Schnippern" starten. Sind ja schon genannt: "Bags' Groove", "Walkin' " und als Tipp meinerseits die "Collector's Items". Letzte wegen "Serpent's Tooth". mit Charlie Parker. Geil! Alle Prestige, alle großartig. Alles andere findet sich. Um richtig zu checken was überhaupt mit Miles Davis los ist gern auch den Soundtrack zu "Fahrstuhl zum Schafott". Unfassbar geile Platte. Wenn auch fern seiner eigentlichen Formationen. "Ascenseur pour l’échafaud" gräbt so richtig tief.

Hier jetzt zur Nacht noch ein richtig tolles ECM-Vinyl:



Man ist von Sam Rivers einiges anderes gewöhnt, hier so eine ECM die nicht wirklich aus den Puschen kommt. Aber tolle Musik auf jeden Fall. Immer wieder wirklich faszinierend wie es das ECM-Klang Ideal schafft das Kochen eher beiläufig erscheinen zu lassen. Man stelle sich diese Musik im Rudy Van Gelder Klang-Gewand vor....oder in Chicago aufgenommen....bei Delmark oder so....

Schon gut, nur so Befindlichkeiten.

ECM 1262, Dezember 1979. Mit George Lewis an der Posaune, Dave Holland am Bass und Thurman Barker am Schlagzeug. Schöne "Freie Musik". Aber eben nicht wirklich "Street". Was meine persönliche Meinung ist. Trotzdem sehr geile Platte, Dave Holland in bester Form!

Beste Grüße

Carsten

Ich möchte auch noch kurz meinen Senf zu einem Einstige zu Miles Davis geben.
Kind of Blue ist eine Scheibe, die vielen nicht- Jazzern ebenso gefällt, wie Jazzfans und Einsteigern.
Ich schlage daher einen einfachen Weg für die nächsten Käufe vor und empfehle zunächst die letzten Platten des klassischen Quintetts:
'Round Midnight
Milestones
dann kann man über
Walkin'/Steamin'/Relaxin'/Workin'
nachdenken.
Eigentlich ist der Weg bei Miles Davis trotz großer Diskografie und verschiedenster Stilistiken in meinen Augen recht einfach. Man bewegt sich am besten chronologisch vorwärts oder auch rückwärts. Sich er gibt es Alben wie Seven steps to heaven, die man nicht sofort haben muß, weil sie einen Übergang zwischen zwei festen Gruppen markieren, aber gut konsumierbar ist die auch.
Und man kann sich auch mit den Gil Evans Big Band Alben wunderbar leicht seitwärts bewegen. Aber als Einstieg würde ich die nicht empfehlen.

Kommt darauf an, woher man sich Davis nähert:

Hiphoppern wird eher seine allerletzte Phase interessieren - Rockfans die Platten der 70er.

Mit "Live-Evil" bin ich einst von daher eingestiegen und empfand danach "Go Ahead John" auf "Big Fun" als Spitze.

Hallo zusammen,

vielen Dank für eure zahlreichen Tipps, den Einstieg und Zugang zu Miles Davis vielseitigige Werkschau zu schaffen.

Die CD-Gesamtbox ist klasse, aber auch ein bisschen teuer.

Gibt es vielleicht auch eine empfehlenswerte Vinyl-Box mit den wichtigsten Werken von MD?

Aber wenn die normalen CD-Veröffentlichungen klanglich gut sind, würde ich glatt wieder über den Erwerb eines CD-Players nachdenken.
Fürs Auto habe ich die von Mark Wilder remasterte Ausgabe von KOB und die klingt für meine alten Ohren gut (zuHause höre ich nur noch Vinyl).

In bin übrigens über KOB zum Jazz gekommen und auch wenn sie, wie o.g., beim erfahrenen Jazz-Fan eher unbeliebt ist, schafft sie m.E. doch fuer viele die Brücke zum Jazz und das ist doch grossartig!

Ich habe mal eine Liste der 100 besten Jazz-Platten gesehen und war ueberrascht, dass eine Platte von John Coltrane (A Love Supreme)vor KOB an der 1.Stelle stand und hatte sie mir gekauft. Für MICH war und ist sie aber zu anstrengend zum Hören und wäre auch keine geeignete Platte, um meine Freunde, zum Jazz-Hören zu bewegen. KOB schafft das einfach besser.

Jetzt freue mich aber auf die musikalische Entdeckung von MD.

Hier jetzt wieder eine meiner geschätzten BYG Actuel-Reihe. Platten kauft man nicht nach Label....außer BYG Actuel!



Wow! Erstmal beeindruckt die Besetzung. Archie Shepp - Yasmina, A Black Woman BYG Actuel 4 Paris, 12. August 1969.


Clifford Thornton (cornet) Lester Bowie (trumpet) Arthur Jones (alto sax) Archie Shepp (tenor sax, vocals) Roscoe Mitchell (bass sax, piccolo) Laurence Devereaux (balafon) Dave Burrell (piano) Malachi Favors, Earl Freeman (bass) Philly Joe Jones (drums) Sunny Murray (drums, percussion) Art Taylor (rhythm logs)

Also das Art Ensemble Of Chicago mit Philly Joe Jones am Schlagzeug. Plus Archie Shepp.

Die Musik ist so irre gar nicht, Archie Shepp mit seinem Power-Sax ist wohl nicht jedermanns' Sache. Das ganze groovt afrikanisch gehaucht mit Ostinato-Bass (der natürlich auch mal ausbricht).

Also mir gefällt das.

Liebe Grüße

Carsten

@ Filmfan 42:

Also Miles Davis auf Vinyl ist gar nicht so aussichtslos. Zwar hat Columbia editorischen Fleiß eher in die CDs gesteckt, eine entsprechende Vinyl-Ausgabe gibt es leider nicht. Mosaic-Records brachte vor Jahren etliche Boxen, kaum heran zu kommen.

Trotzdem gibt es mit einiger Forscherei etliche Miles Davis LPs, gar die "Bitches Brew"-Zeit und danach ist gut vertreten. An die Prestige LPs kommt man auch irgendwie, manchmal auch mit Nachpressungen eher etwas merkwürdiger Label.

Es bleibt ein gewisser Sport, als Anhänger des Vinyl-Formats kennst Du das sicher. Und da ja angeblich oder tatsächlich Vinyl boomt ist sicher noch mit einigen Neuauflagen zu rechnen.

Liebe Grüße

Carsten

PS: "Kind Of Blue" unbeliebt? Nie und nimmer! Selbst Jazz-Radikale wissen was für eine Bombe das ist! Jede Wette!

Sorry, der muss jetzt sein....kicher....aber eine Vinyl Box gibt es tatsächlich als Neuware!

Live At The Plugged Nickel.


Allerdings auch für den "erfahrenen Jazz-Hörer" richtig derbes Material.

Beste Grüße

Carsten


PS: Ich habe mir mal deine Dual-Anlage ergoogelt. Voll cool!

@Filmfan42
Von den Plugged Nickel Aufnahmen würde ich an deiner Stelle erst einmal die Finger lassen, so wie papamann schon andeutete.

Kind Of Blue ist eine der wunderbarsten (Jazz-) Aufnahmen überhaupt! Die wurde hier nicht noch einmal extra genannt, weil das ja dein Ausgangspunkt ist. Vielleicht hast du das missverstanden?

Ich bin, wie viele Andere, auch über KOB (mehr oder weniger) zum Jazz gekommen, hatte irgendwann auch einmal eine Phase in der ich das kaum noch hörte, doch seit vielen Jahren höre ich das Album wieder häufig. Die Aufnahme ist einfach gut gealtert, immer noch modern und zeitgemäß. Für mich immer noch eine der spannendsten Jazzsessions.

A Love Supreme ist eine andere großartige Session, die ganz anders ist. Die einzige Gemeinsamkeit, auf beiden spielt John Coltrane. Auch dieses Album ist nicht unbedingt zum Einstieg geeignet, auch wenn es einer der ersten 4 oder 5 (?) Jazzalben in meinem Regal war.

Ich glaube, ein Album von Cannonball Adderley - Somethin' Else könnte dir gefallen? Ja, der Cannonball, der auch auf KOB mitspielt. Mit Miles Davis bei seiner letzten Aufnahmesession als Sideman, der hier durch sein starkes Spiel deutlich Einfluss hat. Etwa ein Jahr vor KOB aufgenommen und doch ganz anders, eine lässige, bluesige Session.

Auch eines meiner All Time Favorites. Ich habe sie wieder einmal aufgelegt.




@papamann
Kennst du die?



Archie Shepp - Blasé / Live At The Pan-African Festival
1969, BYG Actuel, 2004, Snapper Music

dietmar_ (Beitrag #13980) schrieb:

@Filmfan42 Von den Plugged Nickel Aufnahmen würde ich an deiner Stelle erst einmal die Finger lassen, so wie papamann schon andeutete.

Für mich die beste Live Jazz Quintett Aufnahme die es gibt...

Stimmt, die "Somethin' Else" kann und muss dem "Kind Of Blue"-Fan nur wärmstens ans' Herz gelegt werden. Durchaus ähnliches Feeling; cool und ausgeschlafen und trotzdem feurige Soli. Cannonball Adderley hat einen Blues-getränkten Ton....einfach großartig.

Zu Archie Shepp: noch nicht! Gibt es im fetten Gatefold-Cover für schlappe 12 €. Kommt auf jeden nach. Ich flippe da nach einem Sommer fast ohne Jazz gerade ziemlich aus. So eine Pause kommt wirklich gut: denn selbst bei den abgedrehtesten Geschichten habe ich total offene Ohren. Auch als "erfahrener Jazz-Hörer" entdeckte ich im Frühjahr gewisse Erwartungs-Haltung, gerade bei der Vielfalt des Jazz eher ungesund.

(Der Sommer gehörte eher älterer populärer afro-amerikanischer Musik und vor allem dem so genannten "Americana": Calexico, Wilco, Giant Sand, Yo La Tengo und so. Das aber nur nebenbei)

Liebe Grüße

Carsten

*papamann* (Beitrag #13977) schrieb:

Hier jetzt wieder eine meiner geschätzten BYG Actuel-Reihe. Platten kauft man nicht nach Label....außer BYG Actuel!

Gut, das ist bei dem label und seinem eher sehr konzentrierten stilistischem Feld auch sicher immer ein Treffer, aber ECMs der 70er und frühen 80er kann man auch blind kaufen. So eine läuft grade hier; meine absolut über alles geliebte, weil in vieler Hinsicht radikale und kompromisslose:

Terje Rypdal
Odyssey
Ich habe die ja schon oft empfohlen, aber es immer und immer wieder ein soghaftes Erlebnis, das einen unwiderruflich und ohne Möglichkeit der Gegenwehr in dieses dunkle, rypdalsche Universum zieht. Muss man auf jeden Fall ganz und am Stück hören. Und danach gleich noch zwei, drei andere Rypdal Scheiben. Wenn man denn dann noch kann.

chriss71 (Beitrag #13981) schrieb:

dietmar_ (Beitrag #13980) schrieb: @Filmfan42 Von den Plugged Nickel Aufnahmen würde ich an deiner Stelle erst einmal die Finger lassen, so wie papamann schon andeutete. Für mich die beste Live Jazz Quintett Aufnahme die es gibt...

Ob diiie Beste, weiß ich nicht? Sehr, sehr gut, dem würde ich zustimmen. Aber auch hard stuff. Okay, du legst dich auf's Quintett fest. Mit den kompletten Aufnahmen bin ich emotional noch längst nicht durch, dabei stehen die hier schon etwa 4 Jahre rum.

Von Miles mag ich z. B. auch die Antibes Quintett Session sehr ... und die aus dem Lincoln Center.

chriss71 (Beitrag #13981) schrieb:

dietmar_ (Beitrag #13980) schrieb: @Filmfan42 Von den Plugged Nickel Aufnahmen würde ich an deiner Stelle erst einmal die Finger lassen, so wie papamann schon andeutete. Für mich die beste Live Jazz Quintett Aufnahme die es gibt... :prost

Es gibt ja dieses fette CD-Set. Das irre ist das man sich ja durch das...äh, Miles Davis-Songbook hört. Schien ein echter Spaß gewesen zu sein das derart....zu dekodieren. Der Wahnsinn. Wenn ich das richtig sehe zwischen den eher coolen Alben "E.S.P." und "Miles Smiles" aufgenommen. Meine Fresse! Jetzt läuft noch NDR-Info Radio "Playing Jazz", über Satelit bestes Jazz-Radio mit tollem Sound.

Danach ist "Plugged Nickel" mal wieder fällig. Jawoll! Ich kann morgen ausschlafen.....

Liebe Grüße

Carsten

Mr._Lovegrove (Beitrag #13983) schrieb:

Terje Rypdal Odyssey

Ich habe mehrere Anläufe unternommen, Schnipsel gehört, Youtube-Beiträge, ich habe mich letztlich wieder gegen den Erwerb dieser weißen Box entschieden.
Der immer mal hochgelobte Rypdal hat bei mir noch nicht den Schlüssel gefunden. Muss er ja auch nicht, gibt ja genug Freunde von ihm.

Aber was nicht ist, kann ja noch werden.

Jau, zu viel Geschwurbel. Der Rypdal jetzt. Die Romantik finnischer Seen-Platten mit genau 10 Gitarren-Effekt-Tret-Minen hörbar gemacht. Mir ist das zu esoterisch. Da werde ich unruhig. Ein ordentliches Riff oder eine Hook-Line soll auch im Jazz nicht verboten sein, so munkelt man...

Aber die hier ist super! Später mehr.....jedenfalls kein Geschwurbel. Erstaunliche CD! Kocht! "Bitches Brew"-Feel.



Beste Grüße

Carsten

Nehmt bitte meine Schelten nicht zu ernst. Ich mache selber Musik, auch in Bands (Reggae!) mit Auftritten und Geld verbrennen für 'nen neuen Bass-Amp...bleibt aber nur Hobby, ich bin kein ausgebildeter Musiker. Aber "Equinox" von John Coltrane, das kann ich durchaus am Bass....wobei das eine einfache sehr dankbare Linie ist.... ;)....mit unserem Trio ist das gar im Programm.

Wenn ich Terje Rypdal als Esoterik-Schwubbler abtue bleibt trotzdem der Respekt vor Terje Rypdal. Ich möchte hier alles sein aber nicht der arrogante Jazz-Polizist.

Alles cool!

Carsten

Nein, alles gut. Hab dich voll verstanden. Und ich glaube, so richtige Jazz Polizisten sind anders drauf. Wobei ich mich dann auch wieder die Frage stelle, ob es die wirklich gibt und was die so ausmacht. Also ich kenne keinen, der dieses Klischee er- bzw. ausfüllt. Hat da jemand andere Erfahrungen?

Aber ja! Die ersten bestuhlten Reihen im leider ehemaligen Moers-Zirkus-Zelt. Und bei vielen anderen Jazz-Konzerten auch. Sehr schön im Braunschweiger Landes-Museum. Diese Spezial-Wichtig Fraktion. Nicht wirklich abhängig von Alter oder Bildung. Eher geprägt von gewisser Angst vorm' Jazz. Harte Worte, aber so isses doch.

Das intimer Jazz gewisse Ruhe im Publikum fordert ist völlig okay. Wenn man allerdings bei Wahnsinns-Hard Bop Feuer zurecht gewiesen wird weil man bei einem Solo vor Begeisterung "Yeah!" oder "Boah!" macht stimmt etwas nicht. Für meine Frau und mich ist es unmöglich da still zu sitzen und wichtig zu gucken und wehe einer muss aufs' Clo und stört die Sitzordnung.

Jazz ist nun mal Tanz-Musik. Gut, im Braunschweiger Museum sind wir lieb und bleiben sitzen. Wenn allerdings selbst leises Schnippen verboten ist hört es auf.

Mein erstes Moers Festival, späte 7Ts, brachte drei vom Art Ensemble Of Chicago mit einem reinem Trommel/Perkussion Konzert. Ich finde auch: bei den ruhigen Passagen: Schnauze. Wenn allerdings los geballert wird will ich jubeln. Und mich bewegen. Was heißt ich will, ich muss! Zack! Ellbogen in die Rippe. Vom Nachbar. Und ein böser Blick. Ich war jung und komplett eingeschüchtert. Im Jazz ist Trommeln wohl etwas wichtigeres als die Freude am Groove.

Das wohl unglaublichste war in dieser Hinsicht Anthony Braxton mit einer sehr jungen Band. Meine Frau hat vor Glück geheult, echt jetzt. Sie hat gespürt wie fummelig das für die Jungspunde war des Meisters' Wahnsinns-Zeug umzusetzen. Und die Erleichterung in den Gesichtern wenn man sich durch geackert hatte. Fabelhaft. Geiles Konzert!

Dann zusammen geschissen zu werden das man doch besser raus geht wenn man das nicht verkraftet ist einfach nur Scheiße. Jawohl. Ruhe im Bau! Emotionen bleiben im Schädel! Die Musik ist zu wichtig um zu heulen! Ich persönlich kann mir nicht erklären wie man das durch steht, diese wichtige Gestarre. Und ja, Anthony Braxton braucht nicht unbedingt "Yeah!" und "Boah!"-Gebrülle. Aber auch er freute sich wenn das trotzdem kam. War ja eher verhalten und dankbar.

Soviel zum Thema Jazz-Polizei. Immer wieder erstaunlich wie diese Leute einen imaginären einzuhaltenden Status Quo einfordern. Welchen? Jazz ist wie Klassik? Also starren? K-U-L-T-U-R !!!. Furchtbarer Gedanke.

Ich möchte das aber auch nicht überbewerten. Aber es gibt und gab schon seltsame Momente. Und: diese Mit-Menschen sind nicht per se doof. Man wird seine Gründe haben. Aber dieses regungslose Gestarre wenn z.B. Billy Higgins ein Drum-Solo im Museum spielt kann ich einfach nicht wirklich verstehen. Vielleicht ja alle Kenner von Ornette Colemans' "Dancing In Your Head"-Album....


...also alles gut!

Liebe Grüße

Carsten

Der amtlichste Jazz-Polizist aller Zeiten bleibt für mich der unglaubliche Ekkehard Jost. Kennt Ihr das Buch "Sozialgeschichte des Jazz in den USA"?

So wirklich informativ (!) so herrlich fies radikal: Alles Scheiße außer Free Jazz. Man lese den Abschnitt über "Blue Note" Oder die Abschnitte. Da muss man sich ja schämen diesem Sound ab und an komplett verfallen zu sein. Und man erfährt ausführlich das alle bedeutenden Label die Jazz brachten geführt wurden von gewissenlosen Drecksäcken.

Und eben seine Tour De Force :niedermachen des gepflegten Jazz-Publikums. Alter! Alle bescheuert außer deren missratene Kinder die zu Free-Jazz tanzen. Was ein Zeuchs!

Leider kein Bild, hier als langsam zerbröselndes Fischer-Tachenbuch. Erschienen 1982.

Nicht zu vergessen die Abrechnung mit "Fusion" Jost schreckte z.B nicht davor zurück Dave Holland so hinzubiegen das die Zeit bei Miles Davis letzlich wasted time war. Aha. Alles Scheiße außer Free Jazz.

Inzwischen fast Slap-Stick. Trotzdem lese ich da seit Tagen ständig quer. Weil eben auch gut recherchiert von Ekkehard Jost. Seine Sicht der Dinge allerdings ist echt 'ne Nummer!

Unser Mann am Bariton!

Liebe Grüße

Carsten

An das Buch habe ich mich nie rangewagt. Alleine der Titel schreckt mich ab und gibt mir unabhängig vom Inhalt zu verstehen,
dass das möglicherweise viel Quasselei um wenig ist. Ich mag Musikbücher (und auch -Dokumentationen) nicht, in denen es nicht um die Musik an sich geht, sondern um irgendwelche Gefühlslagen. Deshalb ist Ashley Kahns "Kind of Blue" Buch ja so gigantisch. Er kommt auf den Punkt und zerlegt unprätentiös, aber mit vollster Spannunge nicht nur die Geschichte um das Album, sondern die Sessions selbst bis in jede Note - für jeden verständlich und doch großartig!
Ich habe natürlich den Ernst-Berendt hier stehen, aber selbst der wirkt ob seiner Wichtigkeit als Enzyklopädie mittlerweile staubig und trocken, wie 3 Jahre altes Mischbrot.
Aber back to topic. Hier läuft Karl Seglem mit seinem drölfzigstem Album:

Karl Seglem
Ossicles
Wer auf nordische Jazz-Folk-Fusion steht, ist hier genau richtig. Und gerade diejenigen, die Garbareks Spielstil nicht mögen, aber seine Art Folk und Jazz zu mischen, kommen hier auf ihre Kosten, den Seglem setzt da an, wo Garbarek in den 90ern aufgehört hat, spielt aber ein viel unpathetischeres Sax.

Was'n hier los? Gibt ja 'mal wieder richtig Text zu richtigem Jazz

Warum sagt Ihr Plugged Nickel sei "hard stuff"? In welchem Sinne. Ich liebe diese Box, das Gläserklirren, die Stimmen im Publikum und die Band
Was zu kaufen ist doch bei MD nicht die Frage, sondern was nicht. Da ist man viel schneller fertig Ich habe soviel Zeug gekauft und soviele doppelt und dann die Columbia Box, die Live Aufnahmen aus dem Blackhawk wo man nie wusste welche Ausgabe es war und man zwangsläufig mehrfach kaufte und bei Zweitausendeins gab es solche Sets, die mussten auch noch mit. Lieber zuviel als zu wenig
Klar dürfte es bei Vinyl schwieriger sein, aber das jemand seinen CD Player aufgibt wegen Vinyl hatte ich bis dato auch noch nicht gehört, eher anders herum (so wie ich)
Also: CD Player kaufen, MD hören und gut, wird ja nicht schlecht das Zeugs. Der Vorschlag von Mr Lovegrove, chronologisch vorwärts oder rückwärts zu hören ist mehr als plausibel.

Jetzt hier:


Miles Davis Quintet* ‎– Live In Europe 1967 The Bootleg Series Vol. 1

Warum die? Lag oben

Nur auf Vinyl zu setzen würde ich auch nicht fertig bringen. Es gibt viel zu viel spannendes schlicht nicht auf Vinyl. Besagte (fantastische) Bootleg-Serie ist auf Vinyl schlicht unverschämt teuer.

Oder, als Beispiel, Enja-Records: jahrelang bis auf wenige Ausnahmen nur CDs. Auch ECM brachte jahrelang nur noch CDs. Leider auch Fresh Sound aus Spanien, man was waren das früher für toll gemachte Schallplatten!

Wie auch immer, gerade Miles Davis ist auf CD derart gut dokumentiert, da ist ein CD-Player schon zu überlegen. Muss ja nicht ein Yamaha CD-S3000 für schlappe 4,2 Kilo-€ sein. Okay, gehört hier nicht hin. Aber man verpasst schon wesentliches wenn man nur auf Vinyl setzt, gerade im zeitgenössischem Jazz.

Das natürlich eine Vinyl-Sammlung mit all den Klassikern der 4Ts/5Ts/6Ts seinen Charme hat dürfte niemand bestreiten. So eine Impulse! mit schwerem Gatefold-Cover stellt echt etwas dar. Und natürlich klassische Blue Note-Hüllen.

Beste Grüße

Carsten

Hier noch mal die "Crime Scene" von Terje Rypdal, gestern schon erwähnt. "Bitches Brew"-Feel ziehe ich zurück. Doch schon ein eigener Schnack. Aber sehr kochendes Gebräu mit toller Mischung aus Fusion und ziemlich freiem Vorwärts-Streben. Erstaunliche Scheibe! Also doch "Bitches Brew."... aber der Sound ist doch weit klarer. Ohne diese gewisse Voodoo-Drohung...sehr schöne Samples dabei.




ECM 2041. Aufgenommen im Mai 2009 beim Festival in Bergen.

Terje Rypdal: electric guitar
Palle Mikkelborg: trumpet
Ståle Storløkken: Hammond B-3 organ
Paolo Vinaccia: drums, sampling

Bergen Big Band directed by Olav Dale.

Liebe Grüße

Carsten

Dualplattenspieler (Beitrag #13993) schrieb:

Warum sagt Ihr Plugged Nickel sei "hard stuff"? In welchem Sinne. Ich liebe diese Box, das Gläserklirren, die Stimmen im Publikum und die Band

Ich nannte das so. Nicht missverstehen, ich mag die Aufnahmen sehr. Doch denke ich, dass wäre jetzt nicht passend für Filmfan42, wenn ich seine bisherigen Aussagen (z. B. zu A Love Supreme) einbeziehe.

Dualplattenspieler (Beitrag #13993) schrieb:

Miles Davis Quintet* ‎– Live In Europe 1967 The Bootleg Series Vol. 1

Am 21. Oktober erscheint Bootleg Series Vol. 5 mit Aufnahmen zwischen 1966 und 1968. Offenbar komplett durchlaufende Aufnahmesessions, inklusive Dialogen etc., [Gläserklirren? ]. Oder was muss ich unter "session reel" verstehen?
Klar, stellt sich die Frage, braucht man das? Ich glaube, ich möchte die Box trotzdem haben, weil ich die Phase des zweiten Qunintetts so schätze.

Filmfan42 (Beitrag #13976) schrieb:

In bin übrigens über KOB zum Jazz gekommen.....

Sorry. Aber wer ist KOB?

Extremraten. Nicht Wer sondern Was ist KOB

fernhörer (Beitrag #13999) schrieb:

Es gibt nach 2 weitere Alben des norwegischen Trios

Sogar vier:
(1) On And On (1991)
(2) Jøkleba! (1993)
(3) Live! (1996)
(4) Nu Jøk? (2011 - gekoppelt mit einer Wiederveröffentlichung der zweiten CD)

Edit: Wo ist denn jetzt der originale Beitrag?

Oh...danke dir! 'On And On' ist mir entgangen, muss ich gleich mal schauen...hast du nen Link?


Edit: Den Beitrag hatte ich in einem mich plötzlich überkommenden Löschwahn entfernt.
Hier nochmal 'Outland' von Jokleba:

Dualplattenspieler (Beitrag #13998) schrieb:

Extremraten. Nicht Wer sondern Was ist KOB ;)

Für den der das ins' Spiel brachte besser als ALS:

Was ist denn hier los?
Gerade mal drei Tage nicht reingeschaut, da ist die große Diskussion im Gange.
Wir sollten vielleicht mal einen neuen Thread aufmachen, der ganztägigen Jazzfrühschoppen oder so.

Also keine Ahnung was KOB und ALS ist.
Muss jedenfalls schon älter sein, ich tippe so 1959 und 1965

Also ich mach hier mal klassisch weiter... (wie langweilig)

Bei mir ein Neuzugang:


Kann ich noch nix zu sagen, gerade das erste mal im Player.

Wenn ich hier nicht Platten-Tipps weit abseits meiner verschnarchten Sicht der Dinge bekommen würde wäre ich längst versackt.

Das steht mal fest.

Daumen nach oben für diesen Fred. Grandios!

Beste Grüße

Carsten

Seit gestern neu im Regal:

Susan Weinert Band - Mysterious Stories
Frank Kirchner - dto.
Modern Jazz Quartett - At Music Inn Vol. 2
Sonny Rollins - Volume 1 (TOCJ Japan!)

Zum Japan Import der Sonny Rollins kann ich nur sagen, dass mein RVG Remaster ab sofort in einen cryonischen Tiefschlaf fallen wird, da die Japan CD deutlich angenehmer und homogener klingt, als die dagegen laut brüllende und überspitzt klingende RVG.

Gerade läuft die Susan Weinert. Frickeliger Jazzrock ist eigentlich nicht meins, aber die drei Herrschaften spielen auf Weltklasseniveau.

Hallo liebe Jazz-Fans,

sorry, noch einmal OT und ich:

Aufgrund eurer CD-Empfehlungen bezgl. MD habe ich mir nun bei eBay einen CD-Player gekauft. Als Dual- und Vintage-Fan musste es der "CD120" sein (Anm.: die CD-Player der 1. Generation scheinen aufgrund der aufgerufenen Preise ziemlich beliebt sein).

Heute gehe ich nun los und kaufe die ersten Miles Davis Ausgaben und folge der Empfehlung, dabei chronologisch vorzugehen.

Nochmals herzlichen Dank an euch alle und ein schönes (langes) Wochenende mit viel Jazz!

Thomas

fernhörer (Beitrag #14000) schrieb:

Oh...danke dir! 'On And On' ist mir entgangen, muss ich gleich mal schauen...hast du nen Link?

Die "On And On" (Details hier: https://www.discogs....d-On/release/3014952) scheint allmähmlich aus den Online Stores zu verschwinden. Bei CDON steht sie noch zu einem relativ hohen Preis (€20,95): http://cdon.eu/music/balke_jon_trio/on_and_on_iii-814135. Im Katalog von Musikkoperatørene (vom November 2015) ist sie noch gelistet - Katalog kann hier heruntergeladen werden: http://www.musikkoperatorene.com/nyhetsskriv/ - eine wahre Fundgrube! CDON wird von Musikkoperatørene bedient - wenn also Musikkoperatørene die CD noch auf Lager hat, sollte CDON sie auch liefern können (...habe aber Zweifel).

An Musikkoperatørene kommt man als Freund norwegischer Musik ohnehin nicht vorbei - würde sagen, dass dieser Vertrieb ca. 75% aller interessanten Musik abdeckt, die aus Norwegen kommt. Und es gibt so viel mehr als ECM, Hubro, Rune Grammofon...

@ Filmfan42:

Jawoll! Deine Dual-Anlage habe ich weiter oben ja schon bestaunt. Jetzt noch ein dazu passender CD-Spieler....klasse!

Noch ein Aspekt: Miles Davis auf CD ist fast immer bezahlbar. Viel Spaß! Wann was wo findest Du hier!

Wobei das nicht mehr wirklich aktuell ist, aber als Orientierung sehr brauchbar. Genau wie obiger Link von Arnaoutchot. Das ist eine klasse Übersicht!

Beste Grüße

Carsten

@martin-r

Danke dir sehr!
On and On ist gekauft....

McCoy Tyner "The Real McCoy"

Blue Note Records

Angesichts der regen Miles-Davis-Diskussion habe ich mir gerade überlegt, welche zehn MD-Platten ich mir (zuerst) kaufen würde, wenn ich die Gnade des Wissens um den Inhalt aller Platten hätte, aber keine einzige besitzen würde. Unnötig zu sagen, dass das völlig subjektiv ist und sich morgen schon wieder ändern kann. Deckt aber die wesentlichen Schaffensphasen von MD ab.

Bags' Groove (Prestige 1954)
'Round About Midnight (Columbia 1958)
Kind of Blue (Columbia 1959)
Sketches of Spain (Columbia 1960)
Nefertiti (Columbia 1967) (hier liegen eigentlich alle Platten des Quintetts Kopf an Kops, Nefertiti ist eher beispielhaft gewählt)
Filles de Kilimanjaro (Columbia 1968)
In a Silent Way (Columbia 1969)
Bitches Brew (Columbia 1969)
On the Corner (Columbia 1972)
Tutu (Warner 1986)

Edit: Die voher genannte Cannonball Adderley - Something Else als "Schwesterplatte" zu KOB (Kind of Blue ... ) kann ich voll unterstützen.